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Koh Lanta I - ein bisschen wie Heimat und Familie

Veröffentlicht: 12.04.2018

Der Flug nach Krabi war soweit angenehm. Nach der Landung werden wir direkt in eine wirklich sehr kleine Gepäckhalle gebracht. Anschließend durchlaufen wir die sehr kleine Flughalle und kaufen uns ein Kombiticket für Minivan und Boot. Mit dem Minivan werden wir zum Pier gebracht. Dort stoßen wir auf zahlreiche weitere Backpacker - die meisten auf dem Weg nach Koh Phi Phi. Koh Phi Phi ist vor allem durch die berüchtigte Maya Bay bekannt, welche früher sehr schön war und durch den Aussteiger-Backpacker Film "The Beach" mit Leonardo di Caprio einen regelrechten Hype erfuhr. Seither hat sich auf Koh Phi Phi leider viel getan. Gab es früher einst wenige Bambus-Bungalows direkt am Strand unter Palmen, findet man heute Beton-Bauten an Beton-Bauten. Auch die Korallenriffe sind abgestorben. So liest man immer wieder über die Idee der Regierung die Maya Bay zu schließen, oder lediglich eine begrenzte Anzahl an Touristen pro Tag den Zutritt zu gewähren. In der Maya Bay parken die Boote und Schiffe dicht an dicht, teilweise hintereinander. Lediglich ein kleines Stück Quadrat ist frei für ein Foto - wenn überhaupt. Täglich laden die Schiffe dort im Minutentakt hunderte von Touris ab - überwiegend Chinesen.

Wir entschließen uns aus diesem Grund, Koh Phi Phi keinen Besuch abzustatten. Schade, eigentlich. Koh Phi Phi hat vor 30 Jahren seine Magie verloren.

Nach Koh Lanta wollen nur wenige. Der Altersdurchschnitt der Backpacker die nach Koh Lanta möchten ist auch deutlich höher.

Wir warten mit einigen anderen am Pier und steigen in das Highspeed Boot und gehen unter Deck. Die Fahrt ist ok und als wir nach über 2 Stunden auf Koh Lanta ankommen, müssen wir erst einmal eine Inselgebühr bezahlen, um die Insel überhaupt betreten zu dürfen. Mit einem Pick Up geht es weitere zu unserer Unterkunft. Wir haben uns über Booking.com für einen einfachen Bungalow am Strandabschnitt Klong Khong Beach im südlicheren Teil der Insel (Koh Lanta Yai) auf der Westseite entschieden. Der nördlichere Teil von Koh Lanta ist sehr familienlastig, der Osten hauptsächlich mit Mangroven bestückt. Der Süden bzw. Südwesten ein Magnet für Individualreisende und Backpacker.

Als wir in unserer Unterkunft ankommen, sind wir erst einmal zufrieden. Die Stein-Bungalows liegen in einem Garten. Davor finden sich zahlreiche Bambus-Bungalows. Wir haben erst einmal für eine Nacht gebucht. Die Erfahrung auf Koh Kood war uns eine Lehre. Als wir unseren Bungalow betreten, macht sich ein strenger Katzenurin-Geruch in der Nase breit. Unser Bungalow hat keine Klima, nur einen kleinen Ventilator. Die Luft steht förmlich. Wir setzten uns auf die Terasse und trinken erst einmal kaltes Wasser und beschließen, den Strand und die Gegend anzuschauen. Wir suchen einen ATM auf, da wir beide knapp bei Kasse sind. Neben einem 7/11 werden wir fündig. Ich wage mich an einer der 3 Automaten und Au Wei! Der Automat spricht von einer ungültigen PIN. Ich versuche es zwei weitere Male - ohne Erfolg. Frustriert breche ich den Vorgang ab. Wir haben Hunger und Durst und werden fündig: In einem nahegelegenen, kleinen Bambus-Verschlag esse ich Morning Glory mit Reis und trinke einen Wassermelonen-Shake. Yummie. Wir schlendern durch die Bambushütten, sehen alternative Backpacker und Aussteiger - teilweise in selbsteröffneten Bars. Wir durchlaufen Bee Bee's Bungalows - ein eigenes, kleines Hippie-Dorf für sich: direkt am Strand gelegen. Hier leben nur Aussteiger, teilweise mit Kleinkindern und eigenen Gärten. Es hat hier seinen ganz eigenen Charme, eigentlich ist es eine Kommune. Am Strand entlang laufen wir zurück zu unserer Unterkunft, laufen vorbei an Massagebungalows mit Meerblick und Reggae-Bars. Der Strand ist hier nicht so schön. Man läuft auf zahlreichen zerbrochenen Muschelsplittern. Wir schauen uns den Sonnenuntergang an und trinken ein kaltes Chang. Anschließen gehen wir duschen, und sitzen auf unserer Terasse, als plötzlich ein orientalischer Gesang zu hören ist.

