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Fünf wunderbare Wochen im Ami-Land

Veröffentlicht: 20.03.2017

---Teil 1---

Die USA stand auf meiner Reiseliste nie ganz oben dabei. Eher musste sie darum kämpfen, um überhaupt drauf zu kommen. Aber wie es manchmal so kommt, hat es mich dann doch ziemlich schnell ganz arg dorthin gezogen.

Am 13. Januar ging es dann endlich los, zu Sebastian in den Wilden Westen. Vor lauter Vorfreude und Aufregung war ich frühs um halb fünf wach. Sieben Uhr hatte ich als Zeit zum Losgehen geplant. Da sollte eigentlich nichts mehr schiefgehen, wenn der Flieger erst um ein Uhr mittags geht. Denkst de! In China gehen die Uhren manchmal anders. Von Hangzhou musste ich erst nach Shanghai, weil die Flüge von dort um ein vielfaches billiger waren. Das ist aber eigentlich kein Problem. Mit dem Langstreckenbus ist der Weg Hangzhou – Shanghai ganz einfach zu fahren und man kommt direkt am Flughafenterminal an. Ich weiß heute noch nicht, warum alles so lange gedauert hat. Aber ich bin super spät, um kurz vor 12 Uhr mittags, am Flughafen angekommen. Innerlich habe ich schon gesehen, wie der Flieger ohne mich fliegt. Aus anderen Berichten wisst ihr bereits, dass in China Flüge oft Verspätung haben. Dieses Mal habe ich mich extrem arg darüber gefreut. So war dann plötzlich doch alles ganz stressfrei und mit 1,5 Stunden Verspätung machte sich der Flieger in Richtung Seoul auf. Dort hatte ich ein paar Stunden Aufenthalt bevor es weiter in die USA ging, leider noch nicht zu Sebastian. –Wäre ja auch viel zu einfach gewesen. Angekommen bin ich in Las Vegas. Dort hatte ich noch einmal neun Stunden bis zu meinem nächsten Flieger. Die Zeit habe ich dann genutzt, um in die Stadt zu fahren. Das erste was ich von dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten gesehen habe, passt zu dem Namen. Viele Lichter, viel Show und irgendwie wie man es sich vorstellt. :D Eingenommen von Vorurteilen, bin ich auf die Suche nach Essen gegangen und als ich mich dann für einen Laden entschieden hatte, habe ich vor dem Sitzen noch abgeklärt, ob sie vegetarische Gerichte haben. – Bei dem Fleischkonsum konnte ich mir gut vorstellen, dass es keine gibt. Es gab sie. Man muss sagen, dass ich in den USA eigentlich immer vegetarisches Essen gefunden habe. Manchmal musste es gesucht werden. Aber auf keinen Fall war es schlimmer, als in einer unserer fränkischen Dorfwirtschaften.

In Las Vegas gab es dann gleich den ersten Veggie Burger und danach ein bisschen Sightseeing auf dem Strip. Es ist ein cooles Gefühl in Las Vegas zu sein und durch die Straßen zu laufen, von denen man schon so viel in Filmen und Nachrichten gehört hat. Aber die Stadt alleine ist wenig beeindruckend. Ich habe aber schnell gelernt, dass wir in Deutschland sehr verwöhnt sind. Alte Städte, die mit den Jahren gewachsen sind und einen Stadtkern haben, gibt es so gut wie nicht. Da ist Hammelburg meistens schon schöner und da ist es schon ziemlich ausgestorben.

Als meine neun Stunde vorbei waren flog ich endlich weiter nach Kansas City.

