Canada Autumn 2021
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Miramichi - Truro

Veröffentlicht: 16.09.2021

Strahlender Sonnenschein lässt nicht erahnen, welches Unwetter hier gestern tobte. Lediglich die großen Pfützen, die man überall sieht, weisen darauf hin. Diesmal bekomme ich tatsächlich ein Frühstück - grab and go. Eine Papiertüte bringt Folgendes zum Vorschein: einen Karottenmuffin, ein Müsliriegel, ein Pfirsichjogurt, eine Packung Orangensaft und ein Margarinedöschen. Wie sagt man auf Englisch - it´s the thought that counts. Ich bedanke mich artig beim Schlüssel abgeben und erfahre, dass ab Oktober wieder gemeinsam gefrühstückt werden darf. Wohl bekomm´s.

Ich fahre den Highway 11 hinunter und wechsele dann auf den Trans-Canada-Highway, den ich schon von Neufundland kenne. Diese ist mit 7000 km Länge die drittlängste Straßenverbindung der Welt und führt vom äußersten Westen (Graham Island) bis zu St. John´s auf besagter Insel Neufundland, natürlich nicht durchgehend. Und es erinnert hier auch vieles an diese Insel, inklusive der alle paar Kilometer aufgestellten Warnhinweise, dass man auf die Elche achten sollte. Gesehen habe ich diesmal keinen.

Weil das Wetter durchgehend so schön ist, fahre ich gelegentlich von der großen Straße ab und drehe eine Runde am Wasser. Diese Coastal Drives gibt es hier überall, und erstaunlich viele der Häuser hier haben einen Privatstrand, den man nicht betreten darf. Es ist wieder unglaublich, wie gepflegt alles ist, jeder Rasen sieht aus wie der von Wembley. Ich glaube inzwischen sehr, dass es hier viele Alterswohnsitze gibt - nicht die schlechteste Idee. Wenn nur die harten Winter nicht wären.

Hinter Sackville (cooler Name) beginnt dann die Provinz Nova Scotia, und tatsächlich muss man anhalten, denn es wird kontrolliert, ob man seine Einreise angemeldet hat. Eine junge Dame in ihrem Häuschen schaut sich meine Email und meinen Führerschein an, und ich meine ja, dass sie nix erkennen konnte auf die Entfernung. Trotzdem höre ich ein freundliches "You're good to go" und das war dann das hoffentlich letzte Hindernis auf meiner von COVID doch ein wenig dominierten Reise.

Ich will einen kleinen Umweg nehmen, und fahre vom Highway 104, wie er sich jetzt nennt, ab und tanke, um dann durch das Hinterland Richtung Küste zu gondeln. Ein Fuchs sitzt am Straßenrand und putzt sich, nur als ich eine Foto machen will, verpieselt er sich. Hätte ihn wohl besser nicht stören sollen. Nach 20 km wird die Straße zu einem Schotterweg, und noch mache ich mir keine Gedanken. Weitere 5 km später wird der Schotterweg aber immer schmaler. Laut Navi ist das aber die offizielle Verbindung. Nachdem nun noch unzählige Schlaglöcher dazu kommen, und die Fahrbahn endgültig einem Waldweg bei uns ähnelt, verlässt mich der Mut. Zu zweit hätte ich das eventuell noch gemacht, aber alleine trau ich mich nicht mehr. Eine Panne hier und ich bin dann doch ein wenig der Depp. Autos habe ich schon lange keine mehr gesehen, und das Navi zeigt noch 17 km bis zur nächsten Abzweigung und mein Handy hat keinen Empfang. Mein Instinkt sagt: keine gute Idee.

Also alles wieder zurück, und zurück auf den Highway, auch wenn es mich ein wenig nervt. In Nevada hatte ich ja mal unverschämtes Glück, als mich einer aus dem Sand zog - aber dieses Glück sollte man nicht überstrapazieren. Und so fahre ich gemütlich bis Truro, meinem Etappenziel für heute. Hier gibt es eine Menge Städtenamen, die ich alle aus Großbritannien kenne. Truro, Londonderry, Oxford und sogar Dorchester habe ich gesehen. Und Halifax gibt es ja auch in West Yorkshire.

Den Rest dieses sonnenreichen Tages verbringe ich im Victoria Park, einer riesigen Parkanlage in Truro. Google Maps schickt mich in ein Anwohnergebiet zum Parken, und als ich eine Anwohnerin frage, wie ich zum Park komme, meint sie, ich solle bei ihren Nachbarn durch den Drive laufen und dann hinten in den Park reingehen. Ich frage sie, was ihre Nachbarn denn dazu meinen, und sie lacht. Die sind das gewöhnt. Google schickt hier viele falsch her. Na denn. Und tatsächlich, als ich 2 Stunden später zurück komme und den Drive hoch laufe, wird mir aus einem Fenster freundlich zugewunken. Wenn ich das in Deutschland machen würde, wäre ich wahrscheinlich beschimpft und in den USA erschossen worden.

Das Hotel hier ist riesig und die Zimmer sind gut, nur hat leider das Restaurant zu. Aber auf dem Weg habe ich einen Taco Bell gesehen, und nachdem ich sehr lange keinen mehr besucht habe, siegt die Freude auf diese kleinen pseudo-mexikanischen Schweinereien. Der Laden hat mit einem KFC fusioniert, innendrin bekommt man beides am gleichen Thresen. Keine so schlechte Idee. Mir fällt ein junger Typ auf, der eine Bayern-München-Maske trägt und ich spreche ihn an. Mark ist vor 21 Jahren mit seinen Eltern von München hierher ausgewandert und lebt seitdem hier. Ich wechsele ein paar Worte Deutsch mit ihm, und er anwortet in breitestem bayerisch. Schnell wechsele ich wieder ins Englische, und weise auf seinen Kumpel hin, der daneben steht und uns sonst nicht verstehen würde. Gute Ausrede. Wer will denn hier schon bayerisch hören? I bstimmt ned.

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