Schon auf der Hinfahrt sind uns die vielen Thais mit Kopftuch  auf Koh Lanta aufgefallen, eigentlich sind sie in der Mehrheit. Laut der Lautstärke des Gesangs, muss eine Moschee ganz in der Nähe sein. Neugierig wie wir sind, folgen wir dem Gesang: die Mosche liegt direkt um die Ecke und hat blau und grün gefärbte, durchsichtige Fensterscheiben. Wir sehen einen Prediger ganz in weißem Gewand und Männer mit Handtücher um die Hüften. Wir lauschen dem Gesang und gehen dann wieder zu unserem Bungalow zurück. Dort wartet mittlerweile eine fette Spinne in unserem Zimmer. Edina jagt diese heraus. Da kein Moskitonetz vorhanden ist, beschließen wir meines aufzubauen, doch da der Putz an der Decke porös ist, ist das Anbringen eines Powerstrips eine heikle Sache. Das Einrasten des Deckenhakens in die Schiene noch schwieriger. Wir befestigen den Deckenhaken mit Panzertape und spannen das Netz mit Hilfe von Schnüren und Panzertape an Vorhangstangen und Türrahmen. Es hält. 


Wir schlafen die erste Nacht ohne Klima. Es ist stickig und drückend warm.

Am nächsten Morgen nehmen wir ein Frühstück bei unserer Hostelbesitzerin. Sie fragt ob wir verlängern möchten und wir lehnen ab. Der Uringeruch im Zimmer und der Kloakegeruch beim Duschen zusätzlich zu dem unschönen Strand, sind zu viele Minuspunkte.

Wir gehen zu einen ATM und ich versuche wieder mein Glück beim Geldabheben. Diesmal steht dort "Transaction Cancelled".

Gefrustet gehen wir wieder zu dem Bambus-Verschlag und bestellen einen Wassemelonen-Shake. Wir suchen im Internet nach einer anderen Unterkunft und finden ein Resort mit Bungalows im typischen Thai-Style aus dunklem Holz. Wir buchen erst einmal für eine Nacht, denn wir sind vorsichtig geworden :) Wir bestellen uns grünes Curry mit Reis und essen für weniger als 3 Euro. Yummie. Wir rufen uns ein Tricycle heran: diesmal ein Mädchen in Kopftuch mit Anarchiesticker auf dem Roller. Wir verhandeln den Preis und fahren über gefühlte 37 Schlaglöcher ehe sie vor dem Resort anhält. Es ist ein muslimisches Resort und der erste Eindruck: WOW! An einem Pool mit Wasserfall vorbeikommend laufen wir durch einen Dschungel-Garten mit Palmen und exotischen Pflanzen - darunter Frangipani-Blumen in weiß, welche, fast schon wie drappiert, auf dem Boden liegen. Die Anlage ist herrlich sauber und die Bungalows wirken edel und neu - mitten in diesem Blütenmeer. Wir kommen an eine Brücke mit einem Bach. Rechts davon ist unser Bungalow. Wir gehen die riesigen Treppen hinauf und schließen die Tür auf. Ein blumiger, frischer Duft kommt uns entgegen: wir stehen mitten in einem sehr sauberen und wunderschönen Schlafzimmer ganz in Braun und Cremefarben gehalten. Auf dem Bett liegt ein brauner Läufer aus thailändischer Seide, bestückt mit goldenem Garn. Die Fliesen auf dem Boden sind so sauber, dass sie spiegeln. Vom Bett aus blickt man, dank Panorama-Verglasung, direkt hinaus in den Dschungel-Garten. Ach wie schön. Sofort rennen wir an die Rezeption und wollen um 2 Nächte verlängern, doch dann die "böse" Überraschung: das Resort ist nun vollständig ausgebucht. Angefressen laufen wir in das Zimmer zurück, nehmen eine Dusche und machen uns für den Strand fertig. Um eine neue Unterkunft kümmern wir uns morgen. So ist das halt mit dem Backpacken.

