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Fünf wunderbare Wochen im Ami-Land

Veröffentlicht: 25.03.2017

Mit der Zeit in Florida waren die ersten drei Wochen, meiner insgesamt fünf, bereits vorbei. Zu dem Zeitpunkt musste ich mich teils schon zwingen nicht an den Abschied zu denken. Besonders, weil ich von Florida nicht direkt mit nach St. Joseph gefahren bin. Montags ging unser Flug von Orlando zurück nach Kansas City. Dort haben wir den Nachmittag verbracht und dann bin ich sofort wieder zum Flughafen. An diesem Tag habe ich übrigens meine besten veganen Chicken Wings gegessen. In KC gibt es ein Restaurant der Kette „Yardhouse“. Dort kann nachmittags in der happy houre gut und, besonders wichtig, auch zu normalen Preisen gegessen werden. Außerdem ist die Bierkarte wirklich erschlagend. Ich habe da gleich kapituliert und einen Weißwein bestellt –den besten, den ich in den USA getrunken habe. Sebastian hat sich durch die Biere gekämpft und am Ende ein Weizen bestellt, das auch sehr gut war. Im Yardhouse gibt es über 100 Biere vom Fass. Da könnt ihr euch mal versuchen vorzustellen, wie die Getränkekarte aussieht. Ich wusste überhaupt nicht wo ich anfangen sollte. Beim Essen haben wir uns für Pizza und die veganen Chicken Wings entschieden. So etwas habe ich wirklich noch nie gegessen und, wenn jemand der das liest einmal in den USA ist, müssen die Wings im Yardhouse bestellt werden. Sie sind eine Sensation. :D

So bin ich dann gut gestärkt wieder Richtung Flughafen, um weiter nach San Francisco zu reisen. Dass ich vorher gegessen hatte, war auch gut. Wie gefühlt fast alle meiner Flüge, hatte auch dieser Verspätung. Dieses Mal war das Wetter schuld. Mit 2,5 Stunden Verzögerung konnten wir starten und beim Flug habe ich dann verstanden, warum es so lange gedauert hat. Ich schätze zu 80% der Zeit, musste das Flugpersonal sitzen. So ein Geeier und Gewackel hatte ich auch noch nie. Zwei Extreme am gleichen Tag. Das beste Essen und den schlimmsten Flug während den fünf Wochen. Ganz toll wurde es bei der Landung. Der Flughafen von San Francisco liegt an der Stadtgrenze. An der Grenze, die zum Wasser hin geht. So ist das Flugzeug im Dunkeln immer näher ans Wasser gekommen und hat geschaukelt ohne Ende. Ich dachte schon, wir landen Not auf dem Wasser. Aber zum Glück, die Landebahn haben wir erreicht. Am Tag, bei normalen Bedienungen, wäre das sicher interessant gewesen so extrem nah über dem Wasser zu fliegen. In dem Moment war es eher so naja.

Als ich dann festen Boden unter den Füßen hatte, bin ich mit der Bahn in die Stadt und dann direkt ins Hostel und müde ins Bett gefallen. In San Francisco habe ich insgesamt drei Nächte bzw. zwei volle Tage verbracht. Jetzt im Nachhinein würde ich diese zwei Tage als lehrreich beschreiben. Ich denke, die Bezeichnung Weltstadt ist für San Francisco nicht übertrieben. Die Stadt ist weltbekannt und jeder verbindet mit ihr mindestens einmal die Golden Gate Bridge. Was man über California und San Francisco vielleicht auch mitbekommen hat, ist der sehr liberale Umgang mit Drogen. Jetzt bin ich auch kein Verfechter, der striktesten Drogenpolitik aber diese beiden Tage dort waren, ich finde die englische Bezeichnung hier ganz treffend, mind blowing. Die Gegensätze, die ich dort erlebt habe, waren wirklich verrückt. Auf der einen Seite ist San Francisco sehr schön für eine Stadt, besonders auch für eine amerikanische. Selten habe ich so viele Bilder von Gebäuden gemacht. Auch die Hügel, die teilweise so steil sind und der Stadt einen eigenen Flair geben, machen es mit dem Auf und Ab sympathisch. Genauso war es ein sehr cooles Gefühl die typischen Häuser – meine Generation mit Full House lässt grüßen -, die cable cars und Alcatraz zu sehen und durch den Golden Gate Park zu laufen. Das emotional positive Highlight war natürlich die Golden Gate Bridge. Wenn man etwas so oft in Büchern, auf Bildern und in Filmen gesehen hat und dann auf dann darauf steht, ist das schon ein irres Gefühl.

