Reisefischer Kanada
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#31 Es ist geschafft

Veröffentlicht: 13.03.2023

Nabend,

ich weiß, dass es etwas aus meinem Rhythmus ist, aber davon geht die Welt ja nicht unter. 😁 Nach meinem freien Tag ging es am Sonntag wieder los. Kabine reinigen und in meine alte Kabine umziehen, sodass ich wieder ein funktionsfähiges Bad und jetzt sogar nach all der Zeit funktionsfähiges WLAN besitze.

Am Montag holte David die letzten Gäste für diesen Workshop ab. Theresa und Thomas waren ein Pärchen aus Singapur. Aber bevor die Gäste ankamen, durfte ich erst mal noch ein Quad aus dem Schnee befreien, welches Jenny dezent tief festgefahren hat. Nach diesem Training und nachdem David zurückkam, musste ich noch mal zu zwei Spots fahren. Da irgendwie der Winter zurückkam und es drei Tage geschneit hat, bin ich mit einer Schneeschaufel losgegangen, um einen sichtbaren Weg zu schaufeln sowie das Auswechseln der Toiletten und das Überprüfen der Zelte. Das ist gar nicht mal so einfach, nur mit einer Hand den Schnee wegzuschaufeln. Die andere Hand hält in der Zeit die Tüte so weit weg wie möglich und muss dabei gleichzeitig noch darauf achten, dass sie auf keinen Fall kaputt gehen sollte 😅 Ich habe das Pärchen dann am Montag zu dem Spot gefahren, an dem wir bisher Luchse hatten. Sie hatten die ersten Tage „nur“ den Fischermarder. Die Fotos waren so süß, vor allem hatte er auf einem Foto seine Zunge ausgestreckt. Extrem niedlich! Nach drei Tagen wechseln wir immer die Orte, wobei wir dieses Mal die Entscheidung Theresa & Thomas überlassen haben. Theresa entschied sich für einen anderen Spot, wobei sie jedoch nicht alleine sitzen wollte, was ich vollkommen verstehen kann, nachdem ich dort die Wolfsspuren gesehen habe 😅 Also hatte ich die Ehre, mit Theresa zusammen an diesem Spot zu sitzen. Doch bevor ich früh am Morgen losgefahren bin, kamen Jenny und David auf mich zu und sagen mir, dass sie mir die Kamera zurückgeben möchten. Ich war sehr überrascht. Noch überraschter war ich über die Tatsache, dass sich diesmal nicht Jenny für mich als „erstes“ eingesetzt hat, sondern David. Das wiederum liegt (denke ich) daran, dass ich am Vortag mit ihm meine Bilder angeguckt habe und er positiv überrascht war. Er hat gesagt, dass ich für meine ersten Male sehr gute Fotos habe und genau den richtigen Moment abpassen kann 😁😎📸 Habe ja auch mittlerweile sehr viel Zeit mit diesen Vögeln verbracht 😁 Aber ich war natürlich glücklich, da ich schon länger den Wunsch hatte, die Kamera wieder zurückzubekommen. Auf den Weg zu den Spots konnte ich dann doch noch tatsächlich die Elche am Highway entdecken und auch selbst schnell ein paar Fotos machen, bevor wir weitergefahren sind. Theresa und ich saßen also nun an unserem gemeinsamen Spot und warteten. Ich habe Fischermarder und Fuchsspuren gesehen und tatsächlich hoffte ich sehr auf den Fuchs, da die Kunden*innen berichtet haben, dass er sowohl rot als auch schwarz und/oder grau ist. Keine Ahnung, aber da Füchse im Winter ein sehr flauschiges Fell haben, möchte ich ihn sehen. Allerdings war mir nach ca. einer Stunde klar, dass ich nichts sehen werde, wenn ich Theresa nicht sagen werde, dass sie sich nicht bewegen darf. Ich bin fast wahnsinnig geworden🤪 Es hat ganze drei Versuche gebraucht, ehe sie mich verstanden hat. Nach diesem Hinweis war sie auch extrem leise und dann ist was passiert, was ich so auch nicht erwartet hätte. Alle Vögel waren weg und es war totenstill, was bedeutet, dass ein großes Tier irgendwo in der Nähe sein könnte. Man bildet sich ein, dass die Sinne schärfer werden und dann bildet man sich ein, dass man Stimmen hört....und plötzlich werden diese Stimmen lauter....und dann kommen da drei Männer aus dem Wald. Ich dachte mir nur so What the Fuck?! Wer ist das und wie? WIE haben die uns hier mitten im Nirgendwo gefunden? Ich nahm mein Fernglas und guckte, ob ich erkennen kann, was das für Männer sind und dann steht da einfach Police auf ihren Anzügen und ich dachte mir nur so: Scheiße! Was will die Polizei hier? Schockierenderweise gibt es zwischen Bella Coola und Williams Lake (453 km Distanz) nur drei offizielle Polizisten und die sollen jetzt hier wirklich durch Zufall perfekt vom Highway auf den Weg abgebogen sein und dann wiederum einen anderen Weg, um meinen Truckspuren zu folgen? Megakomisch. Ich bin dann zumindest aus meinem Zelt gekrochen, um etwas nervös zu fragen, ob es ein Problem gibt. Sie fragten mich, was ich hier mache und ob ich jage. Nachdem ich dies verneint und ihnen erklärt hatte, dass ich hier mit einer Kundin Fotos mache, waren sie eigentlich auch schon zufrieden und sind nach einem kurzen Small Talk auch wieder gegangen. Allerdings konnten sie echt nicht leise sein und haben echt ziemlich laut erzählt, sodass mir klar war, dass wir außer den Vögeln nichts sehen werden, aber so konnte ich einfach noch mehr Vogelfotografie lernen 😊 Am Abend erklärten Jenny und David mir, dass das nicht die richtige Polizei war, sondern sie Police irgendwas heißen und das evtl. so ähnlich wie das Ordnungsamt ist. Wahrscheinlich haben sie uns gefunden, da entweder jemand angerufen hat oder die Helikopter uns gesehen haben. Denn aktuell werden die Elche hier mit Helikoptern gezählt und die Jagdsaison ist gerade zu Ende gegangen, sodass die Leute vlt. dachten, dass wir illegal jagen, denn in diesem Gebiet gibt es auch Elche. Für mich die beste Erklärung.

