Veröffentlicht: 31.12.2022
Sehr oft habe ich in den letzten Wochen die Nachricht bekommen „Schönen ersten/zweiten/... Advent“ und jedes Mal dachte ich mir so: Danke, aber so etwas gibt es hier nicht. Einige haben mich auch gefragt, wie denn hier die Weihnachtszeit aussieht und was soll ich dir sagen – diese Zeit gab es für mich dieses Jahr zu 99,9 % nicht. Der erste Advent war noch auf meiner letzten Farm und hätte mir damals jemand nicht aus Deutschland einen schönen ersten Advent gewünscht, wäre das auch vollkommen an mir vorbeigegangen. Auf der Farm wurde mir dann erklärt, dass es so etwas in Kanada bzw. Nordamerika nicht wirklich gibt. Noch dazu ist der „Hauptweihnachtstag“ in Nordamerika der 25. Dezember, dort wird die Bescherung früh am Morgen zelebriert und ist der typische „Christmas Day“. Der sogenannte Christmas Eve (Heiligabend) wird traditionell mit einem Kirchengang und Truthahn eingeläutet, außer man lebt in der Wildnis – wie ich.
Sowohl auf der Farm als auch hier gab es aber kein wirkliches Weihnachtsfeeling. Vor zwei Wochen habe ich zwar die Weihnachtsdeko aus dem Keller geholt, aber diesen Karton werde ich genauso (unausgepackt) wieder zurückstellen. Wie liefen denn die Weihnachtstage genau ab?
24.12. – Heiligabend
Nachdem mich meine Familie per Zoom beobachten konnte, wie ich meinen morgendlichen Kaffee trank und ich sie bei dem traditionellen Kartoffelsalat und Würstchen Abendbrot beobachten konnte, hieß es anschließend ....ganz normal arbeiten. Holz sägen und hacken, so hießen meine Weihnachtsgeschenke. Für mich war es ein ganz normaler Arbeitstag. ABER weißt du, was ich hatte? Weiße Weihnachten!! Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte mal am 24.Dezemeber Schnee hatte und dann hat es auch noch richtig (also so richtig dolle!) angefangen zu schneien. In diesem Moment (muss ich ehrlich sein), überkam mich etwas Schadenfreude, da ich wusste, dass es in Deutschland regnet und es bei mir am Heiligabend schneit. Abends hat sich der Schnee dann in einen richtigen Windsturm gewandelt, der nicht ohne war. So hatte aber zumindest die Dachkonstruktion ihren ersten Härtetest.
25.12 – 1. Weihnachtsfeiertag
Als ich frühs zum Frühstück kam, lag da tatsächlich ein kleines Geschenk von Jenny. Da habe ich mich schon etwas gefreut. Sonst haben wir an diesem Tag frei bekommen. Fatih und ich haben diese Zeit genutzt, um mit den Quads einen kleinen „Weihnachtsspaziergang“ zu machen (evtl. kann ich dir davon bald etwas zeigen). Abends wurde dann die Weihnachtsdeko angemacht und es gab Truthahn. Die Weihnachtsdeko kannst du übrigens supereinfach zu Hause nachmachen. Öffne YouTube, gib oben in der Suchleiste „10 Stunden Weihnachtsbaum“ ein und klicke auf ein beliebiges Video und schon hast du genau die gleiche Weihnachtsdeko, wie ich sie hatte - das sind die 0,1% Prozent, die bei den 99,9% gefehlt haben. Als Nachtisch gab es etwas, was hier ein beliebtes Dessert ist, ich habe allerdings den Namen vergessen. Man kann aber auch genauso gut in den Supermarkt gehen, eine 1,5 kg Packung Zucker kaufen und die essen….das war so unglaublich süß und lag so schwer im Magen, dass alle müde waren und ins Bett gegangen sind
26.12 – 2. Weihnachtsfeiertag
Na? Kannst du es dir schon denken? Richtig, das war für mich wieder ein ganz normaler Arbeitstag.
Wie war das für mich?
