Etappe 14: O Faramello - Santiago de Compostela

Wie soll man so einen Tag in Worte fassen... 

Wir sind noch bei Dunkelheit in die letzte Etappe gestartet. Leichten Fußes gingen wir die 14 km an, die heute noch auf dem Plan standen.

Die Temperatur lag bei gefühlt 12°C heute morgen, der bisher kühlste Tag. Nach ein paar ordentlichen Höhenmetern wurde uns dann aber schnell warm. 

Kurz vor A Agrela kam der erste Kilometerstein unter 10 km - kaum zu glauben! Das Ziel war jetzt wirklich nur noch einen Katzensprung entfernt...

Die erste Frühstückspause ließ dann aber noch etwas auf sich warten, da im ca. 7 km entfernten O Milladoiro kein Café zu dieser Zeit geöffnet hatte (in dem es auch etwas zu essen gab). 

Also haben wir einen Abstecher in den auf dem Weg gelegenen Supermarkt gemacht und uns dort etwas mit Leckereien eingedeckt. 

Dann war auch schon Halbzeit und wir sind in die letzten paar Kilometer der Strecke gestartet. Die Sonne kam inzwischen immer wieder mal raus und hat uns auch von oben etwas gewärmt 🙂. 

Das Ziel immer vor Augen sind wir heute mit einer recht schnellen Durchschnittsgeschwindigkeit gelaufen. Auch wenn wir Santiago und die Kirchtürme zu Beginn in der Ferne schon gut sehen konnten, mussten wir zuerst einmal ins Tal und dann wieder nach oben, bevor wir dann endlich das Stadtgebiet erreicht haben. 

Begleitet von einigen anderen Pilgerern liefen wir zielstrebig in Richtung der Kathedrale von Santiago, auf deren Platz sich schon hunderte andere Pilgerer versammelten.

Was für ein Gefühl!

Ich glaube es wird ein paar Tage dauern bis das so richtig bei mir angekommen ist, was wir da geleistet haben. 

Ich bin unfassbar stolz, dass ich es geschafft habe, meine Rückschläge sofort hinter mir zu lassen und jeden Tag unvoreingenommen auf mich zukommen hab lassen. Was am Anfang manchmal echt beinahe aussichtslos erschien war am Ende doch meistens gut machbar. 

Ich denke das ist eine Lektion, die ich definitiv mit nach Hause nehmen werde.

Nachdem wir auf dem Platz angekommen sind, stand erstmal eine Umarmungsrunde an, bevor wir dann eine kleine Fotosession hielten 📸😁. Dann war erstmal ankommen und ausruhen angesagt. Bei einem kleinen Vesper in der wärmenden Sonne wurden unter anderem Anrufe getätigt und das Erlebte etwas verarbeitet. 

Danach hieß es Schuhe wieder anziehen, Rucksack wieder auf die Schultern und ab zum Pilgerbüro, um den letzten Stempel und die Pilgerurkunde abzuholen. Das ging alles ganz schnell - 280 km sind jetzt offiziell✔️ (wobei wir durch die spirituelle Variante sogar noch ein paar mehr gemacht haben😅)

Weiter ging es in ca. 15 min zur Unterkunft, bei der wir nach dem Check-in erstmal unsere Rucksäcke abgestellt, Wäsche gewaschen, geduscht und in der Nähe eine "Kleinigkeit" gegessen haben 🍔.

Gegen 18 Uhr sind wir dann wieder in die Stadt gelaufen, um eim bisschen zu bummeln und die Kathedrale anzuschauen, bevor wir dann schließlich etwas essen gegangen sind.

Im "Restaurante Marie Miner" hatten wir ein Abendessen, wofür sich der Camino alleine schon gelohnt hat. Wir haben alle selten so gut gegessen und von den Nachtischen werden wir wahrscheinlich noch Tage später träumen 😍. Zum Abschluss gab es noch eine "Digestiv-Zeremonie" mit flammender Show. Absolut empfehlenswert! Wer mal in Santiago sein sollte - 10/10.

Danach quälten wir uns wieder die zahlreichen Treppen zu unserer Unterkunft hinauf, wo wir heute Nacht sicher mit Glücksgefühlen einschlafen werden. 

Morgen starten wir ganz entspannt in den Tag - für uns ist die gemeinsame Zeit noch nicht ganz zu Ende, ein Trip steht noch aus :)