Reisefischer Kanada
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#9 Das ist aber ein schönes Foto

Veröffentlicht: 15.10.2022

Jop, es gab keine Bärenbegegnung, daher hier ein neuer Blogbeitrag.

Am Montag war Thanksgiving, anders als in den USA wird Thanksgiving hier am zweiten Montag im Oktober gefeiert und das war dieses Jahr der 10.10.2022. Der Tag ist fast ein Monat früher als in den USA, da die Erntesaison in Kanada auch damals früher anfing und so ist dieser Tag seit 1879 in fast allen Provinzen Kanadas ein gesetzlicher Feiertag. Dieser Tag wird hier genutzt, um Zeit mit seiner Familie zu verbringen und so fuhren wir mit dem Auto zur Schwester der Farmerin und dort hieß es dann essen, essen und mh vlt. noch ein essen. Ich habe an diesem Tag auch meine erste Truthahnerfahrung gemacht. Das Fleisch schmeckt ganz normal nach Geflügel, aber die Haut schmeckt deutlich anders. Warum auch immer hat sie für mich nach Fisch geschmeckt und ich mag keinen Fisch – dumm nur, dass ich dachte, dass die Haut genau so gut schmeckt wie bei einer Ente oder einer Gans und ich daher etwas zu viel davon auf meinem Teller hatte. Sonst haben wir noch andere Sachen dazu gegessen, deren Namen mir aber nicht mehr einfallen, aber wir hatten noch einen Schinken und der war riesig und verdammt lecker. Fazit: Truthahn ohne Haut ist ganz lecker. Apropos Truthähne, ich habe letzte Woche frühs beim Schweine füttern meine ersten frei lebenden Truthähne gesehen und ich war verwundert, da ich nicht wusste, wie sie in das Gehege kamen und dann rennen diese dicken und „flugunfähigen“ Vögel los und fliegen. Ich war richtig baff - wusste ich auch nicht, dass Truthähne fliegen können. Ich dachte eher, dass sie so wie Hühner vlt. einen Meter oder so fliegen können und apropos Hühner. Vor einiger Zeit hatte der Farmer mehr Hühner und dann kam ein Bär und jetzt hat er nicht mehr ganz so viele Hühner. Es gibt allerdings Hühner, die dieses Erlebnis traumatisiert überlebt haben und diese sitzen in den Bäumen. Ziemlich witzig, ich würde gerne mal zusehen, wie die da hochfliegen. Der Hühnerstall liegt übrigens an einem Weg, den ich hasse, aber täglich gehen muss. Der ist so steil. Das ist immer ein richtiges 3-minütiges Bein-Work-Out und danach ist man tot und dann am besten noch mit Schubkarre. Man macht hier sehr viel Sport beim Erledigen seiner Arbeit und somit habe ich mich dazu entschlossen, mich frühs immer zu dehnen und vor allem meine Mitbewohnerin weiß es .... ich hasse dehnen. Sie sagte immer, dass sie sich danach voll gut fühlt und so - ich fühle mich währenddessen und danach immer scheiße :D Und ich bin so wahnsinnig ungelenkig, richtig erschreckend, aber so kann man jetzt frühs immer in meinem kleinen Häuschen für ca. 15 Minuten einen fluchenden Menschen hören, der alles andere als entspannt ist. Sonst mache ich es wie immer und genieße die Aussicht. Letzten habe ich mir einen Kaffee gemacht und mich in das Kräuterbeet gesetzt. Die Aussicht dort ist echt schön. Dann habe ich davon ein Foto gemacht und während ich mir dieses Foto angeguckt habe, dachte ich mir „Das ist aber ein echt schönes Foto mit einer echt schönen Landschaft.“ und nach diesem Gedanken musste ich nichts anderes machen, als meinen Kopf zu heben und die Landschaft in echt zu genießen. Ich weiß, ich schreibe es jedes Mal und wahrscheinlich nervt es ein wenig, aber die Landschaft ist immer wieder ein Genuss für mich. Ich erwische mich oft selbst dabei, wie ich bei der Arbeit häufiger drei Minuten Pausen mache, da ich dann einfach kurz stillstehe und die Landschaft genieße – außer beim Füttern der Schweine, da renne ich immer. Letztens habe ich schon einmal einen Schlag mit dem Kopf von einem Schwein abbekommen, der Biss ist bestimmt nicht mehr weit weg :D Die sind einfach so krass hyperaktiv, wenn die das Essen sehen.

Am Mittwoch bin ich mal wieder eine kurze Tour mit dem Rad gefahren und auf dem Rückweg guckte ich zum Fluss und fasse es nicht. Ich dachte zuerst, ich sehe einen Elch mit seiner Herde, aber Elche gibt es hier nicht, da müsste man Richtung Norden. Dann dachte ich an Rentiere. Das sah so schön aus und es war so ein naturbehafteter Moment. Ich dachte, ich heule gleich :D Dieser wunderschöner Fluss und deren Rauschen, die wildlebenden Tiere und die Berge. Es war wunderschön. Aber die hatten einen echt intensiven Geruch. Sie waren zwar ca. 20 – 30 Meter entfernt, aber man konnte sie so deutlich riechen und ich dachte mir nur so: Hoffentlich ist kein Bär hier. Aus diesem Grund und aus dem Grund, dass die Sonne hier mittlerweile auch echt schnell untergeht, musste ich dann schnell nach Hause radeln und da gibt es immer so eine letzte Strecke, die nicht so steil aussieht, aber Leute....sie ist es. Ach und es waren Wapitis.

Mit den Kindern läuft es auch immer besser. Erst heute hat die Tochter gesagt, dass sie beim Kaffeetrinken neben mir sitzen möchte, da ich witzig bin. Das war echt süß :D Aber an eine Sache komme ich nicht ran und das ist die Hündin Summer. Sie ist so extrem schüchtern und mein Ziel ist es, sie einmal zu streicheln – letztens war ich fast so weit. Komplettes Gegenteil: Midnight. Er ist ein Magnet. Einmal pfeifen, Hand rausstrecken und flupp ist er da.

Sonst wird hier gerade selbst gemachter Traubensaft getrunken. Gestern haben wir Wurzeln geerntet. Die Pflanzen, die bestimmte medizinische Wirkstoffe in ihren Wurzeln enthalten, sind natürlich keine Flach- sondern Tiefwurzel, sodass man auch mal tief buddeln musste. In einem Flussbett voller Steine konnte man mich leicht fluchen hören. Und dann habe ich noch Petersilie geerntet (das waren fünf Minuten Arbeit) und am nächsten Tag habe ich sie zum Trocknen vorbereitet, das hat einfach mal gefühlt vier Stunden gedauert. Da versteht man auch die Preise und man erfährt einfach mal selbst, wie viel Arbeit hinter all den Prozessen steckt. Ich bin echt dankbar, dass diese Farm was komplett anderes macht als meine letzte Farm, sodass ich wirklich in verschiedenen Bereichen Erfahrungen und Einblicke sammeln darf.

Und damit Tschüss und Bis Bald

Samuel

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