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Zweiter Abschnitt: Kasein und die Transsibirischen Eisenbahn

Veröffentlicht: 23.08.2018

Schon am Abreisetag von Moskau ging es Marie nicht so gut , Magenkrämpfe und Übelkeit wechselten sich ab, was sich bei Marie aber zum Glück in einem riesigen Schlafbedürfnis zum Kurieren der Krankheit niederschlägt. So hatte Marie nach 12 Stunden Schlafzug immer noch das Bedürfnis unter anderem im Stadtbus zum Hostel und im Hostel auf der Couch, vor dem Einchecken, ein paar Mittagsschläfchen zu halten. Der Weg zum Hostel stellte sich dabei auch als nicht so einfach raus wie erhofft. Nachdem wir die Adresse bei Google-Maps eingegeben hatten (mit lateinischen Buchstaben) schlägt Maps einem meist eine Korrektur auf kyrillisch vor, da man es nicht besser weiß, nimmt man diese halt an. In Moskau und Sankt Petersburg sind wir wenigsten in der Nähe des Hostels gelandet, in Kasan aber sind wir in einem sehr dreckigen Viertel am Rand der Stadt gelandet, wo wir mit unseren Rucksäcken sehr aufgefallen sind. Nachdem wir es dann mit dem Namen der Unterkunft probiert haben und die richtige Route herausgefunden hatten, haben wir es dann zum Hostel geschafft. Der Unterschied zwischen den Vororten und der Innenstadt ist dabei immens.

Nach diversen Mittagsschläfchen und dem Einchecken ins Hostel sind wir dann in die Stadt gelaufen. Kasan ist die Hauptstadt der teilautonomen Region Tatarstan (nicht zu verwechseln mit dem Dönermann am Bült). Die dortige Bevölkerung setzt sich zu etwa 55% aus Tataren, 40% Russen und 5% anderen Gruppen zusammen. Dies ist sehr spannend, da die Tataren überwiegend muslimisch geprägt sind und die Russen überwiegend russisch orthodox, was sich auch im Stadtbild widerspiegelt. So sind am Kasaner Kreml eine Moschee und eine orthodoxe Kirche direkt nebeneinander gebaut und die Religionen leben friedlichen nebeneinander her. Für uns war dies so auch die erste Möglichkeit einmal eine Moschee von innen zu sehen. Dieses friedliche Zusammenleben gipfelt im Tempel aller Religionen, einem Tempel, welcher Elemente von 16 aktuellen und früheren Weltreligionen enthält, (unter anderem orthodoxe- und katholisch Christliche, Jüdische, Islamische, Buddhistische, Hinduistische und auch Elemente der Götter aus dem alten Ägypten ) Dieser Tempel ist zwar die Idee eines Geschwisterpaares aus Kasan gewesen und nicht von einer höheren Religiösen- oder Regierungs- Instanz, steht aber sinnbildlich für die Möglichkeit friedlich und wertschätzen miteinander umzugehen. Kasan ist eine tolle, sehenswerte und vor allem vielschichtige Stadt.

Und nun zu Maries absolutem Highlight bisher : die Fahrt in der transsibirischen Eisenbahn! Es ist wundervoll so langsam zu reisen. Wir kamen durch schier endlose Birken- und Kiefernwälder, an Seen und Sümpfen vorbei, durch Dörfer mitten im Nichts und durch große Städte. Mehrere verlassene altertümliche Bauernhöfe haben wir gesehen, die aussahen, wie der Mühlenhof in Münster, nur in echt echt alt, ohne Museums Schnickschnack. Einfach total beeindruckend! Aber nicht nur der Blick aus dem Fenster war toll. Auch die Menschen, die wir getroffen haben, waren wundervoll. Wir haben eine Familie kennengelernt : Anita (9) mit ihrer Schwester Valerie (21) mit Tochter Palina (1,5) und der lieben Oma. Dank Palinas tollem Lächeln haben wir uns schnell angefreundet. Die vier saßen im Nachbarabteil, kamen uns aber immer wieder besuchen, da wir anfangs nur zu zweit in unserem Abteil waren. In der Nacht kamen dann zwei Männer zugestiegen, die ebenfalls sehr nett waren, jedoch erstmal nur geschlafen haben. Nachdem die beiden aufgewacht waren haben sie erzählt, dass sie die Tour jeden Monat fahren, da sie in Omsk für Gazprom arbeiten. Dort verbringen sie dann einen Monat und haben dann einen Monat Urlaub zuhause. René hat mit Anita Schach gespielt, wir haben Papierflieger durch den Zug geworfen und die größten Seifenblasen gemacht. René hat ihr außerdem einen kleinen Papierfrosch gefaltet, der ein paar Loopings auf dem Flur gemacht hat.

Nachdem Marie den letzten Abschnitt nach der Hälfte des Tages geschrieben hatte um den Vibe direkt und unverfälscht einzufangen und nicht diese perfekte Zugfahrt zu vergessen ist ihr allerdings relativ langweilig geworden. Ich habe die meiste Zeit auf dem Bett gelegen und aus dem Fenster geguckt, da Marie aber nicht so lange liegen kann ohne knatschig zu werden ist sie dann Podcast hörend über den Flur spaziert. Man trifft nämlich erstaunlich wenig Touristen oder Leute die gut Englisch sprechen, weswegen man sich auf jeden Fall gut alleine beschäftigen können muss. Außerdem ist es kein Traum für 36 Stunden nur ein Zugklo zu haben und Teilweise hatten wir Züge mit nur einer Steckdose, daher sollte man sich auf jeden Fall ein gutes Buch oder ein paar Spiele mitbringen.

Trotzdem sollte jeder dem fliegen auf den Keks geht mal eine Fahrt im Schlafzug in Betracht ziehen. Die entschleunigte Art der Fortbewegung, der Hostelflair durch die kleinen Vierbettzimmer und die Gänge mit bis zu 36 Mitreisenden haben eine viel persönlichere Art als ein Flug im Flugzeug. Es gibt übrigens auch eine Verbindung von Berlin an in den Osten bis nach Moskau für alle, die nicht bis nach Russland möchten um zu starten.

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