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Die Reise

Veröffentlicht: 17.01.2022

Zürich

Die Frau bei der Passkontrolle schaut mich mürrisch an, ich müsse meinen Pass noch ausfüllen… Bisher hatte ich mich der Illusion hingegeben, dass wenn man einen Pass vom Pass Büro erhält, dass zumindest die Essenzen enthalten seien. Also schaue ich sie aus vor Stress schon tellergrossen Augen an. «Unterschrift!» Als die dann gesetzt, kurz mit der Nachbarin diskutiert, ob Entebbe nun in Malaysia oder Indonesien sei und mein Einwurf «Uganda» mit einem Schulterzucken akzeptiert wurde, durfte ich mich auf die Reise machen. Zu Gate E42. Denn um zu den E-Gates zu gelangen, muss man sich tief in die Gedärme des Züricher Flughafens begeben und hoffen, am richtigen Ort wieder ausgespuckt zu werden. Der Flug verläuft so weit so gut, die Flugbegleiter*innen tragen Operationskittel, wenn man sich an diesen Anblick aber einmal gewöhnt hat, kann man sich in Ruhe zurücklehnen.

Doha

Qatar ist so klein, dass man annehmen könnte, dass mit dem Flughafen schon die Hälfte der kleinen Landzunge gefüllt sein würde. Von überall blitzen Schmuck, goldige Markenembleme und Nahrungsmittel in Packungen, welche eine 12-köpfige Familie vor wahre Herausforderungen stellen würden. Die Gates in den oberen Stockwerken sehen relativ organisiert aus und sind versehen mit den typischen schaftreibe-Bändern, die man vom Flughafen doch kennt und liebt. Begibt man sich aber in den unteren Stock, von wo aus wir zum Flugzeug geleitet werden sollten, so sieht es eher aus, wie wenn nach dem Zusammentreiben der Schafe das Gehege doch gerade nicht gross genug ist für die Anzahl der Tiere. Nach einer haarsträubenden Fahrt in einem Flughafenbus, den wir nur durch den sehr schnellen Bremsreflex eines Koffertransportwagens überlebt haben, begeben wir uns wieder in die bekannten Gefilde der Qatar Airways. Schlafen zu wollen ist leider vollkommen utopisch, so sitze ich da, mit Schmerzen in jedem Teil des Körpers, der am Vorgang des Sitzens beteiligt ist und lasse mich transportieren. Wenn man mir vorwerfen wollte, Menschen eingangs als Tiere beschrieben zu haben, dann hätte die Betrachtung, wie das Flugzeug nach der Landung aussah die Gemüter wohl etwas beruhigen können. Überall war Müll liegen geblieben, Bildschirme zeigten noch laufende Filme Handschuhe, Masken, Kopfhörer, Essen, Verpackungen alles lag noch genauso da.

Entebbe

Entebbe Airport macht ein wenig den Eindruck eines Gebäudes, dass mal gebaut worden war, ohne seinen wirklichen Nutzen schon zu kennen. Alle Passagiere fanden sich auf einmal in einem grossen Raum wieder, an dessen Ende zwei Personen alles mögliche kontrollierten. Interessanterweise bildeten sich trotzdem vier Schlangen, wie in der Hoffnung, eine möge bevorzugt werden… Als dies dann überstanden war, kam der PCR Test. Dieser fand statt in einem Zelt. Man stelle sich nun vor, man stelle ein Zelt auf in einem knapp 30 Grad warmen Ort mit relativ hoher Luftfeuchtigkeit dank des angrenzenden Sees. Nun stelle man in diesen Dampfkochtopf noch einmal hundert Menschen. Die Sache war sehr angenehm. Weiter beruhigt haben die Männer in Militäruniform, die Maschinengewehre als Halsketten trugen. Beim Testen in dem kleinen Zelt innerhalb des bestehenden Zeltes… man stelle es sich vor… stürzte die Software der Testerin ab. Nachdem ich erfolgreich ein Stäbchen ins Hirn gestossen bekommen hatte, ging es zum Beantragen des Visums. Die Frau war nicht unfreundlich, denn um dies zu sein, hätte sie mit mir interagieren müssen… Sie redete ruhig mit ihrer schwangeren Freundin, meine Frage wegen des Passfotos überhörte sie gekonnt. Wie auch immer, ich hatte ein Visum und meinen Koffer.

Ausserhalb des Flughafens wartete Regina schon auf uns beide waren wir uns kurz unsicher, ob wir jetzt die jeweils richtigen Personen angesprochen hatten. Doch es schien zu stimmen. Vorbei an noch mehr Gestalten mit Maschinengewehren suchten wir uns den Weg zum Auto. Ein Jeep, der gerade so unsere Koffer und Rucksäcke zu fassen vermochte. Nach dem Verlassen des Flughafengeländes setzte das Bewusstsein, dass ein sehr anderes Land war, erst richtig ein. Entlang der Strasse sieht man Geschäfte, die Kleider verkaufen, Motorräder reparieren, Gartentore und Särge herstellen. Überall hat es Menschen und die, mit manchmal vier Personen bestückten Motorräder fahren mit dem Glauben an die Bremsfähigkeit der Autofahrer.

