Stockholm - Nordkap
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vakantio.de/klaus

Zehnter Tag

Veröffentlicht: 20.06.2017

Irgendwo bei Sibirien - Campingplatz Bjøra (ca 25km vor Namsos)

71km

17,2 Schnitt

REGEN, Gegenwind 6,8 - 8 Grad 

Eigentlich viel Gegenwind, aber weil ich lang durch eine Schlucht fuhr hab ich nicht viel von mitbekommen. 

Ich hab mir fest vorgenommen nicht zu jammern, also erst mal alles positive heute: ich hab 71km mehr geschafft als ich heute morgen gedacht habe, es ging viel bergab, der Gegenwind war lang durch steile Berghänge abgeschirmt, ich hab neue Vorräte, ich sitz in einem kleinen Häuschen auf einem Campingplatz und wärme meine Füße, hab trockene Klamotten an und kann viel von meinem Zeug heute trocknen. Klingt doch ganz gut, oder?

Ich bin heute morgen bei Dauerregen aufgewacht und hab beschlossen nicht bei Regen aufzustehen und loszufahren. Bis mittags gab es drei kurze Regenpausen. In der ersten hab ich noch gedacht: ha, verarsch dich selber, Wetter. Auf den Trick fall ich nicht rein. 10 min später hat es wieder geregnet. In der zweiten Regenpause war ich schon etwas ungeduldiger und hab ich meinen Schlafsack und meine Isomatte eingepackt. Da es aber nach 10 min wieder regnete holte ich den Schlafsack wieder raus und lag danach auf hartem Untergrund. In der dritten Regenpause, so gegen 12, packte ich hektisch mein ganzes Zeug zusammen, wurde aber nicht ganz fertig bevor es schon wieder regnete. Aber jetzt gab es kein zurück mehr und auf dem Rad ist es nicht ganz so schlimm, weil du ja eh nichts machen kannst.

Ich fuhr das Tal des (oder der) Sanddøla herunter. Sehr bald kam ich wieder in bewaldetes Gebiet und links und rechts von mir stürzten sich stark angeschwollene Bäche und Wasserfälle in den großen Fluß. Allerdings bekam ich davon nicht viel mit, da meine Brille immer stark betropft war und ich auch nicht anhalten wollte. Zum Glück gab es bis Grong so gut wie keine Zwischenanstiege, aber die Kälte und Nässe machte meinem rechten Knie zu schaffen dass ich seit dem dritten Tag sehr deutlich spüre (aber damit hab ich gerechnet und da muss ich halt durch). In Grong frischte ich meine Lebensmittel auf und beschloss auf einem der nächsten Campingplätze zu stoppen. Falls sie einen Trockenraum hätten könnte ich wenigstens meinen nassen Schlafsack trocknen. Die Taschen haben zwar bisher (toitoitoi) dicht gehalten aber jedes packen, öffnen usw bringt neue Feuchtigkeit ohne dass das Zeug irgendwann mal trocknen kann (meine Sandalen sind seit zwei Tagen dauernass). Der erste Campingplatz nach Grong war der in Bjøra und den steuerte ich auch sofort an, weil der Regen von stark auf sehr stark wechselte. Hier gönnte ich mir mit ein bisschem schlechten Gewissen (Weichei) eine der Hütten und freu mich jetzt auf Sachen trocknen, was warmes zu essen und eine Dusche (so heiß wie möglich). Drückt mir die Daumen, dass mein Knie besser wird - ach ja, und dass endlich der Regen aufhört :)


Kurzer Nachtrag: 5 min heiß geduscht, frische Unterhose gegönnt, alle Sachen trocken (oder zumindest bis morgen), alle elektronischen Geräte geladen, Pott mit Spaghetti in Käse-Tomatensoße (nicht instant), eine Behausung die ich nicht gebückt betreten muss, 23 Grad (und sehr hohe Luftfeuchtigkeit) - mir geht's wieder gut. Und da sind mir auch die gar nicht vielversprechenden Wetteraussichten (Regen bis Di!) völlig egal. Morgen bin ich am Meer!

Gute Nacht 


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