Veröffentlicht: 13.09.2019
Am Montag, den 9.9., startete der erste von 2 vollen Tagen in Samarkand, die Stadt wirkte bereits bei der Anreise deutlich größer als Khiva oder Buchara. Der Wochenbeginn zeigte sich leider von seiner regnerischen Seite. So war allerseits Zeit für gesundheitliche Genesung: Janina hatte sich in der ersten Woche als erste eine Schnupfnase geholt und war bereits über den Berg. Jedoch hatte sich nun das halbe Team FRA eine starke Erkältung zugezogen, genauso wie 2/3 des Teams DUS, diese mit schwächeren Symptomen. Unserer kleinen Urlauberin konnten die Kinderklinik und eine Apotheke in Samarkand helfen; einem resolut in der Kinderklinik auftretenden Taxifahrer wird an dieser Stelle ein großes Dankeschön ausgesprochen. Über Verdauungsprobleme reden wir lieben nicht, alles etwas bescheiden... Die Stimmung war dennoch gut :) Am verregneten ersten Tag relaxten wir somit bis zum frühen Nachmittag im überaus guten Hotelzimmer (Hotel Art Samarqand) und aktualisierten den Blog. Wir verließen uns auf die Wettervorhersage (wetteronline.de rules!), dass es zum späteren Nachmittag aufklaren sollte. Mit dem Taxi ging es dann in etwa 15 Minuten zum Registan; Preis: 11000 SOM (1,10€) - Schnäppchen. Es tröpfelte noch etwas, doch der Regen konnte uns vom Staunen nicht abhalten: Der Registan sah echt beeindruckend aus mit den drei Medresen von Ulugbek, Sher-Dor und Tilya-Kori. Bei seinem Anblick -auch bei Regen - verstanden wir, warum er nicht nur das Herz von Samarkand bildet, sondern warum er zu den prächtigsten Plätzen Mittelasiens gehört. Wir beschlossen, die drei Medresen des Registans am folgenden Tag - hoffentlich bei Sonnenschein - von Innen anzuschauen (Eintrittspreis 40000 SOM). So gingen wir am Montag um ihn herum und danach die Haupteinkaufsstraße entlang bis zur Bibi-Chanum-Moschee (der Lieblingsfrau von Timur gewidmet). Wir linsten gegenüber in das Bibi-Chanum-Mausoleum hinein und spazierten weiter, am Siab Basar vorbei, zur Hazrat-Khizr-Moschee, auf deren Grundstück das neu errichtete Mausoleum (2016) des Präsidenten Karimov steht. Alles sehr schicke Bauten. Islam Karimov war der erste Präsident Usbekistans, der 2016 gestorben ist. Es befindet sich außerdem eine Gedenkstatue von ihm in dem Park neben dem Registan, nicht weit von seinem Geburtshaus entfernt. Nicht, dass die Leute noch vergessen, wem sie das alles zu verdanken haben ;-) Von der Moschee gingen wir etwas weiter den Weg hoch, auf einem kleinen Hügel, wo sich der Eingang zu einem (hauptsächlich) muslimischen Friedhof befand. Ganz besonders auffällig waren die Porträts der Verstorbenen, die in den Grabsteinen eingraviert waren. Die Vielfalt der Grabdekorationen und Grabkonstellationen beeindruckte uns. Da sich langsam die Regenwolken verzogen hatten und die Sonne begann, unterzugehen, konnten wir tolle Fotos schießen :)) So stellte der muslimische Friedhof ein weiteres Highlight des ersten Tages dar, neben dem Registan, der auch an einem verregneten Abend wirklich hübsch anzusehen war.