Nachdem wir also ohne einer Tiersichtung Thomas abgeholt hatten, der wiederum den Fischermarder hatte, konnte ich glücklicherweise gleich zwei Eulen finden. Das Problem war nur, dass die eine Eule ganze Zeit herumgeflogen ist, sodass ich immer irgendwie schnell auf dem Highway wenden musste. Noch dazu ist diese Eule nicht gerade groß. Der Bartkauz jedoch saß wieder verlässlich auf der Stromleitung, sodass wir alle ein paar Fotos machen konnten. Wir hatten echt Glück mit den Wildtieren auf den Straßen. Allerdings blieben die Luchse aus. Das tat mir sehr leid, da beide doch sehr nett waren und man sich das dann auch irgendwie wünscht, aber dazu später mehr (ja, wird evtl. länger hier). Thomas war jedoch sehr verständlich und sagte, dass dies eben die Natur sei und man nie weiß, wo welches Tier zu welcher Zeit auftauchen könnte. Am Ende versuchte ich immer die frischesten Spuren zu lesen (oder zu raten 😅) und dann hofft man einfach, dass wenigstens diese Tiere zurückkommen. Die frischen Luchsspuren halfen leider nichts und so saßen wir am Samstagabend bei einer gemütlichen Runde zusammen und Jenny erzählte mal wieder eine Geschichte (Die Kunden*innen hören diese zum ersten Mal – Ich mittlerweile zum vierten 😵‍💫) und ich starrte müde ins gefakte Kaminfeuer und plötzlich wurde Jennys Stimme lauter und sie schrie fast förmlich: DA IST EIN LUCHS! Und ich dachte mir nur: Hä? Was erzählst du denn hier schon wieder? Aber ohne Mist, da ist wirklich zum aller ersten Mal, seit dem Jenny und David hier wohnen, ein Luchs vor unserem Wohnzimmer entlang gelaufen. Es war zu witzig! Was für ein kurioses Ende. Fünf Tage im kalten sitzen und keine Luchse sehen und dann bei einem gemütlichen Abend plötzlich einen direkt vor dem Fenster haben. Leider war es zu dunkel, sodass keine Fotos gemacht werden konnten. Aber so haben Thomas & Theresa wenigstens einen Luchs gesehen. Letzter Abend hieß somit auch zum letzten Mal die Kunden*innen sehen, da ich am Ab- und Anreisetag immer etwas länger schlafen durfte. Daher verabschiedete ich mich von Theresa und Thomas. Und mit der Abreise von diesem letzten Pärchen am heutigen Sonntag endete nun der letzte Workshop und ich hatte heute wirklich einen Tag frei. Diesen habe ich genutzt, um endlich etwas zu machen, was ich schon lange machen wollte. Eichhörnchen fotografieren 😅 So süß! Noch dazu habe ich vorgestern einen schwarzen Vogel entdeckt, der einen gelben Strich hatte und diesen Vogel wollte ich ebenfalls vor die Linse bekommen. So saß ich heute mit der Kamera draußen und wartete, bis sowohl die Eichhörnchen als auch der schwarze Vogel, bei dem es sich um einen Rotschulterstärling handelt, erschienen und ich weiter an meiner Tierfotografie üben konnte.

