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Da machts BLUB

Veröffentlicht: 13.09.2020

Da ist man mal grade zwei Wochen nicht in der Stadt und schon müssen wir bei der Rückkehr mit dramatischen Veränderungen fertig werden. Nein, der BER ist noch nicht eröffnet worden. Es ist spektakulärer: Das BLUB wird abgerissen.

BLUB?

Als Gudrun und ich 2016 zum ersten Mal gemeinsam in Berlin waren, hatte uns HRS als günstige Unterkunft das Hotel BLUB ausgespuckt. Was für ein dämlicher Name, was soll das überhaupt heißen? Die Antwort lag hinter dem Hotelparkplatz in Form einiger Gebäude, die offensichtlich ihre beste Zeit hinter sich hatten. Noch keine richtigen Ruinen aber offensichtlich angegriffen. Professor Google wusste die Antwort. Halb überwuchert lag da das eigentliche BLUB, das Berliner Luft- und Badeparadies.

Das Spaßbad wurde 1985 eröffnet und war lange Jahre sehr beliebt. Die Baukosten betrugen 44 Millionen Mark, von denen das Land Berlin neun Millionen Mark als zinslosen Kredit beisteuerte. Seit seiner Eröffnung hatte das Blub, das in der Saison 1985/1986 Trikotsponsor für Hertha BSC war etwa sieben Millionen Besucherinnen und Besucher. Anfangs waren es noch 600.000 Besucher pro Jahr, bis zum Jahr 2001 sank die Besucherzahl dann auf 330.000 jährlich.

Grund für den Rückgang der Besucherzahlen waren häufige Beschwerden über Gefahrenstellen und mangelnde Hygiene. Die Ratten aus dem nahen Teltowkanal hatten offensichtlich nichts gegen Krach und Chlor. Ab 1999 wurden mehrfach Teile des Bades zeitweise geschlossen. Am 1. Februar 2005 schloss das Blub endgültig, nur die Saunalandschaft blieb bis 2012 offen. Das Hotel wurde umbenannt.

Danach begann eine neue Karriere. Das BLUB wurde einer der verlorenen Orte Berlins in derselben Liga wie der Spreepark oder die Abhöranlagen auf dem Teufelsberg. Im Gegensatz dazu war das BLUB aber bis vor zwei Wochen praktisch frei zugänglich, denn ein 2016 nach einem Brand aufgestellter Zaun hatte nur symbolische Bedeutung. So wurde das Gelände zum Multifunktionsareal. Hier konnte man sich gruseln, in wasserlosen Schwimmbecken skaten oder sonstige Mutproben absolvieren. Hier war reichlich Platz zum Übernachten, reichlich Bausubstanz zum Feuer legen und es gab jede Menge Fläche zum Sprayen. Irgendwann wird jemand bestimmt nachzählen, wie viele Rap-Videos hier gedreht wurden. Auch wir haben einem jungen Mann geholfen, die entsprechende Lautsprecheranlage aus dem U-Bahnhof Grenzalle zu schleppen. Aber so harmlos war das bestimmt nicht immer. Durchschnittlich einmal pro Woche wurde die Event-Location unter Blaulicht von Feuerwehr und/oder Polizei angefahren.

Gleichzeitig liefen die Bemühungen, das Gelände einer anderen Nutzung zu überführen, nur waren die leider wesentlich weniger dynamisch. Noch bis 2011 wurde über ein Neueröffnung des Spaßbades nachgedacht, 2012 wurde dann das erste Konzept einer Nutzung als Wohnraum vorgestellt, aber trotz eines ständig steigenden Bedarfs an Wohnraums ging es offensichtlich nicht voran. Die Berliner Zeitungen meldeten dann 2015, dass der Abbruch unmittelbar bevorstehe, aber es passierte nichts, außer dem erwähnten Großfeuer und dem Bau eines Zaunes. Es sah so aus, als würden die Eigentümer und der Bezirk Neukölln darauf warten, dass Hobby-Vandalen (Tagespiegel) den Abbruch für sie erledigen. Aber dann ließen sie doch die Profis ran und große Teile der Ruine haben sich in Schuttberge verwandelt. Jetzt steht der Baubeginn unmittelbar bevor. Die ERöffnung des BER übrigens auch.

Diejenigen Fotos, die gut sind, hat Daniel Dehnert 2018 gemacht, die aktuellen sind von mir.

hier kann man auch gucken:

https://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Luft-_und_Badeparadies

https://www.youtube.com/watch?v=nzphiLJpoP0

https://www.tagesspiegel.de/berlin/freizeitbad-blub-planschen-klettern-ferien-machen/1640854.html

https://www.youtube.com/watch?v=Kc8X9rD8Tss

Antworten (1)

Heike
Hallo, hast du zufällig noch mehr aktuelle Fotos vom Abriss? Wenn ja, dürfte ich dich bitten, sie mir zu senden? Ich habe das blub vergöttert, seit ich die Ruine 2017 das erste Mal betreten habe und sammle alles darüber. Meine E-Mail Adresse lautet: helke_thomsen@t-online.de Fände ich wirklich ganz toll, wohne leider selbst zu weit weg ;-(

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