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Myanmar berührt das Herz

Veröffentlicht: 04.02.2017

Myanmar (Burma) hat eine sehr bewegte Geschichte. Ehemals eine britische Kolonie, kam das Land nach dem zweiten Weltkrieg jahrzehntelang nicht zur Ruhe. Auch die jüngere Vergangenheit ist von inneren Spannungen geprägt. Erst die Wahlen 2013 brachten die Partei der Friedensnobelpreis-Trägerin Aung San Suu Kyi an die Macht und läuteten eine demokratischere Zeit ein. Aung San wird vom Volk verehrt und überall sind Bilder von ihr aufgehängt. Die meisten Regionen des Landes können inzwischen von Touristen bereist werden.

Von der thailändischen Grenze her kamen wir in Mawlamyine, der ehemaligen Kolonialhauptstadt an. Zwischen den farbigen Kolonialhäusern herrschte buntes Markttreiben und der Ort war uns sofort sympathisch. Die Burmesen sind sehr freundlich, neugierig und eine spannende Mischung aus traditionsbewusst und weltoffen. Der Longyi, ein meist karierter Rock ist noch deutlich das häufigste Kleidungsstück der Männer und wird mutig mit modernen Oberteilen kombiniert. Die meisten Leute sprechen etwas Englisch. Auf der Strasse halten Autos an, nur um zu fragen, woher man sei oder wie es einem hier gefalle. Das Durchschnittsalter in Myanmar ist jünger als wir - da kommt man sich sofort etwas alt vor.

Unterwegs auf dem Land fällt einem auf, dass Myanmar schon noch arm ist. Die Preise sind - abgesehen von den Übernachtungen - dementsprechend tief. Bambushütten dominieren das Bild und auch Ochsenkarren sind kein seltener Anblick. Vielerorts ist man auf Motorrad-Taxis angewiesen, was ziemlich lustig war. Aber auch ein Pferdetaxi haben wir natürlich ausprobiert.

Als nächstes fuhren wir zum Mount Kyaikto, wo der berühmte Golden Rock ist. Der Felsen ist ein wichtiger Pilgerort. Er muss vom Dorf aus mit einer abenteuerlichen Fahrt auf einem Lastwagen mit Bänken erklommen werden. Der Wagen fährt erst, wenn alle 40 Plätze besetzt sind. Es war gerade ein Feiertag und wir konnten sofort fahren. In einem langen Menschenstrom pilgerten wir über den Berg zum goldenen Felsen. Die Aussicht ist fabelhaft und die hunderten betenden und räuchernden Leute sorgten für eine magische Stimmung, bevor sie auf der Ebene picknickten und ein Nickerchen machten. Männer durften über eine Brücke zum Felsen laufen und Goldplättchen anbringen.

Die meisten Burmesen sind Buddhisten. Es hat aber auch Kirchen, Moscheen und Hindutempel. Zusammen mit den zahlreichen ethnischen Minderheiten ist Myanmar ein echter Schmelztiegel der Kulturen, die grösstenteils friedlich miteinander leben. Gerade sorgen aber Kämpfe zwischen militanten Buddhisten und der muslimischen Minderheit Rohingya im Westen des Landes für Unruhen, weltweite Aufmerksamkeit und einem Flüchtlingsproblem im Inland. Im touristischen Teil des Landes merkt man allerdings nichts davon.

Weiter fuhren wir nach Yangon, der grössten Stadt des Landes. Hier mussten wir ein Visum für Indien beantragen. Dies klappte gleich beim ersten Anlauf. Der Beamte sah unsere Pässe nur von aussen an und verabschiedete sich mit einem "Ah, Switzerland is always good!" in die Kaffeepause. Wir mussten aber 6 Tage warten und blieben deshalb etwas in der Stadt.

In Yangon sieht es noch nicht aus wie in anderen Grossstädten: Noch sind ausländische Investitionen kaum erlaubt, weshalb man keine Mc Donalds, Starbucks, 7 Eleven oder ausländische Supermärkte findet. Die Wirtschaft basiert noch auf Märkten und Tante Emma-Läden, die thailändische und malaysische Importware feilbieten. Das sorgt in Yangon für ein sympatisches Strassenbild. Ganze Strassenzüge sind voller Mütter, die Gemüse, Früchte oder Fisch verkaufen. An jeder Strassenecke gibt es muslimische Teehäuser. Dort werden am Morgen Pavillons mit winzigen (Kinder-)Plastikstühlen aufgestellt. Hier kann man den ganzen Tag Kaffee oder Tee trinken und dabei ausgiebig frisch frittierte Samosas, Churros, Fladenbrote und leckeres süsses Gebäck schmausen. Nichts kostet hier mehr als ein paar Rappen und Zigaretten kann man pro Stück dazu kaufen.

An anderen Strassenecken stehen Betelnusstände, wo Frauen gehackte Betelnüsse zum Kauen in Betelblätter einwickeln. Fast alle Männer und auch einige Frauen scheinen dem Betelnuss-Kauen verfallen zu sein und müssen ständig rot Ausspucken. Es soll wach machen und den Appetit dämpfen. Die Langzeitfolgen sind indes schlechte Zähne und alle Arten von Krebs. Man muss aber zugeben, dass es ziemlich lecker ist. Stromausfälle sind auch in Yangon – wie überall im Land - ein fast tägliches Ereignis und jedes Hotel und Restaurant schmeisst dann sofort einen hauseigenen, rätternden Generator von beträchtlichem Ausmass an.