Fazit

Somit ist die Workshopszeit offiziell vorbei und es ist Zeit für ein Fazit. Fangen wir mit dem Trinkgeld an (zweites Foto kannst du schätzen, vorletztes Foto ist die Auflösung), da dies die erste Information war, die ich zu den Workshops hatte. Bereits als ich die Stellenanzeige gefunden (Oktober 2022), mich beworben und Jenny mir geantwortet hat, wusste ich, dass ich irgendetwas mit Trinkgeld machen werde, da ihre erste E-Mail die Aufgaben beinhaltete, was ich zu leisten habe und eine Arbeit war die Hilfe (Tragen der Köder, Tragen der Kameras, ....) bei den Workshops, die von den Kunden*innen mit Trinkgeld belohnt werden sollte. Jenny schrieb damals „viel Trinkgeld“ und ich dachte mir so.... okay also so zwischen 50$ - 80$ sind für mich sehr gutes Trinkgeld. Ich habe somit mit ca. 550 – 880$ gerechnet. Ich hätte niemals erwartet, dass ich jedoch so viel Trinkgeld bekomme. Wenn ich die US-Dollar jetzt in kanadische Dollar umtauschen würde, dann hätte ich Stand jetzt über *Trommelwirbel* 1600 $ an Trinkgeld verdient. Es ist so unfassbar surreal für mich, wie Leute mir so viel Trinkgeld geben konnten 😅 Allerdings bin ich schon auch stolz auf mich, da ich weiß, dass ich für dieses Geld hart gearbeitet habe. Aber Wahnsinn! So viel Trinkgeld 😅 Also das ist auf jeden Fall ein sehr positiver Aspekt.

Nicht so positiv:

Ich hatte wohl ein wenig zu hohe Erwartungen, was meine Tiersichtungen angeht. Immer wenn Jenny und/oder David über die Workshops geredet haben, klang es so, als würden die Spots im Wohnzimmer der Wildtiere stehen und man sehr oft die Chance hat, Wildtiere (Luchse, Wölfe, Kojoten, Elche, Füchse,...) zu fotografieren. Ich hatte aber „nur“ den Fischermarder und den Luchs. Die meisten Wildtiere habe ich auf den Straßen gesehen 😅

Weiterhin fand ich es schade, dass irgendwie nicht so wirklich nach neuen Spots gesucht wurde oder man sich hier gefühlt mit der Situation, dass die Kunden*innen für ihr Geld keine Luchse sehen, abgefunden hat. Also klar, man kann die Natur nicht beeinflussen, aber wenn ich seit Februar an einem Spot sitze und seit Beginn der Workshops fast jeden Tag dort lang laufen musste und nie Luchsspuren gesehen habe, dann kann mal halt auch einfach nicht behaupten, dass das ein super Luchsspot ist, da dort schon in den letzten Jahren Luchse gesehen wurden. Dieses Jahr ist es wohl einfach nicht der Fall, da der Wolf (wahrscheinlich) + evtl. die Kojoten, die Luchse dort vertrieben haben?! Wer weiß, es ist eben die Natur. Allerdings finde ich es auch schade, dass ich während der letzten beiden Gruppen dann immer wieder an der Baustelle arbeiten musste und nicht in einem Zelt saß. Aber ist nicht meine Entscheidung. Allerdings sind einige Entscheidungen wieder so (in meinen Augen) undurchdacht, aber Jenny möchte das so und deshalb mache ich es so.

Da ich den Beitrag nicht negativ beenden möchte, hier also die

Positiven Aspteke:

Ich habe eine unglaubliche Erfahrung machen dürfen. Ich durfte eintauchen in die Welt der Naturfotografie, die schon Spaß macht. Meine Erfahrungen mit verschiedenen Menschen und die Unterhaltung in den Autos wurden von Gruppe zu Gruppe besser. War ich an den Abenden in der ersten Gruppe abends einfach platt, konnte ich bereits die zweite Gruppe fast mehr als die Hälfte auf der Fahrt zum Flughafen unterhalten. Mein Englisch konnte sich dadurch natürlich auch stetig weiter verbessern. Also dahingehend habe ich eine sehr positive Entwicklung gemacht. Über das Trinkgeld habe ich ja bereits gesprochen und somit der letzte positive Aspekt:

Na klar, bin ich auch unglaublich froh, dass ich sowohl die Kamera hatte als auch solch eine Möglichkeit zu erleben. Menschen zahlen dafür viel Geld und ich wurde dafür bezahlt, in den Zelten zu sitzen und auf Wildtiere zu waren.

Welche Tiere habe ich während Workshops gesehen?

- Elche

- Schneehühner

- Fischermarder

- Luchse

- Bartkauz

- andere kleine Eule

- Weißkopfseeadler

- Steinadler

- Wildpferde

- verschiedene Vögel

- Kojoten

Und das wiederum ist doch auch was. Ich denke, das waren echt einmalige Erfahrungen, die ich so noch lange in Erinnerung behalten werde, denn sooft werde ich diese Chance bestimmt nicht noch mal erleben ❤️😁

Es war somit eine interessante Erfahrung, die mich manchmal an meine Belastungsgrenze gebracht hat, aber es sind die Erfahrungen, die bleiben und dafür hat es sich dann doch gelohnt.

Ich wünsche dir einen guten Start in die neue Woche.

Bis dahin.

Samuel

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