2017 VespamerikasuR 2019
2017 VespamerikasuR 2019
vakantio.de/vespaamerikasur

ab 09.01.: den Atlantik erreicht!! Da Praia Grande / Ilha do San Francisco do Sur / Santa Catarina

Veröffentlicht: 09.01.2019

09.01.:

ein letztes foto aus meinem fenster mit einem curitiba in der morgensonne.

mein obstkonsum heute morgen ist reichlich. ich bin extra früh aufgestanden, um genügend zeit für ein ausgiebiges frühstück zu haben. ich gönne mir drei oder vier mal honigmelone, wassermelone und super leckere papaya. die brasilianer lieben süßen kuchen und etwas obst zum nach-nachtisch, beruhige ich mein langsam rebellierendes gewissen. das rührei ist frisch und noch nicht angebrutzelt. das frühe aufstehen hat sich gelohnt.

guten morgen, curitiba

um kurz nach 10:00 uhr bin ich bereit zum auschecken, lasse mir noch zwei wasser geben und will mich schon verabschieden, als die senora mir höflich bedeutet, dass da noch eine rechnung zu bezahlen sei. es stellt sich heraus, dass die benutzung der hotelgarage extra abgerechnet wird. ich bin etwas verärgert, weil das aus dem angebot nicht hervorging. hätten sie den betrag gleich abziehen wollen, hätte ich entscheiden können. so aber fällt das für mich unter nachverhandeln...

ich komme gut aus der stadt raus, keine staus, gute straßendecke, der himmel noch bewölkt.

es sind sehr viele lkw unterwegs. sie wollen alle nach paranagua.

es ist zwar eine autobahn, aber langweilig wird mir nicht.

je weiter südlich ich komme, desto deutlicher wird, dass sich hier unsere deutschen vorfahren niedergelassen haben. kleinere und mittlere betriebe, die an der autobahn angesiedelt sind, tragen deutsche namen. ungewohnt für mich, wieder deutsch zu lesen. ähnlich ging es mir, als ich aus sao paulo rausfuhr. überall standen dort bis hoch in die bewaldeten hügel hinein, große schilder mit unterschiedlichen werbebotschaften. und auch boehringer ingelheim war vertreten. "ingelheim" zu lesen und das aus kindheitstagen bekannte logo zu sehen, war überraschend und machte mir bewußt, wie weit weg ich bin.

unterwegs nimmt die vepse wieder ihre catwalk termine wahr. einige male fluche ich, weil ich im begriff bin überholen zu wollen, das auto das gerade auf der linken spur fährt und mich überholt langsamer wird und das smartie aus dem beifahrerfenster hält. damit kann ich den überholvorgang vergessen.

wenig später beim mittagessen in der cantinha werde ich zweimal angesprochen. sie hätten ich auf der autobahn gesehen. und dann die üblichen fragen.

die sierra verde, die auch ein staatlich geschütztes naturreservat ist wartet mit vielen hohen bergen auf. sie sind für mich aber nicht beschwerlich, weil die autobahn in das tal reingebaut wurde.

das klima auf der halbinsel wird mit subtropisch angegeben. ich bemerke das erst bei einer der nächsten pausen.

schließlich kommt der hinweis, dass es nur noch 20 km sind. ich bin überrascht. ich bin gut gefahren und die vepse war sparsam. der richtige reifendruck macht sich bemerkbar.

meine fantasie hat sich wieder die tollsten bilder ausgemalt wie es hier wohl sein könnte. sie lässt mich in der vorfreude, dass ich irgendwann den blauen atlantik sehe und eine lange abfahrt mich langsam auf meerespiegelhöhe bringt. ich kann ihn aber nur erahnen, weil sich die berge nur noch links und rechts von mir befinden. es ist mühsam, bis ich mich zum strand durchgeschafft habe. dafür muss ich an einer industrieanlage durch und sehe immer wieder, wie mit der landschaft raubbau betrieben wurde. die grünbewachsenen hügel, sind zur hälfte abgetragen oder besser halbiert! entlang der landesstraße musste ich das immer wieder beobachten. wie stark blutende wunden sieht das aus - besonders hervorgehoben durch die rote und fruchtbare erde.

hier will ich nicht bleiben! aber vorher noch zum strand und den atlantik begrüßen. welch ein denkwürdiger moment!!!

