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Der März und April

Veröffentlicht: 02.05.2017

In ein paar Tagen geht es für mich los nach Japan und vorher wollte ich jetzt doch noch ein Lebenszeichen von mir geben. Meine letzten zwei Monate hier in China waren nämlich gar nicht mal so übel. ( Eigentlich gibt es viel zu berichten und weil ich so viel unterwegs war, hatte ich überhaupt keine Zeit zum Schreiben.

Nachdem ich aus den USA zurück gekommen bin, musste ich mich die ersten zwei bis drei Wochen erst wieder einleben. Es gab einiges zu erledigen, besonders für die Uni und die Arbeit hier. Von meinem ersten Gehalt im neuen Semester habe ich dann einen Flug nach Japan gebucht. Dort bleibe ich für acht Tage in der ersten Maiwoche. Als zweites bin ich von meinem Gehalt im März nach Suzhou gereist. Suzhou ist eine Wasserstadt in der Nähe von Hangzhou. Wasserstadt deswegen, weil es dort unendlich viele Brücken geben soll und gleich neben der Stadt ist ein riesiger See mit Inseln. Zu einer dieser Inseln bin ich für zwei Tage gefahren. Die Stadt selbst habe ich also überhaupt nicht besucht. Ich bin nur durchgefahren, um auf die Insel (西山Xishang, dt.: Westberg) zu kommen. Dort habe ich eine Nacht bei einem Couchsurfer und seiner Frau verbracht. Es war unglaublich hilfreich einen Einheimischen dort zu kennen. Guo, mein Gastgeber, hat mir viele Tipps gegeben und ich habe mich richtig schnell einheimisch gefühlt. Die beiden Tag auf der Insel habe ich hauptsächlich mit „streunen“ verbracht. Guo gab mir ein paar Ideen wohin ich gehen kann und dann bin ich einfach losmarschiert und es war ein absoluter Traum. In der Gegend gibt es einige chinesische Touristen aber so gut wie keine Ausländer. Das war eine Interessante Erfahrung für mich. Besonders von den Kindern bin ich ehrfürchtig und mit großen Augen angeschaut worden. Vollständig ausgerastet ist aber niemand. Dafür waren sie Fremde dort zu arg gewöhnt. Was man über die Insel noch sagen kann ist, dass sie sehr ländlich ist. Die Häuser sehen alt und verbraucht aus und fast jedes Haus hat einen Garten mit Obst und Gemüse. Die Berge sind voll mit Teeplantagen, es gibt kleine Flächen für den Gemüseanbau und zwischen den Häusern laufen Hunde und Hühner. Für mich war das ein schöner Kontrast zum bunten und neuen Hangzhou – auch wenn man meine Uni so nicht beschreiben kann. :D

Das tolle an der Insel ist, dass es überall zwischen den Teeplantagen kleine Wege gibt. Diese sind auch nicht privat und jeder darf dort laufen. Das heißt ich konnte einfach los und zum zweiten Mal in China –nach Hainan- durch die Natur wandern. Das habe ich hauptsächlich am ersten Tag gemacht. Abends bin ich zu einem Steg, um den Sonnenuntergang zu sehen. Bis dahin hatte es leider zugezogen aber es war trotzdem ein schöner Abend.

Den nächsten Morgen habe ich mit einer Nudelsuppe begonnen und dann ging es mit dem Bus zum anderen Ende der Insel. Von Guo hatte ich erfahren, dass es dort ein altes Dorf gibt und mehrere kleine Inseln, die mit Brücken verbunden sind. Das Dorf war okay aber wegen den Inseln hat sich der Weg dorthin auf jeden Fall gelohnt. Auf den Brücken war es wie am Meer. So viel Wind hatte ich schon lange nicht mehr in meinem Gesicht – ein Traum. In Sulzthal und in Ketterschwang habe ich den Wind so oft abends im Bett gehört und hier in Hangzhou steht die Luft. Für mindestens eine halbe Stunde habe ich mich einfach nur anblasen lassen. Danach bin ich auf den Inseln umher gewandert. Es war traumhaft bunt und soooo ruhig. Oder eher, es war ruhig bis eine Gruppe Teepflückerinnen an mir vorbei kam. :D Für die war ich die totale Attraktion und es mussten selbstverständlich Fotos von und mit mir gemacht werden. Es war aber in Ordnung, weil sie vorher sogar gefragt haben. Dann hat also jede ein Selfie mit mir gemacht und dabei hat die Freundin mit einem anderen Handy festgehalten, wie die Freundin ein Selfie mit der Ausländerin macht. War ganz witzig und am Ende wollte ich natürlich auch eins mit den Grazien haben. Auf meinem Weg runter von der Insel habe ich die Gruppe nochmal getroffen und zum Abschied gab es sogar einen Apfel für mich. ( Zurück der Hauptinsel habe ich noch einen Tempel besucht, der lag zufällig auf einem Rückweg und dann wurde die Heimreise angetreten.

