Veröffentlicht: 04.06.2017
Es war gar nicht so einfach, Fotos von den letzten paar Wochen auszuwählen. Die Insel ist trotz ihrer geringen Grösse enorm vielseitig und artenreich. Lasst uns erzählen von den tiefgrünen Landschaften und zauberhaften Stränden, die aus unseren zwei geplanten Wochen ganze sechs gemacht haben.
Als wir in Colombo ankamen, war noch immer tamilisches Neujahr. Absolut alles war geschlossen und wir fuhren durch gespenstig leere Strassen. Welch ein Kontrast zum ohrenbetäubenden Indien! Einziges offenes Restaurant weit und breit war Pizza Hut, wo wir mutterseelenallein Pizza assen.
Wir nahmen gleich am nächsten Morgen früh den ersten Zug Richtung Süden. Man verliebt sich sofort in das Zugfahren in Sri Lanka. Die Bahnhöfe, Schaffner und Züge scheinen einem Bilderbuch entsprungen. Der Zug fuhr dem Meer entlang nach Süden. In Galle sah es so schön aus, dass wir spontan schon hier ausstiegen.
Die Stadt war von den Portugiesen und Holländern kolonialisiert worden, welche ein riesiges Fort um die ganze Stadt zogen. Die Stadt ist voller schöner Kolonialbauten inkl. einem fotogenen Leuchtturm. Weil gleich noch Wochenende nach Neujahr war, war das Städtchen voller Sri Lankaner aus der Hauptstadt. Der Strand war nur ganz dünn und rappelvoll.
Dann fuhren wir weiter südlich nach Mirissa. An diesem Strandort lernten wir das Sri Lankanische "Günstig-Essen" Kotthu kennen. Dazu werden eine Art Pfannkuchen unter lautem Getrommel auf einer Grillplatte in kleine Streifen zerhackt und mit frischem Gemüse vermengt. Die sogenannten Roti-Shops sind ein häufiger Typ von Restaurant und man findet sie überall. Natürlich gab es am Meer auch herrlichen Seafood und frischen Thunfisch.
Wir waren aber in erster Linie wegen der Blauwale hergekommen. Vor allem im April tummeln sich die Riesen in einer tiefen Meeresschlucht unweit der Küste und man kann sie auf einem Schiff anschauen gehen. Sobald die Crew einen sah, begann ein Wettlauf gegen die Zeit, denn die Tiere tauchen - einmal Luft geholt - für bis zu 20 Minuten ab. Tatsächlich konnten wir einige dieser imposanten Tiere beobachten und einer kam sogar richtig nahe. Auf dem Rückweg verfolgten uns Spinner-Delphine. Diese lustigen Tiere befreien sich von Parasiten, indem sie sich in der Luft wie Schrauben um die eigene Achse drehen.
Mit dem Bus ging es weiter südlich ins kleine Dörfchen Talalla. Hier ist der Massentourismus noch nicht eingezogen. Der Strand ist völlig unverbaut, aber in Strandnähe gibt es eine Reihe Guest Houses bei Familien. In solchen Unterkünften muss man in Sri Lanka so oft wie möglich essen, denn die "Hausmütter" kochen fabelhaftes Rice&Curry. Das sind riesige Platten Reis begleitet von 5 oder 6 Curries. Highlights beinhalteten ein Kürbis-Curry, Dhal, Okra, grüne Mango oder sogar Stinkfrucht-Curry. Die aufwändige Zubereitung geht jeweils schon kurz nach Mittag los. Die Wellen am Strand konnten hier unerwartet hoch werden, weswegen es uns zwischendurch so richtig verräumte. In Talalla gefiel es uns so gut, dass wir gleich noch etwas dablieben.
Ebenfalls im Süden gingen wir mit einem Jeep auf Safari in den Yala-Nationalpark. Dort konnten wir wilde Elefanten, haufenweise Wasserbüffel, Vögel, Mangusten („mongoose“) und sogar einen Leoparden und einen Lippenbären (wie Balu) sehen. Die Safari gefiel uns so, dass wir an den nächsten Tagen gleich noch zwei in den Bundala- und den Uda Walawe-Nationalpark machten. Bundala ist bekannt für seine Vogelvielfalt und Uda Walawe für seine Elefantenherden.
