Veröffentlicht: 28.09.2021
Die Nacht war dann doch nicht so schlimm wie befürchtet. Obwohl die Wände so dünn sind, dass ich den über mir schnarchen gehört habe, gab es auch einige stillere Intervalle in denen ich schlafen konnte. Das Frühstück heute morgen schenke ich mir allerdings - den Erfahrungen von vor mir Reisenden nach verpasse ich auch nichts. Und so gilt mein letzter Blick dem wahrscheinlich besten Accessoire dieser Unterkunft - dem swimming pool. Den habe ich aber nicht benutzt.
Vor mir liegt die längste Etappe dieser Reise - fast 500 km quer durch New Brunswick. Die ersten 300 km gehe ich zügig auf dem Highway an und was auffällt ist, dass die Blätter nun langsam ihre Farben ändern. Der Indian Summer beginnt. Ich freue mich sehr auf die nächsten Tage wo ich hoffentlich noch viele dieser Eindrücke bekomme.
Nach 300 km, die völlig problemlos auf einer ziemlich leeren Autobahn hinter mir liegen, reicht es mir dann und ich stelle in meinem Navi auf Autobahn vermeiden. Prompt führt es mich bei der nächsten Ausfahrt auf eine kleinere Straße, wo auch die Möglichkeit besteht, dass man anhält. Und das ist gut so denn die Szenerie ist einfach grandios. Selbst jetzt am Anfang des Farbenwechsels zeigt sich die Natur in einer Weise die eine nur erstaunt zurück lässt. Das in Verbundenheit mit der Landschaft ist eine der schönsten Erfahrungen hier. Wenn die Strecke nicht so lang gewesen wäre, wäre ich gerne alles außerhalb der Autobahn gefahren. Es ist einfach wunderschön.
Natürlich verlangsamt sich die Geschwindigkeit drastisch, und auch die Baustellen nehmen erheblich zu. Und so brauche ich für die letzten 200 km länger als für die 300 davor. Gelohnt hat es sich aber auf jeden Fall. Edmundston ist jetzt kein Ort den man unbedingt gesehen haben muss. Aber noch länger wollte ich nicht fahren und es gibt hier eine Möglichkeit in einem Apartment eine Nacht zu verbringen. Und was für ein Kontrast zur lieblosen Unterkunft gestern. Auch wenn auf dem Parkplatz hinter dem Haus ein Pickup mit 2 Kiffern steht.
Nach kurzem Auspacken fahre ich an die Brücke hier, auf deren anderer Seite die USA liegt - einen Steinwurf entfernt. Es ist schon skurril. So nah dran und man darf nicht rein. Eine Zollbeamtin in Uniform erklärt mir, dass es nicht gut wäre wenn ich auf die Brücke gehen würde. Denn dann müsste ich beim Einreisen (also von der Brücke runter) wieder einen PCR Test vorweisen. Ich frage wo ich den machen müsste. Sie meint in den USA. Ich entgegne, dass ich da nicht reinkomme. Und mit einem lachen sagt sie, genau das ist das Problem. Ich wäre dann in einem Kreis gefangen. Völlig Gaga.
Ich beschließe den Reisetag ohne weitere Abenteuer zu beenden und bleibe der Brücke fern. Morgen werde ich den 2. Kreis beenden - nach dem in Truro in Nova Scotia - wenn ich zum Sankt Lorenz Strom zurückkehre. Dann beginnt ganz eindeutig der letzte Teil meiner Reise. Der dritte Kreis. Und auf den bin ich sehr gespannt. Es fühlt sich ein wenig an als ob der Urlaub noch mal beginnt. Denn dieser Teil ist völlig ungeplant.