thaikath
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vakantio.de/kathusa

Vegas Nr. II

Veröffentlicht: 25.11.2017

So, langsam werde ich wieder nüchtern und kann mich nochmal bei euch melden. Ich hoffe, ihr verdenkt mir das lange Schweigen nicht, aber ich bin nochmal in Las Vegas und musste hier einfach das Partyleben ausnutzen. Daneben zu schreiben war nicht immer so einfach ;) 

Kathrin hatte harte Tage ;)


Am Dienstag hatte ich das große Glück von Kevin in Prescott aufgegabelt zu werden und mit nach Las Vegas genommen zu werden. Er wollte dort zufällig ohnehin mit seinen Freunden feiern und ich wollte dort Anne empfangen, meine liebe Freundin aus Deutschland, die dort gestern eingeflogen ist. Also habe ich einfach zwei Tage mehr Las Vegas mitgenommen, um mir die Wartezeit auf Anne schönzutrinken ;).

Wüste Nevadas


Weg von Prescott nach Vegas


Bei dem Anblick machen Roadtrips Spaß
Juhuuuu, Vegas, wir kommen :)

Was soll ich sagen? Vegas ist und bleibt ein völlig verrückter Ort. Hier findet man Paris, New York und Ägypten in einer Stadt. Ich habe selten so viel Licht in einer Stadt gesehen. Alles ist bunt und strahlt, alles scheint so surreal, so unwirklich. Selbst die Menschen in Vegas sind zum Teil zu gestylt, dass man kaum noch ihre wahre Gestalt erkennen kann. 

Klein Kathrin in groß Vegas



Trotzdem hat mir Las Vegas beim zweiten Mal wesentlich besser gefallen als beim ersten Mal. Der Grund dafür liegt wohl hauptsächlich darin, dass Kevin und seine Freunde mich in ihr dekadentes Hotel (Flamingohotel für Vegaskenner) eingeladen haben und mir gezeigt, wie Locals in Las Vegas feiern. Und diese Partyerfahrung war völlig anders als beim ersten Mal Touristen Las Vegas. Statt auf dem "Strip", der Hauptstraße in Las Vegas, in Touristenfallen zu tappen, haben wir die Nacht in der Altstadt verbracht und es ordentlich krachen lassen. Ich habe nie in meinem Leben so viele Hippies auf einmal gesehen, die völlig entspannt und lebensfroh zusammen gefeiert haben. Auch wenn viele dieser Menschen für meine Begriffe ein bisschen zu viele Drogen nehmen (was in den USA völlig normal zu sein scheint), waren sie die liebsten und herzlichsten Menschen und empfingen mich voller Freude und Offenheit. 

Läuft!
Teil der Partycrew beim Vortrinken
Blick aus unserem Hotelfenster, nicht schlecht...
In unserem "Flamingo"hotel




Auch ausnüchtern ist in Las Vegas ganz angenehm...gerade, da wir an Thanksgiving dort waren, haben wir uns ordentliches Antikateressen gegönnt und einfach das Hotel mit dem schönsten Pool aufgesucht, um in der Sonne nüchtern zu werden. Ja, hier wird es tatsächlich tagsüber noch so schön warm, dass man bedenkenlos in der Sonne faulenzen und schwimmen kann. 

Poolparty


Thanksgivingmahl


ABER ich war nicht nur faul und betrunken in Las Vegas =). Denn sogar in der Wüste Nevadas, ganz in der Nähe von Las Vegas kann man wunderbar wandern. Hier gibt es auch einen Red Rock Park, in dem man wunderbar den Nachmittag verbringen kann. Und mit dickem Kopf und knallender Sonne macht das Wandern gleich doppelt Spaß ;). Erstaunlich ist für mich immer wieder, wie anders die Welt an unterschiedlichen Orten sein kann. Während man in Las Vegas City von Menschen, Lichtern und Partymusik überrannt wird, erfährt in wenigen Kilometern Entfernung die absolute Ruhe und Gelassenheit, während man durch wunderschöne Felsen wandert.

