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14. Woche. Kein Abschied von Marokko.

Veröffentlicht: 16.03.2020

Kurze Auszeit am Pool. (08.03.2020) Wir haben gut geschlafen, wobei es sehr laut war. Gefühlt stand die Moschee direkt neben uns. So waren wir mitten drin, statt nur dabei, als um 6 Uhr zum Gebet gerufen wurde. Irgendwas ist ja immer. Wilma war heute die Bestimmerin. So gingen wir nach dem Frühstück zum Pool. Der Weg zum Pool blieb den ganzen Tag die Haupttätigkeit. Neben Badesachen an- und ausziehen. Es war ein schöner Tag. Super warm und so nutzen wir einfach die Zeit zum Nichtstun. Kurze Mittagspause. Wieder zum Pool. Kurze Kaffeepause. Wieder zum Pool. Kurze Poolpause. Kleiner Spaziergang ins Gelände. Wir sahen Schafe, Ziegen und Arganbäume soweit das Auge reicht. Wilma und ich dachten, die Arganfrüchte wären so pur gut für unsere Haut und "salbten" uns damit ein. Im Nachhinein habe ich mich erstmal mit der Herstellung von Arganöl beschäftigt. War völliger Blödsinn. Wir klopften eine "reife" und getrocknete Frucht auf und ich probierte die beiden Samen aus denen das Öl gewonnen wird. Schmeckt nicht. Kann man lassen. Zurück am Platz gingen wir noch eine Runde und guckten uns das Gelände vom Campingplatz/Hotel an. Sehr schön angelegt. Abschließend ging es noch einmal an und in den Pool. Wir tranken noch eine Kanne Minztee. Schon war der Tag auch schon wieder vorbei.


Paradies Valley (09.03. - 10.03.2020)
Nachdem entspannten Vortag, hieß es nun wieder Fahren. Ziel war immer noch die Fähre. Aber entspannt. Mathias und ich hatten im Vorfeld gelesen, dass es in der Nähe eine Art Nationalpark gibt, welcher ganz schön sei und Paradies Valley heißt. Wir suchten uns eine Route aus. Diese führte uns durch die Berge. Es war wirklich abenteuerlich und irgendwann sollten wir abbiegen. Neben uns war ein schmaler, sandiger Weg, welcher eine gefühlte 90 Grad Steigung hatte. Ok. Das machen wir nicht. Wir fuhren weiter. Problem, die Straße endete. So kommen wir also nicht zum Paradies. Also fuhren wir den kompletten Weg wieder zurück und nahmen die Strecke via Agadir. Vorteil jetzt, wir kamen an einem Supermarkt vorbei. Yeah. Wir freuten uns sehr. Gewohntes Einkaufsverhalten. Es gab Fleisch, mal eine Cola usw. Toll. Stimmungsaufheller für uns. Mit tollen Dingen ging es nun weiter ins Paradies. Mathias hatte einen Platz an einem Restaurant rausgesucht. Hier sollte man 30min zum Valley brauchen. Dort angekommen, war es ok. Irgendwie fühlte ich mich nicht wohl. Das Valley war auch nicht 30 min zu Fuß weg, sondern mit dem Auto. Also fuhren wir wieder ein bisschen zurück und fanden einen netten Platz an der Straße. Dort hielten wir. Fühlten uns wohl und sicher.
Heute gab es mal keinen Tomatensalat. Es gab Würstchen. Grillwürstchen. Wir waren fast aufgeregt und freuten uns sehr. Machten es uns vor dem Womo nett. Mit Genuss biss ich in die Wurst. Super. Nicht. Lamm. Wir hatten eigentlich Rindwürste gekauft. Am Ende muss es eine Mischung aus Rind und Lamm geworden sein. Es schmeckte ok. Doch ich wollte Rind und nicht Lamm. Wilma und Mathis schmeckte es. Es gesellten sich noch ein paar deutsche zu uns auf den Platz. Wir standen also nicht mehr allein. Aber dafür das erste Mal in Marokko richtig frei. 