Die fünf Wochen habe ich bei Sebastian auf dem Campus geschlafen und gelebt. Das ist eigentlich verboten aber Regeln legen wir uns manchmal ja beide aus, wie sie gerade passen. Es ging auch alles gut. Nachts mussten wir mich manchmal ins Gebäude „schmuggeln“, weil es eigentlich notwendig ist sich auszuweisen. Scheinbar haben wir das aber immer gut gemacht. Erwischt wurden wir nie. Das erste Wochenende haben wir auf dem Campus verbracht und Sebastian hat mir die Gegend, also den Campus mit der St. Joseph und dann noch Kansas City, gezeigt. Mehr gibt es da außen herum nicht. Ich habe seine Freunde kennengelernt und es war wieder wie eine Art Studentenleben. Abends treffen, Spiele spielen und Pläne fürs Wochenende machen, das hat mich alles ziemlich an Bayreuth erinnert. So gingen die ersten 1,5 Wochen extrem schnell vorbei und dann musste der Radius größer werden. Am zweiten Wochenende ging es nach Lesterville, Missouri. Wie, kennt ihr nicht? Vom gefühlten Nichts in St. Joseph ging es in das absolute Nichts, das Lesterville umgibt. Lesterville ist eine Community –ja, sie nennen sich nicht mal Dorf- in einer extrem ländlichen Gegend in Missouri. Viel mehr geht wohl nicht mehr. Mit dem Auto sind wir sechs Stunden gefahren und die letzten zwei Stunden ging es Hügel rauf, Hügel runter, Kurve, nächster Hügel und so weiter. Irgendwann gab es nicht mal mehr Countrysender im Radio. Wenn es soweit ist, muss es schon ein wirklich sehr verlassenes Eck sein. In die Community hat es uns wegen einem Bed and Breakfast und einem National State Forest gezogen. Das B&B war sooo unglaublich süß und toll eingerichtet, dass wir uns beide fast mehr darauf gefreut hatten. Dort haben wir zwei Nächte verbracht, viel gegessen, sind gewandert und haben jeden Abend gebadet. In unserem Zimmer, das ja eh schon so cool war, gab es eine Badewanne für zwei. Die Besitzerin Kathy weiß, wie man Leute in den verlassenen Wilden Westen von Missouri bekommt. Die Bilder von dem Wochenende werdet ihr schnell erkennen. Es sind die Landschaftsbilder ohne Grün und wir sind beide warm angezogen. Das B&B erkennt ihr eh gleich, einfach zu schnucklig.

Mit Lesterville ging meine Entdeckungsreise durch die USA dann so richtig los. Jedes Wochenende an einen anderen Ort. Nach dem State Forest sind wir spontan nach Florida gefologen. Wir haben einen Roundtrip für unter 100€ gefunden. Da musste zuschlagen werden. Der Flug ging nach Orlando und von dort aus sind wir mit einem Mietauto weiter nach St. Petersburg. Das ist eine Stadt an der Westküste von Florida. Insgesamt konnten wir nur drei Nächte in Florida bleiben. Die waren es aber absolut wert! St. Petersburg ist die Stadt, die mir in den USA am meisten zugesagt hat. Bio-Wochenendmarkt, trinken auf offener Straße, Fahrradwege, offene und junge Leute und einfach alles was eine Stadt sonst noch sympathisch macht. Auch ein Highlight war unser Schlafplatz. Genächtigt wurde in einem kleinen Minicamper. Der Bestand nur aus einem kleinen Doppelbett und zwischen diesem und der Tür waren ein paar kleine Schränke bzw eine Ablagefläche. Gebucht hatten wir den kleinen Campingwagen über Air BnB. Es gibt auch ein Bild von uns im Camper. Aber man erkennt es leider nicht ganz so gut. Von dem schnuckligen Schlafplatz aus sind dann alle Touren gestartet worden. Am Abend unserer Ankunft sind wir mit Fahrrädern Richtung Stadtzentrum gefahren. In St. Peterburg gibt es einen legendären Wohnblock. Das komplette Erdgeschoss des Blocks ist voll mit Bars und Kneipen. Dort trinken die Leute auch auf offener Straße und wir konnten ein Dosenbier für $2 kaufen. Beides, Trinken in der Öffentlichkeit und Bier zu „normalen“ Preisen, war eine Sensation. Mit dem super billigen Bier wurde dann das Treiben auf der Straße beobachtet. Alles, was man sich an menschlichen Wesen vorstellen kann, ist dort rumgelaufen. Es war hochinteressant und ziemlich lustig. Das fanden die Polizisten glaube ich auch. Um den Block waren ein paar zur Wache oder so eingesetzt. Die meiste Zeit hatten Sie aber relativ viel Spaß. Bei leicht angetrunkenen Amerikanerinnen sind Ordnungshüter ziemlich beliebt. Des Öfteren wurden Sie angesprochen und hatten dabei sichtlich Spaß. Und wenn gerade Mal keine weibliche Unterhaltung zur Verfügung war, wurde sich mit dem Bicker neben an unterhalten. Der hat während dem Gespräch natürlich genüsslich an seiner Zigarre geraucht und auf dem Motorrad gesessen. Vielleicht war das der untypischste amerikanische Abend dort und gleichzeitig gab es so viele erfüllte Klischees. Es war einfach eine Vergnügen für alle Menschen des gepflegten Beobachtens.

