Veröffentlicht: 16.10.2016
Ihr Lieben! Folgenden Bietrag habe ich schon am vergangenen Dienstag geschrieben, kam aber aus Mangel an Strom und Internet noch nicht dazu, ihn zu veröffentlichen. Nach neuer Verkabelung haben wir unser Stromproblem jetzt jedoch gelöst und sind stolze Inhaber einer italienischen Simkarte mit unglaublichen 10 GB Datenvolumen!
Nachdem wir letzte Nacht aus dem verzaubernden Österreich mit unschlagbaren 30 Km/h über den Gebirgspass die italienische Grenze überquert hatten, führte uns unser Weg direkt in die Toskana. Um vier Uhr morgens erreichten wir nach etlichen Hupkonzerten der italienischen LKW-Fahrer erschöpft aber zufrieden die Stadt Livorno und nächtigten direkt am Mittelmeer bei milden 13 Grad. Dobby und Frodo sprangen heute früh direkt fröhlich ins Wasser, uns selbst war das aber dann doch zu kalt.
Nachdem wir unsere Sachen zusammen gepackt hatten, starteten wir Richtung Pisa. Schließlich kann man doch nicht die Toscna bereisen, ohne zumindest einmal den schiefen Turm in der kleinen Stadt gesehen zu haben. Nach wenigen weiteren Hupkonzerten waren wir dann auch schon da.
Wir stellten unser Luftschloss an den einzigen Ort, der uns dafür geeignet schien (ein freier Parkplatz!) und machten uns auf die Suche nach dem schiefen Turm von Pisa! Die Kombination aus unserem Parkplatz und unserer unübertrefflich mangelhafter Ortskenntnis, beschehrte uns einen Hinweg von ca 1,5 Stunnden, bei etwa 1 km Entfernung (Luftlinie) und allerhand spannende Diskussionen über Himmelsrichtungen und Orientierungspunkte.
Schon wollten wir aufgeben, als der Turm plötzlich, wie aus dem Nichts in wenig Entfernung zu sehen war. Also hin da, Fotos machen, und zurück zum Bus! Dann können wir heute noch ein Stück weiter die Küste lang fahren, so dachten wir, Aber daraus wurde natürlich nichts. Zwar hatten wir uns wirklich vorgenommen, auf den Weg zu achten, um auch ja zurück zu finden, jedoch waren wir so abgelenkt von den sandfarbenen Häuschen, und dem bunten Treiben, in dieser typisch italienischen hektisch-romantischen Stadt, dass wir das schon nach wenigen Schritten vergessen hatten. Als wir den Rückweg also antraten, erinnerten wir uns nur noch daran, dass wir von links auf den Turm zugegangen waren, schlugen einen Weg ein, den wir für den Richtigen hielten und irrten weiter durch Pisa.
Wie viele Möglichkeiten es tatsächlich gibt, von links auf einen runden Turm zu zu gehen, fiel uns erst später auf. Viel später... Macht ja nichts, wir können ja fragen. Nur leider nicht auf Italienisch. Es dauerte eine Weile, bis wir jemanden fanden, mit dem wir uns adäquat auf Englisch verständigen konnten, erhielten die aufmunternden Worte "Mindestens 4-5km" und eine Wegbeschreibung. Langsam begann es dunkel zu werden und wir waren völlig abseits von dem, was wir auf dem Hinweg von Pisa gesehen hatten. Nun standen überall große Wohnblöcke, es gab wenige und nur sehr schmale Bürgersteige und die Menschenmassen fehlten auch völlig.
Nach gut einer Stunde erreichten wir wieder den blöden schiefen Turm, diesmal jedoch gelang uns die Orientierung auf wundersame Weise und nach einer weiteren Stunde ragte unser schöner gelber Camper sonnengleich zwischen anderen parkenden Autos hervor. Also nichts wie los und einen schönen Platz zum Übernachten finden! Natürlich verfuhren wir uns in einem der unzählbar vielen Kreisverkehre, bogen in einen verlassenen Sandweg ein, wendeten und fanden uns vor blau leuchtenden Sirenen wieder, die auf einem Auto mit der Aufschrift "Polizia" hysterisch flatterten.
Wir hielten an und ein Polizist stürmte auf uns zu, wir sahen uns um und entdeckten drei schwer bewaffnete Männer mit Maschinengewehren; ohne jede Regung im Gesicht standen sie steif vor uns und versperrten uns den Weg. "Eine falsche Bewegung und wir sind tot", sagte ich im Scherz. Doch als der Polizist zu reden begann, begannen unsere Hunde ein fröhliches Bellkonzert und uns rutschte schlagartig das Herz in die Hose.
Der Polizst gab uns zu verstehen, dass er unsere Dokumente bräuchte, die wir ihm natürlcih bereitwillig gaben. Während er mit diesen verschwand, überlegten wir fieberhaft, was wir falsch gemacht haben könnten, doch uns wollte einfach nichts einfallen, was die Anweseheit von Maschinengewehren rechtfertigen würde.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam er wieder, gab uns unsere Papiere zurück, sagte "okay, bye, bye" und gab uns so zu verstehen, dass wir jetzt weiter fahren könnten. Mit zitternden Knien taten wir das, immer noch beeindruckt von der autoritären Ausstrahlung der italienischen Polizei und erreichten unser Ziel. Natürlich viel später, als wir beabsichtigt hatten. Aber wen interessiert das schon? Wir haben ja Zeit! Dann fahren wir halt morgen weiter.