Da mir die Sache mit der Visa nun doch ein wenig Sorgen bereitet, schließe ich mich mit meiner Mutter über Whatsapp kurz: ich finde heraus, dass meine Kreditkart gesperrt wurde und ich sie entsperren kann, indem ich persönlich anrufe. Doch leider geht genau diese Funktion mit meiner Thai-Simkarte nicht. Ich versuche es von Edinas Handy, teilweise über einen Whatsapp-Videoanruf. Keine Chance. Da mein Akku nur noch 2% aufzeigt, beschließe ich das Handy im Resort am Ladekabel zu lassen. Wir gehen an den Strand. 


Über die Straße geht es ins resorteigene Restaurant und zum Strand. Auf einer Erhöhung sehen wir einen Bambus-Pavillion mit vielen, weißen Schals die im Wind wehen. THAI MASSAGE! Endlich! Wir laufen zu dem Pavillon und 3 nette Frauen begrüßen uns und waschen unsere Füße. Wir bekommen frische Handtücher, legen uns auf die Matten und schauen direkt zum Meer, während die Sonne hier und da zwischen den Spalten der Schals unsere Haut kitzelt. Die Massage geht 90 Minuten und kostet gerade mal 400 Baht. Tiefenentspannt schlendern wir zum Meer und beschließen auch gleich baden zu gehen. Die Mittagssonne knallt auf das glitzernde Nass und voller Vorfreude stürmen wir ins Wasser. Wir schwimmen los und keine 6 Meter später merke ich, vereinzeltes Brennen am Körper und auf einmal über all Stiche und ein brennendes Jucken am Rücken, den Beinen, den Armen und vor allem dem Po. OH NEIN. Panisch schaue ich mich um, um zu prüfen ob ich in eine Qualle geschwommen bin, von denen es in Thailand auch giftige gibt. Nichts zu sehen. Ich schwimme zum Ufer und renne aus dem Wasser, Edina hinterher. Uns wird allmählich klar, was passiert war. Erst auf unserer Flugreise nach Krabi hatten wir in einer Online-Backpackergruppe für Thailand gelesen, dass auf Koh Lanta derzeit vereinzelt nesselndes Plakton auftaucht. Kleine Miniquallen und Plankton, welches bislang noch wenig erforscht wurde. Folgeschäden gibt es keine, aber mögliche allergische Reaktionen in Form von Quaddeln. Kratzend stehen wir am Strand und sehen rote Pusteln auf unserer Haut. Wir reiben uns mit einem Handtuch ab und legen uns in die Sonne. Kein Wunder ist niemand im Meer, denken wir uns. Wir beobachten neu ankommende Touristen, sehen wie sie ihr Handtuch ausbreiten, sich ausziehen und zum Wasser laufen. Wir zählen den Countdown und kichern "5, 4, 3, 2, 1...Er geht ins Meer...Knietief...Hüfte...er schwimmt los...uuuund...Achtung...schau auf sein Gesicht...Er wird gleich ganz dumm schauen...So auf die Art: Hää? Was ist hier los?..uuund Da ist es!!! Haha. Siehst du das Fragezeichen in seinem Gesicht. Haha. Er bleibt im Wasser. Vollidiot. Das stechen hört nicht auf, wa? Er ist verwirrt. Haha. Gleich brennt es....unnnd...zwaaaaar...genauuuuuu...jeeeeetzt..." Unser Protagonist rennt panisch aus dem Wasser und wir lachen. Gemein - Ich weiß :) Kurze Zeit später kommt schon das nächste Pärchen. Auch sie gehen aus dem Wasser und steuern prompt auf uns zu. Engländer. Sie fragen, ob wir wissen was so brennt und weh macht im Wasser. Wir fangen eine Unterhaltung an und erfahren, dass an dem vorhergehenden Strandabschnitt Klong Khong alles normal war. Nach einer längeren Unterhaltung sind wir wieder alleine und da ich immer noch einen Lösungsansatz für mein Kreditkartenproblem suche, beschließe ich ins Resort zu gehen und an der Rezeption zu fragen, ob ich gegen Geld ein Telefonat führen kann. 