Die Nacht war super. Wir hatten gut und ruhig geschlafen. Heute sollte es dann nach dem Frühstück zum Valley gehen. Unsere Nachbarn erzählten uns, wir können direkt dort am Eingang parken und dann die ca. 20min laufen. Das machten wir. Ein netter Parkplatzwächter winkte schon. Wir parkten. Zogen uns die Wanderschuhe an. Wasser und ein paar Kekse in den Rucksack und los ging es. Unser weg führte uns auf einem schmalen Weg durch Palmen. Hoch und runter. Oben angekommen konnten wir direkt ins Tal schauen. Palmen. Wasser. Schön. Es war wirklich schön. Vor ein paar Jahren gab es hier viel mehr Wasser. Aufgrund der Trockenheit seit 2 Jahren ist der Pegel gesunken. Unten angekommen zog Wilma sofort ihre Schuhe aus und wollte ins Wasser. So liefen wir hin und her. Um so weiter wir ins Valley wir kamen, desto weniger Wasser gab es. Bis wir vor einem großen Wasserfall standen, welcher ebenfalls kein Wasser hatte. Alles trocken. Der Höhepunkt hier. Affenbabies. So nannte Wilma sechs Hundewelpen, die dort lebten. Keine Ahnung, warum sie dachte, es seien Affen. Die Hunde waren wirklich mega niedlich. Wir füllten einen Wasserbehälter für sie auf. Gern hätten wir einen mitgenommen, mit dem Hintergrundwissen, dass sie wirklich kein schönes Leben haben werden. Aber natürlich können wir nicht alle retten. Wir gingen zurück zu den Flüssen. Hier konnte man im Wasser sitzen und etwas trinken und/oder essen. Wir machten unsere Mittagspause im Fluss. Wilma planschte um uns herum. Wir aßen eine Tajine. Diese war lecker. Dann ging es zurück zum Womo. Immerhin wollten wir heute noch Marrakech erreichen. Es lagen noch mehr als 4 h Fahrt vor uns. Wilma lies sich nach oben tragen. Wir sattelten das Womo und los ging es. Wilma schlief und wir fuhren durch eine zauberhafte Landschaft. Durch die Berge mit super Aussicht. Wir schlängelten uns 2h durch die Berge, um zur Autobahn zu kommen. Es ging nun weitere 2 1/2h über die Autobahn zum nächsten Halt, einen Stellplatz ca. 10km von Marrakech entfernt. Dort angekommen, öffnete sich zunächst nicht die Tür. 5 Minuten später ging sie doch auf. Gott sei Dank. Der Platz war schön. Wir platzierten uns. Stellten schnell fest, dass unsere Nachbarn Heidi und Peter waren. Die beiden hatten wir auf dem Platz in Zagora kennen gelernt. Wilma checkte den Pool und wir richteten uns ein. Damit Wilma sich einen Tag von der Fahrerei erholen kann, beschlossen wir zwei Nächte zu bleiben. Immerhin lagen noch einmal mehr als 7h Fahrt vor uns. Es gab Abendbrot und Wilma ging ins Bett. Es war mal wieder nach 20 Uhr.
Mathias und ich aßen später allein Abendbrot. Wir tauschten uns mit Peter aus. Bisher hatten wir die Coronasituation mit Abstand verfolgt. Peter erzählte, dass ein Paar auf dem Platz nur noch mit Mundschutz und Handschuhen einkaufen gehen würde. Auch aus Deutschland hörten wir von guten Freunden, dass AIDA wahrscheinlich den Reiseverkehr einstellen wird. Wir fragten uns schon, ob es Auswirkungen für uns hat. Die Nachrichten verunsicherten uns. Aber bisher gab es keine Anzeichen schnell zu handeln. Wir waren eh auf dem Weg zur Fähre und unser Ziel war es Freitag, den 13.03., nach Spanien überzusetzen. Nicht wegen Corona, sondern einfach, weil wir Marokko abschließen wollten.


Waschtag. (11.03.2020)
Wir hatten eine entspannte Nacht. Es gab vom Platzbesitzer frische Brötchen. Wir aßen gemütlich in der Sonne draußen Frühstück. Heute stand nichts weiter auf dem Plan. Wilma wollte wieder zum Pool. Ich wollte am Blog schreiben und Mathias hatte die Betreuung für Wilma.
Wir verbrachten den Tag entspannt. Am Nachmittag nutze ich die Waschmaschine auf dem Platz. Nachdem Wilma nun öfter ohne Windel schlafen möchte, haben wir doch etwas mehr Wäsche. Ich befüllte die Maschine wie gewohnt. Stellte Kochwäsche ein. Klar. Die dauert immer etwas länger, aber nach 2 1/2h war sie immer noch nicht fertig. Ich brach den Vorgang ab. Musste nun die ganze nasse Wäsche über den kompletten Platz schleppen. Mathias und ich "schleuderten" nun alles per Hand. Auch mal eine Erfahrung wert.
Zum Abendbrot gab es Gemüselasagne. Vorher gingen wir noch einmal Familienpoolbaden. Endlich kam Wilma mal wieder einigermaßen zeitig ins Bett. Ich telefonierte mit einer Freundin aus Deutschland. Auch hier war Corona erst ein Thema aber natürlich auch andere Sachen.
Wir tranken mit Peter noch ein Bier. Klar sprachen wir auch über die Weltsituation. Allerdings war es für uns nicht mehr ganz so wichtig, denn auch Heidi und Peter waren auf dem Weg zur Fähre. Die beiden wollten Samstag übersetzen. 


