Jambo Kenya
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el fin del mundo

Veröffentlicht: 06.02.2019

Tag 124


Eben hat es angefangen zu regnen. Wir sind jetzt seit gut einem Monat in Argentinien und es ist das erste mal, dass es regnet. Wir sitzen im Aufenthaltsraum unserer Unterkunft auf einem bequemen Sofa und genießen das Nichtstun. Nach den aufregenden letzten Tagen in Patagonien brauchen wir mal wieder ein wenig Ruhe. Diese haben wir im Feuerland gefunden. Wir sind in Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt.

Das Ende des Erdballs ist ein geschäftiges Hafenstädtchen, das wir vor ein paar Tagen von El Calafate aus mit dem Flugzeug erreicht haben. Es liegt auf der Insel Feuerland, die durch die Magellanstraße vom argentinischen Festland getrennt wird und zum einen Teil zu Argentinien und zum anderen zu Chile gehört. Soweit zur geographischen Einordnung. Die Stadt besitzt ein gewisses skandinavisches Flair und gefällt uns mit seinen lebhaften und jungen Bewohnern sehr gut. Die Antarktis ist von hier aus nur 960 Kilometer entfernt und es gibt Schiffe, die den siebten Kontinent für ein paar Tage ansteuern. Leider liegt so eine Reise weit weg von unseren finanziellen Möglichkeiten, denn man ist da tatsächlich schnell im unteren fünfstelligen Bereich. Was extrem schade ist, denn es wäre natürlich ein Traum, der war werden würde, einmal die Antarktis, den siebten Kontinent zu betreten. Und wann ist man schon mal in der südlichsten Stadt der Welt Ushuaia, welche die beste Möglichkeit als Ausgangspunkt für so eine Expedition darstellt, weil sie einfach am dichtesten ist. Aber man kann ja auch nicht alles haben.

Wir sind zumindest jetzt ein paar Tage hier am „fin del mundo“ und wollten eigentlich auch den „Tierra del fuego“ Nationalpark aufsuchen und mit einem kleinen Boot den Beagle Kanal runter auf eine südlichere Insel fahren, aber danach sieht es momentan eher nicht aus. Vielmehr lassen wir einfach mal unsere Seele baumeln hier unten. Gestern waren es 21 Grad hier, das ist ganz untypisch. Mittlerweile herrschen wieder stabile 12 Grad und Wind, was hier im Feuerland, wo man schon vom polaren Klima spricht, durchschnittliches Sommerwetter darstellt. Wie es hier im Winter aussieht, wollen wir gar nicht wissen. Ushuaia galt damals als Ort, an den Sträflinge verbannt wurden und diese haben das Örtchen dann im Laufe der Zeit aufgebaut. Mittlerweile ist daraus eine richtige Stadt geworden, die mit einer lebendigen Promenade und dem ein oder anderen historischen Gebäude inzwischen des Beagle Kanals und den Ausläufen der Anden ein perfektes Plätzchen für ein paar erholsame Tage bietet.

Vielleicht noch ein kleiner politisch-geschichtlicher Exkurs. Was nämlich wirklich interessant ist, ist der argentinische Umgang mit den Falklandinseln, den man insbesondere hier in Ushuaia , von wo aus diese nicht weit entfernt sind, sehr stark zu spüren bekommt. Großbritannien hatte sich die Falklandinseln schon im 19. Jahrhundert eigen gemacht, da sie diese entdeckt hatten. 1982 besetzte Argentinien diese Inseln, mit der Argumentation, dass die Inseln geographisch zu weit vom vereinigten Königreich entfernt liegen, sie sich jedoch in der unmittelbaren Umgebung Argentiniens befinden. Somit kam es im selben Jahr zum Falklandkrieg, den die Briten gewinnen konnten und seitdem unterstehen die Falklandinseln offiziell der britischen Krone. Das lustige ist aber, dass Argentinien dies einfach nicht anerkennt und die Inseln weiterhin „Islas Malvinas“ nennt, wie sie früher hießen. Jede neue Regierung verfasst einen argentinischen Anspruch auf das Gebiet, und hier in Ushuaia stehen überall Denkmäler der „Islas Malvinas“, auf dessen Infoschildern von illegaler Besetzung der Briten die Rede ist und den argentinischen „Helden des Falklandkrieges“ gedankt wird. Auf den Inseln sind weiterhin britische Soldaten stationiert und es lauern überall im südlichen Atlantik britische Kriegsschiffe, wie die HMS Portland. Auch in den Museen hier wird ähnlich mit diesem Thema umgegangen und in den Reiseführern wird davor gewarnt einen Argentinier auf die Falklandinseln anzusprechen. Man solle in dem Zusammenhang immer von den „Islas Malvinas“ sprechen.

Aber nun ja, das Thema ist auf jeden Fall noch nicht abgehakt, vor allem weil um die Inseln herum momentan Ölvorkommen vermutet werden, also sind wir gespannt wie sich das so entwickelt. 

Da es uns persönlich allerdings nur mäßig betrifft entspannen wir jetzt einfach noch ein paar Tage hier unten in der südlichsten Stadt der Welt und genießen die Ruhe am fin del mundo.

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