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TIERRA DEL FUEGO

Veröffentlicht: 17.02.2018

Um nach Feuerland  zu gelangen, müssen wir für kurze Zeit Argentinien verlassen. Wir reisen ohne Probleme in Chile ein und überqueren die Magellanstraße bei Punta Delgada mit der Autofähre. Wir verbringen die Nacht in Cerro Sombrero neben der örtlichen Touristeninformation, wo Enrique uns in seiner Doppelfunktion als Umweltingenieur und Touristenberater mit vielen Informationen versorgt. Außerdem gibt es hier supersaubere Toiletten, heiße Duschen und WiFi - also alles, was das Camperherz begehrt. Den Abend verbringen wir mit Ferran, einem sympathischen Spanier, der allein mit dem Rad unterwegs ist. Er ist bereits durch Spanien und Portugal geradelt, setzte nach Marokko über und fuhr durch ganz Afrika. Flog dann von Kapstadt nach Brasilien und ist jetzt auf dem Weg über Feuerland nach Alaska. Seit 1,5 Jahren ist er schon unterwegs und will noch durch Russland und China radeln....und wir finden uns schon verwegen. Bei Nudeleintopf und gutem argentinischem Wein feiern wir mit ihm seinen 31sten Geburtstag und hören seinen spannenden Reiseberichten zu. Weiterhin "buen viaje" Ferran!

Nach der kurzen Dusch- und Reinigungspause geht es wieder weiter Richtung Süden. Um nach Ushuaia zu kommen, müssen wir den chilenischen Teil von Feuerland wieder verlassen und erneut in Argentinien einreisen, diesmal ein etwas zeitraubenderes Unterfangen. Als wir zur chilenischen Grenze kommen, sehen wir eine endlose Menschenschlange vor dem Zollgebäude. Unser Nachfrage ergab, dass auch die Ausreisenden sich in die selbe  Schlange wie die Einreisenden einreihen müssen. Nach und nach erfahren wir, dass die Argentinier die Karnevalsfeiertage gerne für Kurzreisen nach Chile nutzten und dass ausgerechnet heute in Provenir das größte Asado Feuerlands stattfindet. Die halbe Insel ist also auf den Beinen und wir mitten drin. Wir lernen erneut die offenen Grenzen von Europa zu schätzen und bewundern die Geduld, mit der die Argentinier und die Chilenen diese stundenlange Warterei auf sich nehmen. Nach zwei Stunden sind wir durch die Migracion, nach einer weiteren Stunde durch den Zoll, 10 km weiter das gleiche Spiel bei der Einreise nach Argentinien. Aber das Wetter ist schön, die Menschen nett und die Zöllner hilfsbereit und freundlich. Auch die Durchsuchung des Dubs nach verbotenen Lebensmittel wie Obst und Honig geht zügig, so dass wir bald gutgelaunt weiterfahren können. 

Für die Übernachtung steuern wir Rio Grande an, eine große Industrie- und Handelsstadt abseits der üblichen Touristenroute, die uns widererwarten gut gefällt. Wir decken uns im Supermarkt mit Vorräten ein, da es am Ende der Welt nur wenig und das zu sehr höhen Preisen geben soll. Hier auf Feuerland finden wir zu unserem Erstaunen einen gut sortierten Supermarkt mit viel Obst und Gemüse, Vollkornbrot, Müslie, Ricotta, Nutella und und und. Wir müssen uns beherschen, nicht viel zu viel einzukaufen. Wir übernachten auf einem Stellplatz am Strand und treffen eine französische Familie wieder, die wir bereits in Montevideo kennengelernt haben. In so vertrauter Nachbarschaft schlafen wir beruhigt ein. 

Am nächsten Morgen geht es weiter nach Tolhuin, einer kleinen Gemeinde am riesigen Lago Fagnano. Im Örtchen selbst ist  gerade ein Festumzug in Gange und wir realisieren, dass Karneval ist. Es gibt eine Trommlergruppe und eine kleine gemischte Tanzgruppe. Es wirkt wie eine Mischung aus Samba und Stammestänzen, die von den etwas 200 Besuchern am Straßenrand gebührend beklatscht werden. Nach diesem kulturellen Schmankerl checken wir auf einem völlig skurielen aber magischen Campingplatz ein. Der Besitzer hat sich mit viel Herzblut, Phantasie und altem Schrott eine eigene Welt zusammengebaut, daraus eine Art Campingplatz gemacht und gleich noch einen riesigen bunten und kreativen Spielplatz dazugebaut. Es gibt hölzerne Tipis, in denen die Zelte von Wind und Wetter geschützt aufgebaut werden können, viele skuriele Maschinen aus Schrott und einen ganzen Freiluftfitnessbereich aus Recyclingmaterial. In einem kleinen Museeum bekommen wir Informationen über die früher hier lebenden Selknam, im geheizten Gemeinschaftsraum kann man selber kreativ werden oder sich einfach aufwärmen und unterhalten. Wir genießen es sehr, über den Platz zu schlendern und an jeder Ecke was Neues zu endecken. Wir spazieren an dem See mit dem meeresähnlichen Wellengang entlang und beobachten, wie dieser Ort Kinder und Erwachsene gleichermaßen verzaubert.

Antworten (8)

Barbara
ilse: da muss ich einfach schreiben: super spannender Bericht, besser wie mancher Tatort.

Stefan
Welcher Flaschenbaum wurde denn von Euch "belaubt" ? Wie immer sehr schöne Bilder........Weiterhin gute Fahrt!!!

Renate
Super Bilder und schöne Berichte. Weiter so und eine tolle Weiterfahrt. Gruß Renate

Britta
Herzlichen Dank für die wunderbaren Reiseberichte und die tollen Fotos. So einen Flaschenbaum hätte ich auch gerne und ich überlege schon wie ich das umsetzen kann. Ich wünsche euch weiterhin eine gute Reise und immer einen gut sortierten Supermarkt

Kerstin
Wieder ein toller Reisebericht und tolle Fotos, wie viele Kilometer ist der Dubs in Südamerika schon gerollt? Wie sind die Temperaturen jetzt? Lg

Kerstin
Achso, Enrique ist ja auch nicht schlecht. .. :)

Petra
Was man mit Schrott und Altglas alles anstellen kann. Tolle Fotos

anna
Der Flaschenbaum ist ja mal was ... dis patentiere ich hier 🧐