Alles anders, als gedacht. (12.03.2020)
Heute waren wir einen Monat in Marokko und damit wollten wir unsere Reise in Afrika erstmal beenden. Wir packten alles zusammen und machten uns auf dem Weg nach Asilah. Hier hatten wir unsere erste Nacht in Marokko verbracht und wollten die letzte ebenfalls hier verbringen. Über die Autobahn ging es bequem zurück. 6h Fahrt. Wir machten eine Mittagspause auf einer Raststätte. Es gab sogar ein Eis zum Nachtisch für jeden. Dann ging es weiter. Um 17.30 Uhr waren wir endlich angekommen. Holten uns noch schnell Wasser, ein bisschen Brot und ein paar Kekse für die Fähre morgen.
Am Platz angekommen gingen wir kurz zum Wasser und machten dann Abendbrot. Es war, glaube ich, ca. 19:30 Uhr als die Nachricht von meiner Schwester kam. "Spanien schließt die Fährverbindungen ab 00:00 Uhr". Diese Nachricht traf uns, aber dessen Auswirkungen konnten wir gar nicht fassen. Wir recherchierten auf der Seite unserer Fähre. Tatsächlich gab es einen kleinen Hinweis. Allerdings weder beim Auswärtigen Amt, noch via Marokko und der Botschaft fanden wir etwas. Um den Schrecken zu verdauen, wollte ich mich gern mit anderen Camper*innen austauschen. Neben uns stand ein Fahrzeug aus WL. Ich klopfe an die Tür. Doch keiner öffnete. Ging um das Womo, um zu schauen, ob es weitere deutsche Womos auf dem Platz gab. Aus dem Fenster des Fahrzeuges rief ein Mann "Was wollen Sie?". Er war mehr als unfreundlich. Empathie null. Ich war tatsächlich trauriger als zu vor. Hilflosigkeit stieg in mir hoch. Ich wollte mich doch lediglich austauschen. Gemeinsam mit anderen überlegen, was wir nun tun können. Puste Kuchen.
Mathias und ich guckten uns an. Hilflos. Wir sitzen fest. Ein Gefühl, welches wir bisher nicht kanten. Bisher konnten wir uns in unserem Leben immer frei bewegen. Vor allem jetzt auf unserer Reise. Wir waren frei, freier denn je zu vor. Vorbei. Mit einem Mal war es vorbei. Das Gedankenkarussell fing an sich zu drehen. "Hey. Es war lange weg."
Irgendwie versuchten wir in den Schlaf zu kommen. Einigten uns darauf morgen weiter zu überlegen. Heidi und Peter informierten wir noch über die Situation. 


Klar kommen. (13.03.2020)
Die Nacht war kurz. Zusätzlich zum Gedankenkarussell, zog auch noch Wilma die Nacht zu uns. Wir schliefen kaum. Wachten mit leeren Köpfen auf. Die Situation war/ist so surreal. Wilma fragt natürlich gleich, wann wir mit der Fähren fahren. Für sie war das etwas ganz aufregendes. Nun erklärten wir Wilma das es nicht geht. Wie erklärt man einem 3jährigen Kind, was gerade auf der Welt passiert. Wir klickten uns durchs Netz, um noch weitere Informationen zu finden. Aber immer noch nix. Außer die Bestätigung, dass wir nicht wegkommen.
Wir versuchten ruhig und klar zu bleiben. Schrieben mit Heidi und Peter und verabredeten uns auf einem Platz etwas südlicher. Wir fuhren zunächst noch einmal nach Tanger. Einkaufen. Wir brauchten nun Gas. Eine neue Telefonkarte und mehr Lebensmittel. Wir verdrängten die Situation. Kauften ein. Sahen Menschen mit Handschuhen und Co. Ich shoppte sogar noch ein paar Kleidungsstücke. Einige meiner Sommersachen sind dem Ende nahe.
Nachdem Mittag machten wir uns auf dem Weg nach Larache. Dort waren wir mit Heidi und Peter verabredet. Für Wilma hieß es wieder 3h Fahrt aushalten.
Angekommen warteten Heidi und Peter schon auf uns. Es gab nur ein Thema. Die geschlossenen Fährverbindungen und Corona. Wir tauschten uns aus. Mit Wissen, was wir von Freunden, Familie und aus dem Netz hatten. Wir besprachen uns, dass wir gern zusammen bleiben würden. Uns war schnell klar, dass wir etwas südlicher fahren wollen. Einfach, weil das Wetter dort besser sei. Ein Franzose brachte uns dann die Nachricht, dass die Verbindung vorerst für einen Monat eingestellt ist. Lange Zeit, aber endlich mal eine Aussage.
Wir sind nicht mehr frei in unserem handeln. Das, was wir vor ein paar Tagen noch genossen haben. Frei hinfahren zu können, wohin auch immer, ist nun vorbei. Wir sind in einem Land, welches ein anderes Gesundheitssystem hat. In einem Land, welches politisch und kommunikativ anders läuft, als Europa. In einem Land dessen Sprache wir nicht beherrschen. In der die Mentalität uns schon in "Freiheit" vor eine Herausforderung gestellt hat. Ein Land in dem die Hygiene anders gelebt wird, als wir gewohnt sind. Genau jetzt, merken wir wie sehr wir gerade unsere Familie bräuchten. Wie sehr wir Europa brauchen. Wie sehr wir den Austausch mit gleichsprachigen Menschen benötigen. Wie sehr wir hier fremd sind. Wir sehr wir unser politisches System vermissen und das Gesundheitssystem.
Wie geht es nun weiter. Planlos gingen wir ins Bett.


