Da die baltischen Länder flächenmäßig nicht die größten sind haben wir schon Lettland erreicht. Zuerst steuerten wir direkt Riga, die Hauptstadt an. Witzigerweise meiden wir in unseren sonstigen Urlauben eher die Großstädte und bummeln durch kleine Dörfer oder Städte. Im Baltikum jedoch ziehen uns die großen Städte magisch an, da sie trotz ihrer Größe auch Entspannung ausstrahlen. Sie sind zugleich wunderschön alt und geschichtsträchtig als auch modern und jung mit tollen Ideen und Innovationen.
Nun zu Riga. Wir übernachteten wieder auf einem Campingplatz in der Stadt, von dem aus wir diesmal zu Fuß alles erreichen konnten. Die Altstadt lag auf unserem Weg und war hübsch anzusehen, überzeugte uns aber nicht allzu sehr. Außer Restaurants und Souvenierläden gab es nichts Sehenswertes für uns, was zum Verweilen einlud.
Daher gingen wir weiter zu den ehemaligen Zeppelin Hangar Hallen, in denen ein riesiger Wochenmarkt an 364 Tagen im Jahr stattfindet. Nur an dem Johannistag, am 24. Juni nicht, da wird gefeiert. Da wir auch in Kiel ultra große Wochenmarkt Fans sind waren wir von diesem Markt mehr als begeistert. Die Dimensionen sind schwer zu überblicken aber es macht riesig Spaß an jedem Stand etwas anderes zu kaufen. Die einzelnen Hallen haben jeweils ein Thema (Fisch, Fleisch, Molkereiprodukte, Gewürze und Eingelegtes usw.). Und Kleinigkeiten für zwischendurch sind super günstig.
Abends gingen wir dann noch ins Stadtzentrum und genossen die Atmosphäre hier sehr. Es war viel los auf den Straßen, die Außenplätze aller Restaurants waren besetzt aber es wirkte überhaupt nicht hektisch. In den vielen lettischen Parks wurden die verschiedensten Sportarten und Kartenspiele gespielt. Zum Beispiel Mannschaftsfrisbee. Alle schienen aktiv und gerne draußen zu sein. Die Preise in Riga's Restaurants fanden wir im Verhältnis zu Litauen wieder erstaunlich günstig. Nur eben in der Altstadt nicht.
Wie meistens folgte dem Stadtaufenthalt ein Nationalpark. Vor uns lag der Gauja Park durch den sich der Fluss (Gauja) schlängelt. Man merkte das wir mittlerweile im Westen Lettlands angekommen waren, da alles etwas touristischer wirkte. Die kleinsten Sehenswürdigkeiten, bei denen man sich freuen würde, wenn man sie zufällig entdeckt, wurden hier groß beworben und es fuhren viele Reisebusse dort hin. Das Übernachten war im Gauja Nationalpark nur auf Campingplätzen möglich und die Preise wieder etwas Höher. Dennoch war der Park schön und wir wanderten ein paar kurze Strecken.
Der Boden in dieser Gegend besteht aus Sandstein, und so kommt es, dass das ausgewaschene Flussbett sehr weiche Wände hat. In diesen Wänden sind viele Höhlen entstanden. Wie es scheint ist es hier eine Art Volkssport, sich in den Sandsteinwänden zu verewigen.
