Stockholm - Nordkap
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vakantio.de/klaus

Elfter Tag (Treffen sich 2 Kemptner in Norwegen...

Veröffentlicht: 21.06.2017

Campingplatz Bjøra - Høllop

132km

17,2kmh Schnitt 

VIEL besseres Wetter als angekündigt. Regen, viele Wolken, ab und zu Sonne. 

Bis Namsos Gegenwind, ab da wechselnd Rücken- und Gegenwind, die letzten 50km Rückenwind 

Heute morgen hab ich erst mal meine ganzen Planen und Klamotten abgehängt und bis auf meine Fleecejacke war auch alles trocken. Dann musste ich die Fenster abwischen weil sich so viel Kondenswasser gebildet hatte. Kurz vor 7 war ich mit packen und frühstücken fertig aber die Frau vom Campingplatz war nicht da. Erst beim dritten mal anrufen ging sie ran und meinte dass ich den Schlüssel einfach stecken lassen soll. Mein erstes Ziel war Namsos, ca 25 nordwestlich vom Campingplatz. Die Fahrt dahin  war zäh weil mich der Gegenwind immer wieder verlangsamte. Auch hatte ich heute irgendwie müde Beine. Dabei hatte ich mich bei nur 70 km Tags zuvor ja "ausruhen" können. In Namsos ging ich erst mal einkaufen und gönnte mir ein Joghurt das ich vor dem Laden runter warf und eine mittlere Sauerei veranstaltete. Zum Glück war noch 2/3 drin und weil ich zu faul war meinen Löffel aus dem Gepäck zu kramen setzte ich mich hinter den Laden (es regnete wieder) und löffelte den Becher mit einem Finger leer. 

In namsos war ich eigentlich am Atlantik angekommen, nur sah ich wegen Fluss, Häusern und Hügeln gar nichts. Also gleich weiter Richtung Norden. Vom Wind wurde es gleich besser und nach dem nächsten Schauer war sogar blauer Himmel zu sehen. Die Landschaft wurde immer schöner und spektakulärer. Mächtige graue Felsrücken reihten sich hintereinander und immer wieder war überraschend ein Meeresarm dazwischen. Die Flächen zwischen den Felsrücken waren entweder Meer, landwirtschaftlich genutzt oder bewaldet. Die Straße schlängelte sich um die Meeresarme und blieb erfreulicherweise mehr oder weniger auf Meeresniveau. Trotzdem fand ich die 20, 50 oder sich mal 100m Anstiege sehr anstrengend. Immer wieder führten Brücken über Engstellen und manchmal war nicht genau ersichtlich ob es sich um einen breiten Fluss oder einen Fjord handelte. Denn selbst die Fjorde hatten deutliche Strömung, verursacht durch die Gezeiten. Als der nächste Regenschauer im Anmarsch war suchte ich an einem Rastplatz etwas Schutz und sah wie mich ein Fernradler überholte. Ich dachte mir: den kriegst du. Und machte mich an die Verfolgung, aber unser Abstand wurde eher größer. Kurz darauf traf ich zwei andere Fernradler, es handelte sich um ein deutsches Ehepaar. Sie meinten dass vor ihnen noch ein Radler unterwegs sei, der auf dem Weg nach Moskau sei. Da die beiden etwas langsamer fuhren verabschiedete ich mich und schloss zu Franz auf, der nach Moskau wollte. Da wir das gleiche Tempo fuhren, unterhielten wir uns eine Weile. Es stellte sich heraus, daß er auch aus Kempten ist und mit Rad und Schiff über das Nordkap und Finnland nach St.Petersburg und schließlich nach Moskau fuhr. Zeit hat er bis Ende Juli. Er hatte viel weniger Gepäck, nur Hinterradtaschen und insgesamt nur 15kg Gepäck. An der ersten Fähre holten wir den Radler ein, den ich von Anfang an im Visier hatte. Jonathan, ein 30 jähriger Radolfzeller auch auf dem Weg ans Nordkap - oder nur die Lofoten, je nachdem wie es passt. Bis die Fähre kam waren wir 5 Radler wieder beisammen und besprachen bei Kuchen und Pommes unser weiteres Vorgehen. Das Pärchen wollte noch bis Kolvereid, Franz war unentschlossen und Jonathan wollte bis Høllop und ich bis Foldereid. Das waren noch 33km und damit hätte ich knapp über 100km gehabt. Da die Strecke mach der Fähre hauptsächlich Richtung Osten ging war gute Rückenwind zu erwarten. Spontan entschloss ich mich Jonathan zu folgen und auch Franz schloss sich uns an. Die Landschaft wurde immer einsamer, die Berge höher, das Wetter besser und mit dem Rückenwind hatten wir recht behalten. Allerdings zeigten sich auf den letzten 30km deutlich die Konditionsunterschiede. Ich will es nicht nur auf mein sehr Schweres Gepäck schieben, aber auf jeden Fall hängen mich beide an jedem kleinen Anstieg ab, warteten aber auch immer wieder auf mich. Kurz vor unserem Campingplatz stellte sich heraus, dass dort keine Hütten mehr frei waren, was va für Franz ein Problem war, da er nur ein sehr leichtes Zelt und einen dünnen Schlafsack dabei hatte und während seiner drei Wochen meistens im Hotel übernachtet hatte. Aber die Verkäuferin im Laden organisierte eine Hütte nur drei km entfernt. Diese stellte sich als großes luxuriöse Ferienhaus mit allem möglichen Komfort heraus. WLan, Waschmaschine, sogar Lebensmittel waren da. Als uns der sehr sympathische junge Vermieter erklärte wie wir Apple TV nutzen können winkten wir ab. Fernschauen war heute sicher nicht angesagt. Zusammen kochten wir eine riesen Portion Spagetti mit unseren gemeinsamen Vorräten, flogen noch ein bisschen Kopter und dann kam noch mal der junge Vermieter und brachte uns drei Flaschen selbstgebrautes Pils. Mir schmeckte es hervorragend. Jetzt ist halb 12 und es ist langsam Zeit in Bett zu gehen. Was für ein Tag, mit was für unvorhergesehenen, positiven Entwicklungen. 

Und das Beste: morgen soll das Wetter wieder richtig gut werden!

Antworten (1)

Reinhard
Der ältere Bruder vom Franz ist begeistert von deinem Blog. Deine Tagesberichte sind super gut geschrieben. So bekommen wir von eurem Reise-Abenteuer etwas mehr mit. Wäre gut, wenn ihr mit Franz noch ne Zeit lang zusammen bleibt. Über Wochen hinweg immer alleine zu strampeln ist halt doch etwas mühsam und bei viel Regen auch deprimierend. Wünsche euch eine gute Zeit und wenig Regen und Gegenwind!