La tortue verte
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Teil von etwas Großem sein – Als Freiwillige bei den Ironman 70.3 Weltmeisterschaften

Veröffentlicht: 20.10.2018

Erst vergangenes Wochenende konnte sich auf Hawaii ein Deutscher den Weltmeistertitel beim Ironman sichern. Nach 3,86 km Schwimmen, 180,2 km Fahrradfahren und einem abschließenden Marathon über 42,195 km überquerte er als erster die Ziellinie an diesem Tag. Mit dieser besonderen Form des Triathlons hatte ich bisher nur wenig Kontakt.

Dies hat sich mittlerweile geändert.

Denn die Weltmeisterschaften über die halbe Distanz des Ironmans von Hawaii, die Ironman 70.3 World Championship wurden dieses Jahr tatsächlich in meiner vorübergehenden Universitätsstadt Port Elizabeth ausgetragen. Und damit das erste Mal überhaupt auf dem afrikanischen Kontinent!


Ich finde es immer sehr interessant und spannend an größeren Sportveranstaltungen in irgendeiner Weise beteiligt zu sein. Und dies war eine große Veranstaltung, eine sehr große! Daher konnte ich mir diese Chance, das Phänomen IRONMAN endlich ein bisschen besser kennen zu lernen, nicht entgehen lassen. Schon Wochen vor dem Rennen meldeten sich zwei weitere internationale Studierende und ich uns bei den offiziellen Organisatoren dieses Events und ließen uns als Volunteers eintragen. Nur ein paar Tage später erhielt ich zudem die Information von der Nelson Mandela University, dass ich als Sportstudent ebenfalls bei den Side-Events vom Ironman mithelfen kann. Da jegliche Unterstützung dankend angenommen wurde, konnten sich auch dort meine beiden Freundinnen mit eintragen. Die Registrierung war damit abgeschlossen, eine erste Informationsveranstaltung schon besucht und damit waren wir offiziell Teil der Ironman 70.3 Weltmeisterschaft!

Anstrengende, lange, aber auch spannende und aufregende Tage lagen nun vor uns, denen ich allerdings mit großer Vorfreude entgegenblickte.

Diese Vorfreude steigerte sich vor allem, als wir die Vorbereitungen direkt vor unserer Haustür von Tag zu Tag mitverfolgen durften. Denn die Strecke für den Halbmarathon-Teil des Ironmans verlief nur wenige Meter entfernt von meinem Wohnheim! Alltägliche Tätigkeiten wie der Weg zur Uni standen plötzlich im Zeichen der vielen, vielen Fahnen und Wimpel mit Ironman-Logo. Und sogar das Einkaufen von Lebensmitteln wurde beeinflusst. Unser Supermarkt hatte plötzlich isotonische Getränke im Angebot, die sich sonst überhaupt nicht im Sortiment befanden. Neben dieser unterhaltsamen Entdeckung mussten wir in dieser Zeit allerdings auch Abstriche machen.

Es gab keine Bananen.

Keine einzige.

Im Rahmen des Ironmans reisten über 6000 Athleten in unsere kleine Küstenstadt. Häufig mit Familie und Freunden. Und jeder war sportbegeistert. Und Bananen sind nun mal das Lieblingsessen von Sportlern. Tatsächlich konnten wir erst eine Woche nach den Läufen die ersten Bananen wieder ergattern. Doch die Stimmung, die mit diesen Athleten, die aus der ganzen Welt kamen, einreiste, machte auch diesen ernährungstechnischen Engpass wett. Egal wo man hinblickte, überall sah man Menschen in Sportkleidung. Wer eine Jeans trug, fiel auf. Die Sportler zeigten, dass die Organisatoren des Ironman an alles gedacht haben. Denn das Logo war allgegenwärtig. Auf Rucksäcken, T-Shirts, Hosen, Pullover, selbst auf Socken war es eingestickt. Und auch wir sollten bald das Event würdig vertreten können.