Das markanteste Bauwerk der Stadt ist die Shwedagon-Pagode, eine riesige goldene Stupa um die man herumlaufen kann. Auf der Spitze thronen ein 76-Karat Diamant und über 5000 weitere Diamanten. Sie ist eine der heiligsten Orte für die Buddhisten. Ausserdem waren wir im Park, im Kolonialviertel, in Chinatown und sogar im englischen Kino. Die Stadt bot auch etwas kulinarische Abwechslung. Das burmesische Essen ist lecker, aber etwas mastig. In einem Restaurant kann man meist aus einer handvoll Curries wählen. Die werden am Morgen zubereitet und danach nicht mehr erwärmt. Deshalb setzt man auf ölige Rezepturen, um Insekten und dergleichen fern zu halten. Serviert werden die Curries mit Reis, Linsensuppen und stets mit einem Teller Gemüsedip. In den einfacheren Bierhäusern gibt es Grilliertes und chinesisches Essen. Andrea war hier immer die einzige Frau und die Männer freuten sich oder gaben sogar einen aus. Den Kellner rufen die Leute mit lauten Kussgeräuschen. Die brauchen sie auch als Ersatz für die Hupe oder wenn sie aus dem Bus aussteigen wollen.

Sobald wir das Visum im Sack hatten, fuhren wir nach Kalaw. Nach den 34 Grad in Yangon war es hier im Bergdorf ziemlich frisch. Wir wanderten etwas und konnten am zweiten Tag zu einem dreitägigen Trekking zum Inlesee aufbrechen. Die Landschaft war wunderschön. Wir kamen durch kleine Dörfer, wo gerade Chillis oder Ingwer geerntet wurden und konnten auch dort essen und übernachten. In einem Dorf fand gerade ein Fest für Mönche statt, die nach zwei Wochen alleine meditieren ihre Holzhütte verlassen durften und reichlich beschenkt wurden. Rund herum wurde Whiskey und Bier vom Lastwagen verkauft und alle waren gut drauf. Das Land kennt noch keine Alkoholsteuer, weshalb eine Flasche Whisky kaum einen Franken kostet. Unser Guide - ein Inder um 60 - schlug mit unserer Gruppe ein hohes Tempo an, sodass wir nach der Tour tierisch Muskelkater hatten.

Da kam es gerade recht, am Inlesee ein Boot zu Chartern und etwas auf dem See herum zu tuckern. Überall kann man bei Handwerkern anlegen und ihnen beim Silber Schmieden, Weben, Boot Bauen oder Zigarren Rollen über die Schultern schauen. Besonders interessant sind die Tomatenplantagen auf See und die traditionellen Fischer. Am zweiten Tag radelten wir zum Weinberg hoch und degustierten fleissig.

Weiter ging es mit dem Zug Richtung Bagan. Der Zug holperte, schwankte bedrohlich und fuhr mit stolzen 12 km/h zurück durch die Täler. Immer wieder fuhren wir durch Märkte, wo man gleich aus dem Fenster heraus einkaufen konnte. Das letzte Stück mussten wir am nächsten Tag mit dem Bus zurücklegen.

Bagan hat uns begeistert: Hier befinden sich über 3000 (!) Tempel auf 26 Quadratkilometer verteilt, davon viele aus dem 12. Jarhundert. Von einigen sind nur Ruinen übrig, andere können nicht mehr betreten werden, aber eine riesige Anzahl ist gut erhalten. Wir fuhren mit Velos auf den Sandpisten herum und postierten uns am Abend auf einem Tempel mit guter Aussicht auf den Sonnenuntergang.

Am zweiten Tag mieteten wir einen Elektroroller (Touristen dürfen hier keine Motorräder mieten), um zeitig zum Sonnenaufgang zu kommen. Leider gab der Akku schon am Morgen den Geist auf und wir mussten noch einen neuen mieten. Am Abend nahmen wir den Nachtzug nach Yangon. Wir hatten zu viert ein riesiges Abteil mit eigenem WC. Für die letzten Tage gluschtete uns das Meer und so fuhren wir gleich weiter nach Ngwe Saung.

Dort am Strand verteilen sich auf rund 5 km einige Bungalow-Resorts fürs gehobenere Reisen. Wir fanden eine Budgetvariante am Ende des Strandes, wo wir uns einen Beachfront-Bungalow leisteten und gleich 3 Tage blieben. Es hatte fast keine Menschenseele an diesem riesigen Strand. Zwischendurch fahren Einheimische mit Motorrädern und Quads der Sandbank entlang, weil es bequemer ist als auf der Strasse. Wir genossen die vorerst letzten Sonnenuntergänge am Meer. Myanmar hat wahnsinnig viel zu bieten! Es war ein Abschied aber kein Ende.

Antworten (2)

Harald
Ich wünsche Euch weiterhin viel Glück und gutes Gelingen auf Eurer Weltreise. Allways happy trails...

René
Vielen Dank! Auch dir viel Erfolg bei deiner Show!

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