Ich muss sagen, dass ich aus verschiedenen persönlichen Gründen kein großer Fan der Weihnachtszeit bin. Von daher war das für mich dieses Jahr richtig schön, einfach mal davon rein gar nichts mitzubekommen. Ich bin aber auch ehrlich. Als ich abends zu meinem Häuschen gehen wollte und im Haupthaus alleine im Wohnzimmer stand und dieses bescheuerte YouTube Video lief – in diesem Moment habe ich das heimatliche Weihnachten etwas vermisst. Ich kann dir noch nicht einmal genau sagen warum und was und es hat vielleicht auch nur eine Minute angehalten. Also dieses Jahr kein Weihnachten für mich.
Und sonst so?
Trotz der Entfernung zu Deutschland hatte ich am 26. Dezember richtiges Deutschland Feeling. Als ich zum Frühstück gegangen bin, dachte ich zuerst, dass es regnet, aber es war lediglich das Eis, welches von den Bäumen auftaute und heruntertropfe und da hier alles voller Bäume ist, sah es wie Regen aus. Nicht nur von den Bäumen tropfte es, sondern einfach überall....alles war nass und es fühlte sich richtig eklig an. Das war dann der Moment, wo ich Jenny und Fatih erklärt habe, dass das der deutsche Winter ist. Es nieselt, alles tropft, der Schnee bleibt nicht liegen und es ist nass kalt :D Aber das ist ja nicht das Einzige, was an der Sache schlimm war – weißt du noch, dass ich letzte Woche das Experiment mit dem Wasser durchgeführt habe? Wir hatten innerhalb von fünf Tagen einen Temperaturunterschied von 50 (!) °C (-45 °C zu +5 °C). Dave hat auch gesagt, dass es absolut nicht normal. Diese tiefen Temperaturen sind eigentlich eher typisch für Ende Januar und Februar und nicht für Dezember. Diese Temperatursprünge sind natürlich auch absolut nicht normal und ich finde das richtig schockierend, wie verrückt das Wetter (überall auf der Welt) spielt, aber zum Glück gibt es ja keinen Klimawandel.....16 °C in Magdeburg am 31.12.
Das Problem ist auch, dass sich der Körper dann an die Minus 35 bis Minus 45 °C gewöhnt, wenn es dann aber plötzlich so warm wird und ja, für uns ist es dann extrem warm - sind ja schließlich auch 50 °C unterschied - schwitzt man sich einfach Tod und wenn es dann minus zehn oder fünfzehn Grad Celsius wird, dann friert man sich wieder den Arsch ab, da man jetzt die warmen Temperaturen gewöhnt ist, dass ist ein richtiges Auf und Ab hier. Dadurch das es so warm wurde und alles angefangen hat zu schmelzen, haben wir jetzt natürlich das Problem, dass jetzt überall Eis ist. Gestern (29.12) haben wir uns alle drei fast des öfteren hingelegt...wäre ja witzig, wenn es nicht auf dem Dach wäre. Aber die deutsche Arbeitsschutzbehörde wird hier gut durch meine Person vertreten, denn mithilfe eines alten Teppichs wurde wenigstens die gefährlichste Stelle abgedeckt, sodass es zumindest dort nicht mehr glatt (und lebensgefährlich) ist.
Am 27. Dezember hatten Fatih und ich frei. Letzte Woche hatte ich Jenny erzählt, dass ich dieses Jahr noch nicht einen Schneemann gebaut habe und da erklärte sie mir, dass der Schnee hier nicht dafür geeignet es, da es (normalerweise) zu kalt ist und es dadurch kein guter Backschnee ist. Nach dem warmen Wetter und dem neuen Schnee wollte ich es trotzdem versuchen, einen menschgroßen Schneemann zu bauen. Das Problem war nun, dass unter dem neuen Schnee eine hauchdünne Eisschicht von dem alten geschmolzenen Schnee war und darunter der alte Schnee. Sobald ich versucht habe, meine kleine Schneekugel zu rollen, durchbrach ich logischerweise das Eis und ich hatte Eis, nicht brauchbaren und brauchbaren Schnee in einer Kombi und das hat natürlich null funktioniert, sodass es nur für einen kleinen Schneemann gereicht hat, aber immerhin einen Schneemann diesen Winter.