Denn obwohl die Läufe der Frauen und Männer erst samstags und sonntags stattfanden, fing für uns der Ironman bereits an dem Donnerstag und Freitag davor an. Wir waren Teil der Parade of Nations, der offiziellen Eröffnungszeremonie der diesjährigen Weltmeisterschaften. Diese stellte eine Wanderung aller Athleten unter der jeweiligen Flagge ihres Landes dar, die am Strand von Port Elizabeth ihren Abschluss fand und begleitet wurde vom Jubel aller Zuschauer und Freunden. Freitags halfen wir bei der Durchführung des IronKids-Laufs, eine Möglichkeit für die Kinder, ihren Vorbildern und Eltern nachzueifern und ihre Kondition unter Beweis zu stellen. Danach unterstützen wir zudem die Helfer, die am Strand vor der Schwimmstrecke, die letzte Trainingseinheit organisierten.

Den Samstag hatten wir frei. Doch auch an diesem Tag drehte sich für uns alles um dieses Triathlon-Event. Wir standen früh auf, um den Start der Frauen am Strand live mitverfolgen zu können. Gruppen von jeweils zehn Athleten wurden gleichzeitig auf die Schwimmstrecke losgelassen. Der Ehrgeiz und die Entschlossenheit waren in ihren Augen deutlich zu erkennen. Aber auch die Freude und der Spaß, dass sie nun endlich beweisen konnten, wofür sie die letzten Monate und vielleicht sogar Jahre trainiert haben. 


Diese Frauen Schwimmen, Radfahren und Laufen zu sehen, war unglaublich beeindruckend, da wirklich Athleten im Alter von zwanzig bis sechzig Jahre antraten. Und das Rennen auch abschlossen! Für mich wäre nach der Hälfte der Schwimmstrecke wohl schon Schluss gewesen. 

Wir verfolgten die Frauen den ganzen Tag auf ihrem langen Weg. Zuerst am Start, dann an der Wechselzone 1, wo sie sich auf das Fahrrad schwangen, beim Wechsel vom Fahrrad zum Laufen und schließlich auch am Ziel. Dort war die Stimmung einfach nur fantastisch. Nicht nur für die Gewinnerin wurde gejubelt. Jede einzelne Frau, die die langersehnte Ziellinie überquerte, wurde bereits 30 Meter auf einem roten Teppich vom Applaus der Massen getragen. Egal nach welcher Zeit sie ankam. Dieser Moment hat mir noch einmal gezeigt, was für eine tolle Gemeinschaft dieser Sport geschaffen hat. Es geht nicht allein um Zeiten und Rekorde, die gebrochen werden sollen. Es geht um Selbstbewusstsein, Ehrgeiz, Aufopferung, Stärke und die Liebe zu diesem Sport, ohne die man so eine lange Strecke nie freiwillig bewältigen würde. Und jeder der dort teilnimmt, aber auch nur als Zuschauer mitverfolgt, spürt all das.


In meiner Begeisterung noch weiter angetrieben, konnte ich nun den Sonntag erst recht nicht erwarten. Denn dort sollten wir endlich beim „richtigen“ Event mithelfen dürfen. Lange warten musste ich dafür allerdings nicht, denn dieser Tag begann für uns bereits um 3.30 Uhr in der Früh. Unsere Schicht begann um 4.45 Uhr und wir mussten noch zu unserem Einsatzort hinlaufen. Die kurze Nacht nahmen wir allerdings gerne in Kauf, waren wir doch in der „ProArea“ der Wechselzone 1, vom Schwimmen zum Fahrradfahren, eingesetzt. Dies bedeutet, dass wir all die Athleten sehen würden, die die schnellsten der Welt auf dieser Strecke sind. Einer von ihnen würde in wenigen Stunden ein Weltmeister sein. Ich war dafür zuständig, dass ihre Fahrräder in dem Zustand blieben, wie sie sie zurückgelassen haben und stand für die letzten Fragen vor dem Rennen für sie bereit. Und was soll ich sagen? Trotz dieses wichtigen Tages, trotz der Konzentration, die ihnen deutlich im Gesicht stand, waren alle sehr freundlich und locker. 


