meervomleben
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15. Woche. 3761 km. 4 Länder. 6 Tage.

Veröffentlicht: 31.03.2020

Sommerpause. (16.03.2020)Es war schön zu wissen, heute mal nicht fahren zu müssen. Wir starteten entspannt in den Tag. Gammelten nach längerer Zeit mal wieder länger im Bett. Lasen Bücher und erzählten. Das Wetter draußen war nicht sonderlich viel versprechend. Ein graue Wolken. Wir verbrachten den Vormittag entspannt. Erkundeten den Platz und entdeckten Hängematten und eine mobile Kegelbahn für uns. Im Anschluss machten Mathias und Wilma einen kleinen Filmtag. Es gab König der Löwen. Beide saßen wie hypnotisiert vor dem TV. Zeit für mich zu schreiben.Viel mehr passierte an diesem Tag nicht. Wilma war am Nachmittag bei Heidi und Peter. Motivationen mit mir Ball zu spielen oder ähnliches scheiterten. Wir verbrachten den Tag am oder im Womo mit einigen Corona-News und Überlegungen, wie es für uns nun weitergeht.Am Abend hatten wir es uns vor der "Tür" gemütlich gemacht. Mathias und Peter aßen die guten Wodka-Kirschen. Heidi und ich genehmigten uns einen Ramazzotti.


... und dann kam alles ganz anders. (17.03.2020)

Nach einem entspannten Montag, sollte der Dienstag ebenfalls entspannt werden. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite. Die Sonne meinte es wieder gut mit uns. Mathias und Wilma waren kurz zum Spielplatz vorgegangen. Ich machte den Haushalt. "Fruits, légumes ... " rief es aus der Nähe. Der Obst- und Gemüsemann samt Pferdeanhänger waren gekommen, um die Touristen mit frischen Dingen zu versorgen. Schon praktisch. Wir hatten eine Gemüselasagne auf dem Plan, also holte ich uns noch ein paar Zucchinis und Co. Erdbeeren hatte er auch. Eine Erdbeertorte, wäre doch mal was nettes. Also kaufte ich auch ein paar Erdbeeren. Im Womo angekommen, waren auch Mathias und Wilma wieder zurück.

Wilma und ich waren mit Mittagsvorbereitungen und Kuchen backen beschäftigt. Mathias mit dem Handy.

Als wir am 12.03. feststellten, dass wir nicht mehr aus Marokko wegkommen, schauten wir, welche Möglichkeiten wir noch haben. Über einen Dienst vom Auswärtigen Amt für Kriesensituationen konnten sich gestrandete Urlauber auf einem Portal melden, um über mögliche Rückholaktionen etc. informiert zu werden. Dort trugen wir uns ein. Nun kam die erste Mail. In dieser stand, dass ergänzt werden sollte, ob Interesse an einer Rückholung besteht und im Notfall auch ein Ausfliegen in Frage kommen würde. Eine Frage die hin und wieder schon in unserem Kopf umher schwirrte. Sie beschäftigte uns die nächsten Stunden.

Eigentlich stand für uns fest, dass wir das Womo nicht allein in Marokko zurücklassen werden. Wohin sollten wir auch? Ohne Womo hätten wir in Deutschland kein Zuhause mehr gehabt. Klar, hätten wir bei meinen Eltern unterkommen können. Aber was hätten wir in den ersten 14 Tagen (Selbstisolation) gemacht und eine Dauerlösung wäre dies auch nicht gewesen. Was würde aus dem Womo werden. Wie bekommen wir es zurück. Anderseits fragten wir uns, wie lange die Situation in Marokko noch so "harmlos" sein wird. Wie lange geht das hier noch gut. Das öffentliche Leben wurde gerade erst gestern Abend eingestellt. Auch hier werden weitere Maßnahmen folgen. Wie beweglich sind wir dann noch hier. Wie sicher sind wir, wenn wir uns doch anstecken. Was ist, wenn wir das Angebot des Auswärtigen Amtes jetzt ausschlagen und bleiben. Würden wir auch danach noch Hilfe erwarten können. Der Informationsfluss in den letzten Tagen war kaum bzw. gar nicht gegeben. Es war eine Situation eingetreten, welche wir nicht mehr steuern konnten. In diesem Moment gab es nur noch diese beiden Wege - bleiben oder ohne Womo fliegen. Für uns einer der schwersten Entscheidungen der letzten Monate.


