Veröffentlicht: 20.11.2024
Kurzes USA-Update:
Spätestens nach – wenn nicht bereits schon während - meines ersten Aufenthalts in den USA 2009, stellte ich fest, dass ich kein Fan, anscheinend doch keine Liebhaberin von Amerika bin. Mir war damals einfach alles zu viel, zu groß, zu klimaunfreundlich, zu … typisch (nord-)amerikanisch? Ein Jahr später brachte mich die Uni Erfurt noch einmal in die USA, da fand ich es schon besser. Doch auch 2010 bin ich nach knapp 4 Wochen wieder gefahren und hatte das Gefühl: „Well, don’t need to have that again.“ Nun also wieder Nordamerika und das in covid times. Wären die Archive woanders, würde mich meine Doktorarbeit woanders hinführen, wäre ich nicht hier und ich wäre nicht traurig gewesen. Doch: New York City hat mir dieses Mal mit v.a. Zeit und ohne eigenem Stress – was ich noch so alles anschauen, sehen, machen müsste – gut gefallen. V.a. die Zeit am Wasser, Blick auf Skyline(s), Sonnenuntergänge, (extrem!) lange Spaziergänge – vielleicht waren es auch Wanderungen? – Detektiv sein in Archiven, auf der Suche, beim Finden, ein Gefühl von „Das-ist-mein-Zuhause“ – zumindest für ein paar Wochen. Vielleicht lag es aber auch daran, dass mir fast jeder New Yorker berichtete, dass NYC seit Covid nicht mehr NYC sei, zu viel hat sich verändert, zu krass hat Covid gewütet, zu stark sind die Menschen davon beeinflusst und auch verängstigt. NYC war bis zu den Feiertagen ziemlich entspannt. Touris gab es kaum und wenn dann oft meist nur aus den USA. In einigen Museen und Restaurants wurde ich gefragt, wie ich als Europäerin es denn in diesen Zeiten nach NYC geschafft hätte.
Dennoch – oder eben auch deswegen? - war der Aufenthalt in zwei sehr (!) unterschiedliche Stadterfahrungen geteilt: Woche eins und zwei: sehr relaxed, Corona war da und die absolute Mehrheit erschien mir coronasensibel, ein Großteil war/ist geimpft, weit mehr als der US-Durchschnitt, in Restaurants gab/gibt es nur Zugang mit Impfnachweis. Mir erschien alles zumindest ok. Woche 3 und 4: ich kann es nicht anders beschreiben als Panik: die Atmosphäre in der Stadt hatte sich extrem gewandelt. Von gefühlt einem Tag auf den anderen trugen die Menschen selbst auf der Straße Masken; selbst ich, die kaum jemanden in der Stadt kannte, bekam immer mehr mit, wer alles positiv getestet wurde oder zumindest Kontakt mit jemanden hatte. Die Schlangen an den (kostenfreien) Teststationen wurden so offensichtlich in der Stadt, dass ich den Eindruck hatte, jeder – wirklich jeder – lässt sich testen. Selbsttests gab es kaum noch. Von einem Tag auf den anderen war die subway fast schon leer, die ich (natürlich) ebenfalls versuchte zu meiden.Wie ich mitbekommen habe, hat sich die Situation in Deutschland/Hamburg ebenfalls rasant geändert – ganz überraschend kommt dies sicher (leider) nicht. Der Unterschied hier ist auf der anderen Seite des Atlantiks jedoch ist, dass zwar die New Yorker Masken tragen, doch nur eine Minderheit FFP2 bzw KN95-Masken. Der Wille zum Maskentragen ist außerhalb von NYC ebenfalls spürbar geringer, in einigen Bundesstaaten gibt es zwar eine Maskenpflicht in den Öffis, aber nur selten wird dies konsequent umgesetzt. Aber darüber hinaus: der überwiegende Teil (egal, wo ich bereits war) trägt Stoffmasken oder medizinische Masken. Das ist mir bis heute ein Rätsel nach knapp zwei Jahren Pandemie. Ob es daran liegt, weiß ich zwar nicht, aber ein Grund könnte der Preis sein: mein persönliches Weihnachtsgeschenk waren vier KN95-Masken und drei Selbsttest für knapp 100 Dollar.Um der Covidwelle zumindest etwas zu entgehen oder wohl eher „vorwegschwimmen“ bin ich weiter nach Westen. Cleveland bei Exilukrainischern und nun auf dem Weg nach Chicago mit einem morgigen Besuch bei Exillitauern, die mich ‚hosten‘ und mir Zugang zu ihren Archivalien geben. Ich bin megagespannt, wie immer!Vorsatz für 2022: #NegativGetestetUndPositivGestimmt#workandtravelPS: Ach ja, Niagara Falls lag zu sehr "auf dem Weg"!