Reisefischer Kanada
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#30 Keine Luchse

Veröffentlicht: 04.03.2023

Heyho,

ja, ich weiß etwas später als sonst – sorry! 😋

Am Samstag war der letzte Tag der Gruppe und wir haben Brenda, Don und Bob in zwei Zelte gequetscht, damit sie eventuell noch mal die Chance haben, den Luchs zu fotografieren. Lori wurde an einen anderen Spot abgesetzt. Dort haben wir früh am Morgen Schneehühner gesehen, welche sie unbedingt fotografieren wollte. Als ich dann am Nachmittag Lori abgeholt hatte und sie sagte, dass sie nichts gesehen hat, dachte ich mir nur so: Kacke, jetzt wird es heute Abend nur so von negativen Kommentaren sprühen. Dann startete ich den Truck, fuhr einen Meter und dann sitzt da glücklicherweise ein Schneehuhn. Ich habe Lori natürlich sofort gesagt, dass sie ihre Kamera rausholen soll. Diese Veränderung dieser Frau war echt faszinierend, sie war so unglaublich happy nach diesen Vögeln. Hätte ich gewusst, wie selten und beliebt diese Vögel sind, hätte ich damals vlt. mehr Fotos von denen gemacht 😁 Brenda, Don und Bob hatten leider einen sehr langweiligen Tag ohne einen Luchs. Das tat mir für Brenda und Don richtig leid, allerdings hatten sie sechs verschiedene Wildtiere vor der Linse und das ist richtig gut. Somit ist Bob der einzige Kunde aus der Gruppe, der einen Luchs gesehen hat. Auf dem Weg zurück haben wir dann auch noch mal die Elchkuh mit ihrem Kind gesehen. Das war so ein schöner Moment, der allein durch mein Gemeckere auf mich selbst gestört wurde. Ich habe mich mal wieder so geärgert, dass ich keine Kamera mehr habe und unglücklicherweise war mein Handyakku tot. Allerdings muss ich hier noch lernen, auch einfach mal den Moment zu genießen. In der heutigen Zeit, wo alles mit einem Handy aufgenommen werden kann und ich in diesem Bereich wirklich sehr gut bin (😅), ist es gar nicht mal so einfach (für mich), den Moment einfach geschehen zu lassen und zu genießen.

Sonntag bin ich dann das erste Mal in die Stadt gefahren, da ich Bob, Lori, Brenda und Don zum Flughafen fahren musste. Meine erste Fahrt nach Williams Lake und tatsächlich wurde die ganze Zeit meine deutsche Duschplaylist gehört. Es hatte keiner was dagegen und Don hat immer gesagt, dass er so vielleicht etwas Deutsch lernt  😁. Nach dem ich sie also am Flughafen abgesetzt hatte, einige Erledigungen in der Stadt abarbeiten musste, ging es wieder zurück zum Flughafen, um David abzuholen, der von seinem Eisbären Workshop zurückkam. Diese Fahrtzeit insgesamt war super anstrengend. Auf der Hinfahrt hatten wir oft Schneefall und die Straßen sind nicht so geräumt wie in Deutschland und auf der Rückfahrt hatten wir richtig viele Rehe neben und auf der Straße und es war dunkel. Danach war ich echt platt 😴

Die neue Gruppe, die am Sonntag begann, bestand nur aus zwei Leuten - Karen und Dan. Sie sind zwei Freunde aus der USA und sind beide schon älter, sahen aber richtig jung aus. Dan mit seinen 75 sah aus wie 50 und Karen mit 82 sah aus wie Ende 50, keine Ahnung wie die das geschafft haben 😅 Karen hat übrigens eine Menge Allergien und Dinge, die sie nicht essen darf. Dies umfasste zwei A4 Seiten – unteranderem auch Knoblauch (wird später noch wichtig), noch dazu hatte Karen sich letzte Woche zu Hause verletzt, sodass sie nicht so schnell laufen und nichts tragen konnte. Die ersten beiden Tage vergingen und beide sahen nichts bei ihren Spots, aber als ich Karen abgeholt hatte und wir gerade den Highway entlang fuhren, kam von links plötzlich eine Eule (Eulen sind wahnsinnig beliebt in der Tierfotografie) heraus und dann begann die Verfolgungsjagd. Mit einem Auge auf dem Highway und mit dem anderen dauernd der Eule nachfolgend, schrie ich gefühlt Caren an, wo die Eule ist. Dann ist sie hinter uns gewesen, ich einen Platz zum Wenden gefunden und wieder zurückgefahren und die Eule weiter verfolgt, dann hat die Eule auch noch vor uns eine Maus gefangen (wäre ein phänomenales Foto geworden) und saß dann rechts auf einen Baumstamm und die ganze Zeit rief ich zu Karen: Hier! Dort! Da, drei Uhr! Da ist sie! Direkt vor uns!!!! Und Karen ganze Zeit: Was? Wo? Wooo? Ach Mensch, ich sehe sie nicht, wo ist sie??? 