Darauf erstmal eine Erdbeertorte. Zusammen mit Heidi und Peter machten wir gemütlich Kaffee. Auch hier sprachen wir nur noch über dieses eine Thema. Was machen wir. Am Ende stand die Entscheidung fast fest ... wir fliegen.


Es war nichts mehr entspannt. Die Welt nicht mehr. Wir nicht mehr. Unsere Gedanken nicht mehr. Nichts. Wir saßen gerade beim Abendbrot, als Peter erzählte, dass Bekannte von ihnen gerade in Ceuta eingetroffen sind und am nächsten Tag die Fähre nach Spanien nehmen würden. Komisch. Genau das sollte seit Tagen schon nicht mehr funktionieren. Ging es nun doch? Unsicherheit machte sich breit, denn dies wäre die beste Lösung für uns alle. Was machen wir nun. Gehen wir das Risiko ein - auf blauen Dunst nach Ceuta zu fahren, in der Hoffnung auch noch übersetzen zu können. Im schlimmsten Fall würden wir in Ceuta, auf europäischen Boden, festsitzen. Irgendwie auch eine nettere Vorstellung als auf afrikanischen Boden. Es war bereits 18.30 Uhr, als Mathias sagte "Wir packen und fahren jetzt los." In windeseile hatten wir alles verstaut. Verabschiedeten uns von Heidi und Peter, welche auch packten und bezahlten den Platz. Um 19 Uhr fuhren wir auf die Autobahn. Vor uns lagen nunmehr 8h Fahrt. Noch war es hell aber das änderte sich schnell. Auf der Autobahn fühlten wir uns einiger Maßen sicher. Die Strecke kannten wir ja nun schon sehr gut. Die Schlaglöcher waren klein. Die Autos beleuchtet und die Augen wachsam für etwaige Menschen und Tiere auf der Straße. Wilma schlief in ihrem Sitz. Es lief gut. Die Wetterlage änderte sich um so höher wir in den Norden kamen. Wir fuhren direkt in ein Gewitter. Krasse Blitze. Regen. Sturm. Die Fahrt veränderte sich schlagartig.


