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Ein neues Jahr – eine neue Geschichte

Veröffentlicht: 09.01.2023


Bevor ich La Paz den Rücken kehre, wende ich mich besser wieder Euch zu. Zu viele Bilder und Erlebnisse gilt es bereits zu sortieren und ich fürchte, da ist schon einiges durcheinandergepurzelt.
Es liegt jedoch nicht nur am steten Nachschub der Ereignisse und dem daraus folgenden Mangel an Zeit, dass ich so lange nicht geschrieben habe, sondern an den unbeschreibbaren Schönheiten der Geschehnisse selbst. Chile und Bolivien haben Schuld. So einfach ist das!

Eigentlich hatte ich vor, in La Paz ein wenig zu Rasten und die Höhenmeter, derer es 3500 und mehr sind, zu erleben. Aber auch hier gibt es Wunderbares zu tun und zu bestaunen, aber vom Versuch, Österreich in Bolivien zu besteigen, kann ich wohl erst später schreiben.

Bolivien, wie bin ich eigentlich hierhergekommen? Der Floh ins Ohr gesetzt wurde mir schon von einer lieben Freundin, hallo und danke meine liebe Gris! Die Anreise zur höchstgelegensten Stadt der Welt stellte ich mir schon in Wien sehr abenteuerlich vor.
Den zweiten Schups gab mir eine Reisebekanntschaft namens John, der ein ganz Romantischer ist und mir, obwohl wir uns gerade mal 2 Stunden unterhielten, immer noch Küsschen via WhatsApp schickt. Er hat mir von Uyuni erzählt, und dass man von San Pedro de Atacama aus unbedingt einen Abstecher machen muss. Weils so schön ist. Und recht hatte er. SO schön ist es!
Aber ehe ich in diese traumhafte Landschaft versuche einzutauchen, noch ein paar Worte über die Atacama Wüste, oder besser gesagt die Touren, die einem dort angeboten werden.

Wir starten in San Pedro. Eine Ansammlung Lehmverkleideter Häuser und Straßen, die staubiger nicht sein könnten.
Kurz zur Anreise: Luxusbus mit Liegebettchen, Fensterplatz an Küstenseite, Ausgeruht weil Füße hoch. Augen zu, Ausgespült in Calama (nicht der Rede wert), Brian, Diabetiker aus USA, zappelt mit mir zum nächsten Bus. San Pedro, ich ins Taxi. Zum Quartier.

Mein Quartier war leider ein Fehlgriff und ich habe jetzt endlich ein Gefühl für „2 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt“. Kein Gutes. Zu den ewigen Minuten unter der heißen Wüstensonne gesellten sich mindestens 3 Kilo Dreck, sprich Sand, die ich gehend inhalierte. Die Schleimhaut meiner Nase war damit beschäftigt, all den zermalmenden Wüstensand zu binden und ich förderte mehrmals täglich blutige Klumpen aus rot und braun. Natürlich nur, wenn niemand hinsah. Wollte keineswegs grauslich wirken. Ab dem zweiten Tag habe ich mir dann meine Pyjama Hose versaut, weil ich mit Nasenbluten aufgewacht bin. So eine Schleimhaut ist ein zartes Wesen und ich schreibe das nur, damit Ihr eventuell gut vorbereitet seid und den Mund- Nasenschutz nicht erst wie ich am dritten Tag freiwillig anlegt.

Endlich in „der Stadt“ angekommen, reihe ich mich in den Strom motivhungriger TouristInnen ein. Die Hälfte der Läden bieten alle dieselben Ausflüge an, in den anderen gibt es Nahrungsmittel und vor allem Wasser.
So wie all jene, die nicht mit dem Auto hier sind, bin ich auf die Agenturen angewiesen, die uns BesucherInnen morgens abholen und dann zu den Orten unserer Wahl bringen. Die Auswahl erfolgt wie beim Chinesen. Bilder zeigen, was wir sehen wollen. Idylle unter blauem Himmel, Flamingos die im Wasser schnäbeln, blendend weiße Salzkrusten, Vulkane, Geysire, Abendsonnen beschienene Felsformationen. Und welch eine Überraschung, alle wollen dieselben Orte sehen. Ein Foto von sich haben, dass beweist, dass Mensch oder Pärchen hier war.

Und so werden wir an Stationen ausgeladen, an denen bereits 10 weitere Kleinbusse a 18 Touris stehen, erhalten einen kleinen Auslauf zu den Kodak Points, schummeln unsere Linsen an den Touristenmassen vorbei, machen artig unsere Fotos und die meisten lassen sich willig wieder einfangen. Rodrigo, ein unglaublich sympathischer Brasilianer und ebenso Alleinreisender und ich, tanzen natürlich hier aus der Rolle. Wie könnte ich auch anders? Aussagen wie „Wir müssen in der Gruppe zusammenbleiben“ lösen bei mir Brechreiz aus und kotzen will ich dann dort, wo mich niemand sieht. Also bin ich nicht bei der Truppe. Und Jose mag das gar nicht. Rodrigo? Petra? Die verzweifelten Rufe eines Hirten. Er hats nicht leicht mit uns. Schmunzle ich pubertierend vor mich hin.

Einen unvergesslichen Ausflug hat mir dann der Zufall beschert.
Nachdem ich 1 Stunde lang vergebens versuchte, ein Taxi zu bekommen, wurde ich von der sehr hilfsbereiten (Tipp vom Küsschen schickenden Franzosen) Paula umgebucht. Statt der englisch sprechenden Gruppe fand ich mich in einem Bus BrasilianerInnen wieder. Hilfsbereit, plaudernd, lachend und staunend fuhren und gingen wir durch das Mond Tal. Der Guide war so bekifft, dass es keine Eile hatte und zwischendurch einfach auf uns vergaß. Das bescherte mir die Freiheit des Staunens und ich durfte in meinem Tempo den Mond auf Erden durchwandeln. Das, was ich sah, kann kein Foto erfassen und niemand brachte mir die Worte bei, um es zu beschreiben. Salz. Stein. Fels. Von Urzeiten, Wind und Wetter in perfekte Harmonie gebracht. Der Weg, in dem wir uns bewegen dürfen, trennt die Perfektion vom Trampelpfad der Schaulustigen. Kein Tritt, keine Spur, zerpflügt die naturgeformten Linien. Keine Menschenhand zerpflückt die Kristalle aus Salz und Fels. Das Auge sieht nur eine Farbe, aber diese in hundertfacher Schattierung. Es ist eine Form, mit all ihren Variationen. Weit. Und hoch. Unberührt. Bewahrt.
Und wenn man still ist, hört man das Salz ächzen. Es kracht. Ein runder, kurzer, dumpfer Laut. Kalt auf heiß, dehnt es sich. Und spricht.

An dieser Stelle muss ich vorerst rasten. Ich bleib für eine kleine Weile noch ein wenig auf dem Mond.
Weiteres wird folgen. „Bald“ lautet der Vorsatz, „Schauen wir mal“ sagt die Erfahrung. Und die Gewissheit schickt Bussis und liebe Grüße

Petra
Antworten (3)

Iris
Wundervolle Fotos und danke für's dabei sein..hab sehr geschmunzelt 😊 Happy new year liebe Petra und Küsschen aus Wien - kein Franzose 🤣

Julia
Was für toe Eindrücke! Wüsten laden uns dazu ein, über unsere Grenzen zu gehen....:-) danke fürs Teilen 😘

Petra
Danke für eure lieben Kommentare. Und fürs Küsschen, liebe Iris ☺️

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