Veröffentlicht: 20.11.2024
USA-Update:
Als ich vor ein paar Wochen das erste Mal im Bus auf dem Weg von #Cleveland nach #Chicago saß und etwas in mir sagte, dass ich einfach mal schreiben könnte, was mir zu vier Wochen #NewYorkCity so in den Sinn kommt, war mir nicht klar, dass auch auf den kommenden längeren Fahrten, etwas aus mir auf eine leere Seite sprudelt. Nun bin ich am Flughafen in #DC und kann noch nicht glauben, dass ich morgen früh (deutscher Zeit) zurück sein soll.
Ich liebe das #Unterwegssein, das Freisein, das sich (Neu-)Erfinden und Erfinden wollen und müssen, das Fremdsein, Ankommen, Losgehen. Reisen im wirklichen Sinne.In den letzten Tagen habe ich viele Notizen gemacht; erst für mich, dann für einen Text, ein Update, eine Möglichkeit andere teilhaben zu lassen; eine Art Ende der USA-Updates; darüber, worüber ich schreiben könnte und möchte und müsste. Über den Luxus des Reisens (und des Reisen-Könnens), darüber, dass ich ein Glückskind bin mit all den Privilegien; über die vielen Obdachlosen auf den Straßen, über all die Armut, die man sieht, fühlt und der krasse Unterschied dazu: monumentale Gebäude, Geld, das ebenfalls mehr als sichtbar ist und der Gegensatz von Zeltstadt zu Traumstadt; der Widerspruch zwischen Nichts und Menschen, die betteln (müssen) zu extrem schöner und ruhiger Gegend am Capitol Hill. Die enorme Spaltung ist erschreckend – und auch im negativen Sinne faszinierend. Ich musste – wie seit Jahren nicht mehr – an meine (quasi) Rückreise von Neuseeland nach Deutschland denken: 2009 West Coast USA; zwar gab es noch den vibe von „Jetzt wird alles anders! Obama wird es ändern!“, doch was hat sich wirklich ge- und verändert? Und was kann ich als Außenstehende davon überhaupt wirklich sehen und erkennen?Die letzten zwei Monate hier waren neben schöner und intensiver Arbeit – die sich nicht danach anfühlt(e) – v.a. Begegnungen mit Menschen – sehr ausgewählt und coronasensibel; ich erinnere mich an Gespräche, in denen ich peinlich berührt, fast schon ängstlich gefragt wurde, wie schlimm das USA-Bild in der Welt, aber auch bei mir persönlich von Trump ruiniert wurde – und wird. Gleichzeitig sehe ich zwei Schüler, wohl keine 16 immer noch vor mir auf dem Weg ins National African American Museum. Der eine mit der Mütze „Trump – I’ll be back – 2024“, der Zweite mit „Let’s go Brandon“. Wir waren zu früh; sie warteten mit der Schulklasse. Ich war kurz davor die zwei anzusprechen; irgendwie wäre es spannend gewesen, doch wie fängt man so ein Gespräch überhaupt an? Und was wollte ich eigentlich wirklich wissen oder vielleicht sogar bezwecken? Die Fragen konnte ich nicht beantworten und blieb dann doch still – jetzt ärgere ich mich. Ein Gespräch wäre zumindest für mich spannend gewesen. Vielleicht für sie auch? Zuletzt hatte ich den Gedanken, dass ich nicht nur in den USA war. Ich war in den USAs – im Plural; Vielfalt in jeglicher Hinsicht und nicht immer nur schön, wenn auch oft faszinierend und beeindruckend. Einer meiner Sehnsuchtsorte waren und sind die USA/USAs nicht, das müssen sie aber auch nicht sein und es war auch nicht das Ziel der Reise; wie ohnehin überhaupt nie etwas wirklich sein muss. Ich bin dankbar für die Erfahrungen – und das auch im ganz wörtlichen Sinne: eine Er-FAHRUNG der USAs, in vielen Teilen eine Be-Gehung – ein Paar Schuhe sind hier geblieben; die Sohlen waren lose geworden; dann auch eine Be-Sprechung und eine Ver-Tiefung – lange habe ich nicht mehr so lang und intensiv in so vielen verschiedenen Archiven gearbeitet, aber auch lange habe ich nicht mehr mit so vielen fremden Leuten gesprochen, mich wirklich inhaltlich und ganz menschlich ausgetauscht, in Kontakt gekommen. Und das ist – wie so oft – das Wertvollste und Schönste am Reisen: mit Yonit und Paul, die mir einen v.a. künstlerischen Einblick in Chicago gegeben haben und ich so schöne Gespräche hatte; Kris, die ebenfalls mit mir ihre Familiengeschichte teilt(e), mir Maryland nahebrachte und dabei den polnischen Akzent im Englischen ihrer Großmutter nachmachte; Helen, die mir DC zeigte und einen eindrücklichen und fast schon privaten Zugang zum USHMM ermöglichte; die Uber- und Lyft-Fahrer in Chicago und Detroit, die mir mit den Gesprächen wie kleine Fenster in jeweils eines der anderen „USAs“ eröffneten; die vielen tollen Museen, die mich für meine weitere Arbeit sehr inspiriert haben, dabei v.a. das National African American Museum, das National Museum of American Indians und das Illinois Holocaust Museum.Und zu guter Letzt, da einige mich immer mal wieder fragten: vermissen werde ich neben dem eigentlichen Unterwegssein, v.a. das mexikanische Essen!
Im Ohr sehr treffend: https://www.youtube.com/watch?v=V9NhncU5_CE
Und da vieles ansonsten nicht unterkommt, einfach eine Auflistung meiner Notizen:Es riecht überall nach Gras!Dichte der FFP2/Kn95-Masken nimmt zu je nachdem, wie reich der jeweilige Straßenzug ist und der Gedanke, dass mir auffällt, dass v.a. Männer Ü50 keine Masken tragenDas lange und langsame Reisen ist ein LuxusSchilder zu climate change und noch einmal mehr Black Lives Matter in Vorgärten; Sehr hilfsbereite Menschen; Alles wird mit Karte bezahlt – ich finde es toll!
Bin dankbar – und freue mich sehr! – über und auf den ÖPNV in Europa