St. Peterburg hat natürlich noch mehr zu bieten, zum Beispiel Caladesi Island. Das ist eine Insel ca. 50 km von der Stadt entfernt. Um sie zu erreichen fährt man erst auf eine andere Insel, das noch mit dem Auto, und dann nimmt man ein kleines Fährboot. Die Strände der Inseln gehören wohl zu den schönsten des Landes. Uns haben sie allerdings nicht so sehr beeindruckt. Leider war das Wasser mit 18 Grad auch zu kalt zum Baden. Aber schöne Muscheln gab es. Während die meisten Touristen wahrscheinlich wegen dem Strand auf die Insel fahren, hat uns der innere Teil der Insel begeistert. Die Insel ist bedeckt mit Wald und Mangroven. Und der Wald teilt sich noch einmal in Palmen und Pinienwald auf. Überall auf der Insel sieht man an den Bäumen Spuren von Bränden. Das hat uns anfangs sehr verwundert und teils schaut es etwas komisch aus. Wir haben dann aber erfahren, dass die Feuer regelmäßig alle paar Jahre gelegt werden. Dadurch werden die heimischen Pinien vor Baumarten wie der Eiche geschützt. Diese fremden Arten würden die Pinie über lang oder kurz vertreiben. Über diese kleine Inseln und die durch Wälder und Mangroven haben wir eine kleine Wanderung gemacht. Für uns beide war der Sonnenschein, die warme Luft, der blaue Himmel und das Grüne der Palmen einfach ein Träum. Nach der ganzen Luftverschmutzung und den wenigen klaren Tagen in Hangzhou war dieses Wetter kombiniert mit der Luft aber der absolute Wahnsinn. Es war so schön. Das hört sich jetzt alles schon so gut an. Aber es kommt noch besser. Auf der Insel gibt es wild lebende Schildkröten. Während der Wanderung haben wir schon immer eifrig Ausschau gehalten und bei jedem Rascheln gesucht. Von Charlotte im Garten in Sulzthal wissen wir aber, dass es schon schwer ist eine Schildkröte zu finden, wenn man weiß wo sie ungefähr ist. Im Wald und auf den Grasflächen haben wir daher leider keine gesehen. Sie hätte wohl auch direkt vor uns über den Weg laufen müssen. Kurz vor der Rückfahrt mit dem Boot haben wir in der Nähe der Anlegestelle noch eine Brotzeit gemacht. Es gab Bauerbrot, deutscher Art. Das haben wir auf dem Wochenmarkt gekauft. (: Von dort aus haben wir ein Loch erspäht und man glaubt es kaum, es war die Wohnung einer Schildkröte. Einfach so hat sie aus dem Loch unten raus geschaut. Und es wird noch besser. Neben dem Loch lag das Skelett von einem kleinen Stachelrochen. So sind wir zufrieden und mit einem Stachelrochen im Gepäck zurück nach St. Pete. Am Abend wurde die Stadt übrigens noch cooler. Dort haben wir unterschiedliche Bars und Brauereien erkundet. In St. Peterburg gibt es einige Brauereien, die unterschiedlichste Biere brauen und lokal verkaufen. Da mussten wir natürlich ein bisschen was erkunden und gleichzeitig ist es wieder ein Punkt, der die Gegend dort besser macht.

Den letzten vollen Tag sind wir zum Little Manatee River State Park. Manatees haben wir leider nicht gesehen und auch keine Aligatoren. Die teilen sich dort mit den Manatees wohl die Flüsse. So viel Glück hatten wir dann doch nicht. ABER wir haben mehrere Gürteltiere gesehen und eins kam extrem nah an uns heran. Scheinbar sind die wirklich ziemlich blind und mit dem Wind hatten wir in dem Moment auch Glück. Es hat ganz entspannt vor uns im Laub gewühlt und Männchen gemacht. Irgendwann hat es uns dann doch erahnt und ist ab ins Gebüsch. Außer den Tieren gibt es im dem State Park viel schöne Natur. Wie auf der Insel gibt es Palmen und Pinien aber die Wanderung dort war noch abwechslungsreicher. Farne, Flüsse, dschungelartige Gebiete, Sumpf und irgendwie alles, was man sich vorstellen kann, ist dort. Klar hatten wir dazu Sonne und herrlichstes Wetter.

Die Zeit in Florida wurde mit dem Super Bowl und ein paar Bier abgeschlossen. Ich kann es einfach immer noch nicht fassen, dass die Falcons verloren haben. Unbeteiligt und ohne Favorit bin ich in das Spiel. Am Ende hätte ich es ihnen so gewünscht. Naja, so ist der Sport. Am nächsten Morgen haben wir frühs unseren Champer verlassen und sind Richtung Flughafen aufgebrochen, um die Heimreise anzutreten. Oder zumindest für Sebastian war es die Heimreise. Ich bin weiter. Aber das schreibe ich im nächsten Bericht. Es sind jetzt schon 2,5 Seiten. Ich will hier niemanden mit Worten erschlagen. ;)

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