Veröffentlicht: 24.02.2019
Wir lassen Northland hinter uns und fahren auf dem State Highway 1 Richtung Süden. Auckland fliegt an uns vorbei, ohne dass wir noch einmal anhalten. Unser erklärtes Tagesziel für heute ist Waitomo, denn morgen wollen wir die berühmten Glowworm-Höhlen besichtigen. Eher zufällig stoßen wir bei unserer Reise auf Hamilton. Als eher große Stadt machen wir dort Halt, um zu Tanken und im Supermarkt ein schnelles Mittagessen zu besorgen. Es gibt Sushi. Die Neuseeländer lieben Sushi, zumindest gibt es Sushi-Schnellrestaurants beinah an jeder Ecke und auch der Pack'nSafe, der günstigste Supermarkt, hat ein großes Angebot der köstlich kalten Reishappen im Sortiment. Da uns der Parkplatz des Supermarktes dann doch zu ungemütlich ist, suchen wir uns ein schattiges Plätzchen auf einer Parkbank nah am Waikato-River. Hier lässt es sich aushalten und nach dem Essen wollen wir noch etwas spazieren gehen. Direkt neben unserem Parkplatz liegt der Eingang der Hamilton Gardens, die in unserem Reiseführer nur in einem winzigen Absatz Erwähnung finden. Da der Eintritt frei ist, sind uns die Gärten gerade recht für einen kleinen Verdauungsspaziergang - der sich spontan auf 3h ausdehnt! Wir sind absolut begeistert von diesen Gärten! Das Areal ist riesig und in verschiedene Themengebiete untergliedert. Es gibt einen Maori Garten mit einem kleinen Wharenui, einem Versammlungshaus, und den typischen Nutzpflanzen der ersten Einwanderer Neuseelands. Es gibt einen Fantasie-Garten, einen englischen Garten, einen italenischen Renaissance-Garten, einen indischen, einen chinesischen und einen japanischen Garten. Außerdem schlendern wir durch einen Bereich, der die Gartenkunst des späten 20. Jahrhunderts repräsentiert. Besonders gut gefällt uns der Nutzgarten voller Kürbisse, Himbeerhecken, Tomatenpflanzen und Kräutern und der "Nachhaltige Hinterhof", der seinen Schwerpunkt auf Kompostierung und ein ausgewogenes Mischungsverhältnis von Zier- und Nutzpflanzen legt. Unserer Meinung nach hätten diese Gärten, die über Spenden finanziert werden und in denen auch viele freiwillige Helfer mitarbeiten, durchaus mehr Platz im Reiseführer verdient!
Nachdem wir uns über der Erde wieder etwas aufgewärmt haben, immerhin sind es in den Höhlen nur knapp 12°C, geht es schon weiter in die Aranui Höhle. Diese ist die kleinste der drei Höhlen und wurde erst 1911 von dem Maori Ruruku Aranui per Zufall entdeckt. Angeblich jagte dieser ein Schwein durch den Wald, bis dieses in einem Loch verschwand. Der Hund von Aranui jagte dem flüchtenden Tier hinterher und viel ein paar Meter tief in die Höhle. Bei der Bergung des Hundes wurde dann die Höhle entdeckt und bekam ihren Namen. In der Aranui Höhle gibt es keine Glowworms, dafür aber Wetas. Diese riesigen, mehr als handteller großen und zum Glück flugunfähigen Grillen hängen an den Wänden nah am Eingang, denn nachts gehen die Tiere raus zum Fressen in den Wald. "Klein aber fein" beschreibt die Aranui recht gut, denn sie ist wirklich übervoll an Stalaktiten. Auch der mit 4m Länge mit Abstand größte Zapfen der Waitomo Caves ist hier zu finden. Wie alt der ist, könnt ihr nun selbst ausrechnen.
Kaum zu fassen aber wahr: Vielen der so zerbrechlich wirkenden Stalaktiten fehlt die Spitze, aber nicht etwa, weil sie von selbst zerbrochen sind. Noch bis in die 50er Jahre war es Touristen, die die Höhle besichtigten erlaubt, sich einen Stalaktit abzubrechen und ihn als Souvenir mitzunehmen...tausende Jahre Entstehung in Sekunden zerstört.
Dann endlich wird es Zeit für die Glowworm Caves! Hier dürfen wir leider keine Bilder machen, denn die Höhlen sind Privatbesitz und die Rechte an den Bildern dementsprechend auch, dafür steht aber ein fleißiger Fotograf bereit, der uns vor einem Greenscreen ablichtet, um uns im Anschluss in eine von Glowworms beleuchtete Höhle zu setzen. Hier hätten wir schon etwas ahnen können... Da wohl ein Gros der Touristen nur diese eine Höhle besucht, bekommen wir die Informationen zu den Glowworms, den Stalaktiten und Stalakmiten und der Entstehung dieser Höhlen noch einmal im Schnelldurchlauf erklärt. Zunächst geht es nämlich durch einen hell erleuchteten Höhlenabschnitt ähnlich dem Aranui Höhlensystem. Dann stellen wir uns am Bootsanleger an. Durch die große Höhle voller Glowworms werden wir nämlich auf einer Barke gezogen, denn sie steht komplett unter Wasser. Wir ergattern einen Platz ganz vorne im Boot. Um die Tiere möglichst wenig zu stören, wird das Boot nicht mit Paddeln oder gar einem Motor angetrieben. Ein Mitarbeiter zeiht uns im matten Licht der Pilzmücken-Larven an Seilsträngen, die quer durch die Höhle gespannt sind, lautlos unter dem falschen Sternenhimmel hindurch. Auch wenn wir schon Glowworms gesehen haben, die Höhle in Waipu ist kein Vergleich zu dem Anblick, den wir hier in Waitomo bekommen! Es ist beinah taghell, so viele der kleinen Larven hängen hier an der Decke und verbreiten ihr bläulich-grünes Licht. Wie tausende und abertausende kleine Sterne hängen sie in der dunklen Höhle. Das zarte Geräusch, dass das Boot im Wasser macht und die gut 20 Touristen, die den Atem anhalten, um möglichst leise zu sein, geben dem Moment eine ganz besondere Stimmung. Dann ist es aber auch schon vorbei. Nach knapp 3 Minuten fahren wir hinaus ins helle Tageslicht, ein Fußweg führt uns direkt zum Souvenirshop.