WIR HABEN SÜDAMERIKA VOM PAZIFIK BIS ZUM ATLANTIK AUF 12" UND MIT 125 cc DURCHQUERT!

sektkorken müssten knallen.

und jetzt sind wir am strand. die vespe mit der nase auf das wasser gerichtet. links von uns befindet sich das hotel villa real mit tollem meeresblick. die halbierten berge sind vergessen.

soll ich mir das gönnen? aber dann sehe ich die zimmerpreise, die mit 300 reais alles bisher dagewesene sprengen. nein! booking.com hilft mir auch nicht weiter. meine stimmung sinkt. es muss doch auch für die durchschnittsbrasilianer bezahlbare zimmer geben. ich gebe den begriff pousada ein - frei übersetzt pension - und fühle mich wieder zu hause. 65 reais pro nacht. zwar nicht direkt am strand und auch nicht hier sondern noch 25 km zu fahren, aber das haus sieht vielversprechend aus und der blaue zielpunkt befindet sich auf der karte nicht weit vom strand. Dunas - so heisst das haus.

und tatsächlich! es steht in den dünen und ist nur eine viertelstunde fußweg vom strand entfernt.

am rand der dünen

das finden ist schwierig. aber schließlich hilft mir der besitzer einer bäckerei. es stellt sich raus, dass sein großvater nach dem 1. weltkrieg von deutschland nach brasilien gekommen ist. der "bäcker" - von haus haus ist er fußbodenleger -  ist hier aufgewachsen, hat dann aber 25 jahre in deutschland gearbeitet. seit 6 jahren ist er wieder hier. sein sohnemann spricht leider kein deutsch mehr.

er zeigt mir den weg. Dunas liegt quasie um die ecke. so weiss ich gleich, bei wem ich morgen einkaufen und vielleicht noch mehr über seine familiengeschichte erfahren kann.

Dunas ist ein hostel. ich habe ein privado. es gibt zwei bäder, die sich 3 personen teilen müssen. rodrigo führt das haus und hat zwei hunde, die noch nicht so richtig an die wechselnden menschen hier gewöhnt sind. antonio ist ein angeber, sagt rodrigo, würde bellen, aber nichts tun... na ja - vieilleicht habe ich ihn erschreckt und er konnte einfach nicht anders, als zu schnappen..

ein gast

standleben

restaurants etc. sind fußläufig zu erreichen. heute abend gab es fisch mit blick auf die tosende brandung und auf das strandleben.

curitiba ist schon wieder sooo weit weg.

10.01.

nichts geht, überhaupt nichts!!!

kaum vorzustellen: draussen schönstes wetter, blauer himmel, goldene sonne, die dünen und der atlantik nur einen katzensprung von mir entfernt - aber alles ist ausgebremst.

die "morgenkühle" erlaubt mir noch einen gang zum supermarkt, um mich mit haferflocken und bananen zu versorgen. auch die zubreitung des frühstücks geht gerade noch. aber dann hat dieses feuchtwarme und subtropische klima meine energie restlos abgesaugt.

auch todstellen hilft nicht. die feuchtigkeit dringt aus allen poren.

eine nachfrühstückssiesta wird wohl helfen, denke ich. aber auch danach hilft nur der griff zum e-reader. das geht noch. lesen, schlafen, lesen. und im hintergrund denke uch: das ist so schade!! wann bin ich schon mal in einer so schönen landschaft, keine touristen in meiner nähe, der strand riesig, sandig und mit einer gewaltigen brandung.

gegen 16 uhr verlasse ich mein zimmer. rodrigo, der hostelchef nimmt nur bargeld. einen automaten gäbe es hier nicht. dazu müsse ich nach sao francisco fahren... 20 km. mein gehirn arbeitet noch nicht richtig. es kann nur 0 und 1. die idee, es bei einem hiesigen supermarkt zu probieren kommt es einfach nicht.

der fahrtwind auf der vepse gibt mir etwas erholung, macht aber den kopf nicht frei.

ich wohne in dem ort da praia grande, der recht touristisch ist. das macht aber nichts, da rodrigo sein häuschen fernab von dem gewimmel hat.

das 20 km entfernt liegende sao francisco ist kein ort. es gibt zwar ein hinweisschild richtung centro historico, aber bis ich da bin vergehen gefüht stunden.

ich erkenne hier keine struktur. einen ortskern mit kirche und plaza gibt es nicht. die beschilderung ist in sich nicht schlüssig. es kann aber auch an meinem mangelndem denkvermögen liegen.