Zurück im Resort werde ich bitter enttäuscht. Das Resort kann nicht ins Ausland telefonieren. Ich gehe in unseren Bungalow, hole mir eine eiskalte Coke aus dem Kühlschrank und setzte mich auf die Veranda: was für eine Scheiße. Ich beobachte einen französischen Resortgast, der auf der Brücke steht und immer wieder wild zu mir gestikuliert. Irgendwann nervt es und ich stehe auf und gehe zu ihm hin. Er zeigt auf etwas im Gebüsch und ich ahne, dass er ein Tier entdeckt hat. Irgendwann frage ich "Waran? Lizzard?" und er nickt, holt einen Stein und wirft ihn ins Wasser in der Hoffnung der Lizzard zeigt sich. Fehlschlag. Mir wird es zu blöd und ich beschließe beim nächsten Resort nach einem Telefonat zu fragen: auch hier habe ich kein Erfolg. Ich laufe die Restaurants und Resorts der Straße ab und ende in einer Apotheke. Auch hier habe ich keinen Erfolg. Die Verkäuferin mit Kopftuch gibt mir sogar ihr Privathandy, aber nichts funktioniert. Ein Italiener mischt sich ein, kann aber auch nicht weiterhelfen. Frustriert gehe ich zum Strand zurück. Edina packt dort gerade ihre Sachen zusammen, denn die Sonne verliert an Energie.
Wir gehen ins Resort zurück und laufen in Badesachen die Straße in die andere Richtung runter - wir haben Hunger.

Wir bleiben bei einer Bar "hängen" namens Blue Moon Beach Bar. Der Eingang sieht verwunschen aus. Es hängen blaue Lichterketten und Pflanzen herab. Die offene Holztür am Eingang erlaubt einen tiefen Blick ins Barinnere. Wir sehen Tische und Kreidetafeln mit der Aufschrift "Papaya Salad", "Delicious Thai Food" usw. Am Eingang stehen außerdem die Schuhe der Gäste - wie bei fast allen Geschäften auf Koh Lanta. Wir passen uns an und laufen Barfuß über den Holzboden, der bereits oben voller Sand ist. Wir tauchen in eine farbenfrohe Bar, voller Lichter, thai. Dreieckskissen und Chill Out Flair. Wir steigen die Treppen hinunter und finden unten am Strand ganz viele Dreieckskissen auf Orientteppichen mit kleinen Tischen und Kerzen, dazwischen immer wieder Fackeln. Es ist herrlich puristisch und total authentisch und wildromantisch. Hier möchten wir bleiben!
Die Anlage spielt gute Musik im Wechsel zwischen 8, Soul, Funk, Pop, Reggae und Chill Out.