Die Gegend ist ziemlich feuchtheiss und wir brauchten etwas Abkühlung. Darum fuhren wir in die Berge ins Teedörfchen Haputale. Dort konnten wir in den Teeplantagen wandern und die erste Fabrik von Thomas Lipton besuchen, die heute staatlich geführt wird. Auf uralten Anlagen werden dort täglich um die 20 Tonnen Tee verarbeitet, die die hunderten Teepflückerinnen aus den umliegenden Plantagen bringen. Diese strenge Arbeit wird noch immer von tamilischen Frauen besorgt. Sie bekommen rund 700 Rupien pro Tag (4.50 CHF). Die Fabrik betreibt Arztpraxen und Schulen direkt in der Plantage. Der fertige Tee wird in unterschiedliche Qualitäten sortiert und in Colombo auf der Teeauktion verhökert - und z. B. für Lipton-Teebeutel verkauft.
Von Haputale führt eine alte Eisenbahnstrecke nach Colombo. Die Engländer hatten diese in der Kolonialzeit für den Teetransport gebaut. Heute führt die Strecke über Stunden durch leuchtend grüne Teeplantagen. Es kommen so selten Züge, dass wir eine schöne Wanderung auf dem Gleis unternehmen konnten. Ebenfalls von Haputale aus starteten wir frühmorgens (4 Uhr!) zusammen mit einem tschechischen Pärchen einen Ausflug zu den berühmten Horton Plains. In diesem Naturpark kann man zu einem eindrücklichen Felsvorsprung - dem World's End - wandern. An guten Tagen soll man bis zum Meer sehen können. Der Tscheche nutzte die romantische Kulisse am Ende der Welt für einen Heiratsantrag mit Klunker. Wir waren alle gerührt.
Über Ella fuhren wir weiter nach Nuwara Eliya, wo wir weitere Teefabriken anschauen konnten. Busfahren ist in Sri Lanka abenteuerlich. Alte indische Busse breschen - ununterbrochen hupend - über den Asphalt und alle anderen Fahrzeuge gehen brav zur Seite. Die Fahrer haben ausgeklügelte Hebel an ihre Lenkräder gebastelt, sodass sie jederzeit mit beiden Händen hupen können. In der Hackordnung um die Sitzplätze kamen wir gleich nach den schwangeren Frauen und Mönchen.
Zwei kurvige Busfahrten später waren wir am Adam's Peak. Der Berg ist für Sri Lankaner aller Religionen heilig. Die Buddhisten (Singhalesen) glauben, dass der Fussabdruck auf dem Gipfel von Buddha stammen muss, während er für die Hindus (Tamilen) von Shiva und für die Christen von Adam herrührt. Fröhlich pilgern alle zusammen die rund 3 Stunden zum Gemischtwaren-Tempel auf dem Gipfel - einem Sinnbild für die Verständigung unter den Religionen. Um den Sonnenaufgang zu erleben, mussten wir um halb 3 in der Nacht aufbrechen. Von weit her sieht man den Lichterweg entlang der 5200 Stufen bis zum Gipfel. Wir sollten die Nachwirkungen noch einige Tage spüren.
Es wurde uns bewusst, dass wir noch lange nicht genug von Sri Lanka gesehen hatten. Deshalb mussten wir zurück in die Hauptstadt, um unser Visum zu verlängern. Ausserdem hatten wir erfahren, dass Lisa gerade zufälligerweise mit einer Kollegin durch Sri Lanka reiste - und diese Erkenntnis musste gefeiert werden. Die Visumssache dauerte nur einen Morgen lang und wir konnten am nächsten Tag zusammen fein Indisch zu Mittag essen und Käfelen.