Am zweiten Tag besichtigten wir zunächst die Medresen des Registans, nun bei warmem Sonnenschein. Neben den üblichen Souvenirläden ist die Moschee, die zur Tilya-Kori-Medrese gehört, hervorzuheben, die durch eine vergoldete Decke und vergoldete Wandverkleidung besticht. In den anliegenden Gängen gab es Fotos der Altstadt vor und während der Renovierungsarbeiten zu sehen – da hatten die Sowjets wirklich ganze Arbeit geleistet, so verfallen waren die Gebäude vor gar nicht allzu langer Zeit. Wir ließen es uns auch nicht nehmen, den Registan zum Sonnenuntergang noch einmal zu besichtigen. Nachmittags besuchten wir den an den Friedhof angrenzenden Mausoleen-Komplex (Schahi-Sinda-Ensemble / Shah-i-Sinda / Shohizinda). Hier beerdigte Timur viele seiner Angehörigen und Freunde. Der Komplex konnte Jörg jedoch aufgrund der architektonischen Monotonie nicht vollends überzeugen (er hatte allerdings vorher schon schlechte Laune, vielleicht weil die obligatorische Kaffeepause bisher ausgefallen war?!). Andere Besucher schwärmten von der Vielfältigkeit der Mausoleen, nicht ohne Grund befand sich der Komplex bei Tripadvisor auf Platz 2.
Am dritten Tag, bevor wir in den Zug Richtung Tashkent stiegen, konnten wir weitere Sightseeingpunkte auf unserer Liste abhaken. Insbesondere die Amir-Timur-Statue sowie dessen Mausoleum mit doppelschaliger Kuppel konnten sich in die Reihe sehr sehenswerter Sehenswürdigkeiten einreihen. Nicht nur Timur selbst, sondern auch seine engsten Familienmitglieder wie Ulugh Beg wurden dort beigesetzt, und es wurde nicht mit üppigen Verzierungen und der Verwendung von Gold und dunkelgrünem Jade-Stein gegeizt. Hinter dem Timur-Mausoleum befand sich das weitaus kleinere Aksaray-Mausoleum; in dem gruftigen Keller, in den wir hinuntergestiegen waren, galt: Bitte den Kopf einziehen! Bei der Ticket-Verkäuferin lag ein sehr knuffiger, fotogener Hund. Vielleicht war dieser sogar interessanter als das Mausoleum... Der traditionelle Handwerksmarkt hingegen, der neben dem Timur-Park gelegen war, stellte sich als das übliche Ensemble von Verkaufsständen in einer einfachen Medrese heraus. Auch das Ulugh-Beg-Observatorium und -Museum können wir überaus empfehlen: Eine gelungene Abwechslung zu dem türkisen architektonischen Overflow, sofern man sich ein wenig für Astronomie interessiert. Ulugh Beg war nämlich, neben Timurs Enkel zu sein, vor allem ein Wissenschaftler, der sich mit der Mathematik und der Astronomie beschäftigte. In dem Museum waren zahlreiche Exponate mit englischen Texten beschrieben, so dass wir uns weiterbilden konnten :), insbesondere zu den durchaus präzisen astronomischen Bestimmungen durch Ulugh Beg. Leider wurde sein Observatorium nach seiner Ermordung weitestgehend zerstört. Nur der unterirdische Teil des äußerst großen Sextanten (11m) war noch zu bestaunen, genauso wie eine Statue neueren Datums von Mirzo Ulugbek am Fuße des Museums. Weiter ging es in Richtung des Afrasiab-Museums. Während ein Taxi uns zu dem Observatorium gebracht hatte (dessen Fahrer hatte eine in New York lebende Tochter und große Motivation, uns mit Informationen zu Samarkand und Umgebung zu versorgen), zogen wir einen Spaziergang zu dem Afrasiab-Settlement vor. Dabei kamen wir auch in Sichtweite des Chodscha-Doniyor-Mausoleums (das Grab des Propheten Daniel), welches recht hübsch in einem grünen Park am Fluss Siab lag, am Rand der antiken Afrasiyab-Siedlung. Das