La tortue verte
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Alles ein bisschen ungezähmter - Die Wild Coast von Südafrika

Veröffentlicht: 16.09.2018

Hallo miteinander!

Bitte entschuldigt, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Ich kam selbst kaum hinterher, die ganzen Eindrücke für mich festzuhalten. Nun soll es aber mal wieder ein paar Neuigkeiten von mir geben!

Die wohl berühmteste Strecke Südafrikas, die jedes Jahr aufs Neue von tausenden Urlaubern befahren wird, ist und bleibt wohl die Garden Route. Auch bei mir steht sie auf der Liste an Orten und Regionen, die ich während meiner Zeit hier noch sehen möchte. Da dies allerdings für die Wochen nach meinen Prüfungen geplant ist, haben drei Freundinnen und ich uns für unseren nächsten Ausflug auf einen anderen Küstenabschnitt konzentriert:

Die Wild Coast.

So wird die Region des Eastern Cape genannt, die sich zwischen den Städten East London und Port Edwards erstreckt und deren Klippen hinaus in den Indischen Ozean greifen.

Für das durch den Weltfrauentag verlängerte Wochenende hatten wir uns viel vorgenommen. Insgesamt 1339 Kilometer Autofahrt lagen vor uns, die wir allerdings kaum erwarten konnten. Daher haben wir uns bereits Donnerstag früh auf den Weg gemacht und die erste Etappe nach Coffee Bay nach 8 Stunden Autofahrt hinter uns gebracht.

Hier muss ich jedoch kurz von den besonderen Reisebedingungen berichten, die wir auf der Fahrt erleben durften und sehr typisch für diesen Teil Südafrikas sind. Die Wild Coast kann man nur bedingt direkt entlang der Küste abfahren. Vielmehr bleibt man auf einer Bundesstraße im Landesinneren und nimmt die entsprechende Abfahrt, die dann zu dem Küstenort deiner Wahl führt. Diese Strecken von Bundesstraße bis Küste sind häufig nicht gut ausgebaut, sodass unser Weiterkommen oft durch viele Schlaglöcher stark ausgebremst wurde. Auch haben kreuzende Tiere, wie Ziegen, Schafe, Hunde und sogar Kühe und Esel uns des Öfteren zum Halt gezwungen. 


Nichtsdestotrotz lohnen sich genau diese Wege besonders, gesehen zu werden. Rechts und links kann man nämlich überall die typischen Rundhütten der Xhosa-Bevölkerung bestaunen, die wie Pilze scheinbar ungeordnet und in allen Farben aus dem Boden gestampft sind. Eine atemberaubende Hügellandschaft im Hintergrund inklusive.


Der wirklich kleine Ort Coffee Bay hat seinen Namen aufgrund der vielen Kaffeebäume, die früher dort gewachsen sind. Woher diese stammen, ist heute nicht mehr eindeutig zu bestimmen, da ein gesunkenes Schiff mit einer Ladung von mehreren Tonnen Kaffeebohnen oder das Werk von Plünderern dafür verantwortlich sein können. Trotz dessen das Wetter bei unserer Ankunft leider recht schlecht war, bezogen wir nur schnell unser Zimmer im Backpackers Coffee Shack und erkundeten die nähere Umgebung, ausgehend vom hosteleigenen Eingang zum Strand. Am Abend aßen wir gemeinsam mit den anderen Gästen und waren begeistert vom traditionellen Xhosa-Brot. Wir haben gefragt, aber das Rezept muss geheim bleiben!

Am nächsten Morgen richtete sich unser Blick direkt Richtung Himmel. Für das ganze Wochenende war eigentlich schlechtes Wetter für die Wild Coast vorhergesagt und der Hostel-Inhaber hatte uns auch am Vortag bereits gesagt, dass bei Regen, die Wanderwege zu gefährlich sein würden. Doch wir hatten großes Glück. Der Himmel war zwar anfangs mit Wolken verhangen, Regen blieb aber aus. So machten wir uns mit unserem Guide Isaac auf den Weg zum eigentlichen Grund, weshalb wir nach Coffee Bay gekommen sind:


The Hole in the Wall


Dieser durch die Natur geformte Bogen, der aus dem Meer herausragt, liegt zwar direkt vor der Küste der Stadt Mgxotyeni, doch besonders der Weg selbst von Coffee Bay dorthin sollte für sich schon sehenswert sein, wie uns berichtet wurde. Und wir wurden nicht enttäuscht. 