Da Andrea an der Küste ihre Liebe für Krabben entdeckt hatte, wollten wir unbedingt im besten Krabbenrestaurant der Stadt - dem Krabbenministerium - essen gehen. Die Krabbe aus dem Wok war einfach herrlich. Mit dem Herauspulen kann man sich einen halben Abend lang beschäftigen.
Als nächstes ging es zurück ins Bergland nach Kitulgala zum Riverrafting. Auf dem Fluss kommt man an dem Ort vorbei, wo die legendäre „Brücke am Kwai" aus dem gleichnamigen Film stand. Sodann fuhren wir nach Kandy, wo man den Zahntempel besichtigen kann, der einen Eckzahn von Buddha enthalten soll. Wenn man artig ansteht, darf man den Zahnschrein etwa eine Sekunde lang ansehen. Aber er war so schön, dass wir gleich nochmal anstanden.
Plötzlich gab Andreas Kamera den Geist auf und wir mussten abwarten, ob wir ein Ersatzteil aus Colombo bekommen und sie reparieren lassen können. Das hatten die leider auch nicht, weshalb Andrea jetzt stolze Besitzerin einer neuen Nikon-Spiegelreflex-Kamera ist, die sie - nach einigem Fluchen - inzwischen ganz passabel beherrscht.
Damit waren wir startklar für die Wanderung auf den Sigiriya-Felsen. Dieser markante Monolith ist ein wichtiger Pilgerort. Nach den Strapazen am Adam's Peak war dieser Aufstieg ein Zuckerschlecken. Kein Problem am nächsten Tag eine Velotour durch die Polonnaruva-Tempel in Angriff zu nehmen. Spannend wie Gläubige in diese Ruinen pilgern und sie mit Blumen schmücken. Highlight war das Vesak-Fest in der Stadt am Abend. Auf einem grossen Platz hatten die Leute haufenweise riesige, beleuchtete Papierlaternen aufgebaut, die sich zu lauter Musik drehten. Dazu gab es gratis Essen und Trinken.
Weil wir jetzt schon fast 2 Wochen nicht mehr am Meer waren, ging es zügig weiter an die Ostküste. An diesem ehemaligen Kriegsschauplatz ist der Tourismus noch weniger entwickelt. Wir übernachteten in der damaligen örtlichen Zentrale der UN, die heute ein Strandhotel ist und einer ehemaligen Mitarbeiterin - einer Schweizerin - gehört. Die Strände sind schön und (v.a. Andrea) legte sich ein wenig Farbe zu.
Über die Tempelstadt Anuradhapura ging es ganz in den Norden in die ehemalige Tamil Tigers-Hochburg Jaffna. Hier hat es wenig Touristen und man ist überall etwas eine Attraktion. Auch mitten in der Stadt sieht man noch viele zerbombte Gebäude und ausserhalb sind ganze Landstriche verlassen. Die Leute sind kontaktfreudig und jeder zweite hatte einen Cousin oder "brother" in der Schweiz und war uns sehr wohlgesinnt. Mit dem Roller konnten wir die umliegenden Inseln und Strände erkunden. Selbstverständlich probierten wir auch das berühmte Jaffna-Krabben-Curry.
Dann mussten wir allmählich Abschied von Sri Lanka nehmen und verschanzten uns noch für zwei Tage in Negombo am Meer und genossen eine letzte Krabbe zum Abgewöhnen. Während der letzten Tage hatte der Monsun angefangen. Obwohl die Leute vorbereitet waren, schlug der Regen ungewöhnlich heftig zu. Ich habe so starken Regen noch nie gesehen und wir waren nicht im Gebiet um Radnapura, wo in 3 Tagen 453 mm fielen. Über die Ufer tretende Flüsse und Schlammlawinen forderten über 200 Todesopfer und eine halbe Million Menschen mussten ihre Häuser vorübergehend verlassen. Am Strand waren wir glücklicherweise nicht betroffen. Einmal mehr schade, wie die Natur Sri Lanka in seinen ersten friedlichen Jahren - nach dem schweren Tsunami 2004 - Steine in den Weg legt.