Veröffentlicht: 08.03.2018
Zusammen mit anderen Touristen warten wir auf dem Speedboat, bei gefühlten 40 Grad, auf ein paar Nachzügler. Wir immer gilt: der frühe Vogel fängt den Wurm und so ergattern wir einen Platz unter der Überdachung. Andere Spätzügler dürfen die Fahrt in der Sonne brutzeln.
Als die Fahrt los geht, bläst uns ein angenehmer Wind um die Ohren. Wir halten zwischendurch bei der Insel Koh Wai und setzten 2 Touristen ab, die eine Tagestour dorthin gebucht haben. Als alle beginnen zu lachen, stehe auch ich auf: die beiden wurden auf einem kleinen, treibenden Pier im Meer ausgesetzt und müssen sich mit einem Seilzug selbst an Land ziehen :)
Wir halten außerdem bei der Insel Koh Mak und laden auch hier Touristen ab.
Es geht weiter nach Koh Kood. Wir ziehen vorbei an Luxusvillen und Bungalows mit Sandbänken im kristallklaren Wasser. Auch hier steigen zwei Gäste aus. Alle anderen Urlauber werden an einem anderen Pier abgeladen. Dort werden wir auf Pick Ups verteilt. Man frägt uns nach unserem Resort (auf Koh Kood wird empfohlen im Vorfeld zu buchen, aufgrund hoher Nachfrage und schlecht ausgebauter Infrastruktur). Ein charmanter Mann europäischer Herkunft mit französischem Akzent fragt uns nach unserem Resort. Wieder nennen wir das Resort. Er drückt uns außerdem einen Flyer in die Hand - man kann bei ihm Schnorchelkurse buchen. Er verweißt auf die Rückseite: dort stehe seine Handynummer und bei Bedarf, können wir gerne über Whatsapp buchen (mit der Thai-Simkarte kann man super im Internet surfen, hat aber keinerlei Guthaben zum telefonieren).
Wir ahnen noch nicht, dass uns dieser Kontakt später unseren Arsch retten wird!
Nach seiner kurzen Fahrt mit dem Pick Up werden wir an dem Restaurant unserers Resorts herausgelassen. Wir checken ein und ein Junge fährt uns und unser Gepäck mit einem Tricycle zu unserem Bungalow.
Wir schließen auf und laden unsere Sachen ab, laufen zurück zum Restaurant, holen uns ein kaltes Chang und setzten uns auf unseren Balkon unseres Bungalows. Anschließend gehen wir an den Strand, schauen den Sonnenuntergang von Meer aus an und machen Angeberfotos auf einer Schaukel am Strand. Wir baden und laufen wieder zu unserem Bungalow. Ich gehe duschen und im Bad merke ich einen durchdringenden Uringeruch. Ich beginne langsam an der Unterkunft zu zweifeln. Während Edina duscht, höre ich quietschende Geräusche und lautes Geraschel von der Decke des Bungalows. Ich schließe auf ein größeres Tier zurück und tue es dann doch mit den unzähligen Geckos draußen ab. Gleichzeitig fällt mir ein großes Loch in der Wand auf. Edina hat geduscht und wir laufen zurück zum Restaurant: wir haben Hunger.
Ich bestelle wieder eine Papayasalat und Edina Gemüse, mit Cashewnüssen und Hühnchen mit Reis. Ich beschließe außerdem die Besitzerin zu fragen, ob sie uns zeigen kann, wie die Klimaanlage angeht - da wir sie einfach nicht angeschaltet bekommen wollen.
Wieder fährt der Junge mit uns zu unserem Bungalow und probiert sich an der Klimaanlage: ohne Erfolg. Ein anderer Thai kommt zu Hilfe und öffnet die Jalousien der Klima...viele kleine Krabbeltiere von klein bis mittelgroß laufen heraus. Ich reisse mich zusammen. Während die beiden Thais an der Klima arbeiten sehr ich in meinem periveren Augenwinkel etwas hinter dem Bett vorbeihuschen. Mir wird mulmig und trotzdem bin ich guter Dinge und sage : "Oh ich glaube da war ein Gecko". Edina lacht und setzt sich auf das Holzbrett auf dem auch unsere Rucksäcke und unser weniges Hab und Gut liegen. Ich schaue zu Edina rüber und auf einmal läuft eine große, fette, haarige, graue Ratte hinter dem Bett zu Edina, unter das Brett. Edina bekommt von all dem nichts mit und mit zusammengekniffenen Zähnen sage ich: "Edina...hier sind Ratten". Sie glaubt mir im ersten Moment nicht. Als sie realisiert, dass ich es ernst meine, wird ihr Gesicht kreidebleich und sie springt auf. Ich frage den jungen Thai, ob wir ein Upgrade auf einer der Villen haben können für 20 Euro mehr die Nacht. Er teilt mir mit, dass die Villen ab morgen ausgebucht sind.
