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Tongariro Alpine Crossing und Hobbiton Movie Set

Veröffentlicht: 26.02.2019

Die Tongariro Alpine Crossing-Wanderung im Tongariro Nationalpark zählt laut Reiseführer zu einer der schönsten Eintageswanderungen Neuseelands. Daher ist es nicht verwunderlich, dass diese Tour auch auf unserem Programm steht. Einen Tag vorher kommen wir abends auf dem Campingplatz ganz in der Nähe des Nationalparks an. An der Rezeption erfahren wir, dass wir für den morgigen Tag kein Shuttle mehr buchen können, welches uns zum Einstieg des Weges bringt und uns am Ende des Treks wieder abholt. Allerdings sollen wir uns morgen früh auf dem Parkplatz einfinden und nachfragen, in der Regel sind noch Plätze frei und wenn nicht wird ein neuer Shuttle zum Parkplatz bestellt und wir müssten lediglich ein bisschen länger warten. So finden wir uns am nächsten morgen um halb 7 auf dem Parkplatz ein und haben Glück, dass wir noch einen Platz im Shuttle ergattern können. Um 7 Uhr werden wir am Trekeinstieg herausgelassen und der Fahrer wünscht uns angenehme 7h Wanderung. Mit wolkenfreiem, blauen Himmel haben wir beste Bedingungen für die Wanderung. Am Eingang des Treks lernen wir Lisa aus Frankfurt kennen und schließen uns nach einem kurzen Plausch zu einer kleinen Wander-Gemeinschaft zusammen.

Die Sonne lugt gerade hinter einem Bergkamm hervor, als wir starten. Das Tongariro Alpine Crossing, eine 19,4km lange Wanderung durch Neuseelands ältesten Nationalpark, ist sicherlich einer der beliebtesten Wege des Landes - nicht zuletzt wegen der Rolle des Vulkankegels des Mount Ngauruhoes als Schicksalsberg im Herr der Ringe-Universum. Es geht zwar ordentlich bergauf und -ab, immerhin überqueren wir einen Berggrad und müssen dafür knapp 800 Höhenmeter überwinden, doch der Weg ist unglaublich abwechslungsreich. Wir starten im Tal zwischen dem Tongariro und dem Ngauruhoe - bei weitem nicht allein. Bis zu 700 Touristen wagen in der Hochsaison täglich die Strecke. So gehen auch wir in einer nicht enden wollenden Kette von Wanderern, werden zu Beginn noch häufig von schnelleren Läufern überholt und haben irgendwann unser freies Wanderfenster gefunden. Der ganze Andrang stört uns aber ausnahmsweise herzlich wenig. Zum einen ist der Weg wirklich wunderschön, zum anderen verstehen wir uns ausgezeichnet mit Lisa und quatschen in einem fort.

Sonnenaufgang beim Tongariro Crossing

Recht gemächlich beginnt der Anstieg durch das Mangatepopo Tal bis zum Südkrater des Tongariro, den wir durchqueren und immer wieder einen Blick zurück auf den perfekten Kegel des Ngauruhoe Berges werfen können.
Der Kegel des Mount Ngauruhoe- ein perfekter Schicksalsberg für Hollywood
Morgens noch eisig, heizen uns die Sonne und die Bewegung hier oben ziemlich ein

Über die Devils Staircase, die Teufelstreppe, geht es weiter nach oben bis zum Red Crater, dem roten Krater. Hier bietet sich ein überwältigender Anblick, der den anstrengenden Anstieg mehr als wett macht. Fumarolen entlassen ihre feinen Rauchsäulen in die Luft, dicker, nach Schwefel riechender Wassedampf quillt aus Rissen im Boden und gelbe Schwefelnester zwischen dem schwarzen und roten Vulkangestein beweisen die Aktivität des Vulkans an diesem Krater. Über den Krater hinweg können wir bis weit ins Tal hinter den beiden Bergen blicken. Auf der anderen Seite sehen wir auf die Emerald Lakes, saphirgrüne Bergseen und können sogar den Blue Lake, den dunkelblauen und größten der Seen, in der Ferne ausmachen.
Laurita am Red Crater - das Gestein ist hier dunkelrot verfärbt