Kampala

Es lässt sich kaum differenzieren zwischen Entebbe und Kampala, der Übergang ist fliessend. Zu einem Zeitpunkt sagt Regina, wir seien nun in den Suburbs aber diese Aussenorte der beiden Städte gehen ziemlich fliessend ineinander über. In Kampala parkieren wir, denn Regina möchte nur kurz einige Schulbücher holen. Ich sage ihr, dass mein ganzes Geld und meine Dokumente sich in meinem Koffer befinden, wie sicher das wäre, um es im Auto zu lassen. Die anderen beiden hatten ihre Wertsachen sinnvoll auf sich, ich hatte alles im ganzen Koffer verteilt. Also schleppte ich einen Koffer durch eine überfüllte, mit Schlaglöchern durchsetzte Stadt, in der am heutigen Tag glücklicherweise gerade Markt war. Alle nennen dich deinen Freund, wir stachen heraus wie bunte Hunde. Auf unsere Frage, ob wir noch irgendwo Geld wechseln könnten, folgte eine Hetzjagd durch die Stadt auf der Suche nach einer offenen Bank. Langsam aber sicher schwanden meine Kräfte und es legte mich der Länge nach aufs Pflaster, weil ich eine Unebenheit übersehen hatte. Daraufhin wurde ich auf jedes Steinlein hingewiesen, dass unseren Weg kreuzte. Als wir endlich Geld gewechselt hatten, sollte es Mittagessen geben. Dafür liefen wir weiter durch die Stadt, die so voller Farben, Bilder, Gerüche und Eindrücke war, dass alle meine Sinne einen völligen Informationsüberfluss erlitten. In Apotheken erhält man hier statt Corona- HIV-Selbsttests. Das Restaurant ist ein grosser Raum, den man betritt durch eine Treppe, die durch ein Loch in einer Terrasse führt. An der Wand hängen Motivationsposter, eines davon ein Frosch der einen Storch würgt, der ihn verschlucken möchte, mit dem Slogan «Never give up!» Spannend, wie man an solch fremden Orten manchmal an ganz vertraute Sachen erinnert wird. Um die Toilette aufzusuchen, musste man zwei Treppen nach unten und dann auf die Strasse, dort rechts und dann gab es da ein Loch im Boden hinter einer Tür. Ich hatte Dollar-Münzen dabei, um zu bezahlen, doch die wollte der Mann bei der Toilette nicht haben. Er schaute mich an und sagte, ich habe doch sicher ganz viel anderes Geld. Ich verneinte, doch wollte er mich nicht gehenlassen. Dann kam noch ein zweiter Mann hinzu und ich hatte kein sehr gutes Gefühl mehr. Ich sagte, das sei alles was ich habe und ging, woraufhin der zweite Mann mir hinterherlief. Ich war dann ziemlich erleichtert, wieder im Restaurant zu sitzen.

Kyankwanzi

Die Fahrt zur Schule dauerte dann noch etwa drei Stunden. Mit einem stolzen Schnitt von etwa 110 km/h rauschten wir über die Strassen. Die Strassen sind eigentlich einspurig, doch sind sie so breit, dass viele sie als zweispurig interpretieren. Grundsätzlich gilt, wer bremst hat verloren. Überholmanöver werden auch versucht bei Gegenverkehr, wenn es passt, ist gut, sonst bremst schon einer von beiden. Alles wird ein Stück ländlicher, die Häuser sind gefertigt aus rotem Lehm oder Ziegeln, die am Strassenrand geformt und gebrannt werden. Überall spielen Kinder und am Strassenrand werden Früchte verkauft. Das schulnahe Dorf ist Kiboga, welchem wir am späteren Abend auch noch einen Besuch abstatten. Das Gelände der Sekundarschule ist weitläufig und versehen mit Tieren, wie Kühe, Ziegen, Schweine und Hunde. Wir wohnen in einer Art Appartement, wobei Celine und ich zwei angrenzende Zimmer haben und Philipp in einem Zimmer ein paar Gebäude weiter unten wohnt. Wir haben die Koffer abgestellt und sollen noch einen Ausflug unternehmen nach Kiboga, um SIM-Karten zu holen. Vorher dürfen wir aber noch Früchte direkt von den dortigen Bäumen probieren. Passionfsrucht und Jackfruit. Beide unglaublich lecker. Die Resten bekommen die Kühe und Ziegen, welche uns die ganze Zeit nicht aus den Augen lassen. Das Dorf hat keine befestigten Strassen, sondern Wege aus festgestampftem Lehm. In einem Raum, kaum grösser als eine WC-Kabine bestellen wir SIM-Karten. Der Prozess dauert mehr als zwei Stunden und dann gibt es zu Hause noch etwas zu essen. Die Dusche ist ein Kessel, aus der man kaltes Wasser über sich giesst. Dahinter liegt die Toilette, ebenfalls ein Loch, wobei man zum Spülen ebenfalls den Kessel verwendet. Nach dem Duschen geht es endlich endlich ins Bett nach etwa 36 wachen Stunden schlafe ich so schnell ein, wie noch nie.

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Uganda
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