Oh man, das kann ich dir sagen, also wir hatten schon unseren Spaß, aber Karen hat mir dann danach auch erklärt, dass sie sehr schlechte Augen hat und jip, das hat sie damit wirklich bestätigt 😅 Sie hat übrigens nicht ein Foto dieser Eule hinbekommen. Glücklicherweise haben wir danach noch den Bartkrauz gefunden, die andere Eule, die auch jede*r hier fotografieren möchte. Die Eule saß zum Glück auf der Stromleitung, sodass Karen (sie hat die Eule am Anfang natürlich wieder nicht gesehen) in aller Ruhe Fotos machen konnte.

Der Donnerstag war der beste Tag für Karen und Dan, denn Karen hatte an ihrem Spot einen Fuchs, der sie megahappy gemacht hat und Dan hatte eine Kojote, welches glücklicherweise sein Lieblingstier ist. Somit waren beide am Donnerstag echt richtig glücklich. Am Abend dann gab es Abendbrot und Jenny musste für Karen immer separat kochen. Als Karen dann gefragt hat, was denn auf ihrem Brot sei, da das echt richtig gut schmeckt, sagte Jenny so: Dies und das und Knoblauch. Karen fragte dann: Knoblauch? Und Jenny so: Ja, aber wirklich nur ganz ganz wenig und du hattest das gestern schon und hast nichts mitbekommen. Ich dachte mir in diesem Moment nur, wie dumm man sein kann, so mit der Allergie von Menschen umzugehen und Karen Gesicht bestand auch nicht aus purer Freude. Und mit der Aussage, dass Karen nichts mitbekommen hat, hatte Jenny auch nicht recht, denn nach dem Abendbrot fragte Karen nach einer neuen Toilettenpapierrolle für ihr Zelt, da sie eine ganze (!) Rolle am Donnerstag verbraucht hatte. Jetzt weiß Karen auch, warum es ihr an diesem Tag nicht gut ging, also das war wirklich eine der dümmsten Aktionen von Jenny.🤦🏼‍♂️

Am Freitag hatten Karen und Dan beide wieder nichts und da dies ihr letzter Tag war, ist dies nun die erste Gruppe ganz ohne Luchse. Das tat mir für Dan vor allem leid, denn er hat alle Katzenarten dieser Welt fotografiert und nur noch der Luchs fehlt ihm. Aber gut, wenn man vier verschiedene Spots hat, wo nur bei einem Luchse gesehen wurde und die jetzt wahrscheinlich durch die Kojoten vertrieben wurden, dann ist die Wahrscheinlichkeit auch eben fast null Luchse sehen zu können. Jenny und David können echt froh sein, dass Karen und Dan so entspannt waren und es wirklich nicht schlimm fanden, dass sie keine Luchse gesehen haben, also wenn das Lori und Bob oder Simone oder Sabrina aus den vorherigen Gruppen gewesen wären, dann wäre der letzte Abend gestern bestimmt ganz anders verlaufen. So waren beide aber trotzdem glücklich, sie hatte ihren Fuchs und die Eule und er hatte eine Kojote.

Heute (Samstag) sind dann beide gefahren und da wir die letzte (Endlich!) Gruppe erst am 6. März empfangen, habe ich heute tatsächlich einen Tag frei bekommen. Mein erster freier Tag seit dem 04.02 (witzig, genau einen Monat her). Sonst sitzt ich selbst in keinem Zelt mehr und darf keine Fotos mehr mit der Kamera machen. Einerseits verstehe ich das komplett, es war ein großer Fehler von mir und echt superdumm, andererseits habe ich ja meine Lektion gelernt. Aber es ist nicht mein Equipment und somit nicht meine Entscheidung. Aber so ärgerlich, seit dem Vorfall sehe ich gefühlt viel mehr Tiere zum fotografieren und da ärgere ich mich schon immer, denn natürlich bin ich jetzt auf dem Geschmack gekommen. Nachdem man mit einer richtigen Kamera Fotos machen konnte, möchte man nicht mehr nur sein Handy nutzen – Wenn man einmal „oben“ ist, möchte man nicht mehr nach „Unten“ 😁 Aber wie gesagt, ich muss lernen, diese Momente auch einfach mal zu genießen.

Da ich dadurch natürlich wieder mehr Zeit hier zu Hause verbringe, habe ich zur Freude von Jenny natürlich auch wieder mehr Zeit, um an der Baustelle zu arbeiten. Warum auch nicht nach neuen Luchsspuren und Luchsspots suchen, wenn man seine Zeit auf der Baustelle verbringen kann?!

Ich werde meinen Tag heute allerdings nur im Bett mit Netflix verbringen und einfach mal entspannt nichts machen.

Bis dahin.

Samuel

P.S. Ja, ich weiß, dass einige von euch auf ein Fotoupdate letzte Woche gehofft haben, da es ja nun sechs Monate her ist. Ich hatte allerdings keine Zeit - bis gestern. Da habt ihr nun ein neues Update – Bärige Grüße. 

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