miriamandjakob
miriamandjakob
vakantio.de/miriamandjakob

Bolivien - so hoch, braun und schön

Veröffentlicht: 05.02.2019

Vom Missverständnis in unserem Hostel in Salta, einer ungewollten 24 Stunden Busfahrt bis zu der Erkundung einer Salzwüste.

In Salta kommen wir für 4 Tage in einem gemütlichen Hostel unter, mit großer Gemeinschaftsküche und Aufenthaltesbereich. Zu Miriams Freude gibt es auch einen kuschelbedürftigen Stubentiger und einen witzigen Hund. 


Wir lernen ein nettes brasilianisches Paar kennen. Brasilien liegt nicht auf unserer Route, aber wir scherzen, dass wir uns in 10 Jahren wieder sehen. Ansonsten erkunden wir Salta, eine lebendige kleine Stadt mit tollen Kirchen und gehen in ein Museum. Auch laufen wir auf den Hausberg hoch, den Einheimische empfohlen haben. Oben sind wir allerdings enttäuscht, man hat gar keine Aussicht weil alles zugebaut ist. 
Weil es uns in dem Hostel so gut gefällt, fragen wir die zuständige Frau, ob wir eine Nacht verlängern können. Claro, sagt sie, online können wir allerdings nicht mehr reservieren, doch wir haken ein paar Mal noch bei der Frau nach und es scheint kein Problem zu sein. Als wir am nächsten Nachmittag von unserem Ausflug zurückkommen, ist die Frau ganz hektisch und sagt es gibt eine Überbuchung und unser Zimmer ist nicht mehr frei. Zuerst sind wir ein wenig frustriert, dann sehen wir es allerdings als Zeichen spontan den Nachtbus bis zur Grenze von Bolivien zu buchen, um Argentinien hinter uns zu lassen. In Argentinien haben wir viele nette Menschen getroffen, das Landleben kennengelernt und einige interessante Städte gesehen. Wir freuen uns jetzt auf ein weniger europäisches Erlebnis in Bolivien. Doch der Busfahrer sagt wir dürfen nicht mitfahren, da wir das Ticket nicht ausgedruckt haben. Er holt seinen Chef und auch der bestätigt: keine Fahrt ohne Ausdruck. Jakob hat 5 Minuten Zeit, um irgendwo einen Drucker zu finden. In der Informationszentrale, sagt man mir: der Drucker ist defekt. Ich renne von Schalter zu Schalter der Busagenturen und flehe den Mann hinter dem Tresen schon fast an. Aber er zeigt nur auf Blatt Papier auf dem steht: keine Ausdrucke und verweist mich wieder an die Informationszentrale. Schließlich knickt er doch ein. Wir sind erleichtert und können mitfahren. Eigentlich sollten wir morgens um 5:30 an der Grenze ankommen. Aber als wir am Morgen aufwachen, steht der Bus still. Die Leute werden unruhig und wir steigen aus. Auf Grund des heftigen Gewitters hat es einen Erdrutsch gegeben - ein LKW wurde verschüttet. Zum Glück konnten die Leute aus dem Führerhaus klettern und wir müssen warten bis die Straße geräumt ist. Das dauert natürlich. Um die Ecke ist ein kleines Cafe, wo wir mit Alex, einem Lehrer aus Hannover, frühstücken. Ingesamt dauert es 8 Stunden bis es wieder weiter geht: Inzwischen kauft Alex für uns Bier und wir stoßen mit einem netten bolivianischen Ehepaar mit Plastikbechern an. Mit Alex laufen wir über die Grenze. Bevor wir uns einreihen holen wir uns noch ein Stück warmen Apfel-Kuchen bei einem Straßenverkäufer, der so gut schmeckt wie lange nicht mehr. 

Nochmals 7h mit dem Bus von der Grenze nach Uyuni und abends um 12 sind wir endlich in unserem Hostel. Am nächsten Tag sind wir platt von der Busfahrt, dem wenigen Trinken und wir merken den Höhenunterschied - jetzt auf  3.600 Meter. Wir befinden uns im 6. Stock und die Treppen bringen uns zum Schnaufen. In der Stadt sehen wir Soldaten die singend die Straße entlang marschieren.