Nachdem alle Profis die Wechselzone ohne Zwischenfälle passiert hatten, brachten wir ihre abgelegten Neoprenanzüge und Rucksäcke zum Ziel, wo sie sie nach dem Rennen wieder in Empfang nehmen konnten. Hier wäre unsere Schicht offiziell beendet gewesen. Doch wir wollten mehr. Wir wollten noch länger Teil dieser Veranstaltung sein, deren Arbeit uns so Spaß macht. Und die Betreuer der freiwilligen Helfer nahmen unsere Hilfe weiterhin gerne in Anspruch. Jede helfende Hand wurde gebraucht. So fanden wir uns auch der Wechselzone 2 wieder. Unsere Aufgabe dort war jedoch um einiges verantwortungsvoller als die vorherigen. Wir sollten die die Fahrräder der ankommenden Athleten in Empfang nehmen und dann sicher zu den ausgeschriebenen Stellplätzen bringen. Da es sich aber ja noch immer um ein Wettrennen handelt, bei dem jede Sekunde zählen kann, fuhren nur die wenigsten Sportler langsam auf uns zu oder stiegen sogar vorher ab, um uns das Fahrrad übergeben zu können. Vielmehr musste man versuchen, ein Fahrrad unter Kontrolle zu bringen, das herrenlos weiterfährt, während sein Besitzer bereits vom fahrenden Objekt abgesprungen ist und schon wieder in der Laufzone verschwunden ist. Vor meinem ersten Fahrrad hatte ich dementsprechend große Angst, einen Fehler zu machen. Nicht umsonst, gab es doch direkt beim aller ersten Fahrrad, einem Profi, der zum Glück am Ende doch noch gewonnen hat, einen Sturz. Doch auch diese Tätigkeit haben wir gut gemeistert und nach mehreren Stunden auch eine erfolgreiche Routine entwickelt, dass Fahrrad wie Besitzer heil und unbeschadet den Tag fortsetzen konnten.


Der erste der Profis hatte schon lange das Ziel überquert und die ersten Sieger-Interviews gegeben, da wurden wir an die Ziellinie versetzt. Mittlerweile liefen die „Finisher“ in Sekundentakt über den roten Teppich und wurden von den Zuschauern begeistert bejubelt. Wir stellten ein gesondertes Empfangskomitee dar. Wir gingen den Athleten nach der Zielüberquerung entgegen, überreichten ihnen ein Handtuch und begleiteten sie weiter zu der Übergabe der Medaillen. So entspannt, wie das nun klingt, war es allerdings nicht immer. Oft musste man die Sportler stützen oder sogar auffangen, da sie sich während des Rennens völlig verausgabt hatten. Doch auch dafür wurde man immer wieder belohnt. In den verschiedensten Sprachen wurde mir an diesem Tag für meine freiwillige Arbeit gedankt und ein Lächeln geschenkt. In solchen Momenten vergisst man, dass man bereits seit den frühen Morgenstunden auf den Beinen ist, schon mehrere tausend Schritte hinter sich hat und ständig unter Strom steht. Man freut sich über jedes einzelne dieser Worte und Gesten. In solchen Momenten weiß man, dass man definitiv nicht das letzte Mal als Freiwillige geholfen hat.

Mit diesem Fazit beschließe ich nun auch diesen Blogeintrag, der ein wenig länger wurde, als geplant.

Liebe Grüße von dem noch immer faszinierten Ironman-Erstling,

Caro

Absolvierte Schritte des Rennens „Afrika“: 549983

Antworten (1)

Bettina
Wieder mal ein sehr interessanter Bericht von dir, spannend erzählt und ein uns unbekanntes Thema betreffend. Wie es scheint, bist du dort am richtigen Ort. Wenn du wieder da bist und wir uns sehen bekommst du auf jeden Fall ein Banänchem von mir. Bis dahin weiterhin viel Spaß

#ironman#sport#volunteer#molo#worlchampionship