Im Nachhinein war es eine sehr gute Entscheidung, alle drei Höhlen zu buchen. In der eigentlichen Glowworm Cave wurden wir eher abgefertigt und die Höhle ist übervoll - leider mehr an Toursiten denn an den leuchtenden Larven. Die anderen beiden Höhlen sind ebenso spektakulär und man verbringt mehr Zeit in ihnen, bekommt eine detailliertere Führung und kann viele Fragen stellen. Die Glowworm Cave würden wir trotz der Massenabfertigung jedem Neuseelandreisendem empfehlen. Es ist einfach unglaublich, wie hell so kleine Tiere durch schiere Masse eine dunkle und kalte Höhle ausleuchten können und wie wunderschön es unter diesem Larven-Firmament aussieht.
Wir tappen in die Tourifalle und investieren das Geld in die Fotos von den Glowworm Caves. Da es uns auch schon in der Waipu Cave nicht gelungen ist, ein aussagekräftiges Bild von den leuchtenden Larven zu machen, glauben wir, dass man das wohl mit dem richtigen Equipment hin bekommt und wir sicher in so ein Profi-Bild geschnitten werden...Pustekuchen. Die Bilder sind zumindest so schlecht, dass sie wieder lustig sind und uns mit einem Lächeln bzw. oftmals lautem Lachen an diesen Tag erinnern. Und was lernen wir draus: wer nicht genau hinschaut bezahlt für so einen Quatsch Geld.
Sogar ein Bonus-Bild mit Wasserfall ist dabei - und Schaf! Oh, und den Regenbogen in der oberen rechten Ecke darf man auch nicht verachten.
Am nächsten Morgen brechen wir recht früh zum Taranaki auf, denn in der Mittagshitze ist so eine Wanderung bergauf nicht sehr angenehm. Außerdem ist der Vulkan meist morgens und abends wolkenfrei. Zwar wollen wir nicht bis auf den Gipfel des Berges, doch es geht trotzdem lange genug bergauf. Unser Tagesziel sind die Pouhakai Tarns, ein kleines Gewässer, in dem sich der perfekte Kegel des Berges wundervoll spiegeln soll. Der Weg ist ganz Neuseeland-typisch wunderbar befestigt. Unzählige Stufen führen den Berg hinauf. Statt auf der Erde laufen wir auf Holzstegen, um die Vegetation unter und neben dem Weg zu schützen. Auch hier stehen viele Fallen am Wegesrand. Die mit Hühnereiern bestückten, überdimensionierten Mausefallen sollen eingeschleppte und ungeliebte Räuber wie Ratten und Possums oder Marder töten.
Treppen im Wald
Danach geht es nur noch bergab zurück zu Klaus-Gunther (wer es noch nicht weiß, so heißt unser kleiner Mietwagen). Wir halten noch am Lake Manganahoe, einem Paradies für Enten und Schwäne, dann fahren wir Richtung Süden nach Whanganui. Morgen wollen wir hier Schauffelraddampfer fahren.
Die Waimarie, so heißt der Schaufelraddampfer, ist der älteste in Neuseeland noch aktive Schaufelraddampfer. Er wurde 1899 in London als Bausatz hergestellt und in Whanganui zusammengebaut. Mit dem Schiff wurden Fracht, Post und Passagiere zwischen Whanganui und Pipiriki befördert. Im Jahr 1952 sank die Waimarie im Fluss Wanganui (Achtung: Fluss ohne, Stadt mit "h"). 1992 gründete sich eine Bürgerinitiative, welche sich für die Bergung und Restaurierung der Waimarie stark machte. 1993 wurde die Waimaire schließlich geborgen und innerhalb einer sechs Jahre andauernden Zeitspanne aufwendig restauriert. Seit 2000 befördert die Waimarie nun Touristen in einer zweieinhalbstündigen Fahrt über den Wanganui. Sehr cool ist, dass man in den Maschinenraum hineinklettern kann und sogar einen Blick in den Brennkessel werfen kann!
Früher wurden Brieftauben von der Schiffscrew für die Verständigung an Land genutzt. Heute werden Brieftauben als nettes Gimmick eingesetzt, um den Touristen zu zeigen, wie die Kommunikation früher funktioniert hat. Laura durfte eine der zwei Brieftauben halten und ihr dann "Starthilfe" geben.