Am nächsten Tag geht es für uns in die Salar de Uyuni. Sie ist die größte (mehr als 10.000 Quadratkilometer) und höchstgelegene Salzwüste der Welt und entgegen aller Touristen wollen wir sie ohne Tour besichtigen. Mit dem Local Bus fahren wir bis nach Colchani, einem kleinen Dorf hauptsächlich aus Salz- und Lehmhütten bestehend, wo ein Pfad an den Rand der Wüste führt. Auf einem Jeep nehmen uns ein paar Arbeiter, die dort Salz abbauen mit, so dass wir uns 5 km Sandweg sparen. Im Internet haben wir eine Route rausgesucht, die uns zu Fuß unter anderem an sprudelnde Quellen und ein Hotel aus Sand führen soll. Gespannt laufen wir los, doch wir merken: die Regenzeit hat die Salzwüste voll laufen lassen und das Wasser steht knöchelhoch, wie in einer riesigen Badewanne. Jakob hat die Idee mit drei großen Steinen loszuziehen, doch es fährt ein roter Jeep mit einer bolivanischen Großfamilie vorbei und sie bieten an, uns für 7€ mitzunehmen (Eine Tour hätte 40€ gekostet). So kommt es, dass wir doch wie alle anderen Touristen auf einem Jeep sitzen. Die Landschaft wirkt fremd und dank des spiegelartigen Effektes, des mit knöcheltiefem Wasser vollgelaufenen Becken, sind merkwürdige Lufteffekte zu beobachten: Berge scheinen kein Fundament zu haben, Jeeps sehen so groß aus wie Schiffe, dann wie Busse bis sie dann ganz klein vor einem stehen. 


Und wären da nicht manchmal die unzähligen Touristenjeeps würde man sich wie auf einem anderen Planeten fühlen. Manchmal lässt sich der Horizont nicht mehr ausmachen, so dass Landschaft und Himmel verschwimmen. 

Nach der Tour gönnen wir uns erstmal ein Bier, wir merken erst später: es kommt aus Deutschland und war das günstigste im Angebot. Wir laufen den Zugschienen in dem Dorf Colchani entlang, wir denken es würde kein Zug fahren und bauen unser Zelt neben den Schienen auf. 


Der Plan für den nächsten Tag ist einen lokalen Bus zu nehmen, der die Salzwüste durchquert und ein kleines Dorf mit einem Vulkan am anderen Ende der Salzwüste zu besuchen. Doch es kommt alles anders. Ein rostiger Eisenstab ragt neben unserem Zelt in die Höhe, so dass wir nicht mehr der höchste Punkt in der flachen, weiten, an die Mongolei erinnernde Landschaft, sind. Zum Abendessen gibt es trockenes Brot und Butter-Kekse. Wir genießen die Ruhe und die Weite der Landschaft, außer uns streunen nur ein paar Schweine und Hunde umher. Mitten in der Nacht fahren wir ruckartig aus dem Schlaf empor: es donnert, knattert und die Erde vibriert - ein heller Lichtkegel erfasst uns und ein lautes Pfeifen durchdringt die Nacht. Paranoid und voller Angst öffnen wir den Reißverschluss unseres Zeltes und direkt neben uns brettert ein Güterzug zwei Meter an unserem Zelt vorbei. Damit haben wir nicht gerechnet. Die Tatsache dass ein zweiter Zug kurz darauf wieder an uns vorbeifährt, lässt uns nicht besser schlafen. Am nächsten Tag wachen wir auf und Miriam schaut mir ins Gesicht. Sie sieht nicht normal aus. Ihr ganzes Gesicht ist zugeschwollen und sie kann kaum ihre Augen öffnen. Panik. Wir sind uns nicht sicher was los ist: Ein Stich von einer Vinchuca? Eine allergische Reaktion? Wir packen zusammen und trampen zurück nach Uyuni, um ins Krankenhaus zu gehen. Man versichert uns dass es höchstwahrscheinlich eine Reaktion auf das Salz und die trockene Luft ist. Wir sind erleichtert, denn die Schwellung ist mittlerweile zurückgegangen. Ein Bild wäre nicht jugendfrei.

Am nächsten Tag stehen wir an der Straße, um nach Potosi zu trampen. Leider fährt fast kein Auto an uns vorbei und als der Bus kommt, fahren wir für umgerechnet 3 Euro mit. Wir sind froh Uyuni hinter uns zu lassen, da es in der Stadt teurer als in Argentinien ist und an jeder Ecke Touren in die Salzwüste verkauft werden. Mit dem Bus fahren wir Berge hoch und wieder in Täler hinunter, die Landschaft erscheint in hellen Brauntönen, Felsen leuchten in unterschiedlichen Rottönen, Lamas grasen gemeinsam mit Kühen auf grünen Weiden und ab und zu sieht man auch Bäume.

Antworten (3)

nononwil
Wahnsinnig tolle Bilder.

du
Ein Abenteuer nach dem anderen!

Kim
Ohh was ihr alles erlebt... so aufregend!:)

Bolivien
Reiseberichte Bolivien
#argentinien#salta#gernzüberquerung#bolivien#uyuni#salar#salzwüste