Lücke im Lebenslauf? Ja, ist geil!
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Woche 5 Stürmische Zeiten (Estland, Polen)

Veröffentlicht: 13.09.2019


Auf dem Weg nach Tallinn kam überraschend ein Anruf von Kerrins ehemaligen Arbeitskollegen, der ursprünglich aus Tallinn kommt und den wir zuvor um Tipps für die Hauptstadt gefragt hatten. Er bot uns an, seinen Bruder treffen zu können, der mit seiner Familie in Tallinn lebt um eventuell den ein oder anderen Insider-Tipp abgreifen zu können. Cool. Das Treffen planten wir für den frühen Abend, so hatten wir noch ausreichend Zeit die Stadt erstmal selbst zu erkunden. Vom Campingplatz waren es diesmal 5 Kilometer bis ins Zentrum, die aber bei dem schönen Wetter direkt am Stadtstrand kein Problem waren. 



Zunächst kamen wir in Tallinns Altstadt "Vanalinn" an, die fast vollständig aus dem 13. und 14. Jahrhundert erhalten blieb und heute Weltkulturerbe ist. Die Häuser sehen alle wunderschön aus und passend zu der Kulisse liefen in Vanalinn viele Reiseführer in Mittelalterkostümen herum. Man konnte sich gut etwas in die Vergangenheit einfühlen. Der obere Teil der Stadt nennt sich "Domberg" und der Aufstieg lohnte sich, da man einen wahnsinns Blick auf den unteren Teil der Altstadt hatte. 



Unser Altstadt-Alternativ-Programm war mal wieder der kreative Teil der Stadt, in diesem Fall "Kalamaja". Im Herzen dieses Stadtteils liegt die "Creative City" Telliskivi in der sämtliche Fabrikhallen neu genutzt werden und jetzt ein Magnet für diejenigen sind, die ausgefallene Restaurants, Kunstaustellungen, Kreationen junger estnischer Designer, Craft Bier, Antiquitäteneinkauf, alternatives Theater, Flohmärkte oder einfach das Ausgehen lieben. Für uns gab es an jeder Ecke etwas zu bestaunen. 


Waggons die als Restaurant dienen

Am späten Nachmittag trafen wir dann den Bruder von Kerrins ehemaligen Arbeitskollegen, der uns in einem kleinem Cafe im Künstlerviertel abholte und direkt erstmal mit uns eine Spritztour im Auto machte. Er war der Meinung, dass Kirchen und Altstadt jede Stadt zu bieten hätte und somit nichts Außergewöhnliches wäre. Damit hat er auch irgendwie recht. Somit fuhr er mit uns in andere Stadtteile und erzählte uns zu verschiedensten Gebäuden wofür es sie gibt und teilweise ihre Geschichten. Auch nette Aussichtspunkte waren auf der Tour dabei. Am späteren Abend setzte er uns dann wieder in der Altstadt ab, wo wir noch etwas aßen. Ein paar Tipps für unseren Aufenthalt in und um Tallinn sind uns auch noch mit auf den Weg gegeben worden. 
Unter anderen das ehemalige Gefängnis "Patarei", dass eine nicht sehr schöne Geschichte aufweist. 1840 erbaut von den Russen als Wasserfestung, die schon damals als menschenunwürdig galt, da es viel zu kalt und nass war und die Soltaten alle schwer erkrankten. Später ab 1918 wurde es dann als Gefängnis und ab 1941 als Konzentrationslager genutzt. In die Zellen wurden teilweise 3 mal mehr Menschen gepfercht als vorgesehen. Das Gebäude wurde sogar noch bis 2002 als Stadtgefängnis genutzt. Die Besichtigung am nächsten Tag war sehr bedrückend. Vor allem wenn man von den Einzelschicksalen und den Verhältnissen laß, in denen die Häftlinge teils viele Jahre leben mussten, wenn sie diesen Ort überhaupt lebend verlassen konnten. Viele Bereiche waren noch original erhalten und so konnte man unter anderem die Zellen besichtigen, in denen noch die originalen Matratzen auf den Barracken lagen. 

