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Die japanischen Alpen

Veröffentlicht: 08.05.2017

Von Tokyo bin ich mit dem Zug weiter gereist nach Matsumoto. Das ist eine kleine Stadt an den Anfängen der japanischen Alpen. Hier bin ich drei Nächte geblieben und wieder privat mit Chouchsurfen. Diese Mal war es eine Frau, die vor einem Jahr hier her gezogen ist. Nach meiner Ankunft abends, bin ich am nächsten Morgen zur Touristeninfo und wollte wissen, wo man hier gut Tagestouren zum Wandern machen kann. Im Nachhinein muss ich sagen, die Leute dort konnten Englisch, waren nett und sehr bemüht. Die Infos von ihnen waren aber ziemlich nutzlos. Mit Wandern haben es nur die richtige Profis hier. Die sind dann aber gleich fünf Tage in den Bergen. Einfach Mal einen Tag wandern in den total schönen Bergen, ging leider nicht. Ich habe sie nur von weitem gesehen und kleine Hügel erklommen.

Von Saori, meinem Host, habe ich ein Fahrrad bekommen. Damit bin ich dann zu einem See, welcher auf dem Plateau eines größeren Hügels ist, gefahren. Von der Touristeninfo wurde mir gesagt, das würde gut gehen. Es ging. Allerdings glaube ich, von denen hat das noch niemand gemacht. Bis zu den Anfängen des Bergs war das alles kein Problem. Ca vier km ging es ein bisschen bergauf auf aber das war alles in Ordnung. ABER DANN... Auf den nächsten vier km bin ich ungefähr 530 Höhenmeter nach oben. Das sind mehr als 100 Höhenmeter auf einen km. Ja, kann man Mal so empfehlen. Es war schnell absehbar wie das wird. Aber ich wollte unbedingt zu diesem See, wenn ich schon nicht wandern kann. Ich habe mich durch gequält und war heiden stolz, als ich oben war. Mit Fahren war da natürlich nix. Ritzelfucher bin ich ja doch nicht. Während ich fröhlich geschoben habe, sind ständig Motorradfahrer winkend an mir vorbei gesaust. Oben hat ich aber sicher mehr Glücksgefühle als die. :D Für den Ausblick hat es sich auch auf jeden Fall gelohnt. Auf über 1000 m hatte man einen coolen Blick auf die knapp 3000der, die noch eine Schneemütze haben. Nach dem Freuen über den Ausblick und einigen Fotos habe ich mich dann aber erst Mal dösen gelegt. Das Wetter war herrlich und eine Bank hat mich praktisch angeschriehen auf ihr zu schlafen. Danach bin noch ein bisschen am See gelaufen, bevor die knapp 500 Höhenmeter nach unten gerauscht wurden. Ach, was man hier noch anmerken kann: das Fahrrad hatte​ keine Gänge. Ist schon Mal jemand mit einem Fahrrad ohne Gang gefahren seit er aus der Stützräder-Zeit draußen ist? Da ist sogar das Hügelchen der Schlange anstrengend.

Deswegen habe ich mir den restlichen Tag dann an die flache Ebene von Matsumoto gehalten. Von meinem Bergsteigertrip habe ich mich mit Buchweizennudeln und Suppe erholt und danach das Schloss der Stadt besichtigt. Es ist das älteste Holzschloss in Japan und hat so einen schönen Park, dass man da auch richtig gut schlafen kann. :D Als ich den Park und das Schloss besichtigt hatte, bin ich zur Wohnung von Saori zurück, hatte Abendessen und bin ziemlich müde ins Bett gefallen. Fahrräder ohne Gang sind auf Dauer auch im Flachen anstrengend.

An meinem zweiten Tag, so nahe an den Bergen, wollte ich noch einen Versuch wagen, in das Gebirge zu kommen. Ca. 40km von Matsumoto ist der Kamikochi Nationalpark. Der ist wunderschön, ist in den Bergen und es gibt viele Tagesausflügler. Deswegen wollte ich dort hin trampen. Ja, ich hatte zwar den Pass für die Eisenbahn aber genau auf dieser Strecke, von Matsumoto dorthin, gilt dieser nicht. Insgesamt hätte ich fast 50 Euro für die Hin- und Rückfahrt bezahlen müssen. Das war es mir dann doch nicht wert und dadurch kam mir das Trampen wieder in den Kopf. Es hätte sicher auch gut geklappt, wenn ich nicht erst um zehn, sondern vielleicht um acht, angefangen hätte. Um elf kommt halt leider keiner mehr in den Bergen an, um zu wandern. Außerdem hatte ich mir auch das Zeitlimit von einer Stunde gesetzt. So wollte ich der Gefahr entgehen den Tag mit einem Schild in der Hand an der Straße zu verbringen. Wie gesagt, funktioniert hat es nicht. Trotzdem war es aber richtig cool und hat wieder Mal total viel Spaß gemacht. Mit einem alten Japaner, der mit Rolator unterwegs war, habe ich mich unterhalten, hatte ein nettes Gespräch mit Autofahren, die mich nach Osaka mitgenommen hätten und ganz viele haben nett gewunken - besonders fleißig vor allem wieder die Motorradfahrer. Mit denen hatte ich es in Matsumoto. (:

