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Asunción - Hauptstadt mit ambivalentem Charme

Veröffentlicht: 08.10.2018

Letzte Nacht gab es ein heftiges Unwetter mit Blitz und Donner, aber heute 8 Uhr schon wieder ein Sonne-Wolken Mix und angenehme Temperaturen. Zahlreiche Pfützen auf den Straßen - dampfig feuchte Atmosphäre. Museen und Parks locken. Der alte Bahnhof hatte es mir angetan und war noch viel sehenswerter als ich aufgrund der eher zurückhaltenden Schilderungen des Reiseführers erwartet hatte. Was hier alles relativ liebevoll aufbewahrt worden ist, erinnert an die Westernfilme: Morseapparate, eine echte Westernlok, Kerosinlampen gigantischen Ausmaßes, ein alter Speisewagen, Schreibmaschinen, Fotos, dicke alte Lederbücher, Schilder - ein Eldorado für Fans (wie mich). Auch außerhalb des Bahnhofes noch eine alte rostige Dampflok und Wagons, die eigentlich im Bahnhof noch Platz gehabt hätten. Das nächste Museum war entgegen meines Reiseführers doch offen und offenbarte sehr vieles über die Geschichte des Landes und die vielen Einwanderer, darunter auch sehr viele Deutsche. Bereits um 1870 wanderten viele ein und ließen sich in San Bernadino nieder. Insgesamt gab es im 19. und auch v.a. im 20. Jahrhundert 300.000 deutschstämmige Einwanderer. Die Geschichte der Mennoniten in den Jahren 1929 und 1930 ist sehr bewegend: die waren in der Sowjetunion unter Stalin sehr unter Druck: es gab Verhaftungen, Deportationen nach Sibirien. Ihre Wirtschafsgrundlage wurde systematisch zerstört. Dank Benjamin H. Unruh, der als russisch stämmiger Mennonit bereits in Deutschland war und seines unermüdlichen Einsatzes für seine Landsleute und des MCC (Mennonitischen Zentralkomitee in USA) erwirkte er eine vorübergehende Einreiserlaubnis nach Deutschland. Der Erlass des Reichstages wurde sofort genutzt und 6000 Leute durften 1930 nach Paraguay, welches sich als einziges Land bereit erklärt hatte die Leute aufzunehmen. u. a. Fernheim wurde gegründet. Familienschicksale mit Pässen bis hin zu einem deutschsprachigen Kochbuch sind ausgestellt und dazu spielt aus einem Grammophon "La vie en rose" von Édith Piaf - bewegend! 

Ein Satz drückt die Bedeutung dieser Volksgruppe aus: ... eine der Säulen für die Entwicklung des Landes.  ... ha sido uno des pilares de desarollo del pais...

Dass leider auch heute die indigene Bevölkerung nicht so gut wegzukommen scheint , lässt das Protstcamp auf dem Plaza de Armas vermuten. 

Dort campieren bei diesem teils Sauwetter einige Familien mit Kindern. 95 % der Bevölkerung Paraguays sollen Indios oder Mestizen sein- hoffe das ist politisch korrekt ausgedrückt...

Ich selbst besichtigte noch 2 Kunstausstellungen, genoss eine Orchesterpobe mit klassischer Musik im Cabildo, dem ehemaligen Rathaus und früherem Sitz der Kolonialregierung und ließ den Nachmittag in einem Straßenafe mit "Munich Beer" und am hoteleigenen Pool ausklingen - man gönnt sich ja sonst nix!

Antworten (1)

Roland
Endlich hat auch der nervöse Finger den Auslöser getroffen! :-) Adelante!

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