Und trotzdem hat es San Francisco geschafft, mit vielen negativen Erinnerungen verknüpft zu bleiben. Seite ich angefangen habe zu Reisen, habe ich an einigen komischen Orten geschlafen und bin alleine oder eben nicht durch die viele Länder, Orte und Regionen. Von den Situationen waren viele im Nachhinein nicht sicher und, besonders für die Nerven meiner Eltern, gehe ich da nicht weiter drauf ein. Aber San Francisco hat es als erster Ort auf der Welt geschafft, dass ich mich fast durchgehend unwohl gefühlt habe. Nirgends habe ich so viele Obdachlose gesehen wie dort. Aber nirgends waren die Obdachlosen auch noch so weit in eine andere Atmosphäre abgedriftet wie in dieser Stadt. Von halb tot, über Selbstgespräche, Schüttelanfälle, Rumschreien, durch die Gegend springen oder einen selbst fast anspringen und beleidigen war alles und noch mehr dabei. Man muss auch sagen, dass ich mich überwiegend im Stadtzentrum aufgehalten habe, wo es sicher am schlimmsten ist. In den Vororten und Randbezirken sind die Menschen sicherlich zu 98% normal. Trotzdem ist die Stadt für mich in einem einzigen Drogenrausch. Alkohol und Gras zählen dort wahrscheinlich nicht mal mehr als Droge, sondern eher als wünschenswertes Konsummittel. Aus der Realität ballern sich die Straßenbewohner dort mit Crack und Crystel Meth. Das wird auch ganz selbstverständlich auf der Straße oder Treppe zur U-Bahn konsumiert. Da ist dann auch sch*** egal, ob gerade die Polizei vorbei läuft. Es ist für uns in Deutschland nicht vorstellbar. Die Drogen und deren Konsum sind dort allgegenwärtig. Ist man ehrlich, sind Alkohol, Tabak und Marijuana auch in Deutschland verbreitete Drogen und werden von vielen Menschen in nicht mehr normalen Dosen genommen. Aber was in San Francisco so viel schlimmer war, ist die Art, wie der Rausch abläuft. Durch die Halluzinationen sind diese Menschen, wenn man sie noch so nennen kann, überhaupt nicht mehr einschätzbar. Sieht man so jemanden in Deutschland wechselt man einfach die Straßenseite. Aber dort waren sie oft auch gefühlt überall. Es blieb einfach überhaupt keine andere Wahl als an ihnen vorbei zu laufen. Und klar, schreien ,springen und reden sie einen dann an. Ich habe mich oft extrem unwohl gefühlt, weil diese Menschen für mich nicht mehr einschätzbar waren. Ist man dort zu zweit oder zu dritt, kann ich es mir extrem lustig vorstellen. So viel Kurioses wie dort, findet man vielleicht in keiner Stadt und mit etwas Abstand ist es sicher lustig das gemeinsam zu beobachten. Für mich war es allerdings ein bisschen zu viel des Guten. Es war ein Gefühl der Erleichterung als ich in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag nach Los Angeles mit dem Bus losgefahren bin. Komplett entspannt war ich, als freitags Sebastian und sein französischer Freund Yacine gekommen sind.

Aber erst noch zu meinem letzten Tag alleine in Los Angeles. Morgens bin ich dort angekommen und hatte noch einen Tag, bevor es zu dritt nach Long Beach auf ein Reggae Festival ging. In Los Angeles hat der Bus etwas außerhalb gestoppt und von dort bin ich mit den Öffentlichen zum Hollywood Boulevard gefahren. Direkt an der Straße war mein Hostel. Auf den ersten Meter bin ich, wie sollte es auch anders sein, an Zeltstädten von Obdachlosen vorbei gekommen. Aber zum Glück war es nur wie eine Fahrt durch den Zoo. Ich saß in einem öffentlichen Bus. Ein paar der „Zoo-Bewohner“, waren auch im Bus. Aber die waren harmlos. Man kann sie vielleicht mit einem Affen vergleichen. Ein bisschen komisch im Verhalten und manchmal ein bisschen gruselig aber sicher kein hungriges Raubtier, das dich gleich anfällt. Der Vergleich mit dem Zoo wirkt eventuell etwas makaber. Meiner Meinung nach ist es allerdings nicht so weit hergeholt. Viele dieser Menschen dort sind nur noch von den Drogen getrieben. Da ist keine freie Entscheidung mehr im Leben. Alles was sie machen oder nicht machen, geht meiner Meinung nach nur noch um die Drogen und den Rausch dabei. Naja aber egal – ich konnte mir in Los Angeles das Treiben aus dem Bus anschauen.

