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Israel - der Norden und Tel Aviv

Veröffentlicht: 13.11.2018

Nach einer sehr intensiven und spannenden Zeit in Jerusalem ging es weiter in den Norden zum See Genezareth. Um ehrlich zu sein, hatte ich mir hier deutlich mehr vorgestellt. Ja, es ist ein See, der auch nett anzusehen ist, aber mehr auch nicht. Und geschwommen wird hier erst recht nicht. Der Strand ist leider total mit Müll übersäht und wenig einladend. Die Uferpromenade und die sich in der Nähe befindenden Restaurants sind dafür ganz nett, wenn auch wie üblich recht teuer.

Dann ging es in die Golan Heights, also noch nördlicher. Die syrische Grenze ist jetzt nur noch gute 30 km entfernt. Beim Wandern zum nahegelegenen Wasserfall hört man hin und wieder laute Knalls. Ob es militärische Übungen sind oder schon Geräusche aus dem Nachbarland, vermag ich nicht zu beurteilen. Unsicher fühle ich mich aber auch hier nicht. Außer drei anderen Wanderern bin ich mutterseelen allein und kann die Natur für mich genießen. Laut elektronischer Landkarte soll es hier richtig grün sein. Mag ja sein, dass durch etwas mehr Wasser die Botanik nicht ganz so sehr leidet, aber von flächendeckender Bewachsung kann nicht die Rede sein. 

Die folgenden Tage in Akko (auch Acre genannt) waren sehr entspannt. Das kleine Hafenstädchen ist stark türkisch geprägt, so dass der Shabat hier nicht zu spüren ist. Dafür ist es relativ laut. Wie es ja nun schon aus dem arabischen Raum her kenne, geht es eher wortreich und mitgehobener Stimme zu. Der langgezogene Markt, die eh schon engen Gassen und die Horden an Touristen tun ihr Übriges dazu. Das, die Tatsache, dass ich (hoffentlich nur vorübergehend) den Wissensdurst und Entdeckungsdrang ein wenig verloren habe und das kuschelige Kapselhostel, in dem man sich in seine gemütliche Schlafhöhle zurückziehen kann, haben mich ruhigen Gewissens einen Serienabend auf meinem Laptop beschert.

Auf der Durchreise weiter nach Tel Aviv gab es einen Tagesstopp in Haifa., den ich mit einem netten Franzosen verbracht habe. Die große Stadt, der vor allem durch den riesigen Hafen eine besondere Stellung zukommt, besticht touristisch eigentlich nur durch die Gärten der Bahai. Was klingt wie irgendeine Gartenanlage entpuppt sich als die hängenden Gärten der Neuzeit und nebenbei das administrative und geistige Weltzentrum der Bahai. Okay, und wer sind die Bahai? Für diejenigen unter Euch, die ebenso wenig wie ich vorher jemals diesen Namen gehört haben, sei gesagt, dass es sich bei dem Bahaitum um eine handfeste Religion handelt, die Mitte des 19. Jahrhunderts durch einen namensgebenden Iraner ins Leben gerufen wurde. Es gibt viele Gemeinsamkeiten mit den anderen Weltreligionen, so gibt es auch einen Gott, dem die Schöpfung zuzuschreiben ist und der sich in der Natur stetig offenbart (daher auch der Garten). Es gibt aber keine Propheten oder einen Gottessohn und - was vielleicht ein großer Publikumsmagnet ist - keine Hierarchie oder bestimmte Rituale eines Gottesdienstes. Jeder bekennende Bahai kann sein Beten ausüben, wie er das gerne möchte. Vertreter der Glaubensgemeinschaft, die lehren, aufzeichnen und über die ganze Welt verbinden, werden aus der Gruppe heraus gewählt. Heute gibt es rund 8 Mio Anhänger dieser Glaubensgemeinschaft.

Ach so, die Gärten... Waren bis aufs kleinste Grashalm getrimmt. Es gibt 18 Terrassen, die man (also die besuchenden Touristen, ansonsten stelle ich es mir bei der Gartenarbeit sehr mühselig vor) nur von oben nach unten gehen darf. Es bedarf 100 Gärtner, jeder Menge Wasser und 2 Mio US$ pro Jahr, dass es so aussieht, wie es aussieht. 

Und zum guten Schluss das Tel Aviv. Die Anfänge der heute riesigen Stadt lagen zum einen in der aus der Antike stammenden Hafenstadt Jaffa und zum anderen in der vor rund 110 Jahren neuen jüdischen Siedlung als Vorort von Jaffa. Dabei gibt es wohl keinen Ort, der dem Namen nach näher am Zionismus dran ist als Tel Aviv. Wörtlich übersetzt heißt es so etwas wie "alter Frühling" und ist auf den Roman "Altneuland" von Theodor Herzl zurückzuführen. Seit 1950 sind beide Städte zu einer verschmolzen und beherbergen rund 3 Mio Einwohner. 

Es läßt sich so einiges finden hier: 

*selbstverständlich jede Menge Museen, die die Geschichte der Entstehung Israels in allen Facetten erläutern (hatte ich auf der Reise schon genug, daher weniger intensiv ausgefallen)

*haufenweise sehr guter, stylischer und teurer Restaurants, die dafür immer eine vegetarische/vegane Variante anbieten (10 % der Bevölkerung lebt hier vegan!) sowie tausende von Cafes mit ordentlich Charme

*unzählige Leihfahrräder inkl. Stationen sowie Elektrotretroller, die ganze Stadt schwebt nur so durch die Straßen ohne auch nur einmal Schwung zu holen

*Szeneviertel neben Wolkenkratzer und Bauhausstil-Villen

*Streetart in allen Variationen, wo man nur hinsieht

*viele Bar, Clubs, Discotheken (kann ich mich nicht zu äußern, da sich die junge Meute aus dem Partyhostel erst um 22.45 ins Nachleben aufmacht und ich zu dem Zeitpunkt nach einem Tag voller Sightseeing bereits müde bin)

*Märkte ohne Ende, von Kunsthandwerk über Gewürze bis hin zu Elektrogeräten für die Gastronomie

*14 km Strand (geschwommen bin ich leider nicht, da sich das Wetter nicht an meinen Reiseplan gehalten hat)

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