Lukas reist durch Kanada
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Auf dem Weg Richtung Osten

Veröffentlicht: 08.04.2020

Nachdem das Skiresort aufgrund der Corona Pandemie geschlossen hatte, ging in Kanada alles sehr schnell. Die Ausbreitung findet hier etwa 2 Wochen zeitverzögert statt. Die Kanadier und die kanadische Regierung haben jedoch die krassen Auswirkungen in Europa sehen können und konnten daher auch frühzeitig auf die bevorstehende Krise einstellen. Läden, Restaurants und öffentliche Versammlungen wurden bereits bei einer geringen Anzahl an Fällen geschlossen, um einer Verbreitung entgegenzuwirken. Auch die Grenze zu den USA wurde bereits früh geschlossen, sowie ein Einreiseverbot für Reisende ausgesprochen. Ebenfalls positiv wirkt sich eine geringe Bevölkerungsdichte auf die Ausbreitung aus. Kanada ist etwa 30 mal so groß wie Deutschland bei einer Einwohnerzahl von gerade einmal 37 Mio. Natürlich ist die Ausbreitung in den größeren Städten und Ballungsgebieten vergleichbar. Ähnlich zu Deutschland handeln die einzelnen Provinzen teilweise sehr unterschiedlich, was in meinen Augen aufgrund der unterschiedlichen Begebenheiten sinnvoller als in Deutschland erscheint. So haben sich etwa nördliche Provinzen  aufgrund der weiten Wege komplett abgeriegelt.

Hilfe für Arbeiter, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, gibt es jetzt sehr unbürokratisch und kann mit wenigen Klicks über das Internet angefordert werden. Dabei stehen 2000 Can$ (1200€) pro Monat für bis zu 4 Monaten zur Verfügung. Momentan gibt es etwa 18000 gemeldete Fälle in Kanada.

Leider konnten aufgrund der Entwicklungen weder meine Freunde noch meine Familie nach Kanada kommen und der Plan für die nächsten Monate hat sich krass geändert. Wir machen aber das Beste draus.

Nun zur Reise: Die erste Route führte Paul, Jordan und mich zunächst durch die Coast Mountains direkt in die Rocky Mountains. Die Fahrt ist sehr schön und führt durch verlassene Bergregionen. Während in den Alpen überall kleine Dörfer und Hütten auftauchen, fährt man in Kanada durch große Wälder oder kahle Bergregionen. Auf der Route passiert man hin und wieder kleine Reservate. Autos kommen uns nur selten entgegen. Je weiter man ins Landesinnere fährt, desto kälter wird es auch wieder. Selbst Anfang April sind hier viele Tage noch sehr kalt(-15) und teilweise verschneit. Der erste Stop ist Jasper im Jasper Nationalpark. Einzelne Restaurants haben hier noch geöffnet, der Skiberg hat allerdings auch hier bereits geschlossen. Wir haben hier zwei Nächte verbracht und waren in einem zugefrorenen Canyon wandern. Der zugefrorene Bach hinterlässt wunderschöne Eisblöcke. 

Der eigentliche Plan wäre gewesen, weiter nach Norden zu fahren, doch nach Abwägung der Situation hielten wir es für sinnvoller vom Herumreisen abzusehen. Daher haben wir uns ein günstiges kleines Ferienhäuschen in Milo gemietet. Milo liegt 120 km südöstlich von Calgary in der Provinz Alberta. Um hierher zu gelangen fährt man 50 km nach Süden (geradeaus) biegt dann genau einmal links ab und fährt weitere 75km geradeaus. Die Route führt vorbei ein riesigen Feldern und Höfen. Milo selbst hat nur 90 Einwohner, jedoch jede Menge zu bieten. Es gibt hier ein kleines Hotel, einen kleinen Supermarkt, eine Poststelle, eine Schule und eine kleine Bank. Außerdem eine Eishockeyhalle, die sozusagen den deutsche Bolzplatz in Kanada darstellt und sogar eine Curlinganlage. Die gesamte Aufmachung erinnert an kleine Dörfer in Deutschland in den 70er Jahren, als man all diese Dinge noch auf dem Dorf hatte. Bis auf den Supermarkt ist auch hier alles aufgrund Corona geschlossen. Die Menschen hier sind Landwirte oder arbeiten in der Ölindustrie. Zudem sind sie genauso neugierig wie die Landbevölkerung in Deutschland. Wir waren keine 5 Minuten hier, da wurde unsere Auto mit fremden Nummernschild inspiziert und wir wurden ausgefragt. Das kenne ich von zuhause und finde ich eher interessant, da man viel über die Leute erfährt, wenn man bereit ist auch Informationen herauszugeben. Eine Frau hat uns ihre ihre Nummer gegeben, falls wir Hilfe benötigen oder Fragen haben. Im Umland gibt es hier jede Menge Vögel und kleine Erdhörnchen(gophers), welche allerdings sehr schwer zu fotografieren sind, da sie immer wieder in ihren Löchern verschwinden.

Unsere Zeit verbringen wir mit viel Fernsehen, Kartenspielen und Sport im Freien. Wir sind sehr unterschiedliche Typen, kommen aber sehr gut miteinander aus.

Da die aktuelle Situation eher nicht zum Reisen dient, haben wir nach Farmjobs Ausschau gehalten und auch etwas zu dritt gefunden. Ähnlich wie in Deutschland sind Höfe abhängig von ausländischen Arbeitskräften. Die Landwirtschaft ist zudem momentan einer der wenigen Arbeitgeber auf Suche. Die Tourismusbranche ist komplett zum Erliegen gekommen. Daher werden wir uns nach 2 Wochen in Milo weitere 3500km Richtung Osten bewegen in einer großen Baumschule Nähe Toronto zu arbeiten. Hoffentlich können wir gegen Ende Mai den Osten des Landes noch etwas bereisen, was ja auch ursprünglich der Plan war. 

Ein Flug ist jetzt auch gebucht und Anfang Juni gehts wieder nach Deutschland. Ich freu mich schon auf zuhause, bin jedoch auch traurig wieder abreisen zu müssen, aber bis dahin sind es ja noch gute zwei Monate:)!

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