Den einen Tag in der Stadt der Engel wollte ich nicht so verschreckt wie die letzten beiden Tage verbringen. Dadurch habe ich mich nicht viel in der Stadt aufgehalten. Die meiste Zeit habe ich am Strand verbracht. Vom Santa Monica Beach bin ich dann zum Venice Beach gelaufen und von dort am Abend zurück nach Hollywood. Dort habe ich mir noch den Walk of Fame „angeschaut“ bzw. bin drüber gelaufen. Beeindruckend war es eigentlich nicht. Eindrücke hatte ich aber auch in San Francisco genug gesammelt. Die beiden Strände waren aber wirklich schön. Dort gab es auch viel zu sehen. Es war so, wie man sich das Surferleben in Californa vorstellt. Mit Skateboards und Surfbrettern sind die Menschen am Strand entlang gelaufen und man hat die unterschiedlichsten Leute beobachten können. Das war ein versöhnlicher Abschied meiner Zeit des alleine Reisens. Am nächsten Morgen kamen, wie gesagt, Sebastian und Yacine und wir sind auf das „One Love Cali Reggea Festival“ in Long Beach am Ankerplatz der Queen Marry. Das hört sich nicht nur lässig an, es war es auch. Alles was ich an Reggea höre hat dort gespielt und bei den meisten Bands waren kein Unterschied zwischen live und Studioaufnahme zu erkennen. Musikalisch war das Festival bombe. Mit 9 bzw. 11 Dollar für ein Bier und mindestens 6 Dollar für ein Essen, waren die Preise nicht ganz so gut wie die Musik. Aber das war ok. Nach dem Festival ging es in Long Beach an allen drei Abenden in eine Kneipe, die happy houre hatte. Billiges Essen und Trinken war nach dem Festival immer der Hit. Mit den Palmen, der Skyline von Long Beach und der Queen Marry im Hintergrund war das Festival auch ein ziemliches Highlight in meiner Festivalchronik. Mein persönliches Favourit vom Festival war Rebelution. War mag kann deren Auftritt mal in Internet suchen. Es gibt sicher Videos von dort. J

Sonntag Abend war dann alles vorbei und Montag Morgen ging für uns drei der Flieger zurück nach Missouri. Wenn ich mich richtig erinnere war dieser Flieger auch mal pünktlich. Mit diesem Montag hat dann auch meine letzte Woche in den Staaten begonnen. Sebastian und ich haben die Tage noch zu zweit genossen und sind an einem Tag zum Wandern in den nähesten State Forest. Am letzten Abend sind wir beide mit ein paar Freunden noch in eine Bar. Dort gibt es verhältnismäßig billiges, gutes Bier und dabei war auch noch Livemusik. Der Abend war schön und Sebastians amerikanischer Mitbewohner Andrew hat sich, wie es sich für einen gerade 21 Jahre alt gewordenen Ami gehört, richtig abgeschossen. Inklusive war auch ein Kotzen aus dem fahrrenden Auto während der Heimfahrt. Das hat aber leider nur ein Teil Gruppe gesehen. Weil wir beide mit zwei anderen zusammen etwas länger durchgehalten haben.

Mein letztes Essen in St. Joseph war am Samstag ein leckerer Brunch, bevor es zum Abschied nehmen ging. Der Abschied war –das ist klar- ziemlich bescheiden ABER zum Glück nicht für so eine lange Zeit wie das letzte Mal. J Ganz toll war auf meinem Rückflug, meine letzte Nachbarin. Das mit Nähe und Distanz im Flugzeug muss sie noch ein bisschen üben, siehe Bilder.^^

Damit ist die Erzählung aus den USA fertig. Die Zeit dort war super super schön und auch jetzt beim Schreiben merke ich wieder, wie gut es mir getan hat. Einmal weg kommen und was anderes sehen hat geholfen, in China wieder etwas entspannter zu leben. Die 30 Stunden Rückflug waren lange und ich konnte viel Nachdenken. Das hat es dann doch schwer gemacht die USA hinter sich zu lassen. Als ich dann wieder auf dem Campus ankam, war es –man glaubt es kaum- ein Gefühl von Heimat. Jetzt ist die fünfte Semesterwoche vorbei und es läuft im Vergleich mit dem Anfang im letzten Semester viel besser. Viele Dinge sind genauso nervig. Aber die fünf Wochen haben geholfen alles etwas gelassener zu sehen. Entspannt läuft es sich halt doch sooo viel leichter durchs Leben.

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