Reisefischer Kanada
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#20 Atemlos durch die ...

Veröffentlicht: 24.12.2022

... Woche. So habe ich mich zumindest an einigen Tagen hier gefühlt, denn es wurde mal wieder kalt und diesmal so richtig. Am Wochenende hatte ich nach einer kurzen Hilfe bei einem Nachbarn auch frei. Da ich aber diesmal wirklich nichts gemacht habe, gibt es von dieser Zeit nichts Spannendes zu berichten, außer dass ich am Freitagabend bei einem gemeinsamen Feuer mit Fathi, mein absolutes Lieblingsbild bisher (in der Kategorie Sterne) aufgenommen habe.

In Deutschland gab es ja stellenweise Wetterwarnungen aufgrund des möglichen Glatteises (Ich hoffe, du hast es gut überstanden), auch wir hatten eine Wetterwarnung. Unser Grund war jedoch nicht das Glatteis, sondern dass wir Temperaturen von bis zu Minus 40 Grad erreichen könnten und die kamen dann auch mir voller Kraft. Mein Handy sagte mir Montagmorgens, dass es minus 34 Grad sind und auf dem Weg zum Frühstück dachte ich mir, dass sich solch eine kalte und frische Luft bestimmt gut und richtig erfrischend anfühlt. Das habe ich genau einem Atemzug gedacht ...... den Rest des Weges habe ich mir meine Lunge aus dem Leib gehustet. Sie kommt absolut gar nicht mit diesen Temperaturen klar. Das Thermometer bei uns sagte dann übrigens, dass es minus 42 Grad sind. Einfach mal minus 42 Grad – so verrückt. Jenny gab uns aufgrund der Kälte frei. Man konnte aber eigentlich nichts machen, da es einfach zu kalt war. Ich bin am Nachmittag zwar eine Stunde spazieren gegangen, da ging es tatsächlich, (man trägt dann zwar gefühlt 10 Kilogramm Kleidung), noch dazu wollte ich dann über den See zurücklaufen und dies hieß über Flächen laufen, wo noch keiner lang gelaufen ist und das war auch wiederum ein richtiges Training für die Beine. Der Schnee ist an manchen Stellen so ca. 30 cm hoch und nach einer Weile ist man echt geschafft. Weiterhin habe ich bei diesen kalten Temperaturen auch das Experiment mit dem kochenden Wasser probiert und es klappt wirklich.

Wissen mit Samuel:

Jeder hat wohl schon mindestens einmal das Experiment bei der Sendung mit der Maus, Wissen macht Ah! Oder Galileo gesehen. Kochendes Wasser wird bei sehr tiefen Temperaturen (mindestens 30 Grad unter null) in die Luft geschleudert und gefriert sofort zu Eis. Dabei handelt es sich um den Mpemba-Effelkt. Dieser ist bis heute nicht eindeutig geklärt. So gibt es verschiedene Möglichkeiten, weshalb das Wasser direkt gefriert. Dazu hier eine kurze Erklärung:

„Es gilt [...] als anerkannt, dass Verdunstung ein Grund für das Verhalten der heißeren Flüssigkeit ist. Wenn sie verdunstet, bleibt weniger Masse übrig, die gefrieren muss. Außerdem wird der Flüssigkeit durch die Verdunstung zusätzlich Energie entzogen. Experimente legen jedoch nahe, dass dies nicht die einzige Ursache für den Effekt sein kann. Ein weiterer Grund ist wohl Konvektion: In der warmen Flüssigkeit herrscht Bewegung. Das begünstigt nicht nur den Abtransport von Wärme, sondern auch die Bildung von Eiskristallen“ (Quelle: https://tdy.es/oTnpq)

Es macht auf jeden Fall sehr viel Spaß. Habe das Experiment auch gleich mehrere Male durchgeführt.

Am Dienstag hatte ich dann zwar angeboten, im Haus zu arbeiten, aber Jenny meinte, dass wir den Tag trotzdem freinehmen sollen, da wir am Mittwoch 100% weiter am Haus bauen würden. Allerdings sagte sie mir, dass ich unten am See das ganze alte Holz verbrennen kann. So ging es bei einem (mal wieder) schönen Sonnenuntergang zum See und dort startete ich mein Feuer. Diesmal ganz ohne Zeitung oder anderen Hilfsmittel (wie z.B. Benzin), sondern einfach nur mit Holzspäne (+ 1 Streichholz) und dann hieß es, das Feuer immer weiter und weiter zu füttern, bis es groß genug war.

Am Mittwoch haben wir natürlich nicht weiter am Haus gebaut, denn es waren immer noch Minus 40 Grad, allerdings konnten wir dann doch auch im Haus arbeiten und zwar hieß die Arbeit: Putzen. Das ist kein Problem, schließlich ist es warm und trocken. Solch eine Küche aufzuräumen, benötigt jedoch einige Zeit. Ich bin heute (Freitag) dann endlich damit fertig gewesen. Ist echt der Wahnsinn, was sich da alles so über die Jahre ansammelt. Drei Müllsäcke habe ich allein für die Küche gebraucht. Diese mussten natürlich auch zur „Müllhalde“ gebracht werden. Ich bin immer noch schockiert über das Loch! Am Donnerstag hieß es also Truck beladen und los. Allerdings sollte ich diesmal fahren, um mich mit dem Truck vertraut zu machen. Das Auto hat so viele Einstellung und Knöpfe und alles...Wahnsinn, aber die wichtigste Einstellung ist und bleib wirklich die Lenkradheizung.

