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Arbeiten an der ZUST

Veröffentlicht: 07.03.2017

Nicht so spannend aber, weil ich schon das Öfteren gefragt wurde, schreibe ich dieses Mal ein bisschen über meine Arbeit. Das macht es für mich auch einfacher. Bei Fragen kann ich einfach auf den Blog verweisen. J
Wie die meisten bereits wissen, arbeite ich an einer Uni. Das ist die Zheijang university of science and technology oder kurz ZUST. Hier bin ich für zwei Semester als Lektorin für Deutsch als Fremdsprache angestellt. Wie kann das geht, wo ich doch ganz offensichtlich keinen Titel als Professor oder Doktor habe?
Während meiner Zeit in Bayreuth waren meine Hauptfächer Deutsch und Mathematik. Ein Nebenfach, in dem ich freiwillig mein Examen geschrieben habe, ist Deutsch als Zweitsprache. Deutsch als Zweitsprache (DaZ) und Deutsch als Fremdsprache (DaF) sind im Unterrichten nicht gleich, aber ähnlich. Neben einem Abschluss in DaF verlangt die Uni hier von ihren Lehrkräften noch zwei Jahre Berufserfahrung. Die habe ich durch das Referendariat in Kaufbeuren.
Meine Voraussetzungen sind also nicht perfekt aber Deutschlehrer sind in China Überfall gesucht, egal ob an Grund- und Mittelschulen oder der Universität. So bin ich also hierhergekommen als Lektorin für DaF. Das geht übrigens auch in Deutschland. Sprachinstitute, wie beispielsweise das Goethe-Institut, sind wegen Austauschprogrammen etc. auch an deutschen Universitäten. Wir als Muttersprachler haben damit nur eher wenig zu tun.
So bin ich jetzt also in Hangzhou an der ZUST. Die ZUST hat ein Austauschprogramm, das 2+3 Programm heißt. Die Studenten, welche an diesem Programm teilnehmen, haben vor einen doppelten Bachelorabschluss zu erhalten. Das funktioniert, weil sie ihr Studium an einer chinesischen Universität beginnen und an einer deutschen beenden wollen. Das Studium an den deutschen Universitäten ist allerdings auf Deutsch und zudem verlangt die deutsche Regierung das Sprachniveau B1 (vergleichbar mit unserem Englisch nach der Realschule), um in Deutschland studieren zu dürfen. Für eine Bachelorarbeit in Deutsch braucht es natürlich mehr als nur B1. Hier hofft man, dass sich die fehlenden Sprachkenntnisse durch das Leben in Deutschland entwickeln.
Ich bin also an der ZUST, um die chinesischen Studenten auf das Studium in Deutschland und die damit verbundene Feststellungsprüfung vorzubereiten.
Im letzten Semester (das ging von September bis Mitte Januar) waren meine Studenten alle fortgeschritten. Ich hatte vier Kurse mit jeweils 30 - 40 Studenten. Meine Aufgabe war Deutsch zu unterrichten und der Schwerpunkt lag auf Sprechen und Hören. So habe ich von September bis Ende Dezember die vier Kurse unterrichtet und am Ende des Semesters die mündlichen Prüfungen der Studenten geplant und abgenommen.
In diesem Semester habe ich drei Kurse der Anfänger und fünf der Fortgeschrittenen. Das bedeutet insgesamt über 200 Studenten. Zu wenig ist das auf jeden Fall nicht. Die fortgeschrittenen Studenten haben im Mai ein Auswahlgespräch. Das ist eine Art Vorstellungsgespräch. Von den deutschen Universitäten kommen Professoren und diese entscheiden, welche Studenten nach Deutschland dürfen. Hier werden auch viele fachliche Fragen gestellt. Und auf dieses Gespräch bereite ich die Studie vor. Viel Verantwortung, aber meine eigene Zukunft kann ich ja nicht versauen. ^^ Ich habe so gut wie keine Infos, wie das Gespräch abläuft und fachlich kann ich den Studenten auch überhaupt nicht helfen. Deren Hauptstudiengänge gehen über Biochemie und Maschinenbau hin bis zu Kunst. Da ist alles dabei und besonders alles das, von dem ich überhaupt keine Ahnung habe. Das wird für mich und die Studenten ein learning by doing. Nur können leider alle Beteiligten von dem Gelernten am Ende nicht mehr profitieren, weil dann alles vorbei ist.
Bei den Anfängern gibt es deutlich weniger zu verpfuschen. Die haben am Ende des Semesters "nur" eine mündliche Prüfung und sonst ganz normalen Unterricht.

Die Arbeit an der Universität war besonders am Anfang ziemlich hart. Im Vergleich mit Deutschland, ist das Niveau hier niedriger und auch die Anforderungen an die Lehrer. Das hört sich jetzt eigentlich gut für mich an aber zu Beginn habe ich mich oft allein gelassen gefühlt. Es gab und gibt keine Absprachen oder eine Art Kooperation. Jeder arbeitet vor sich hin und braut sein eigenes Süppchen. Inzwischen habe ich mich daran gut gewöhnt und mach das, was ich für richtig halte. Probleme gab es damit noch nicht und glaube Vorgesetzte und Studenten sind zufrieden. Aber da es ja wenig Kommunikation gibt, ist das nur eine Vermutung.

Das Arbeiten mit den chinesischen Studenten ist super gut. Sie sind überwiegend motiviert und im Vergleich mit dem was ich aus Deutschland kennen sehr diszipliniert. Auch Sie vergessen die Hausaufgaben oder müssen an ihre Aufgaben erinnert werden, wenn das Handy vibriert aber im trotzdem ist das Arbeiten gut und macht Spaß. Es ist denke ich so, wie sich der Deutsche chinesische Studenten vorstellt. Leise, höflich, strebsam und extrem gut im Auswendiglernen. Die Produktion von eigenen Sachen ist dagegen extrem So ist das Bilden von Gruppentischen ohne weitere Anweisung schier unmöglich oder Aufgaben aus der Grundschule, die ein selbstständiges Denken verlangen, werden als die Königsaufgaben angesehen. Daher finde ich das deutsche Schulsystem doch besser. ABER ich würde jeden Grundschüler gern für ein oder zwei Jahre durch die chinesische Schule gehen lassen. Mit lauten, schreienden Kindern, die nicht wissen was Disziplin und Ordnung ist, hätten wir dann keine Probleme mehr. Die Vorstellung gefällt mir doch auch ganz gut. :D

Im Großen und Ganzen findet man aber viele Vorteile vom deutschen Schulsystem, wenn man es mit dem hier vergleicht. Aber auch das der USA schneidet viel schlechter ab als unser eigenes. Über die USA möchte ich den nächsten Bericht schreiben. Dort habe ich, wie die meisten ja wissen, meine Semesterferien verbracht. Soweit so gut, zum Gelesenen gibt es noch ein paar Bilder von den Unterrichtsräumen und den Studenten beim Arbeiten.


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#universität#alltag#unterrichten#china