Links liegen die Emerald Lakes, weiter hinten im Bild der größere Blue Lake

Einer der Emerald Lakes schimmert in der Sonne, Fumarolen entlassen ihren Wasserdampf daneben
Die Spiegelung im Wasser, das dunkel blaue Wasser und die beinah lila wirkenden Gräser im Vordergrund - mit so viel Farbe hatten wir in der unwirklichen Gegend eines Vulkankraters wirklich nicht gerechnet


Nachdem wir den Blue Lake passiert haben beginnt auch langsam der Abstieg. Wir lassen uns Zeit damit. Immerhin haben wir viel zu viel Proviant dabei. Und auch zu viel Ausrüstung. Das DOC (Department of Conservation - also für Naturschutz) versucht wohl allen Fitness-Graden der vielen Touristen gerecht zu werden und setzt bei der Beschreibung des Weges eher auf Abschreckung der gänzlich Unfitten und Ermahnung zur Übervorsicht der anderen. Vor winterlichen Zuständen am Pass wurden wir gewarnt und einem langen, anstrengenden Tag. Natürlich kommen auch wir ins Schwitzen wenn es steil bergauf geht, doch körperlich am Ende, so wie wir uns das zu Beginn des Crossings vorgstellt hatten, sind wir bei Weitem noch nicht. Der einzig wirklich anstrengende und "gefährliche" Teil der Wanderung war der Abstieg zu den Emerald Lakes, wo wir uns durch Geröll und Schutt ohne jeglichen Halt bergab kämpfen mussten ohne weg zu rutschen. Ein Stock wäre hier hilfreich gewesen. Sonnenbrille und Wasser steht auf der Check-Liste des DOC - diese Dinge kann man ja wirklich mal vergessen.

(Kleine Anekdote am Rande: Wie überall in Neuseeland sind wir auch hier wieder positiv angetan von der unfassbar guten sanitären Infrastruktur! Die Neuseeländer haben es einfach drauf, was das stille Örtchen angeht! Selbst den Massen an Touristen werden sie hier, so mitten im Nichts, gerecht. Verlaufen kann man sich hier nicht, obwohl der Weg an sich kaum ausgeschildert ist. Dafür kann aber ein jeder vorsorglich ein gewisses Bedürfnis stillen, ohne die Inka-Toilette zu bedienen, die in den meisten der Nationalparks in Südamerika leider manchmal über alle Gebühr benutzt wurde. Umweltschutz geht eben auch hier weiter.

In Neuseeland werden nur die "wichtigsten" Informationen auf die Wanderschilder geschrieben


Nun ja, lieber so als andersherum. Beim Abstieg an der Nordseite des Tongariro lassen wir immer mal wieder den weiten Blick auf uns wirken. Nach ziemlich genau 7h erreichen wir den Carpark, wo schon das Shuttle steht und auf die letzten Wanderer wartet, ehe es zurück ins Camp geht.




Zurück am Zeltplatz verbringen wir den Nachmittag und Abend mit Lisa und Gabi, einer Niederländerin, die nach einem Auslandssemester noch etwas durch das Land reist. Zu Abend essen wir zusammen und genießen eine herrliche Pasta mit Chorizo und Oliven und Salatbeilage mit Avocado. So kann man es aushalten!


Am nächsten Tag haben wir uns mit Lisa verabredet, zusammen nach Taupo, einer kleinen Stadt südwestlich von Rotorua, zu fahren. Da Rotorua Lisas Ziel ist und wir Richtung Matamata wollen, in dessen Nähe das Filmset Hobbiton liegt, haben wir ohnehin den gleichen Weg. Taupo selbst ist ein eher verschlafenes Städtchen am Rande des gleichnamigen Sees, der es immerhin zu einem beliebten Touristenort macht. Wir schlendern hier ein wenig durch die Geschäfte und trinken einen Kaffee. Nachmittags beschließen wir noch die Hot Springs aufzusuchen, eine der Hauptattraktionen hier. Die geographische Lage zu dem größten geothermalen Zentrum Neuseelands bei Rotorua lässt auch hier so manche heiße Quelle aus dem Boden schießen. Unweit des Stadtzentrums ergießt sich daher ein sehr heißer Bach in den Waikapo-River und bildet an dessen Ufer ein paar, von entspannten Touristen bevölkerte Hot Pools. Auch wir heizen hier so richtig auf. Wenn man es kaum mehr aushält, schwimmt man in Richtung des eiskalten und träge dahin fließendes Flusses und wird herrlich erfrischt.