Alleine lassen sie uns mit einer nun funktionierenden Klimaanlage und der Ratte zurück. Fassungslos schauen wir uns an. Wir wollen es nicht glauben. Wieder laufen wir zu dem Restaurant, wo die Inhaber gerade alles zusammenpacken und gehen wollen. Ich frage nach der Inhaberin und gehe zu ihr. Ich frage sie nach einem Upgrade auf eine Villa und sage ihr, dass wir den Aufpreis natürlich zahlen. Wir lächelt mich an und erklärt mir, dass die Villen ab morgen gebucht sind. Eiskalt sage ich ihr, dass in unserem Zimmer Ratten sind. Sie spricht auf Thai zu dem Jungen und wieder fahren wir mit ihm und seinem Roller zu unserem Bungalow - ausgestattet mit einer Sprühdose und einer komischen Rattenbombe.
Wir gehen in unserem Bungalow und in gebrochenem Englisch erklärt er uns, dass wir unsere Sachen packen und in den Bungalow nebenan ziehen sollen. Ich schnappe alles was ich auf einmal tragen kann und werfe keinen Blick zurück.
Wir ziehen in den Bungalow nebenan. Dort versprüht der Thai mit der Sprühdose Rattengift. In dem Raum kann man kaum atmen und wir stürmen auf unseren Balkon. Unterwegs sehe ich Blutflecken an einem der Moskitonetze und Bettbezüge und Ameisen im Bett. Dort wo ich meinen Rucksack außerdem fallen gelassen habe, liegt Rattenkot.
Die Thais lachen und sagen "Ok". Ich frage nach Whiskey, lachend sagen sie "Good Night" und ziehen die Tür lachend hinter sich zu.
Edina und ich stehen auf unserem Balkon und haben immer noch den Rattengiftfilm in unserer Nase. Uns ist klar: hier können und wollen wir nicht schlafen. Verzweifelt überlegen wir, wie wir aus dieser Nummer wieder rauskommen. Die Nummer vom Pick Up Taxiservice haben wir nicht (auch im Internet ist nichts zu finden) und selbst wenn wir sie hätten, könnten wir nicht anrufen. Ich suche verzweifelt nach anderen Resorts, die auf Booking.com eine gute Bewertung und zu dieser später Stunde (22 Uhr) noch Check In und obendrein freie Zimmer in unserer Preisklasse haben. Mir fällt das Seafar Resort ins Auge: 3 Nächte 289 Euro mit Frühstück. Gute Bewertungen und gute Fotos. Aber wie kommen wir da hin? Ausgesetzt mitten in der Pampa?
Edina hat die Idee! Wir schreiben dem Schnorchel-Typ auf Whatsapp. "Hi there, we are the two girls from the ***** Resort - we need your help, now. Our room has rats we need a way out of here. Urgent, S.O.S."
Stille in unserem Bungalow. Wir starren beide wie unter Schockstarre auf das Handy und hören beinahe die Uhr ticken. Uns rinnt der Schweiß an unserer Stirn herunter und gäbe es einen guten Moment mit dem Rauchen wieder anzufangen, wäre er jetzt gekommen. Nach 15 Minuten macht Edina Freudensprünge. Er hat geschrieben und wie wir uns versehen, ruft er uns an. Ich gehe an Edina's Handy und telefoniere mit Jessie. Freudig lege ich auf. Edina schaut mich mit 5 Fragezeichen im Gesicht an. "Er ruft uns ein Taxi. Wir sollen in 10 Minuten am Restaurant sein".
Beinahe in Lichtgeschwindigkeit schmeißen wir alles in unsere Taschen und hinterlassen hinter uns nur noch eine Staubwolke.
Als wir am Restaurant ankommen, ruft Jessie noch einmal an. Er fragt ob alles klappt und wünscht uns einen schönen Urlaub. Am liebsten würden wir ihn jetzt knutschen.
Kurze Zeit später biegt der Pick Up um die Ecke. Schnell schreibe ich einen Zettel "Hi, we left bungalow, because more rats" und Edina legt diesen mit dem Schlüssel auf einem Tisch des Restaurants.
Wir springen auf den Pick Up und sagen: "Seafar Resort please". Betend sitzen wir auf dem Pick Up, in der Hoffnung das Resort hat noch einen offenen Check in und freie Zimmer.
Als wir ankommen, kommt ein Thai auf uns zu und nimmt uns das Gepäck ab. Ich frage: "Do you have free Rooms?". Ich höre nur noch "Yes", den Rest blende ich aus. Sie fragen wieso wir geflohen sind und Edina und ich antworten wie im Chor: "Rats". Sie lachen.
Am Check In zahlen wir sofort und ich bestelle außerdem 2 Bier. Die Thais lachen schon wieder.
Als wir unser neues Zuhause begutachten, sind wir froh: auf den ersten Blick sieht alles gut aus.
Wir springen noch mal unter die Dusche und als Edina ihren Rucksack auspackt, zieht sie ihr eigentlich weißes Shirt heraus - welches nun auf einmal gelb ist: die Ratte hatte wohl ihre Notdurft in Edinas Rucksack verrichtet. Nach einer kurzen Panikattacke und 33 Schimpfwörtern später , beruhigt sich Edina auch wieder und schmeißt ihr Shirt in den Müll.
Der Abend endet damit, dass wir all unsere Kleider in den Wäschesack leeren und bis um 2 Uhr nachts wachliegen, weil wir überall "Ratten hören"...
Am nächsten Tag (also heute morgen), stehen wir auf und frühstücken lecker. Der Tag am Strand kann beginnen... :)