Wir liefen 4 Stunden unmittelbar entlang der Klippen, mussten Hügel und Berge erklimmen und steile Abhänge bezwingen. Dabei wussten wir manchmal überhaupt nicht, wohin wir zuerst schauen sollten. Rechts von uns, im Landesinneren, konnten wir die Hütten, die wir schon auf der Autofahrt hierher bestaunt haben, aus nächster Nähe betrachten und wieder eine wundervolle Berglandschaft genießen. Direkt vor uns wurde unser Weg von dichtem, gelbem, dickem Grase überwuchert und Pflanzen, die ich vorher noch nie gesehen habe, standen am Wegesrand. Doch ich erwischte mich oft dabei, dass mein Blick von allein wieder Richtung Meer wanderte. Denn dort begleitete uns beinahe die ganze Zeit über Delfinschwärme, die in den Wellen ein paar Hundert Meter unter uns spielten. In der Ferne glauben wir wieder einen Wal gesehen zu haben.


Neben diesen Naturbesonderheiten lernten wir ebenfalls viel über die Kultur der Xhosa-Bevölkerung. Unser Guide Isaac berichtete uns, zu welchen Anlässen welche Tiere geschlachtet werden durften, dass eine Pflanze bloß durch ihre Präsenz beim Stillen von Babys helfen kann und dass ein Mann noch immer der Familie seiner Angebeteten Kühe überreichen muss, damit sie einer Hochzeit zustimmen. Wieder einmal ist mir bewusst geworden, wie verschieden Menschen überall aufwachsen und wie Kultur und Rituale das Leben beeinflussten können.


An unserem Ziel angekommen waren wir beeindruckt von den Ausmaßen des Bogens und was die Natur schaffen kann.



Zurück zum Backpacker ging es dann in einem umfunktionierten Geländewagen, dessen Ladefläche provisorisch mit Dach und Sitzbänken ausgestattet war. Ebenfalls ein Abenteuer für sich!

Dort verbrachten wir den Nachmittag am Strand bzw. auf den Steinen am Meer. Die Sonne war im Verlauf des Tages doch tatsächlich herausgekommen!


Das Abendessen sollte an diesem Tag ebenfalls ein Highlight sein. Wir besuchten ein Xhosa-Haushalt, wo wir traditionelles Xhosa-Essen und selbstgebrautes Maismehlbier probieren durften. Dazu führten uns die Frauen Tänze aus ihrer Gemeinde vor und luden auch uns ein, mitzutanzen. Alles in allem war es ein wirklich lustiger Abend, an dem wirklich jeder von uns, ob begnadeter Tänzer oder vielmehr auch eher nicht, auf die Füße gezogen und durch die gute Laune der Frauen zum Tanzen angesteckt wurde!


Der nächste Morgen begann wieder früh für uns, da wir pünktlich um 10 Uhr im 190 Kilometer entfernten Port St. Johns sein wollten. Unsere Abfahrt verzögerte sich allerdings um eine halbe Stunde, da der Pförtner für unser Tor nicht rechtzeitig kam. Seine Entschuldigung ließ uns unseren Stress jedoch schnell vergessen und brachte uns eher zum Lachen:

Er konnte nicht pünktlich kommen, da die Flut ihn überrascht hat. Der Weg war überspült, sodass er einen Umweg nehmen musste. Das hört man doch auch eher selten!