endlich habe ich es: das centro historico liegt direkt in einer bucht. es macht seinem namen alle ehre. bunte, zweistöcke und renovierungsbedürftige kolonialstillhäuser umsäumen die kleine bucht. hier ist es wie vor einer unbelebten filmkulisse. alles ist hingestellt, sorgsam zurecht gerückt, auch die bäume und der blick auf das wasser finden berücksichigung - aber keine menschen. kopfsteinpflaster und das wasser, das dieser szenerie wenigstens noch etwas leben einhaucht.

ich habe keine zeit für fotos. ich möchte endlich die bank finden! es gibt keine bank in diesem "ort". ich fahre kreuz und quer, hoch und runter. meine geduld ist ziemlich am ende. endlich finde ich eine caixa, die aber bei näherem hinsehen keine visakarten akzeptiert.

im shoppingcenter nebenan, gäbe es einen geldautomat. shopping center...während meiner langen tour durch südamerika bin ich lange zeit von den anglizismen verschont geblieben.

die sonne hat sich hinter einer düsteren wolkendecke verzogen. es sieht nach einem gewitter aus. ich will den rückweg antreten, aber das navi spielt verrückt. hinzu kommt der feierabend- und lkwverkehr. ich befinde mich noch auf der verbindungstrecke nach florianopolis und versuche auf meine abzweigung zu kommen.

es ist nicht mein tag. ein wechseln der richtung ist nicht so einfach möglich. ich hänge in diesem verkehrsstrudel fest und schaffe es gerade noch, mich links in einen kleinen feldweg abzubiegen

alles wieder zurück. das navi reagiert richtig. die noch zu fahrenden kilometer zählen rückwärts, nur die zeitangabe spielt verrückt. schon seit gefühlten stunden sagt sie, dass ich 49 minuten bis zum ziel bräuchte. auf dieser angabe besteht das navi auch noch, als ich wieder vor meinem hostel stehe. egal.

keine menschenseele

das gewitter hat sich verzogen. ich stärke mich mit bananen und einer sehr leckeren und saftigen mango.

den ganzen tag lässt mir die frage nach der weiteren planung keine ruhe. schon gestern bei meiner ankunft hatte ich die idee, hier für 4 oder mehr wochen meine zelte aufzuschlagen und mit hilfe des deutschen "bäckers" eine community zu finden, die ihr deutsch aufbessern will oder es einfach lernen möchte. unter normalen witterungsbedingungen hätte ich schon längst mit ihm gesprochen.

endlich wolken

aber dann bin ich froh, dass ich noch nichts in die wege geleitet habe. ich bin zwar am atlantik, aber mein ziel habe ich noch nicht erreicht. es sind immerhin noch 1.440 km. und dann überfährt es mich wie eine kalte dusche: du hast ja nur noch drei wochen zeit bis dein visum abgelaufen ist.

wenn ich nicht das theater von puerto maldonado wiederholen möchte, solllte ich lieber weiterfahren. auf der anderen seite würde mir das "verharren" an einer stelle für längere zeit bestimmt gut tun - gedanken sacken lassen und sortieren.

aber das werde ich noch etwas verschieben.

während mir die gedanken so durch den kopf gehen sitze ich auf einem angetriebenen baumstamm am strand. vor mir die brandung. links und rechts strand und noch mal strand. es sind keine menschen zu sehen und die wolken hängen tief über dem wasser. ein angenehmer wind lässt die strapazen des vergangenen tages vergessen.

brandung

und ist lmmer wieder mit der hoffnung verbunden: morgen wird es nicht so schimm. der körper muss sich ja auch an die klimaveränderung erst einmal gewöhnen. immerhin eine höhendifferenz von 900 m im vergleich zu curitiba.

einer meiner mitbewohner sagte mir heute, dass deutsche mit einem campingbus hier wären. morgen werde ich sie besuchen. heute gönne ich mir noch ein bier und ein paar leckere sardinhas.

karin erinnert mich daran, dass vorher noch 3 wochen peru waren. also gilt die zählung erst ab 23. november.

dann doch verharren?