Wir hören dem Meerrauschen zu und es wird Dunkel. Nach einer halben Stunde kommt der Besitzer und fragt nach der Bestellung. Wir quasseln drauf los, bestellen Vorspeise, Hauptspeise und Getränke. Der Kellner, ein kleiner zierlicher Thai, lacht und fragt nach den Namen. Er sagt lachend: "Laura, you know how long it took me to get to you. So you think I can remember all the things you ordered when I go back?" "Can you come with me and write it on a paper?" Wir lachen alle laut. Er ist total verpeilt. Ein echter Thai-Hippie. Ich gehe mit ihm zur Küche und schreibe ihm alles auf. Er steckt mir seine Hand entgegen und stellt sich vor: "My name is Gen. Nice to meet you Laura. How are you? Do you enjoy this nice, warm evening?". Ich muss lachen, rede mit ihm eine Weile und kehre zu Edina zurück. Kurze Zeit später steht unser Essen auf dem Tisch. Wir essen und trinken Cocktails, schauen die Sterne über uns an und vor allem den wunderschönen Oriongürtel, den man hier in all seiner Schönheit sehen kann. Wir liegen auf den Teppichen und sind zufrieden - beinahe 3 Stunden. Als wir realisieren, dass es schon spät ist, gehen wir hoch zur Küche und zahlen. Gen fängt wieder ein Gespräch an und ich frage höflich, ob ich von seinem Telefon nach Deutschland telefonieren kann. Auf einmal erklingt hinter mir eine Stimme: "Was ist denn das Problem? Wo musst du denn anrufen?". Ich drehe mich um und hinter mir steht ein knapp 50 jähriger Mann, der Gen in den Arm nimmt - fast als wären sie beste Freunde. Ich erkläre ihm meine Situation und er bietet mir an, von seinem Geschäftshandy zu telefonieren. Gemeinsam gehen wir runter an den Strand zu seiner Frau. Ich wähle und es klingelt. 5 Minuten später wird mir erklärt, dass meine Karte bereits entsperrt wurde. Sehr seltsam. Ich kehre zu dem Mann zurück. Edina ist bereits im Gespräch und hat sich auf einen Stuhl in dieser Runde gesetzt. Sein Name ist Pepe und seine Frau heißt Ingrid. Er arbeitet für eine Firma die Hagelschäden bearbeitet und sie für die Sparkasse. Er spendiert uns ein Bier und der Abend in der Blue Moon Beach Bar geht in die zweite Runde. In einer netten Sitzrunde erzählen wir von unserer Backpackertour, den bislang erlebten Dingen und erfahren einiges über Thailand vor 30 Jahren und heute. Unsere Runde scheint anzustecken, denn schon bald sitzt sich ein anderer europäischer Mann um die 50 zu uns. Toni. Er ist mir bereits am Anfang aufgefallen, da er permanent am Tresen saß und anscheinend der beste Freund von Gen ist. Er holt eine weitere Runde Chang und ehe wir uns versehen, gesellt sich Gen dazu. Gegen 12 Uhr Beschließt Gen die Bar vorne zu schließen, sodass wir die ganze Bar und den Strand für uns haben. Er fängt an zu erzählen...von einfach allem.