Mit über 30 Grad kommt hier das Wasser aus dem Boden

Ganz glatt fließt hier der Waikato durch Tapo, ehe er weiter unten tosend als Huka Falls seine ganze Kraft zeigt


Im Anschluss geht es für uns Richtung Hobbiton. Am nächsten Morgen haben wir nämlich eine Führung über das Filmset aus den Herr der Ringe und Hobbit-Filmen. Wir übernachten knapp eine halbe Stunde Fahrt entfernt an einem kostenfreien, daher eher einfachen Campingplatz. Um 10 Uhr geht es dann los.

In Neuseeland gibt es viele Plätze, die als Drehorte in den Herr der Ringe Filmen und der Hobbit-Trilogie auftauchten. Das Land ist mit seinen grünen und saftigen Hügeln (die während unserer Reise wegen einer sehr langen Trockenperiode leider eher braun und gelb sind), der vielen Wälder und Seen und Flüsse, Bergketten und Vulkane wie geschaffen für eine Verkörperung von Mittelerde. Nicht zuletzt auch aufgrund seiner dünnen Besiedelung. Am Schicksalsberg, dem Vulkan in dem "der eine Ring" geschmiedet wurde und von Frodo und seinen Gefährten vernichtet werden soll, waren wir ja bereits. Daher ist es nur logisch, dass wir uns auch das schönste Fleckchen in Mittelerde und Heimat von Frodo und seinen Hobbitfreunden, das Auenland anschauen wollen.

Willkommen in Hobbiton, dem Herr der Ringe Movieset


Als die Vorbereitungen für den Dreh der Herr der Ringe Filme 1998 begannen, wurden die Location Scouts schnell auf die Schafsfarm der Alexander Familie unweit von Matamata aufmerksam, die als Kulisse für das immer grüne und idyllische Auenland dienen sollte. Für die ersten drei Filme wurden provisorische Hobbithöhlen erbaut. Zwar legte das neuseeländische Militär schon damals eine Zufahrtsstraße an, die auch heute noch erhalten ist, jedoch waren die Hobbithöhlen mit ihren charakteristischen runden und bunten Eingängen bloß aus Sperrholz und Styropor gebaut. Viele wurden gar nur als Attrape auf die rohe Erde gesetzt. Nach den Dreharbeiten sollte alles wieder abgetragen werden, doch der neuseeländische Regen, der die Felder und Wiesen so grün und saftig macht, durchkreuzte diesen Plan und die Abrissarbeiten mussten eingestellt werden. Schon wenig später kamen die ersten Herr der Ringe-Fans und bestaunten die halb demontierten Hobbittüren. Schon zwei Jahre später wurde das übrig gebliebene Set zur Touristenattraktion und geführte Touren wurden angeboten. Für die Hobbit-Filme, deren Drehbeginn dann 2009 begann, kam das Kulissenteam von Sir Peter Jackson zurück. Diesmal jedoch wurde das Auenland als permanente Szenerie erbaut. Statt 9 Monaten bauten die Handwerker rund 2 Jahre und errichteten insgesamt 44 einzigartige Hobbithöhlen ( hauptsächlich Fassaden, denn keinw der Hobbithöhlen ist von innen ausgebaut), jede anders und auf die Vorlieben des jeweiligen fiktiven Bewohners angepasst. So gibt es einen angelnden Hobbit mit Angelausrüstung und Räucherkammer im Garten, einen Käser und einen Bäcker, einen Imker und Gärtner und natürlich auch den Dorftrunkenbold in Brunnennähe.


Eine gelbe Höhle mit gepflegtem Garten

Hier wird gebacken und verkauft

Ein Honigglas im Schaukasten des Imker-Hobbits

Das ganze Set ist mit unglaublich viel Liebe zum Detail errichtet. Nach unserer Tour bei den Warner Bros. Filmstudios hatten wir damit gar nicht gerechnet. Dafür kann man nur in zwei Hobbithöhlen ein wenig in den Berg hinein gehen. Nämlich in Beutelsend, dem Haus von Bilbo und Frodo und im Haus von Sam.