11.01. bis 14.01.:

hochsommer in südamerika!

ich verharre und tue nichts. gar nichts. gegen spätnachmittag, wenn die kraft der sonne ein wenig nachlässt, wage ich mich aus den vier wänden. diese sind vor der sonne geschützt, nicht aber vor ihrer wärme. der deckenpropeller fächelt mir etwas wind zu. jede kleinste bewegung erfordert den sofortigen gang zur dusche. bleibt nur lesen und gegen abend etwas essen und die beine vertreten.

alle fenster und terrassentüren sind geöffnet und sorgen für etwas durchzug

während in puerto maldonado kräftige tropengüsse für kurzfristige abkühlung sorgten, bleibt es hier trocken.

trotzdem: am mittwoch geht es weiter richtung süden mit einem stopp in blumenau.

eine traumlage. der blick aus der terrassentür auf die dünen

am vergangenen wochenende musste ich rodrigosschönes hostel gegen ein halbdunkles, aber mit aircondition ausgestattetes zimmer im ortskern austauschen. seit gestern bin ich wieder hier. hier ist es wieder ruhig. ich habe mir zwei bücher von ken follet auf meinen e-reader geladen und mache ferien.

dunkle wolken ziehen auf. es bleibt trocken

das gewitter ist vorbei. die wolken hängen noch in den tälern

der wind von ost treibt sie vor sich her

das wochenende ist vorbei. friedliche abendstimmung

15.01 bis 17.01.:

die wetteraussichten versprechen 36 grad. eine besserung ist für das wochenende in sicht. blumenau toppt mit 39 grad.

trotzdem treibt es mich am 15.01. am frühen vormittag in die altstadt von sao francisco do sur. jetzt, bei meinem zweiten anlauf gelingt es mir, das centro historico aufzufinden. bunte kolonialstilhäuser und kopfsteinpflaster entschädigen mich für die lange sucherei.

die portugiesen, von den azoren kommend, haben sich um 1500 hier angesiedelt. heute ist sie die drittälteste siedlung des bundesstaates santa catarina mit ca. 50 tsd einwohnern.

den besonderen reiz der altstadt macht den zustand dieser häuser aus. sie stehen zu ihrer vergangenheit. einerseits zwar schade, auf der anderen strahlt ihre morbidität etwas eigenes aus.

ich parke die vepse in der nähe eines taxistandes und werde gleich von einem alten brasilianer angesprochen. leuchtende augen ob des deutschen kennzeichens und der marke vespa. seine vorfahren sind auch aus deutschland gekommen. mehr kann er mir aber nicht dazu sagen. es gäbe keine familiengeschichte.

zeit für ein schwätzchen mit blick auf die Baía da Babitonga

ich lasse mich zum hafen treiben, der für die stadt eine wichtige einkommensquelle bedeutet. hier legen stückgutfrachter  und containerschiffe an, die der grund dafür sind, dass die zweispurige straße hoffnungslos überlastet ist. die nahen städte blumenau, joinville und andere werden von ihm mit importgütern versorgt. sao francisco do sur selbst nutzt ihn für die verschiffung ihrer erzeugnisse aus der textil- und schuhindustrie. für den staat santa catarina ist er der zweite haupthafen, der lt. wikipedia vor knapp 10 jahren schon über 700 schiffe abgefertigt hat. immerhin sollen 70% des einkommens dieser stadt durch den hafenumschlag verdient werden.

container, stück- und massengutfrachter werden hier abgefertigt

auf dem rückweg versorge ich mich noch mit einer neuen badehose verbunden mit dem festen vorsatz wenigstens einmal in die fluten "gesprungen" zu sein. das wasser ist recht warm und die strömung so stark, dass ich befürchte, ohne es zu merken, kilometerweit abgetrieben zu werden. so bleibe ich nur kurz im wasser. es gibt nur dünen zur landseite, keine hochhäuser und damit auch keine markierungen für mich, an denen ich mich orientieren kann, um meine einstiegsstelle und damit auch die vepse wieder zu finden. ich habe sie mitgenommen, weil ich mich von dem trubel und dem sicherlich stark beanspruchten wasser durch kinder und hunde entfernen wollte.

es hat sich hier ein pärchen aus düsseldorf eingefunden, das mit ihrem, mit solarzellen auf dem dach ausgestatteten vw-bus die ostküste richtung süden abfahren und entlang der westküste und den panama-kanal nordamerika erreichen will. sie sind in montevideo gestartet und haben ein jahr zeit.

mit solarzellen auf dem dach von montevideo kommend.
ziel: nordamerika

heute habe ich gelernt, dass die hochsaison bis zum carneval im märz dauert. um so erstaunlicher, dass ich hier in da praia grande einen so ruhigen platz gefunden habe.

ein kräftiger sandsturm zum abschied

die weitere routenplanung wird mich wieder weg von der küste bringen. dort hin, wo angenehmere temperaturen herrschen und sich mein energiepegel wieder auf dem gewohnten level einpendeln kann.

morgen geht es nach blumenau und am montag dann in die berge.




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