Gen ist selber wohl auch über 50 Jahre, was man ihm kein bisschen ansieht. Er ist ein echter Aussteiger...betreibt diese Bar bereits seit 1980 mit seiner Schwester (Köchin). Ursprünglich kommen sie aus Trang. Er erzählt vom Tourismus, der Natur, den Menschen, Musik und Politik. Wie die Inseln sich verändert haben und wieso die Maya Bay auf Koh Phi Phi so paradiesisch war. Wie Thailand vor 30 Jahren aussah und was sich geändert hat. Und dann kommt er auf den Tsunami 2004 zu sprechen. Koh Lanta wäre nur schwach getroffen worden, aber die Welle der Zerstörung reichte aus, um die Existenzen vieler Einheimischen zu beerdigen. Viele standen vor dem Aus, verloren Frau und Kind, Bar und Restaurant, Haus und Geld. Er erinnere sich wie gestern, als er von seiner Wohnung, die direkt über der Bar liege, nach unten ging. Die halbe Bar war zerstört und wo Freunde wie Toni alles stehen und liegen ließen, um wo anders ihre Existenz erneut aufzubauen, da sah er zwischen all dem Zerbrochenen und der Verwüstung in mitten seinen Lieblingsstuhl unversehrt stehen - am gleichen Fleck wie zuvor. Für ihn war das ein Zeichen nicht aufzugeben und die Bar wieder herzurichten.
Während Gen diese Worte der erschütternden Wahrheit frei von sich spricht, hat dieser Moment auch eine Magie und einen gewissen Trost, während einzig allein die Wellen gegen den Sand schlagen und des Meer töst. Die Gespräche werden philosophischer und wir haben das Gefühl, ein kleines bisschen Freundschaft gefunden zu haben - fast ein kleines bisschen Familie.


Toni erzählt von Koh Phi Phi vor über 30 Jahren. Er selbst stammt aus England und ist damals, als die Rezession so ziemlich jeden seinen Job kostete, mit seiner damaligen Freundin auf Weltreise gegangen. Er erzählt, wie sie nach Kanada gingen und anfingen in einem Zirkus zu arbeiten. Sie war Stripperin und malte mit fluoreszierenden Farben Bodypaint auf sich, während sie einen bengalischen Tiger zum Springen durch einen Feuerreifen anleitete. Die Story könnte kaum skuriler sein. 

Nach vielen Jahren gingen sie weitere nach Südostasien und landeten auf den Philippinen, wo sie von anderen Backpacker vom wunderschönen Thailand hörten - unter anderem der Maya Bay. Sie landeten auf Koh Phi Phi und kamen in Paradies an: keine Straßen, keine Hotels...lediglich einige, wenige Bambus-Bungalows direkt am Strand unter Kokospalmen und mit paradiesisch schönen Wasser - magisch wie im Film "The Beach" konnte man das Plankton in der Nacht leuchten sehen, in der Maya Bay. 


Das war das Stichwort. "Plankton?" "Are there specific areas where I can see plankton in Thailand, with the exception of Maya Bay?" höre ich mich sagen. Gen sieht mich an: "Oh Yes, I can show you, if you want". Wie jetzt? Ich denke Gen, erlaubt sich einen Scherz. Er steht auf und sagt: "Come with me, I will show you". Misstrauisch stehe ich auf und laufe Gen hinter her; leuchte mir den Weg zum Meer, da es im Sand von großen Einsiedlerkrebsen auf Wanderschaft nur so wimmelt. Am Wasser angekommen bereite ich mich auf einen dummen Witz vor. Gen sagt: "Go in the water and everything will glow around you".

Ich schaue das pechschwarze Wasser misstrauisch an und sage: "But there is plankton that aches and burns on skin". Gen lacht und sagt: "No, not now. Not at night. Trust me."

Skeptisch laufe ich in das Meer, ich habe glücklicherweise immer noch meinen Bikini und meinen Sarong an. Ich stehe bis zum Bauchnabel im Wasser und bewege meine Beine und Arme, als alles um mich anfängt Blau zu glitzern und zu leuchten - als wären die Sterne aus dem Himmel, der Oriongürtel ins Meer hinab gefallen.

Gen kommt grinsend auf mich zu, er hat ein einzelnes, leuchtendes Plankton auf dem Finger und sagt: "Real Thai people, use it like this", während er auf die Zehenspitzen steht und mir das Plankton zwischen die Augenbrauen auf die Stirn legt. Es fühlt sich an wie eine Taufe.

Er geht zurück zu Ingrid, Pepe und Toni. Es ist als hätte er uns ein kleines bisschen in seine Familie aufgenommen.
Edina und ich sind von dieser Magie so fasziniert, dass wir beinahe 20 Minuten im Plankton plantschen - kaum zu fassen, wie schön die Natur sein kann.

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