Eine Nacht verbrachten wir im Gauja Nationalpark und wir fragten uns, ob die Campingplatzbesitzer wohl Kannibalen seien ;-)
Eine Außenbadewanne zum Anfeuern Mit Sitzbänken Eine weitere Nacht verbrachten wir in Lettland an einem See. Wir standen auf einer kleinen Landzunge gefühlt mitten im See.Aber dieser Ort stand unter keinem guten Stern. Zuerst kam ein deftiger Regenschauer runter. Ok dann entschieden wir uns unseren ersten richtigen Fernsehabend zu machen. Mit Chips :-) Als dann eine Motte durchs Bild flog und wir nur kurz das Licht anmachen wollten um sie zu erwischen sahen wir die Misere. Aber Tausende von kleinen Mücken im Bus. Die mussten sich alle an unserem neuen, eigentlich super tollen, selbstgebastelten Fliegennetz vorbeigeschummelt haben. Wir wussten nicht genau wie, aber sie waren nun mal drin. Mit Zewa bewaffnet hatten wir Glück, dass sich Mücken immer am Licht tummeln und unsere Kunstlederdecke hell und abwischbar ist. Nach etwa einer 3/4 Stunde war nichts mehr zu sehen und der Fernsehabend ging mit geschlossener Tür weiter. Mit der nächsten Etappe ging es auch schon nach Estland rüber. Zunächst fuhren wir wieder in den Osten des Landes. Der Peipussee, der Estland von Russland trennt war unser Ziel. Auf dem Weg dahin kam es uns total gelegen, dass hier in Estland nicht wie in Litauen und Lettland üblich Beeren an der Straße verkauft wurden, sondern haufenweise Gemüse. Wir deckten uns mit übergroßen Zucchini, Tomaten, Kartoffeln und Zwiebeln ein und zahlten am Ende knapp zwei Euro. Das machte Estland schon direkt sympathisch. Und auch wie zuvor beschrieben fanden wir im Osten des Landes wieder die schönsten Sehenswürdigkeiten, ohne das sie hier beworben und ausgeschlachtet wurden. Für unsere geliebte Kniffelpause fanden wir eine alte Burgruine. Wir waren die einzigen Besucher und hielten uns lange dort auf. Bestimmt haben die alten Ritter genau an der Stelle auch schon Glücksspiele gespielt ;-). Am See angekommen gab es einige kleine ausgeschilderte Übernachtungsmöglichkeiten und wir wählten spontan eine aus. Es war natürlich die schönste von allen. Traumhafter Blick, Wetter immer noch fantastisch mit über 20 Grad und eine super Gelegenheit zum SUP'en. Der nächste Morgen fing an, wie fast jeder Morgen. Kaffee trinken, kleines Frühstück und dann alles einräumen. Zack und los (11:30 Uhr ;-) )! Das Hauptziel des Tages sollte das Moor (Männikjärve raba vaatetorn) im Norden Estlands werden. Zusätzlich hatte Kerrin bei ihrer Recherche aber noch ein Sahnebonbon gefunden, was noch im Anschluß angesteuert werden sollte. Dazu später mehr. An dem Moor angekommen gab es wieder einmal sehr gute, unterschiedlich lange Wanderstrecken, die man vom Parkplatz aus starten konnte. Dafür ist Estland übrigens auch sehr bekannt. Das Moor war echt ein Hingucker. Im Frühjahr soll man sogar sehr gut mit dem Kanu durch das Moor fahren können. Wie schon erwähnt gab es im Anschluss noch ein Sahnebonbon. Wir besuchten einen privaten Oldtimerfriedhof. Jemand sammelt alte Fahrzeuge jeglicher Art und stellt sie liebevoll in seinem sehr großen Garten aus. Für 2€ pro Person darf man dann den Garten/Friedhof besichtigen. Großartig wie wir finden. Nächster Tag nächster Stopp. Wir besichtigten das Herrenhaus Palmse, eines der vielen Herrenhäuser in Estland, das in der Geschichte viele verschiedene Hausherren hatte. Jetzt ist es als Museum den Besuchern zugänglich gemacht worden und ganz hübsch anzusehen. Unsere Schlafplatzsuche gestaltete sich diesmal etwas komplizierter. Wir haben von einem Ort gelesen, der auf der Halbinsel im Norden Estlands liegen soll und der mit VW Bussen erreichbar sein soll. Der Weg dahin war kaum als Weg auszumachen und beim ersten Versuch an den Platz zu kommen fuhren wir uns auch direkt im Sand fest. Kerrin buddelte uns dann aber fix wieder aus und wir konnten einen anderen kleinen Weg nehmen. Mitten im Nichts fanden wir dann einen Halteplatz, der einigermaßen festen Boden hatte und blieben dort. Da schlug das Wild-Camping-Herz höher. Am nächsten Tag konnten wir endlich mal wieder im Salzwasser baden, da wir dort am Finnischen Meerbusen noch 23 Grad und Sonne hatten.
Langsam aber sicher machten wir uns auf den Weg nach Tallinn. Jedoch wollten wir noch einen kurzen Rast an einem gar nicht mal so kleinem Wasserfall machen um zu Frühstücken. Der Wasserfall war echt ein Hingucker. Und bei den 25°, die wir schon wieder hatten, war der nasse Dunst des Wasserfalls eine schöne Erfrischung. Leider ist der Pegel des Flußes zu dieser Jahreszeit recht niedrig, so dass der Wasserfall nur sehr schmal verlief. Trotzdem echt cool.
Wir sind sehr gespannt auf Tallinn und werden in der nächsten Woche berichten.