Das Wochenende darauf bin ich mit einer Freundin nach Shaoxing. Die Freundin ist Rie. Sie ist Japanerin, die in Jena deutsche Literatur studiert hat und jetzt Chinesisch an der ZUST studiert. Shaoxing ist wie Suzhou eine Stadt nicht weit von Hangzhou. Dort haben wir das Wochenende verbracht und alles ganz entspannt angehen lassen. Als wir Freitag Abend angekommen waren, sind wir nur noch Essen gegangen und danach gab es eine Flasche traditionellen Schnaps. Der war leider nicht so gut wie unser Essen.

Shaoxing selbst hat wenig Attraktionen und Sehenswürdigkeiten. Die Gegend um der Stadt ist allerdings sehr schön. So haben wir die meiste Zeit in der Natur verbracht und sind erst am Abend in die Stadt. Wir haben zufällig zwei schöne alte Viertel gefunden als wir meiner Lieblingsbeschäftigung nachgegangen sind: dem durch die Gegend schlendern. (: Für den Sonntag hatten wir ein konkretes Ziel. Shaoxing ist der Geburtsort von Lu Xun. Er ist einer der bekanntesten chinesischen Schriftsteller im Ausland und in China. Er hat Anfang des 19. Jahrhunderts gelebt und teils sehr kritisch über sein eigenes Land geschrieben. Zum Glück wurde er bereits vor der Kulturrevolution in China und im Ausland bekannt. So konnten und können seine Werke und er selbst nicht klein geredet oder verschwiegen werden. Seine Bücher werden sogar als Lektüren in den chinesischen Schulen verwendet. Aber nachdem wir sein Geburtshaus besucht haben, sehe ich das etwas kritisch. Wenn mit seinen Büchern in den Schulen genauso umgangen wird wie mit seinem Geburtsort, können Sie es auch gleich lassen. Das Haus wird als AAA Attraktion, also etwas ganz tolles, beschrieben. Ich würde das anders nennen. Naja, China und ich hatten schon so einige Differenz. Die sind auch jetzt noch da, wo es mir hier so gut geht wie noch nie seit September. Aber zur tollen AAA Attraktion: chinesische Besucher müssen ihren Ausweis zeigen. Rie und ich mussten das als Ausländer nicht. Auf dem Tiananmen in Peking war das genauso. Spekulationen über den Grund verkneife ich mir an der Stelle. Als wir drinnen waren konnte man durch sein Haus laufen und sich dabei mit ein Paar einzelnen Tafeln darüber informieren in welchem Raum des Hauses man sich gerade befindet. Bis auf die paar Schlafzimmer war das eh so gut wie immer klar und bei den paar Räumen wurde sowas erklärt wie "hier lebete die Mutter und laß sehr viel. Sie lebte von x bis y und liebte ihren Sohn sehr." Naja ganz tolle und wichtige Infos. Zum Glück war die ganze Sache kostenlos. Sonst hätte ich mich ziemlich geärgert. Schade war es trotzdem. Über die Person selbst und sein Leben erfährt man so gut wie nichts. Dafür kann man in der Gegend um das Haus viel Geld für Schrott ausgeben. Aber ich mage mich nicht beschweren. Die Landschaft dort ist super schön und wir konnten gut entspannen. Das war das Ziel von dem Wochenendtrip.

Die übrigen Wochendende habe ich in Hangzhou verbracht, mich mit Freunden getroffen und mehr gearbeitet als sonst. Den Unterricht, den ich wegen Japan nicht halten konnte, musste nachgeholfen werden und dann habe ich noch versucht die restliche Arbeit vom Semester auch in diese Zeit zu legen. Nach Japan kommt nämlich Sebastian zu mir. :)) Auf seinem Weg von den USA nach Deutschland macht er drei Wochen halt in Hangzhou und nur zwei Wochen danach kommen Mama und Klaus. Wenn die beiden kommen ist mein Semester schon rum. Die Zeit fliegt davon... Inzwischen bin ich auch schon in Japan. :D Vor dem Abflug habe ich es doch nicht mehr geschafft alles zu schreiben. Noch eine kurze Erklärung zu den Bildern: dir ersten 12 Bilder sind von der Insel, danach kommen Bilder von Shaoxing und dann noch ein Bild als ich beim Teepflücken war. Der Ausflug wurde von der Uni organisiert und war ich noch bei einem Fußballspiel mit Anas und Malaq. Das sind zwei meiner beste Freunde hier. Sie kommen aus Syrien und Somalia. 

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