Meine Hände umschlossen also fest und dauerhaft das Lenkrad und dann ging es los. Nach wenigen Minuten sahen Fathi und ich plötzlich ein großes Tier auf der Straße stehen und nachdem wir uns dann mit Schrittgeschwindigkeit genähert haben, hat es sich als große Kojote entpuppt. Zum Glück ist nicht so viel auf den Straßen hier los, sodass ich kurz anhalten konnte, um die Kojote zu beobachten. Sehr beeindruckend, solche Tiere in der freien Natur (!) so nahe sehen zu dürfen. Sonst ging die Autofahrt. Es ist halt ein echt krasses Auto mit einem ziemlich heftigen Motor, wenn man da einmal das Gaspedal durchdrückt – hui, macht schon Spaß.

Am heutigen Freitag habe ich dann noch schnell die Küche beendet, bevor es wieder raus zur Baustelle ging. Eigentlich hätte ich am Freitag mit Dave in die Stadt fahren sollen, um ihm beim Aufladen des Schneemobils zu helfen, allerdings ist bisher nur eines der beiden Schneemobile repariert und Dave wollte dann warten, bis wir beide gleichzeitig abholen können und so fuhr Dave heute alleine in die Stadt. Jenny, Fathi und ich wollten heute anfangen, das neue Dach für den einen Überhang zu montieren. Da ich auf eine Fahrt in die Stadt vorbereitete war, hatte ich meine Arbeitshandschuhe am Anfang nicht an und dann greifst du eine Spanplatte falsch und dir steckt ein Splitter im Finger......es war echt schwer den raus zuziehen, da er so groß und scheiße tief in meinem Finger steckte. Habe mir letztens schon einen unter den Fingernagel gerammt....Arbeitshandschuhe sind also nicht ganz unwichtig. :D

Du siehst, durch meine ganzen freien Tage ist tatsächlich nicht so viel los hier. Witzigerweise werde ich aber oft gefragt, was mich denn so beschäftigt oder bedrückt. Natürlich gibt es viele Sachen, über die ich nachdenke und mich auch beschäftigen, aber die erzähle ich dir bestimmt nicht – Ha. Aber hier sind meine Top drei, die ich gerne mit dir teilen kann.

Top 3: Dart WM

Ich bin ein großer Dart-Fan und gucke eigentlich auch alle großen Spiele, die man ohne bezahltes Abo irgendwie irgendwo gucken kann. Der Abschluss bildet natürlich dann immer die Dart WM, die man zur weihnachtlichen Zeit zu Hause bei einem Kaminfeuer und einem heißen Tee/Glühwein genießen kann. Dieses Jahr ist es das erste Jahr, dass ich die Dart-WM nicht live sehen kann. Das ist so bitter. Mir bleibt abends immer nur die Zusammenfassung, die ich dann gucke. Letzens kam dann Jenny rein und rief: Deutschland! Deutschland! Und dann fragte sie mich, was dies denn für eine Weltmeisterschaft sei, die ich mir da gerade angucke. Sie konnte es nicht fassen, als ich Dart gesagt habe. Sie war richtig überrasch, dass ich als junger Mann so Dart begeistert bin :D Tja, meine Begeisterung hört sie jetzt immer abends, wenn ich die Zusammenfassung gucke und mitfiebere.

Top 2: Rücken

Mein Kreuz muss mittlerweile doppelt so groß sein wie vor meiner Anreise hier, anders kann ich diesen durchgehend und nicht gerade leichten Muskelkater im Rücken nicht erklären. Er schmerzt wirklich und ich hoffe, dass er sich bald löst. Eigentlich kann es keine Verspannung sein, denn mittlerweile dehne ich mich (jetzt kommts) morgens und (!!!) abends. Für meine Verhältnisse echt ein Wunder :D Allerdings versuche ich mir darüber nicht wirklich zu ärgern. Ich habe schon in Deutschland versucht, nicht immer so verärgert über Sachen zu sein, die ich nicht mehr ändern kann (kaputtes Glas oder so). Auch hier gibt es oft Situationen, wo ich verärgert bin, aber dann denke ich mir so....werde ich nächstes Jahr noch darüber verärgert sein und meistens ist die Antwort NEIN und warum solle ich dann dafür jetzt so viel Energie opfern, nur um mich unnötig aufzuregen. Allerdings gibt es eine Sache, die mich auch noch in zehn Jahren ärgern würde.

Top 1: Festplatte

Ich habe meine Festplatte verloren, zumindest ist sie nicht mehr in meinem Besitzt. Neben privaten Unterlagen und all meinen digitalen Lehrerunterlagen, befindet sich auch ein Ordner auf dieser Festplatte mit dem Namen „Kanada“ und in diesem befinden sich mittlerweile über 10GB Fotos. Es wäre für mich ein wirklich großer Verlust, auch emotional. So viel, was ich mit diesen Fotos verbinde, so viele Erinnerungen und Momente. Daher würde ich mich auch noch in zehn Jahren darüber aufregen, wenn ich sie nicht wiederfinden würde. Vielleicht passiert ja ein Weihnachtswunder.

Apropos Weihnachten: Bei mir ist es zwar noch nicht so weit, aber bei euch ist es mittlerweile Heiligabend. Aber zu erst wünsche ich allen Schüler*innen und Personen, die im Schulwesen arbeiten, erholsame Winterferien! Vor einem Jahr habe ich die Ferien genutzt, um meine Prüfung final vorzubereiten – wie die Zeit vergeht. Aber ich wünsche dir besinnliche Feiertage, genau so, wie du sie dir vorstellst.

Zeit, um Ruhe zu finden, alte Freunde wieder zu treffen, zusammen zu quatschen, zu feiern, ....

Samuel

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