Es war Wahnsinn. (18.03.2020)Die ersten 6h Fahrt lagen hinter uns. Es war mittlerweile 00 Uhr durch. Der Sturm machte uns zu schaffen. Ständiges gegenlenken. Immer zu drehte der Wind. Heftige Böhen ließen das Womo ordentlich wackeln und uns zittern. In Tanger angekommen wurde der Wind noch heftiger und der Regen stärker. An unserer letzten Mautstation knallte es plötzlich. Wir guckten uns an. Waren unsicher, woher es kam. Es blieb uns nichts anderes übrig, als rechts ranzufahren. Wir überlegten kurz. Mathias dachte an die Fahrräder. Ich an die Gasflaschen. Mathias ging raus. Die Räder waren es nicht. Es war die Satellitenantenne, welche vom Wind aus der Verankerung gerissen war und nun immer auf und zu klappte. Nicht schlimm, da das Ding seit beginn unserer Reise nicht mehr ging. Allerdings hatten wir nun Angst, dass der Wind diese komplett abreißt und womöglich unser Dach und ein anderes Auto beschädigen könnte. Ein demontieren bei dem Wetter allerdings unmöglich. Wir mussten so weiterfahren. Der Fahrtwind drückte das Teil nun aber gott sei dank nach unten. Die letzte Mautstation bedeutete auch, dass es gleich auf die Landstraße ging. Landstraße? Scheiße! Es war dunkel. Es war nass. Es war stürmisch. Wir kannten die Straße nicht und mussten durchs Gebirge. Zusätzlich veränderte sich plötzlich auch noch unsere Sichtweite. Nebel war aufgezogen. Sichtweite? Eine Armlänge. Wir sahen nichts mehr. Weder Straße. Noch Autos. Noch Menschen. Noch den Abgrund links oder rechts. Noch Beschilderungen. Einfach nichts mehr.Mit 20kmh fuhren wir via Navi. Ich sagte Mathias die Kurven an. Wir hatten beide Angst. Hätten anhalten müssen, aber die Angst nicht mehr übersetzen zu können war größer. Davon abgesehen, hätten wir nirgends halten können. Also fuhren wir weiter diesen Höllentrip. Gott sei Dank schlief Wilma und bekam von all dem nichts mit. 2h später Erleichterung, wir hatten den Grenzposten zu Ceuta erreicht. Abgesperrt mit Bauzäunen und einem Polizeiauto. Wir hielten direkt davor. Langsam bemühte sich ein Polizist aus dem Auto. Er sprach nur französisch. Kein englisch. So viel verstanden wir, dass wir ohne gültiges Ticket nicht rein dürfen. Gut. Kaufen wir eben fix ein Ticket online. Wir stellten uns an die Seite und versuchten nun krampfhaft ein Ticket zu erwerben. Erste Seite. Buchung nicht möglich. Zweite Seite. Buchung nicht möglich. Dritte Seite. Buchung nicht möglich. Scheiße. Neuer Plan. Wir suchen uns einen Ticketshop hier im Ort und parken davor, um mit Öffnung ein Fährticket zu kaufen. Wir fuhren ein Stück weiter. "Guck mal, hier links geht es auch nach Ceuta" ... also fuhren wir links. Wieder Straßensperrung. Ein Polizist kam auf uns zu. Ließ sich die Pässe zeigen, öffnete die Absperrung und ließ uns passieren. Mathias und ich waren total aus dem Häuschen. Geschafft. Nicht. Nächste Absperrung kam 2km später. Wieder ein Polizist. Ohne Fährticket, keine Durchfahrt. Wir fragten ihn nach einem Ticketshop. Er war sich nicht sicher und zeigte auf der Karte wild umher. Gut. Also zurück. Shop suchen. Der Ort war übersichtlich. Kein Shop auffindbar. Wir hielten in einer kleinen Straße an. Ein Kiosk hatte geöffnet. Mathias fragte dort nach. Aber hier sagten sie uns, es gäbe in diesem Ort keinen Laden, welcher Fährtickets verkauft. Super. Ich versuchte paralel online doch noch etwas buchen zu können. Hatte endlich eine Möglichkeit gefunden. Mathias war zwischenzeitlich aber noch einmal rausgegangen, um doch noch einen Shop zu finden. Kam und kam nicht wieder. Wilma (mittlerweile wach) und ich standen also nun allein mit dem Womo da. Vati verschollen. Das Ticket kaufte ich nicht. Wollte ich nicht, da ich nicht wußte, ob er ggf. doch fündig geworden war. Also warteten wir. Nach und nach kamen ein paar dunkle Gestalten. Autos hielten neben uns und starten uns an. Ich war wütend. Wo um Himmels Willen war Mathias. Eine halbe Stunde später kam er dann endlich zurück. Kein Laden gefunden. Ich heulte. "So ein A..." dachte ich. Nun wollte ich endlich das Ticket buchen. Ging nicht. Es scheiterte an der Kreditkarte. Diese musste neu aktiviert werden. Das wussten wir. Allerdings ging es nur mit unserer deutschen Handynummer. Diese war aber im Moment nicht aktiv, da wir eine marokkanische Simkarte nutzten. Wollten es in Deutschland machen. Wie der Zufall es will, schrieb meine Schwester uns in diesem Moment eine Nachricht. Also schickten wir ihr kurzer Hand alle Daten rüber mit der Bitte unsere Kreditkarte zu aktivieren. Aber auch das ging nicht. Es war uns jetzt alles egal. Wir wollten einfach nur so ein verdammtes Ticket. Wir tauschten die Simkarten, konnten so die Kreditkarte aktivieren. Aber es ging immer noch nicht. Am Ende buchten wir über noch eine andere Seite via Sofortüberweisung für 410 Euro ein einfaches Fährticket (zzgl. Roaminggebühren von 26 Euro). Abfahrt Samstag, 21.03. Hauptsache wir dürfen die Grenze von Marokko nach Ceuta passieren. Um 5:30 Uhr passierten wir den ersten Grenzposten und waren einfach nur Glücklich. Wir mussten gefühlt 10 Mal unsere Pässe zeigen. Das Womo wurde mehrfach abgesucht, von innen und außen. Dann hieß es tschüss Marokko. Hallo Ceuta. Die spanischen Grenzbeamten waren nett. Nun noch ein Stellplatz finden und schlafen. Um 6 Uhr standen wir auf einem Parkplatz an einem Autohaus mit zwei weiteren Campern. Glücklich. Erleichtert und total müde vielen wir ins Bett.Geschlafen haben wir kaum. 


