Nach einem kurzen Zwischenstopp in Valdivia, den wir hauptsächlich für die Organisation unserer weiteren Reise und einem Frisörbesuch nutzten, landeten wir schließlich in Valparaiso, einer Hafenstadt mit etwas mehr als 250.000 Einwohnern unweit Santiagos. Der Hafen zählt zu den wichtigsten des Landes und tatsächlich begrüßen uns bei unserem ersten kleinen Stadtrundgang zahlreiche Containerschiffe.
Neben den Hochseeriesen wirken die Touristenboote winzig
Unsere Erwartungen an die Stadt waren groß. Schließlich gilt Valparaiso als die kulturelle Hauptstadt Chiles und war/ist Heimat zahlreicher Künstler und Dichter. Unter anderem lebte Chiles Nationaldichter Pablo Neruda hier. Sein Haus, inzwischen ein Museum, ist auch eines der beliebtesten Touristenattraktionen der Stadt.
Tatsächlich aber erwischen uns die "Vibes", von denen uns schon viele vorgeschwärmt haben, nicht wirklich. Valparaiso ist vor allem groß und geschäftigt. Der alte Stadtkern ist 2003 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden. Zumindest rund um den Hauptplatz, den Plaza Sotomayor, verlieren die alten kolonoialen Bauten ihre monumentale Wirkung etwas im lärmenden Verkehr.
Im Zentrum steht das Haus der Militärakademie, ein ehemaliges Prunkgebäude der Regierung, welches nach einem Militärputsch 1973 nie mehr zurück gegeben wurde
Dennoch sind auch wir positiv angetan von den Farben dieser Stadt. Die Cerros, die Stadthügel, sind übersäht von bunten kleinen Häusern, viele noch im Kolonialstil. Die Fassaden sind oft mit Metallplatten verkleidet. Wir erfahren, dass es sich hierbei um das Metall alter Kontainer handelt, die auseinander geschnitten wurden um die Häuserwände vor dem andauernden Regen und Sturm im chilenischen Winter zu schützen. Die einzigen Metallfarben, die die Einheimischen früher zu Verfügung hatten, waren die gleichen, mit denen sie auch ihre Fischerboote bemalten. So wurden die bunt gemusterten Häuser mit der Zeit zur Tradition in Valparaiso. Außerdem haben hier unzählige Künstler ihr Können durch Streetart unter Beweis gestellt. Bei unserer Freetour erfahren wir nämlich, dass es in Valparaiso nicht offiziell illegal ist, ein Graffiti zu malen. Viele der pescados (also Fische, wie sich die Einheimischen nennen) stellen nach Absprache mit dem Künstler ihre Hauswand zur Verfügung.
So manche Haustür ist von Bildern geschmückt
Auch ganze Häuserfronten sind bemalt, hier von dem international anerkannten Künstler Inti Castro
Die Hügel in der Geographie der Stadt motivierten die Einheimischen schon früh, auch in Valparaiso Aufzüge zu bauen, die die einzelnen Ebenen miteinander verbinden. Angenehmer als das viele Treppenstiegen sind diese Ascensores, von denen heute noch 16 der ursprünglich 30 in Betrieb sind, auf jeden Fall. Wir fahren mit dem Ascensor Viktoria auf den Cerro Bellavista, von dem aus man tatsächlich eine schöne Aussicht auf die Stadt und den Hafen hat.