Weil das Trampen jetzt nicht der sicherste Plan ist, hatte ich noch eine Alternative. Nicht weit von Matsumoto ist das Bergdorf Hokara. Die Touristeninfo sagte mir dieses Dorf sei in den Bergen und man kann super wandern. Naja auch das war so eine Halbwahrheit. Es war definitiv näher an den Bergen aber definitiv auch nicht in ihnen. Die Touristeninfo dort war auch ganz erstaunt. Nein, wandern geht hier eigentlich nicht. Ich könnte zu einer Wasabifarm. Hmh, da war ich dann doch ein bisschen enttäuscht. Nach ein bisschen Nachfragen wurden mir dann zwei Wege empfohlen. Allerdings gibt es dorthin keine öffentlichen Verkehrsmitteln und es sind ca. 12km. Dann habe ich mir dort ein Fahrrad geliehen und bin wieder los gestrampelt Richtung empfohlene Wege. Einer von dieser führte wieder auf einen Hügel. Als ich am Anfang von dem Pfad angekommen war, hatte ich mich bei zwei Anwohnern nochmals erkundigt, ob ich richtig bin. Bei diesen beiden durfte ich auch mein Fahrrad im Hof parken und dann auf auf, 3 km Berg hoch. Zu dem Zeitpunkt​ war ich schon wieder relativ zufrieden. Der Weg war zwar doof, weil es die kurze Strecke ziemlich bergauf ging. Dafür war das Wetter perfekt warm und der Wald, durch den ich bin war sehr schön. (: Oben angekommen war ich richtig froh, die Menschen in der Touristeninfo so lang genervt zu haben. Der Ausblick​auf auf das Gebirge war richtig schön, es gab immer noch strahlenden Sonnenschein, blauen Himmel und zu all dem gab es noch Stille. Etwas, das ich nach China noch mehr zu schätzen weiß als vorher. Das ganze habe ich so lange wie Möglichkeit genossen, Brotzeit gemacht und wie überall kurz geschlafen.

Das beste von dem Tag kam eigentlich als ich zurück am Fahrrad war. Einen der beiden Anwohner vom Mittag, ein älterer Mann, war noch im Garten als ich zurück. So zufrieden wie ich war, hab ich zwei von meinen drei japanischen​ Wörtern, hallo und danke, euphorisch gesagt. Und er: nickt, dreht sich um und geht, okay... Und kommt dann mit einem Eis und einem kleinen Klappstuhl. Wie nett ist das bitte?! Ich wurde dann auf die Terrasse eingeladen und ein Glas Tee gab es auch noch. Wir hatten ein nettes Gespräch, er auf Japanisch und ich auf Englisch und dazu noch Mimik und Gestik. Geredet wurde über die Berge und deren Namen. Ich glaube, über die Höhe haben wir auch gesprochen. Irgendwann kam auch nicht der zweite Mann von mittags dazu. Jetzt weiß ich, das ist sein Sohn. Auf dem Grundstück wohnen drei Generationen. Der alte Mann, dessen zwei Söhne mit Frauen und deren Kinder. Von denen sind dann auch noch zwei um mich rum gehüpft. Das war alles so herzlichen und nett. Da ist mir wieder Mal aufgefallen: Leute geht reisen und geht offen auf Reisende zu! Damit kann man so viele herzliche Momente bekommen und gleichzeitig auch geben. :)

Als ich mich 100 Mal bedankt hatte, habe ich mir dann mein Fahrrad geschnappt und bin die gut zehn Kilometern zum Bahnhof zurück geradelt und dann nach Matsumoto. Dort habe ich mir ein japanisches​ Curry zum Abschluss des Abends gegönnt und am nächsten Morgen bin ich, wieder mit dem Zug, weiter nach​ Kyoto.

Das waren meine zwei Tage in den japanischen Alpen. Von meinem Host hab ich leider nicht viel mitbekommt. Saori hatte von meinem ersten Tag auf den zweiten Nachtschicht. Dadurch war ich die zweite Nacht und den Morgen vom zweiten Tag alleine in der Wohnung. Sie war aber auch eine ganz nette und hat selbst viel Erfahrungen mit Reisen. Die braucht man wahrscheinlich auch, wenn man jemand Fremdem seine Wohnung​ und das Fahrrad überlässt. 

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#fahrrad#berge#wandern#trampen