Anschließend haben wir dann das schlechte Wetter genutzt und waren den halben Tag zum Waschen in einer Wäscherei und haben zum Zeitvertreib gekniffelt. Endlich wieder frische Schlüppis! ;-) 
Von unserm Insider bekamen wir auch den Tipp, ein anderes ehemaliges Gefängnis, etwa eine halbe Stunde von Tallinn entfernt zu besuchen. Die Gefängnisinsaßen mussten früher hier im Arbeitslager Sand abbauen und so entstand ein riesiges Loch neben einem riesigen Sandberg, das durch Pumpen trocken gehalten wurde. Bei der Stilllegung des Geländes lief alles voll Wasser und es entstand ein großer See, auf dessen Grund noch immer Gebäude und Bäume zu sehen sein sollen. Da das Wasser derart klar ist kann man mit dem Kanu oder SUP darauf paddeln und alles unter sich bewundern. 
Leider waren wir außerhalb der Saison dort und der Ort sowie der gesamte See war abgesperrt. Um den gesamten See ist eine hohe Gefängnismauer gezogen, trotzdem haben wir es probiert hinein zu kommen. Tatsächlich aber war es gar nicht so einfach in ein Gefängnis einzubrechen und wir bekamen nur ein paar wenige Einblicke auf den See und den Berg. 




Aber das Wetter war eh sehr schlecht und wir fuhren dann weiter in Richtung Ostseeküste. 

Unterwegs war es dann mal wieder so weit... Autopanne. 


Unser Urlaubs-Unwort, das uns 
nicht ganz unbekannt ist. Blinkende Motorkontrollleuchte und gedrosselte Leistung. Aber wie immer fühlten wir uns beim ADAC super aufgehoben und hatten innerhalb eineinhalb Stunden nachdem wir unseren Standort per GPS Koordinaten durchgegeben hatten, einen Abschlepper vor Ort. Etwas seltsam war, dass wir noch mal ca eineinhalb Stunden weiter in den Süden nach Pärnu geschleppt wurden. Da standen wir nun um 20.30 Uhr vor verschlossener Tür bei VW in Pärnu und mussten noch ein Hotel und ein Taxi organisieren. Spät im Bett hofften wir natürlich das am nächsten Tag alles schnell wieder ins Lot kommt und wir weiter konnten, zumal der ehemalige Arbeitskollege von Kerrin wieder eine super Idee für uns bereit hielt. Ein guter Freund von ihm lebt auf der Insel Hiiumaa und hätte uns dort empfangen und auf seinem Hof übernachten lassen. Das wäre wieder einmal eine schöne Möglichkeit gewesen Einheimische kennenzulernen und sich auszutauschen. Aber ihr ahnt es schon... VW konnte natürlich nicht sofort reparieren. Kühler für Abgasrückführung kaputt und da die Teile für die Werkstatt aus Kassel kamen war das alles auch erst am Montag möglich. Also noch einmal 3 Nächte im Hotel :-(. Es war zwar ganz nett in dem Wellnesshotel mit Blick auf die Ostsee aus dem 6. Stock heraus, aber definitiv nicht unsere Welt so ein Hotelleben. 


Immerhin schien hier ein guter Surf- und Kitespot zu sein und bei dem Wind hier gab es viel für uns zu sehen. 



Bei VW lief dann alles glatt und weil wir so gute Kunden waren, holte der Mitarbeiter auch noch ein Dankeschön aus dem Schrank. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie dankbar wir über... eine Flasche Selter waren. 