Beutelsend am höchsten Punkt mit der "alten Eiche"

Hier wohnt Sam mit seiner Rosie

Natürlich begutachten wir nicht nur das Set sondern erfahren auch viele witzige und spannende Informationen rund um die Dreharbeiten und Kulissen. Zum Beispiel, dass die beiden Kinder in der letzten Szende des "Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs", die Sam bei seiner Heimkehr begrüßen, je ein leibliches Kind der Schauspieler des Sams und der Rosie sind. Oder dass der Schauspieler des "alten Bilbo Beutlins", der zu seinem Einhundertelfzigstem Geburtstag eine Rede unter dem Baum der Festwiese hält, Neuseeland nie betreten hatte. Sir Peter Jackson hielt den alten Herrn für zu fragil für den langen Flug, lies eine exakte Kopie des Baumstammes anfertigen und der Rest der Szenen wurde vor einem Greenscreen gedreht. Ein weiterer "Fun Fact" betrifft den hohen Baum über Beutelsend. Bei genauem Hinsehen bemerken wir, dass diese "alte Eiche" kein echter Baum ist. Vielmehr ist sie ein Meisterwerk an Bühnenbildnerkunst und besteht aus Draht und Silikon. Für das Blätterdach wurden 200.000 Kunststoffblätter aus Taiwan bestellt, die einzeln befestigt wurden. Und es kommt noch verrückter: Gut 10 Tage vor Drehbeginn viel dem Regisseur auf, dass das Grün der Blätter den falschen Grünton hatte - also musste ein Mitarbeiter, an einem Kran über dem Baum hängend, jedes einzelne Blatt in der richtigen Farbe besprühen...200.000 Stück in 10 Tagen!


Viele der Hobbithöhlen sind unterschiedlich groß, um die Größenverhältnisse beispielsweise von Gandalf und den Hobbits mit dem geeigneten Kamerawinkel richtig darstellen zu können (wir verweisen an dieser Stelle auch an das Trugbild mit dem Tisch in den Warner Bros. Studios in unserem LA-Blog). So gibt es 100% Hobbitgrößen-, 75% und 50% Hobbitgrößenhöhlen.

Hier sind wir so "groß wie Hobbits", zumindest Laura

Hier wirkt Laura mit ihren 162cm Körperlänge wie ein Riese!

Nach einem kühlen Cider im Gasthaus "Zum grünen Drachen" endet unser Auenland-Abenteuer. Das Bier und der Apfelwein werden übrigens eigens für das Settour gebraut und können nur vor Ort gekauft werden. Wir hatten sehr viel Spaß. Und auch obwohl wir beide keine sehr großen Herr der Ringe Fans sind (Ja, natürlich haben wir die Herr der Ringe Filme gesehen, Laura hat sogar alle Bücher inklusive des Hobbits gelesen; bei den Hobbit Filmen sind wir dann aber schon wieder raus) haben wir den Vormittag hier sehr genossen. Die Kulissen sind mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet und es ist auch einfach ein schönes Fleckchen Erde, diese Alexander Farm!

Zum Wohl!


Zurück am Parkplatz erwartet uns dann leider eine böse Überraschung: Unser Klaus-Gunther hat einen Platten! Und wir kein Werkzeug im Mietwagen, immerhin ein Ersatzrad. Ein wirklich sehr hilfsbereiter Hobbiton-Mitarbeiter besorgt kurzerhand einen Werkzeugkasten und wechselt uns sogar den Reifen, während Laura mit der Mietwagenfirma telefoniert. Diese macht sofort einen Termin in einer Werkstatt in Matamata aus, wo wir 20min später aufschlagen. Die Jungs dort reparieren unseren Reifen und eine knappe halbe Stunde später sind wir wieder on the road. Das war wirklich einfach!

Uns zieht es nun nach Rotorua, wo wir zufällig Lisa wieder treffen, aber dazu mehr beim nächsten Mal.

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