Es war 10 Uhr, als unsere Nacht vorbei war. Gerade wollten wir uns gemütlich Frühstück machen. Wir hatten ja noch ein paar Tage Zeit bis die Fähre fahren sollte. Da klopfte es an der Tür. Die Polizei. Wir sollten den Platz unverzüglich verlassen und zum Fähranleger fahren. Gut. Also fuhren wir im Nachthemd zur Fähre. Dort standen auch schon Heidi und Peter. Es ging alles super schnell. Wir checkten ein. Unsere Fähre sollte nun doch schon heute, Mittwoch, gehen. 14:45 Uhr stand auf unserem Ticket. Noch besser. Wir machten ein kurzes Frühstück und zogen uns an. Mathias parkte uns in der Reihe zur Fähre. Es dröhnten Lautsprecherdurchsagen über den ganzen Platz. Immer mehr Wohnmobile kamen. Viele erkannten wir wieder von Stellplätzen zuvor. Jeder blieb in seinem Womo und wartet nun auf die Überfahrt. Der Sturm der letzten Nacht war allerdings immer noch im Gange. Wir bekamen dann eine Nachricht von der Reederei , dass die Fähre heute um 14:45 Uhr nicht fahren würde. Auch ok. Wir waren entspannt. Wir hatten genau das geschafft, was wir wollten. Wir fühlten uns sicher.

Wir aßen Mittag. Wilma und Mathias besuchten Heidi und Peter. Die einzigen, zu denen wir die letzten Tage engen Kontakt hatten und keinen Abstand hielten. Ich versuchte zu schlafen. Allerdings waren die Durchsagen der Lautsprecher permanent an. Irgendwann verstanden wir auch was dort auf spanisch, französisch, arabisch und ganz leise auf englisch durchgesagt wurde. Wir sollten die Rückreise auf direktem Weg vollziehen. Da es nun heute nicht mehr weitergehen sollte, ging ich noch kurz einkaufen. Dies war möglich. Zurück am Womo ließen wir uns nach einem Monat und einer Woche ein gutes Stück Salami schmecken.Wilma ging früh ins Bett und wir lagen ebenfalls um 20:30 Uhr in der Kiste. Hatten uns gerade über die Mediathek das Traumschiff angemacht, als Mathias ein Treiben draußen bemerkte. Er luscherte durch das Dachfenster und sagte "Es geht los. Es geht los". Wir sprangen runter. Mathias fuhr im Schlüpper das Womo in der Warteschlange etwas vor. Ich zog mich während dessen an. Dann tauschten wir. Wilma ließen wir erstmal schlafen. Es dauerte dann doch noch einmal 30min bis wir auf der Fähre waren. Ein gutes Gefühl hatte ich nicht. Warum ging es denn nun los? Warum wird nicht bis morgen gewartet? Der Sturm war nicht ansatzweise abgeflaut. Mir gingen auch Gedanken wie "Super, so wird man ggf. weitere Infizierte los. Einfach im Meer versenken". Egal. Nun gab es kein Zurück mehr. Wir fuhren auf die Fähre. Weckten Wilma. Impften ihr ein nichts anzufassen. Vermummten uns. Wir wurden mit Spucktüten auf dem Schiff begrüßt und nahmen im "Saal" platz. Um uns herum maskierte und gummierte Menschen. Die Sessel waren bequem. Eine Art Fernsehnsessel. Wilma lag bei Mathias auf dem Arm. Ich war mit mir beschäftigt, denn kaum angekommen, ging es auch schon los. Es schaukelte. Zuvor hatten wir im Regenradar gelesen, dass derzeit 3,5m hohe Wellen am Start sind. Super. Ich war nicht in der Lage mich um irgend etwas zu kümmern. Ich krallte mich an Mathias Arm fest. Schloss die Augen und sprache 1 1/2h zu mir "Einatmen, ausatmen. Einatmen, ausatmen. Es ist nicht schlimm. Wir sind gleich da. Gleich sind wir da. ..." Ich glaube am Ende waren Mathias und ich sogar kurz eingeschlafen. Zack waren wir drüber. Der Kapitän legte butterweich an. Vorher zeigte er uns allerdings noch einmal links und rechts die Hafenmauer. Wir stiegen ins Womo und fuhren ruck zuck von der Fähre. Kaum zu glauben, wir waren in Spanien. Fuhren noch etwas aus der Stadt heraus und hielten an einem Rastplatz. Dies machten wir sonst nicht. Jetzt schon, denn durch die Ausgangssperre war kein Autoverkehr und wir fühlten uns sicher. Um kurz nach 00 Uhr lagen wir endlich im Bett.


