Ausflüge wie sie im Buch stehen

Die Tochter hat uns mal wieder ein aktivierendes Buch geschenkt. "Ab ins Grüne - Ausflüge mit der Berliner S-Bahn". Wir nutzen die ersten drei Sonnentage im jahr 2019, um schon einmal einige Touren abzuarbeiten.

Dabei lernen wir Gegenden kennen, die eigentlich nur Dauertouristen wie wir je sehen. Der Berliner oder die Berlinerin kennt in der Regel nur den eigenen Kiez. Die Kurzzeittouristen konzentrieren sich auf einen Kreis drei Kilometer um das Brandburger Tor.

Frohnau dagegen liegt gefühlte 30 S-Bahnstationen davon entfernt. Außer den Anwohnern kommen eigentlich nur Hardcore-Liebhaber der Gartenstadt-Architektur der 20er Jahre her. Die S-Bahn-Station selber ist auch sehr schön, nicht nur wegen der Beichtstuhl Sitzbänke. Birkenwerder liegt noch einmal zwei Stationen weiter schon in Brandenburg. Hier hat Clara Zetkin von 1929 bis 1932 gewohnt, sozusagen standesgemäß in der Nähe der Roten Brücke.

Natürlich ist die Hauptatraktion hier JWD die Landschaft mit wunderschönen Wanderwegen, die oft dem Mauerweg folgen oder ihn kreuzen. Wir gehen oft stundenlang, ohne jemanden zu treffen.

Das ist bei unserem Sonntagsspaziergang ganz anders. Wir wandern zusammen mit einem großen Teil der 3,6 Mio Einwohner um die Rummelsburger Bucht. Das war bis zur Wende Industriegebiet, danach Industriebrache. Seit 25 Jahren werden jetzt dort, wo früher niemand gewohnt hat, Wohnungen gebaut. Seit ca. fünf Jahren wird gegen Gentrifizierung gekämpft und für Freiräume gestritten. Das machen in erster Linie Leute, die mit schrottreifen, total vermüllten Booten Teile der Bucht besetzen. Die Boote haben keinen Wasseranschluss und keine Kanalisation und verseuchen die Gegend, in der "Die Legende von Paul und Paula" gedreht wurde.

An der S-Bahn Betriebhof Rummelsburg sehen wir zum ersten Mal einen kombinierten Auf- und Querzug, der uns über die Gleise auf unseren Bahnsteig bringt. Das könnte eine Atraktion sein, wenn man von innen auch nur das Geringste sehen könnte.