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Zweiter Stopp: Peru, Part 1: Kulturschock in Lima

Veröffentlicht: 13.11.2018

Wir wissen, wir hatten davon gesprochen zu den Basics zurückkehren zu wollen, aber dass wir in Peru so plötzlich und schonungslos mit den wahren Basics im Leben konfrontiert werden, war uns nicht bewusst. Denn ließt man etwas über dieses Land wird häufig nur am Rande die Armut erwähnt und sich überwiegend auf die Attraktionen konzentriert. Allerdings macht das Erleben von echter Armut hier einen Großteil der Erfahrung aus. So ist Lima mit ihren 10,5 Millionen Einwohnern eine sehr laute, turbulente und leider auch sehr verwahrloste und arme Metropolregion. Durch die hohe ländliche Arbeitslosigkeit und die beschönigende Werbung für Lima haben viele Peruaner in den letzten Jahrzehnten alles auf dem Land aufgegeben und sind in die Stadt gewandert (wortwörtlich), um dort ein besseres Leben anzufangen. Dort angekommen können sie sich allerdings keine Unterkunft leisten, wodurch sich riesige Armenviertel, erbaut aus Pappe und Wellblech und ohne Wasser- und Stromversorgung, um das Zentrum der Stadt gebildet haben. Diese „pueblos jóvenes“ wachsen stetig weiter und bieten kaum Zukunftsperspektiven für ihre Einwohner.

Vor den Toren Limas: pueblos jóvenes

Pueblos jóvenes und ihre Wasserversorgung per Lastwagen

Fortschritte der pueblos jóvenes: Häuser aus Stein

Nicht verwunderlich, dass daher auch die Innenstadt Limas kaum mit einer europäischen Stadt vergleichbar ist, da hier zwar Häuser aus Stein stehen, diese allerdings überwiegend keine Dächer, Verkleidungen oder sonstige Extras wie Pflanzen oder gar Gärten besitzen. Außerdem herrscht in ganz Lima ein absolutes Verkehrschaos, das nicht nur Touristen, sondern auch Einheimische an ihre Grenzen bringt. Amüsant sind allerdings die häufig selbst gebauten und/oder schrottreifen Fahrzeuge, die auf Grund des geringen Lebensstandards gefahren werden.

Innenstadt Limas


Linienbusse in Lima


Da Lima am Meer gelegen ist, hat sich die Stadt immer hin bemüht wenigstens diesen Teil zu nutzen und attraktiv zu gestalten, wodurch die erhöhte Strandpromenade einen wunderschönen Zufluchtsort für Einheimische und Touristen bietet. Unter anderem besticht diese mit ihrem „ Parque del Amor“, einem Absprungplatz für Paraglider und einer großen Grünanlage mit Leuchtturm, Blumen und vielen Hunden. Zudem haben sich die Geschäfte die beliebte Lage zu Nutzen gemacht, sodass man in der Umgebung der Strandpromenade kleine Schätze wie z.B. einen verwinkelten und liebevoll gestalteten Buchladen findet.

Allee zwischen Hochhäusern


Erhöhte Strandpromenade Limas


Parque del Amor


Paragliding über dem Großstadtdschungel


Ein kleiner Schatz in Lima: Ein Buchladen


Katzen sind hier allgegenwärtig


Als wäre dieser kleine Kulturschock nicht schon genug gewesen, erfuhren wir am eigenen Leib wie es ist auf Grund seiner offensichtlichen Ahnungslosigkeit über die hiesigen Regeln abgezockt zu werden. So beginnen wir also die Odyssee unserer Mietwagenabholung: Um den Mietwagen abzuholen mussten wir am zweiten Tag unseres Peruaufenthaltes aus der Innenstadt zurück zum Flughafen, wofür wir den Bus nahmen, der natürlich nicht wie angegeben auf unserer, sondern auf der gegenüberliegenden Straßenseite einer vierspurigen Straße hielt. Nachdem wir also mit unserem gesamten Gepäck einmal über die Straße gerannt und in den Bus gestiegen waren, konnte uns, am Flughafen angekommen, keiner behilflich sein, wo unsere Mietwagenfirma ihre Zentrale hat. Im Internet angegeben war der Standort mit „Innerhalb Terminal“, allerdings zeigte Google Maps einen Standort gegenüber des Airports im Armenviertel an. Nachdem uns eine sehr nette Dame also ebenfalls bestätigt hatte, dass wir in dieses Viertel müssen, machten wir uns dorthin auf den Weg. Dort angekommen fanden wir heraus, dass es die Firma nicht mehr gibt und ihre Aufträge von Hertz verwaltet werden. Hertz hat seinen Sitz natürlich innerhalb des Terminals. Völlig entnervt kamen wir nach weiterem Fragen endlich an der Autovermietung an (übrigens direkt neben der netten Dame, die uns ins Armenviertel geschickt hatte). Die ebenfalls sehr kompetente Dame von Hertz (wir hoffen man versteht den Sarkasmus hier) erklärte uns dann, dass sie uns den von uns gebuchten Mietwagen nicht geben könne, da er „nicht stabil genug“ wäre um außerhalb Limas gefahren zu werden. Auf Jans Frage, wie man denn bitte Autos vermieten könne, die nicht auf geteerten Straßen gefahren werden können, konnte sie auf einmal kein Englisch mehr. Nachdem wir also eine schier endlose Auseinandersetzung mit dieser Frau hatten, in der sie uns nicht nur einen teureren Mietwagen andrehen wollte, sondern auch log was das Limit unserer Kreditkarte anging, um uns noch mehr Geld abzuknöpfen, war sie ca. 200$ reicher und wir hatten ein größeres Auto. Ach nein, das stimmt nicht ganz, denn nachdem wir gezahlt hatten wurde uns mitgeteilt, dass dieses Auto momentan nicht verfügbar sei und wir es am folgenden Tag bekommen könnten. Zu diesem Zeitpunkt war Natalie dermaßen aufgelöst, dass sie die Tränen nicht mehr unterdrücken konnte, woraufhin sich unsere Nachbarn, ca. 15 Surfer, die ebenfalls eine sehr lange und hitzige Auseinandersetzung mit einer Hertz-Mitarbeiterin hatten, einschalteten und mit vier Mann hinter den Tresen gingen, um Druck zu machen. Für Außenstehende müssen wir alle ein echt amüsantes Bild abgegeben haben: 15 Surfer und 2 beladene Backpacker legen sich mit zwei 1,50m großen Mietwagenfirma-Mitarbeiterinnen an. Diese Geschichte könnte jetzt noch endlos weitererzählt werden, aber im Endeffekt wurden wir dann doch noch von zwei etwas zwielichtigen Männern zu unserem Mietwagen im Außenbezirk Limas gefahren, um dort die Mietwagenübergabe zu vollziehen. So konnten wir uns endlich möglichst schnell auf den Weg raus aus Lima machen.

Ehrlich gesagt können wir mittlerweile über diese Erfahrung lachen und fühlen uns ein Stück weit bereichert, da wir jetzt wissen, dass auch solche unschönen Erlebnisse auf unserer Reise passieren können, ohne dass es uns gleich tötet. Aber eine wütende Nachricht bekommt die Autovermietung trotzdem noch von uns ;D

Und noch eine positive Sache zum Schluss: Es kann nur besser werden. Und wir dürfen schon mal vorweg nehmen: Das wurde es auch mit jedem Tag (bis jetzt natürlich)!

Song of Lima: Don't worry be happy – Bobby McFerrin

"Don't worry be happy" im Parque del Amor


Antworten (1)

Dave
The cat looks quite happy. Great photos!

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