Warum hatten wir eigentlich frei? Jenny hat Dave in die Stadt gefahren, da er aktuell auf dem Weg nach Argentinien ist, um dort Albatrosse und Pinguine zu fotografieren. Am liebsten würde ich ihn immer begleiten, wenn er erzählt, wie nah die Tiere herankommen. Das er einfach diese Möglichkeit hat, so viele Tiere in der freien Natur sehen zu dürfen – purer Neid. Aktuell sind es Albatrosse und Pinguine. Durch das kanadische Wetter ist der erste Flug jedoch abgesagt wurden, sodass Jenny und Dave direkt nach Vancouver fahren mussten. Diese Fahrt dauert 10 Stunden und ist somit für kanadische Verhältnisse ein Kurztrip, allerdings ist dann Jenny logischerweise die Nacht im Vancouver geblieben und erst am 28. Dezember wieder zurückgekommen.
Sonst bauen wir weiter am Haus. Ich will ja nichts sage, aber fast überall ist der endgültige Fußboden bereits verlegt UND ein Dach ist jetzt zumindest zu, sodass es dort nicht mehr reinschneien kann. Das ist nämlich die dümmste Aufgabe, früh am Morgen immer alles vom Schnee zu befreien. Sonst nimmt es langsam seinen Lauf. Durch die Feiertage und Jennys Abwesenheit konnten wir diese Woche nicht so viel schaffen.
So...eigentlich würde dieser Blogbeitrag damit enden, aber heute habe ich eine Nachricht erhalten. Meine Festplatte wurde in meinem geliebt und gehassten Yurt gefunden! Es gab schon einige Momente, wo ich vor Freude in Kanada geheult hätte - dies ist nun einer dieser Momente :D
Somit endet langsam der letzte Beitrag für das Jahr 2022 und auf Instagram wird man aktuell gefühlt ja nur so zugespammt von Jahresrückblicken und wenn ich so darüber nachdenke, habe ich dieses Jahr auch so einiges erlebt:
Und all diese Erfahrungen versuche ich hier in meinem Blog niederzuschreiben, der aktuell TROMMELWIRBEL auf Platz 14 der meistgelesenen Beiträge auf Vakantio ist. Wer weiß, vielleicht gibt es ja auch nur 30 Blogs oder es gibt 1000 und wenn ich unter den Top 10 bin, werde ich Reiseinfluencer, – ich sags dir :D Aber eigentlich ist mir das egal. Mir ist es egal, ob du die nachfolgenden Beiträge weiterliest oder nur alle drei Wochen reinschaust. Das einzige, was mich wirklich freuen würde, ist, wenn ich dich mit diesen Beiträgen unterhalten oder zum Schmunzeln bringen und dich somit vielleicht sogar von irgendwas ablenken kann. Dein Lächeln/ Schmunzeln, während du meine Beiträge liest, ist ja wohl das schönste Kompliment. Die Menschen lächeln sowieso immer zu selten und sind viel zu oft verbittert, von daher ist jedes Lächeln, welches ich mit meinen Beiträgen erreichen kann, ein Geschenk :)
Soo und alles hat ein Ende (außer gefühlt jeder meiner Blogbeiträge), auch das Jahr 2022. Somit wünsche ich dir einen guten Rutsch und alles Gute für das Jahr 2023. Was sind deine neuen Vorsätze fürs nächste Jahr, welche man sowieso unwahrscheinlich einhält?
Meiner ist: Nur noch am Wochenende deutsche Medien zu konsumieren, also wie deutsche Musik, Filme oder Videos. Ich werde glaube innerlich oft weinen :D Aber ein Versuch ist es wert.
Ach und solltest du richtig Bock haben zu feiern, denk daran, vielleicht zwischendurch mal ein Wasser zutrinken oder einfach nicht so viel oder sogar gar nichts zu trinken (Ja, das geht auch), denn ganz ehrlich...der Kater am nächsten Tag rechtfertig keine Party am Vorabend (wurde mir zugetragen).
Pass auf dich auf und vielleicht bis nächste Woche.
Samuel