Etappe 4: Marinhas - Viana do Castelo

Heute morgen ging es bei allen recht früh los. Um kurz nach 7 hab ich die Herberge verlassen und mich auf den Weg gemacht. Da mein Knie leider über Nacht nicht die Wunderheilung erfahren hat, wusste ich absolut nicht, ob ich es bis zum gesetzten Ziel von 20 km schaffe...

Die ersten Kilometer waren recht schmerzhaft, die Gelenke noch kalt und es ging meistens geradeaus über Asphalt oder Kopfsteinpflaster. 

Im ersten Café in Mar hab ich angehalten um zu frühstücken und hab dort auch gleich wieder fast den kompletten Tisch vom Abendessen gestern angetroffen 😁

Nach der Stärkung ging es weiter durch Belinho, wonach dann die ersten Höhenmeter des Tages anstanden. Für mich waren diese Höhenmeter heute die Rettung, da mein Knie beim bergauf gehen kaum wehgetan hat und ich dadurch etwas besser vorangekommen und warm geworden bin. 

Der Weg führte mich durch ein wunderschönes Waldstück, über einen kleinen Fluss und dann durch einen Teil von Castelo do Neiva. Dort machte ich kurz Rast an der "Igreja de Santiago de Castela de Neiva", füllte mein Wasser auf und dann ging es weiter bergauf und wieder durch den Wald. 

Mitten im Nirgendwo hat ein ehemaliger Pilgerer einen kleinen Stand aufgebaut (Casa de Albinío refreshments for donations), bei dem man Kaffee, Getränke, Obst, Süßes und viele andere Kleinigkeiten bekommen konnte. Dort traf ich auch wieder auf einen kleinen Teil der Gruppe aus der letzten Herberge. Die gute Laune des Besitzers hat angesteckt und so ging es dann mit frischer Energie weiter.

Der kommende Abschnitt (ca. 9 km) war mit sehr viel Willenskraft verbunden, da es jetzt meistens bergab oder geradeaus ging, wodurch meine Schmerzen wieder schlimmer wurden. Aber das Ziel war in Sicht und damit auch eine größere Stadt mit der Hoffnung dass es dort eine Apotheke gibt oder sogar einen Laden, in dem ich mir Wanderstöcke besorgen kann.

Vorbei an der Igreja e Mosteiro de São Romão do Neiva ging es dann erst durch Chafé, dann weiter nach Anha und Penedos, wovon das Tagesziel von heute schon in Sichtweite war. 

Der letzte Abstieg war hart, aber danach ging es immerhin "nur noch" 1h größtenteils eben und geradeaus. Auf dem letzten Abschnitt wurde ich wieder von einigen bekannten Gesichtern eingeholt/überholt. Kurz vor der Brücke, die uns dann nach Viana do Castelo führte traf ich nochmal auf Simon, mit dem ich dann zusammen bis zur Herberge gelaufen bin. 

Da diese noch geschlossen war, haben wir uns erstmal in ein Café um die Ecke gesetzt, um die Beine auszuruhen und uns einen kleinen  Mittagssnack zu gönnen. Dort hat sich dann noch Dani (eine erfahrene Pilgerin aus Bordeaux, macht gerade ihren 6. Jakobsweg) zu uns gesellt.

In der Herberge angekommen waren wir alle begeistert vom Ambiente (altes Kloster o.ä. ?) und den Räumen. Heute sogar ohne Stockbetten! 😁

Mein absolutes Highlight: als ich an der Rezeption gefragt hatte, wo ich evtl. Wanderstöcke kaufen könnte, verschwand die Dame nach kurzer Diskussion mir ihrer Kollegin im Hinterzimmer und kam mit einem Paar Wanderstöcke wieder raus, die sie mir geschenkt hat. Die muss wohl jemand dort vergessen haben. Damit hatte ich definitiv nicht gerechnet, bin aber sehr dankbar!

Da die Waschmaschine in der Herberge belegt war, bin ich mit Carolina aus Lissabon zum Waschsalon um die Ecke gegangen. Während der Wartezeit haben wir uns ein Eis in der Sonne schmecken lassen und ich bin noch zur Apotheke gegangen um mir eine Salbe und Tape zu holen. 

Mit Carolina als Übersetzer/Guide gehen wir jetzt gleich portugiesisch essen. Bernard aus Barcelona und 2 Herren aus Australien (deren Namen ich noch nicht weiß) sind auch dabei.

Meine Knie sind für heute absolut durch. Ich hoffe, dass ich mit den neuen Wanderstöcken und dem Tape morgen aber trotzdem weiterlaufen kann. 

Drückt mir die Daumen! :)