Lukas reist durch Kanada
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Corona times

Veröffentlicht: 03.05.2020

Da Reisen aufgrund der aktuellen Lage nicht angesagt ist, haben wir uns dafür entschieden einen Job im Osten des Landes zu suchen und schließlich auch gefunden. Daher sind wir vor 3 Wochen aus dem kleinen Ort Milo in Richtung Toronto aufgebrochen. Statt einer Reise durchs Land, ist es daher leider „nur“ eine Fahrt durch Kanada geworden. Trotzdem waren die 5000km sehr schön. Die Strecke verläuft durch insgesamt 4 Provinzen. Von Alberta führt sie zunächst durch Saskatchewan. Die erste Route führt uns von Milo in der Nähe von Calgary allerdings gleich bis nach Winnipeg in Manitoba. Bis hierher führt der Trans Canadian Highway an unzähligen Farmen vorbei. Die Landschaft ändert sich im Wesentlichen nicht. Flaches Farmland links und rechts. Winnipeg dagegen hat uns in seiner Größe und Aufmachung überrascht. Die Stadt gilt als Tor zur Prärie, wenn man von Osten kommt. Für uns daher der Ausgang aus dem flachen Land. Die Stadt hat etwa 700000 Einwohner und ist die Hauptstadt der Provinz Manitoba. Produzierendes Gewerbe und Finanzdienstleister sind das vorherrschende Gewerbe der Stadt. Die Provinz ist geprägt durch Landwirschaft im Süden und menschenleere Regionen im Norden, wo sich im Spätsommer Eisbären beobachten lassen. Leider verbringen wir nur eine Nacht in einem schönen Haus und fahren am nächsten Tag weiter. Die nächste Route führt bis nach Thunder Bay, einer schönen 100000 Einwohner Stadt, gelegen am Lake Superior. Der „See“ gleicht eher einem Meer, ist etwa so groß wie Österreich und lädt zu vielfältigen Aktivitäten ein. In Ontario ändert sich die Landschaft wesentlich. Die Strecke wird kurviger und führt an der Wasserkante des riesigen Sees entlang. Eine sehr schöne, teils hügelige Strecke. Nach einem weiteren Stop in Sudbury sind wir schließlich in Brampton angekommen.

Brampton ist ein 60000 Einwohner Vorort (Suburb) von Toronto. Die Nachbarschaft erinnert an typische nordamerikanische Vororte, wie man sie aus Filmen kennt. Die überwiegende Bevölkerung hier kommt aus Indien und arbeitet in der Greater Toronto Area (Großraum Toronto mit etwa 6Mio Menschen). Wir wohnen jetzt in einer Kellerwohnung mit 3 Zimmern. Die Vermieter sind sehr nett und hilfsbereit. Wir wurden mit einer Flasche Whiskey und Torornto Tshirts beschenkt. Leider ist die gesamte Region etwas teurer und lässt sich preislich mit Städten wie München oder Frankfurt vergleichen. 

Unser neuer Arbeitgeber ist eine riesige Baumschule. Wir fahren etwa 15min dorthin. Wäre kein Corona, so würden wir wohl mindestens 40min Zeit einplanen müssen. Unser Vermieter fährt normalerweise 90min zur Arbeit. Die Rush hour ist momentan ausgesetzt. Die Baumschule ist froh, dass wir dort sind. Sie ist, wie viele Betriebe in Deutschland, von Gastarbeitern aus Mexiko und Jamaika angewiesen.  Diese können dieses Jahr jedoch nur nach und nach kommen und müssen dann zunächst in eine zweiwöchige Quarantäne. Sie machen ähnlich wie osteuropäische Erntehelfer einen Job, den wir nicht machen wollen, zu einem Lohn, den wir nicht akzeptieren würden. Die Arbeit besteht aus einfachen Dingen wie Blumen von A nach B fahren, Pflanzen aus dem Winterschlaf holen, schneiden, Unkraut jäten usw. Seit Anfang der Woche arbeite ich mit 6 Mexikanern zusammen. Wir pflanzen in Töpfe und bringen sie in Gewächshäuser. Die Männer sind meist 6-8 Monate hier, senden den überwiegende Teil des Geldes nach Hause und wohnen meist in gestellten Unterkünften.  Einige kommen seit Jahrzehnten hierher. Das Geld was sie hier verdienen ist ein vielfaches des Jahreseinkommens von Mexiko oder Jamaika. Sie geben viele Freunde und Familie auf und arbeiten 6 1/2 Tage die Woche. Aus meiner Sicht nicht gerade lebenswert, jedoch kann ich die Lage in ihrer Heimat nicht einschätzen. Mit ein paar Sätzen Spanisch unterhalte ich  mich ab und an mit den Leuten. Die Stimmung ist eigentlich immer gut und im Hintergrund wird mexikanische Musik gespielt.  

Außerdem arbeiten noch einige junge Leute aus der Gegend hier, die gerade nicht zur Uni können oder sich ein bisschen Geld verdienen. Eine gute Sache, denn so lernen wir trotz des Lockdowns ein paar neue Leute kennen. 

Unter der Woche arbeiten wir von halb acht bis halb sechs und machen daher nicht allzu viel nebenher. Ein bisschen Sport, kochen und gemeinsam Serien schauen ist momentan angesagt. An Wochenenden spielen wir ein bisschen Basketball oder chillen im Garten. Vielleicht gehts nächste Woche mal mit dem Auto zu den Niagara Fällen...

Wir arbeiten erstmal noch ein paar Wochen und schauen dann, was die Lage bringt. Paul will gern zurück nach Vancouver, Jordan weiß noch nichts so recht mit sich anzufangen und ich muss mich langsam um den Autoverkauf kümmern. Leider fällt der überwiegende Reiseteil  durch den Osten aus, liegt ja aber nicht an mir und ist eben nicht zu ändern. Zum Reisen kann man ja später wiederkommen.

Übrigens hat der Winter endlich nachgelassen und man kann teilweise im Tshirt arbeiten. Nach 8 Monaten Kälte war das auch bitter nötig ;) Und in etwas mehr als einem Monat gehts dann auch nach Hause:)

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