Afrasiab-Museum liegt direkt an dem Ausgrabungsort, quasi innerhalb des Afrasiyab-Settlements, das seit 2001 ein Weltkulturerbe ist und zu den größten archäologischen Ausgrabungsstätten der Welt gehört. Es handelt sich hierbei um eine ehemalige Stadt, gegründet 500 v.Chr. und von den Mongolen im 13. Jahrhundert zerstört. Die Ausstellungsstücke des Afrasiab-Museums waren ebenfalls sehenswert und informativ bereichernd, aus der Zeit der Seidenstraße gab es unter anderem chinesische Keramiken, griechisch-baktrische Steine und allerlei Münzen zu sehen. Die Ausstellung war überaus professionell und umfangreich, auch wenn die einzelnen Fundstücke mit etwas mehr archäologischem und geschichtlichem Hintergrund noch beindruckender gewesen wären, insbesondere die zentrale sogdische Wandmalerei („Afrasiab painting“). Das Afrasiyab-Settlement selbst hätte man auch besuchen können, dafür fehlte uns leider die Zeit. Ohne einen ortskundigen Guide hätten wir aber vermutlich sowieso nur einen sandigen Hügel statt einer Ausgrabungsstätte erblickt. So machten wir uns auf den Rückweg, wobei wir noch einen kurzen Blick auf den jüdischen Friedhof warfen. Dieser grenzte an dem muslimischen Friedhof; stilistisch ähnelten sie sich. Hervorzuheben ist hier bereits der Einfluss von Amir Timur, Timur Lenk oder Tamerlan, wie er auch genannt wird. Dieser hatte die Stadt Samarkand im Jahre 1370 zur Hauptstadt seines Reiches gemacht, nachdem sie 1220 von den Mongolen unter Dschingis Khan fast vollständig zerstört wurde. Obwohl die Herrschaft Timurs nur von kurzer Dauer war, wird wertgeschätzt, dass er die muslimischen Gebiete Zentralasiens vereint hatte, von der Türkei bis nach China und von Kasachstan bis zum arabischen Meer. In Sachen Grausamkeit und Zerstörungswut steht er Dschingis Khan jedoch nicht nach, manchen Quellen nach übertrifft er ihn deutlich. Im heutigen Usbekistan wird er als eine Art Nationalheld gefeiert, wie in Tashkent auch noch zu sehen sein wird.Wie sah es kulinarisch in Samarkand aus? Insgesamt war das verköstigte kulinarische Angebot in Samarkand hervorragend. Das Art Nogris Café in der Innenstadt, nahe der Bibi-Chanum-Moschee war überaus gut, insbesondere der Kaffee und die vegetarischen Gerichte waren empfehlenswert (der Kuchen eher nicht so). Restauranttechnisch trieben wir uns in der Hotelumgebung umher und es waren einige Extrema dabei. Das T-Bone-Restaurant war exzellent in seiner Auswahl an Gerichten und in deren Qualität. Die Qualität der Speisen stimmte auch in dem Sophia-Restaurant, allerdings war der Service miserabel. Dies wurde dann auch von dem Team DUS mit einer zweisternigen-Google-Bewertung quittiert. Über die extrem laute Musik aufgrund einer Geburtstagsfeier reden wir nicht, die Sängerin konnte zumindest gut singen, sie hätte nur ihren Verstärker nicht so hochdrehen sollen. Jörg's Anmerkung dazu hatte der Kellner übrigens ignoriert. Was soll's... es gibt genügend andere Restaurants in Samarkand, go for it!
Insgesamt gefiel uns Samarkand vorzüglich. Zum einen verzauberte uns der Registan mit seinen traumhaft schönen Farben, zum anderen bot Samarkand eine gewisse Abwechslung in den Sehenswürdigkeiten und vereinigte das Alte-Seidenstraßen-Gefühl, wenn auch weniger ausgeprägt als in Bukhara oder Khiva, mit zivilisatorischen Errungenschaften. Sollte dieser Mix aus Tradition und Moderne Samarkand zur sehenswertesten Stadt unserer Usbekistan-Tour küren?