Wunderschöne Wanderung
rote Felsen
Hier sind wir hoch gewandert

 Gerade nach so viel Stadttrubel tut für mich diese Ruhe und Besinnung beim Wandern unheimlich gut. Allerdings war es schon ein bisschen sehr viel Ruhe und Besinnung bei dieser Wanderung...Da Kevin mal wieder mit Kettlebell wandern wollte, mit Sicherheit am Vorabend mehr getrunken hatte als ich ;) und ich mal wieder Hummeln im Hintern hatte, rannte ich bei der Wanderung ein wenig vor, um den Gipfel unserer Wanderung noch vor Sonnenuntergang zu erreichen. Kevin und ich wollten uns auf dem Berggipfel treffen...leider hatten wir aber 2 Dinge nicht bedacht: 1. Jeder definiert Berggipfel anders und es gibt verschiedene Wege dorthin.   2. Die Zeitzone Nevadas ist eine andere als die in Arizona. Der Sonnenuntergang in Nevada setzt damit eher ein als der in Arizona. 

...es wird dunkel oben auf dem Berg


...manche Weisheiten lernt man erst, wenn man Bergspitzen hochklettert


Leider bemerkte ich somit als ich den Berg hochgeklettert war, dass der Ausblick zwar wunderschön war, die Sonne jedoch leider enorm tief stand und mir nicht mehr lange Licht bieten würde. Ich wartete somit schon leicht nervös auf Kevin, in der Hoffnung, er habe eine gute Taschenlampe. Leider fehlte jedoch von Kevin jede Spur...nach einigem Warten beschloss ich also, den Berg wieder herunterzuspurten, Kevin schnellstmöglich zu finden und zurück zum Auto zu kommen. So ein Sonnenuntergang kann jedoch sehr schnell passieren. Und wart ihr schon mal auf der Spitze eines Berges, mit ziemlich fordernden Kletterpartien? Alleine das schon kann ziemlich beängstigend sein, ich finde gerade den Abstieg immer wesentlich schwieriger als den Aufstieg. Wenn dabei aber noch das Licht fehlt, man völlig alleine ist, seinen Wanderpartner verzweifelt sucht und wie ich unter mangelndem Orientierungssinn leidet, kann das im Kopf zum reinsten Horrorfilm werden. So rannte ich voller Panik den Berg herunter, schrie nach Kevin und verlief mich einige Male. Im Kopf waren dazu immer Spinnen und Skorpione, Panik, Kevin sei den Berg herabgestürzt und Angst, den Weg nie mehr zu finden. Im Nachhinein sehr interessant, wie man reagiert, wenn so viele Ängste in einem hochkommen....Der Körper entwickelt regelrecht Wunderkräfte und meine Beine haben mich in rasender Geschwindigkeit den Berg heruntergetrieben. Trotz einigen Verlaufens legte ich wohl die Bergabstiegszeit meines Lebens hin...und irgendwann am Bergende fand ich einen panischen Kevin, der mich in allen möglichen Bergspalten suchte. Die Erleichterung, als wir uns beide lebend wiederfanden, war unbeschreiblich groß. Ich weiß nicht, wie wir es geschafft haben, auf völlig unterschiedlichen Wegen den Berg hinaufzuwandern und uns zu verpassen...aber ich kann euch empfehlen: Verlasst nie euren Wanderpartner auf dem Berg, es gibt dort unzählige Wege! Und achtet auf den Sonnenuntergang in verschiedenen Zeitzonen, ich werde das wohl nie mehr vergessen :D. 

Nach dieser Wanderung beschlossen Kevin und ich nach harten Partynächten lieber nur noch gemeinsam im Park Sport zu machen ;). 

...Deutschland verträgt den Alkohol besser als die USA!
Nummer sicher: Kettlebelltraining im Park