Good bye Spain & France. (19.03. - 22.03.2020)Der nette LKW mit notwendiger Kühlung lies uns erwachen. Wir benötigten dringend Wasser. An der Tankstelle gab es kostenfrei die Möglichkeit Wasser aufzufüllen. Wilma und ich saßen im Alkoven und Vati fuhr das Stücken vor zum Wasserhahn. Wieder zurück an unserem vorherigen Parkplatz machten wir Frühstück. Wilma und ich gammelten im Bettchen rum. Vati montierte die olle Satallitenschüssel ab. Ich ging im Schlafanzug eine kleine Frischluftpause machen. Es war ganz nett auf unserem kleinen Rastplatz. Schöne Sicht auf die Berge und da hinter zu erahnen das Meer. Wir machten noch Mittag und fuhren dann weiter immer gerade aus über die Autobahn. Kurz hinter Granada machten wir Stopp. Nicht auf der Autobahn, sondern ganz in der Nähe eines Nationalparks der Sierra Nevada. Hier war es möglich auch einmal einen kleinen Spaziergang zu machen. Dies war eigentlich verboten, aber wir brauchten Luft und Bewegung. Es war ganz schön. Später hörten wir ein Auto kommen. Polizei. Sie lies uns allerdings in Ruhe. Wahrscheinlich dachten sie sich schon, dass wir nur eine kurze Pause machten. Mathias und ich schliefen nicht gut. Irgendwann klapperte es in der Nacht. Mathias war von einem sehr lauten Knall wach geworden und überprüfte alle Fenster und die Garage. Es war nichts. Ich hatte das Geräusch auch nicht gehört. Wahrscheinlich irgendwie geträumt.


Am nächsten morgen (Freitag) gingen wir nach dem Frühstück noch einen kleinen Waldspaziergang machen. Wir merkten, dass wir die letzten Wochen wenig Bewegung hatten. Waren durch kleinere Hügel schnell aus der Puste. Mathias hatte noch das Brot im Ofen und musste früher zurück zum Womo. Die Lunge brannte wohl etwas bei der Ankunft. Wilma brauchte ebenfalls mehrere Pausen auf dem Rückweg zum Haus, welche mir auch zugute kamen.Eigentlich wollten wir erst nach dem Mittag weiterfahren. Sind dann aber doch schon vorher los. Wir fuhren ein Stückchen und machten dann irgendwo Pause. Im Anschluss ging es weiter. Zwischen Alicante und Valencia machten wir noch einmal eine längere Pause. Wir sportelten ums Womo herum. Entenmarsch. Laufen. Hüpfen etc. Kurzes Ball spielen und natürlich Abendbrot. Wilma wurde wieder in ihren Sitz verfrachtet. Wir hatten kein Ziel. Fuhren solange wir es schafften. 30km vor Barcelona standen wir dann wieder für die Nacht auf einem Rastplatz inkl. LKW-Geräusche. Langsam merkten wir die letzten Tage und die ganze Fahrerei. Die Anspannung und den Wunsch einfach endlich anzukommen. Wir waren müde. Sehr müde. Allerdings lag ja noch einmal komplett Frankreich und Deutschland vor uns.


Wir frühstückten. Entleerten unseren Wassertank und füllten noch einmal auf. Weiter ging die Fahrt. Wilma schaute Tablett und wir konnten gut 2 1/2h durchfahren. Mittag gab es noch in Spanien ca. 20 km vor der Grenze zu Frankreich. Kleine Spielpause inkl. Wir beobachteten die anderen Womos, welche ebenfalls auf dem Rückweg waren und tankten noch einmal günstig, bevor wir Frankreich erreichten. Kurz hinter der französischen Grenze machten wir noch einmal einen Stopp. Bewegungs- und Kaffeepause. Erst wollten wir hier bis nach dem Abendbrot stehen bleiben, machten dann doch schnell weiter. Abendbrot gab es irgendwo zwischen Saint-Etienne und Lyon. Diese Strecke kannten wir gut aus dem vergangenen Sommerurlaub. Wilma schlief wieder brav in ihrem Sitz. Mathias und ich wechselten uns beim Fahren immer wieder ab. Die Strecke zog und zog sich. Irgendwann gegen 00 Uhr hielten wir kurz vor Dijon an. Wir konnten nicht mehr. Draußen waren -4 Grad. Bis vor ein paar Tagen dachten wir, den Winter 2020 lassen wir an uns vorbeiziehen. Nun ja.