Irgendwie wird es schon gehen. (14.03. - 15.03.2020)

Wir wollten heute noch bleiben. Das war auch gut. Ankommen. Ankommen in der Situation und runterkommen, das brauchten wir jetzt. Es hatte etwas von Normalität. Wir aßen gemütlich Frühstück. Telefonierten mit zu Hause. Wilma und Heidi waren den Vormittag unterwegs. Entweder in dem Camper von Heidi oder auf dem Spielplatz. Mathias und ich konnten so etwas durchatmen.
Es gab fast pünktlich Mittag. Wir spielten in der Mittagspause Puppentheater. Tranken mit Heidi und Peter zusammen Kaffee. Gingen dann noch einmal zusammen auf den Spielplatz. Unterhielten uns. Über Corona aber auch über andere Themen.
Das Wetter war ok. Die Wärme machte allerdings eine Pause. Somit beschlossen wir am Sonntag den Platz zu wechseln. Heidi und Peter schlugen einen Platz in der Nähe von Marrakech vor. Hier waren wir noch nicht. Wobei wir nun schon das dritte mal in die Region fuhren.
Der Tag ging entspannt zu ende. 


Sonntagmorgen packten wir wieder unsere Sachen zusammen und machten uns auf eine lange Fahrt zurück. Dorthin zurück, woher wir vor drei Tagen gekommen waren. Mathias und ich waren etwas entspannter. Die Ereignisse in Spanien und Co. veränderten sich stündlich. Wir wussten immer noch nicht, was hier im Land eigentlich los ist. Aber mehr als hinnehmen, konnten wir jetzt nicht machen.
Wilma und ich saßen hinten. Telefonierten noch mit zu Hause. Dann fiel ein Satz, welcher nachwirkte. "Wir machen uns Sorgen um Euch". Wir wissen nicht, wie viele Infizierte es hier gibt. Wir denken aber, dass es hier sicherer ist als in Europa. Das war meine Antwort. Eine vernünftige Antwort. Nicht die Antwort aus meinem Herzen. Das wäre diese gewesen: " Ich möchte heulen. Ich möchte hier nicht sein. Ich möchte nach Hause. Ich möchte zu meiner Familie. Ich möchte nicht eingesperrt sein."
Mathias und ich halten die Fahne hoch. Wir müssen schauen, nicht in Panik zu verfallen. Das hilft weder uns, noch Wilma. Noch unserer Familie zu hause. Peter und Heidi tun uns gut.
Nach 5 1/2h sind wir auf dem Campingplatz angekommen. Hier stehen mit uns reichlich Franzosen, Deutsche, Schweizer und Co. Alle gestrandet. Der Platz ist groß. Eigentlich wollten wir hier nur ein paar Tage stehen. Wir werden hier allerdings erstmal ausharren. Wir stehen hier sicher. Haben alles notwendige um uns herum. Einkaufsmöglichkeiten. Wasser. Strom. Freunde. Gute Anbindung zur Autobahn. Einen Spielplatz. Zur Not auch einen Pool. 


Wir nutzen weitest gehend keine öffentlichen Einrichtungen. Halten uns von anderen Camper*innen fern. Bleiben auf dem Platz. Hoffen jeden Tag auf Nachrichten, dass es eine Möglichkeit gibt, das Land verlassen zu können. Realistisch gesehen, wird es diese aber nicht geben. 


Das einzig Gute ist, wir müssen morgen nicht wieder fahren. Wir können mal wieder länger an einem Ort stehen. Irgendwie werden wir es uns schon nett machen.

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