Neben den positiven Feiergefühlen überkamen mich  in Vegas an ganz einer anderer Stelle nochmal schreckliche Gefühle. Erinnert ihr euch an das Attentat in Las Vegas, bei dem in diesem Jahr 59 Menschen getötet wurden und 500 verletzt? Klar, gehört haben wohl alle von uns davon. Und natürlich hat mich diese Nachricht damals schockiert und tiefes Mitgefühl in mir ausgelöst. Als ich jedoch die Gedenkkreuze der Opfer hier in Las Vegas besuchte, überkam mich ein schreckliches Gefühl wie selten im Leben. Für jedes Opfer der Opfer wurden Kreuze aufgestellt mit Bildern von ihnen drauf. Dazu lagen persönliche Gegenstände der Opfer an den Kreuzen. Ihre Lieblingskleidung, Bücher, Fotocollagen mit Freunden und Familien, Blumen,...An dieser Gedenkstätte schien das Vegas keineswegs mehr oberflächlich. Hier traf ich viele weinende Menschen, die Atmosphäre war so traurig und bedrückend, dass ich es kaum aushielt. Von einem Attentat zu hören, ist schon schrecklich genug. Es im Nachhinein zu fühlen, zu erleben und die Trauer und spüren, ist nochmal ungemein schrecklicher. Ich bin so dankbar, dass ich noch nie einen solch tragischen Verlust eines mir geliebten Menschen miterleben musste. 

Memorial mit persönlichen Gegenständen der Opfer

Menschen trauern


Gott sei Dank darf ich seit gestern sogar das Gegenteil erleben: Den Beistand eines mir sehr wichtigen Menschen bei meiner Reise. Anne ist nach Las Vegas gekommen, um meine Reise für ein paar Tage zu begleiten. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie toll das Gefühl ist, eine so vertraute Freundin nach vielen Höhen und Tiefen des Reisens alleine in seiner Nähe zu haben. Es fühlt sich an wie auftanken, sich fallen lassen können und unendliche Dankbarkeit. Und das nicht nur, weil Anne mir auch noch Geburtstagsgeschenke mitgebracht hat ;). Obwohl Anne eigentlich an der Zeitverschiebung zu knabbern hatte, machten wir in unserer ersten wiedervereinigten Nacht zur Feier des Tages ordentlich einen drauf ;). Wir gönnten uns ordentlich Alkohol und Fastfood und gingen danach in den Casinos zocken.

Anne & Kevin zocken beim Glücksrad


Wollt ihr wissen, was wir verzockt haben? Wir sind uns nicht ganz sicher, tippen aber auf 800$! Und ja, für uns immens viel Geld...aber Nein, wir sind nicht übergeschnappt. Was wir da verzockt haben, war Gott sei Dank nicht unser Geld. Im Casino trafen wir auf einen Herrn, der uns bat, sein Geld für ihn beim Glücksrad und Roulette zu setzen. Er zückte 100$ Schein um 100$ Schein und versorgte uns mit Whiskey. Wir konnten zwar nicht ganz fassen, was und wieso er das tat, spielten aber einfach mit...und verloren leider ganz schön! Im Nachhinein ärgern wir uns ein wenig, dass wir ihn nicht gebeten haben, sein Geld in unsere Reise zu investieren ;). Aber es gibt wohl zahlreiche Menschen, die an einigen Stellen ihres Lebens nach Vegas reisen, um ihr Geld zu verzocken, oder es verzocken zu lassen. Wenn man Vegas nie gesehen hat, kann man sich nicht vorstellen, wie es hier abgeht. Hier gibt es wirklich unendlich viele Spielcasinos, die alle voll von Menschen allen Alters sind. Vom Studenten bis zum Bewohner des Seniorenheims zockt hier von morgens bis nachts fast jeder. Dabei findet man viele Menschen an für mich sinnlosen Maschinen, wie den einarmigen Banditen. Andere sitzen an den Spieltischen, um gegeneinander Roulette, Poker, oder andere Glücksspiele zu spielen. Was hier für ein Geld fließt, will ich wohl gar nicht wissen. Immerhin, wir hatten durch den Spielwillen des Unbekannten eine sehr aufregende Nacht. 

Typischer Einblick in ein Spielcasino


Nach nur 3 Stunden Schlaf ging unser Tag heute aber weiter: Denn in den USA war Black Friday, der Shoppingtag des Jahres schlechthin, an dem (angeblich) alles drastisch reduziert ist. Zwar fanden wir die Klamotten gar nicht so unfassbar günstig und hatten ja eigentlich einiges Geld verzockt, trotzdem aber mussten wir heute ein wenig shoppen in Vegas ausprobieren. Und das war echt anstrengend, für mich schlimmer als jede Wanderung. Darum lege ich mich jetzt ins Bettchen und sende euch beste Grüße!


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