Die Zeit, die wir nicht im Spa Bereich waren ;-) konnten wir gut für unsere weitere Reiseplanung nutzen. Hier in Estland wurde es nach dem Traumwetter, das wir hier vier Wochen hatten, eher ungemütlich. Man könnte auch sagen : "Winter is comming" ;-) . 
Zeit für ein kleines Zwischenfazit an dieser Stelle. Estland hatte für uns in jeder Himmelsrichtung des Landes etwas zu bieten. Der Osten war sehr ruhig und idyllisch mit seinen kleinen Dörfern und Gemüseständen am Straßenrand. Die Nationalparks waren hier oft nicht so gut befahrbar, da es keine Straßen durch sie hindurch gab, wie in den anderen Baltischen Ländern. Ich denke als Wanderer kann man sie besser erkunden. Viele der Estländer wohnen aus unserer Sicht wunderschön. Es gibt große wunderschöne Grundstücke und die niedlichsten Häuser zumeißt mit Holz verkleidet und bunter Farbe bemalt. 




Alle Menschen waren unglaublich freundlich und sprachen ein gutes Englisch. Die Netzabdeckung ist verdammt gut und WiFi gibt's an jeder Ecke. Einzig und allein der Einsatz von Kümmel in Dingen die man noch essen soll ist eine Katastrophe. Da kommt große Freude auf, weil es zu dem Kaffee einen Keks gibt und dann ist es ein Kümmel-Keks :-o. 
Die Küste Estlands hat von uns definitiv zu wenig Beachtung bekommen, was wir bestimmt mal innerhalb der Sommersaison nachholen werden. Alles in allem ein wunderschönes Land. 

Da hier, wie schön erwähnt mittlerweile der Herbst angekommen war und Nachts nur noch so um die 6°C waren machten wir mit unserem frisch gemachten, quasi "Neuwagen", einen Sprung durch das Baltikum mit einem kleinen Zwischenstopp in Siauliai. In diesem Ort befindet sich der Berg der Kreuze, dessen Tradition bereits auf das Mittelalter zurückzuführen ist. Er war damals eine Gebets- und Opferstätte. Zu jeder Zeit stellten die Litauer an diesem Hügel Kreuze zum Gedenken an die Gestorbenen auf oder beteten für ihre Wünsche. Doch zu Zeiten der Sowjetunion war der Hügel der Kreuze dem Regime ein Dorn im Auge, da die Litauer dort den Opfern der Sowjetunion gedachten. Kurzerhand wurde die Ansammlung von Kreuzen zerstört. Doch die Bürger stellten weiter Kreuze auf und es entwickelte sich zu einer Art Wallfahrtsort und einem Symbol gegen den Kommunismus. Die Zerstörung wiederholte sich mehrmals (1975 das letzte Mal) doch wurden immer wieder neue Kreuze aufgestellt. Es war ein starkes Gefühl an diesem Ort zu sein und die ganzen Wünsche auf den Kreuzen zu lesen. Irgendwie ist der Widerstand noch immer zu spüren. 




Bei dem schlechten Wetter fuhren wir nach dieser Besichtigung aber schnell weiter, immer nach dem Motto, erst wieder anzuhalten, wenn das Wetter wieder passt. Das war in diesem Fall Krakau in Südpolen. Die Sonne luscherte hier etwas heraus und wir wollten Polen auch nicht komplett ohne einen Stop wieder verlassen. Im nächsten Eintrag gibt's dann also Info's über Krakau, die Stadt der Lieblings-Würste von Olli. 



Antworten (4)

Oliver
Sorry Leute, dass der Blog dies Woche so lang geworden ist. Das Wetter war nur die letzte Woche nicht so schön! ;-)

Sebastian
Also mein Kaffee ist noch nicht ganz leer und ich könnte gut noch weiterlesen :) Schön geschrieben,sodass man richtig Bock bekommt wieder los zu fahren!!! Lasst es euch gut gehen und ich drücke die Daumen, dass das Urlaubs-Unwort nicht mehr ausgesprochen werden muss ;)

Cornelia
War wieder super spannend eure Erlebnisse hautnah mit zu erleben!

Anne-Marie
Nur 1,5h auf nen Abschlepper gewartet, da sollten wir uns hier mal nen beispiel sammeln :)! Danke fürs teilhaben lassen :)))!!!