Sonntags ist Ruhetag. Nicht im Moment. Wir fuhren wieder los. Deutschland sollte erreicht werden. Wir schworen uns, dann einen ganzen Tag zu pausieren, um uns ausschlafen zu können. Wilma guckte wieder Tablett und wir fuhren. Die Tanknadel bewegte sich langsam in einen Bereich, in dem wir unbedingt tanken mussten. Wir wollten es allerdings bis über die deutsche Grenze schaffen. Die Spritpreise in Frankreich sind gruselig. Das Ende vom Lied war, bangen nicht liegen zu bleiben. Die Grenze kam und kam nicht. 15km waren es eigentlich noch. 15km können sich aber auch anfühlen wie 150km. An der Grenze Frankreich/Deutschland angekommen, erwartete uns eine Polizeikontrolle. Wir wussten, dass dies passieren wird. Allerdings wie sie letztendlich abgelaufen ist, war doch etwas verwunderlich. "Guten Tag, sind sie auf der Heimreise." "Ja." "Dann gute Weiterfahrt." "Danke." ... nachdem wir in Spanien und Frankreich tatsächlich den Ausnahmezustand mitbekommen haben. Haben wir gedacht, wir werden immerhin nach Anzeichen. Nach Herkunft. Nach irgendetwas gefragt. Nein. Nix. Unserer Meinung nach hätte diese Kontrolle nicht sein müssen. Die Polizist*innen hätten lieber den Sonntag bei Ihrer Familie verbringen sollen, als so eine dusselige und völlig überflüssige Kontrolle durchzuführen. In Deutschland angekommen, fühlte es sich auch plötzlich alles so normal an. Corona war da, aber irgendwie nicht spürbar. Die Leute saßen vor der Bäckerei in der Sonne und tranken Kaffee. Die Tankstellenmitarbeiterin kassierte völlig "schutzlos". Weitere "Tankgäste" tankten ebenfalls ohne Schutz. Es war ein komplett anderes Bild. In Neuenburg, ca. 35 km südlich von Freiburg, war die Welt in Ordnung. Jedenfalls nicht im Ausnahmezustand. Wir aßen auf einem Baumarktparkplatz Mittag. Lagen etwas im Bett rum und wollten die Nacht bleiben. Zu unruhig waren wir. Wir wollten jetzt einfach im Norden ankommen. Also machten wir uns nach dem Kaffee wieder auf den Weg auf die Autobahn.Um 1.20 Uhr konnten wir nicht mehr. Kurz vor Potsdam hielten wir wieder auf einem Rastplatz. Diesmal nicht ganz so entspannt. Aber uns blieb nichts anderes übrig.


Hallo MV. (23.03.2020)Die Sonne lachte an diesem Montagmorgen. Vor uns lagen nun noch ca. 2h Fahrt. Die kürzeste Strecke seit Tagen. Supi.Unser Frühstück fiel mau aus, denn wir hatten kaum noch etwas im Kühlschrank. Gut gelaunt ging es aber wieder auf die Autobahn. Wilma freute sich auf Oma und Opa. Wir uns auch. Um die Mittagszeit kamen wir in Waren an. Zunächst füllten wir Gas auf und tauschten unsere zweite Gasflasche gegen eine Volle. Erste deutsche Überraschung. Gas ist um fast 10 Euro teurer geworden. In Marokko haben wir für eine Gasflasche umgerechnet 4,50 Euro bezahlt. Hier 26,95 Euro. Willkommen zurück. Wir kauften ein und fuhren dann zu meinen Eltern. Wir waren froh angekommen zu sein. Komisches Gefühl, denn gedanklich waren wir noch gar nicht zurück in Deutschland. Wir hatten im Vorfeld besprochen, dass wir zunächst in Selbstisolation gehen. Einfach aus Sicherheit meinen Eltern gegenüber aber auch den anderen Bewohnern des Hauses. Wilma hatten wir erklärt, dass wir Oma erstmal nicht drücken können und auch erstmal nicht in die Wohnung gehen. Es fiel ihr schwer. Uns und Oma auch. Aber es musste sein. Wir genossen die Sonne und gingen früh ins Bett.


Unsere Reise in und durch andere Länder wurde erstmal pausiert. Die Reise zu uns selbst, fängt gerade erst richtig an. Wie geht es für uns weiter. Was möchten wir und wie und vor allem wo. Das Abenteuer ist für uns noch nicht beendet. Wir sehen positiv in die nächsten Monate und genießen trotz allen Umständen die Zeit zu dritt oder auch zu fünft, gemeinsam mit meinen Eltern.
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