Trotz dieser kleinen Verzögerung kamen wir fast pünktlich in unserem Backpackers Amapondo an und konnten uns auch gleich mit unserem Guide auf den Weg zu den Magwa Falls machen. Wieder einmal fanden wir uns in und später auch auf der Ladeplane eines Geländewagens wieder. Die Fahrt startete in Port St. Johns, wo wir noch kurz die Gelegenheit hatten, uns einige Marktstände anzuschauen. Danach überquerten wir den Fluss Mzimvubu, was isiXhosa für „Platz der Flusspferde“ bedeutet. Heute gibt es dort leider keine Flusspferde mehr, aber er wird immer noch als beliebter Angelplatz genutzt. Unsere Reise führte uns wieder einmal durch eine wunderschöne Hügellandschaft, die mit ihren verschiedenen Grüntönen und der außergewöhnlichen Vegetation sehr an Bilder aus dem Film „Herr der Ringe“ erinnert hat. Ich habe mich besonders in den Coral-Tree (Korallenbäume) verliebt, da seine orangenen Blütenblätter in der Sonne förmlich glühen. 


Bevor wir die Magwa Falls erreichten, passierten wir die Felder der größten Teeplantage Südafrikas, wie unser Guide uns erzählte. Und das glaubten wir ihm aufs Wort, denn wohin man auch blickte, konnte man die grünen Sträucher sehen!

Und dann standen wir endlich vor ihnen, den Magwa Falls.

Doch wir standen nicht wirklich vor ihnen, sondern vielmehr auf ihnen. 


Wir waren auf dem Plateau angekommen, von dem sich aus das Wasser 142 Meter in die Tiefe der Schlucht stürzte. Es war so hoch, dass wir den Grund gar nicht sehen konnten. Das Besondere an diesen Fällen ist, dass man sich direkt an die Klippe setzen kann. Und direkt heißt hierbei wirklich auch direkt. Unser Guide kletterte sogar ein paar Zentimeter hinunter, um eine Pflanze von den Wänden der Schlucht abpflücken zu können. Wir Mädchen waren da doch etwas vorsichtiger und ließen lediglich die Zehenspitzen über die Tiefe baumeln. Allein das reichte mir, um mein Herz ein bisschen schneller schlagen zu lassen! 


Nachdem wir ausgiebig von oben das Wasser beobachtet hatten, führte uns unser Guide noch zu der gegenüberliegenden Klippe, von der wir uns die Wasserfälle diesem wirklich von vorne anschauen konnten. Es war beeindruckend, zu sehen, dass sich aufgrund des Wasserfalls und der daraus resultierenden Luftfeuchtigkeit eine Vegetation- und tierische Artenvielfalt entwickelt hatte, die sich völlig von der auf dem Plateau unterschied. Wir beobachteten noch ein wenig die Vögel, die wie eine Mischung aus Raben und Geiern aussahen, bevor wir uns weiter zu unserem zweiten Halt aufmachten.


Von einer Steinkante aus konnten wir einen weiteren Wasserfall sowie das ganze, tief bewaldete Tal überblicken. An diesem Ort verbrachten wir dann auch den Rest des Nachmittags, indem wir uns unterhielten und dazu ein Braai machten, also das traditionelle, südafrikanische Grillen.


Mit dem Sonnenuntergang fuhren wir dann zurück in unseren Backpacker, wo wir nach einem kurzen Abstecher an der Bar und diversen Karten-Runden dann schließlich ziemlich müde ins Bett fielen.


Der Sonntag galt hauptsächlich der langen Rückreise nach Port Elizabeth. Auf dem Weg machten wir aber nochmal Halt in East London. Dort fand an diesem Wochenende ein Surf-Wettbewerb statt und wir kamen genau zum richtigen Zeitpunkt, um die Finaldurchgänge noch sehen zu können. Die Atmosphäre erinnerte mich sehr an meine Wettkämpfe daheim, die Sonne schien, die Zuschauer beobachteten gespannt das Geschehen und alle waren durch eine Sache miteinander verbunden: Die Liebe zum Sport. 

Nach ein paar Stündchen des Mitfieberns, in denen wir aber auch einfach das gute Wetter genossen und uns von den letzten Tagen ein wenig ausruhten, stiegen wir ein letztes Mal in unser Auto und erreichten Port Elizabeth am Abend, nachdem wir die Sonne noch rot glühend hinter den Bergen untergehen sehen konnten.


Nach diesem langen Beitrag schicke ich ganz liebe Grüße zurück nach Deutschland.Vielen Dank, dass ihr noch immer interessiert seid, was ich hier erlebe. Der nächste Beitrag lässt nicht wieder so lang auf sich warten, versprochen!

Eure Caro

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