Veröffentlicht: 27.09.2021
Die Sonne strahlt als ob es den gestrigen Tag gar nicht gab. Und so bedaure ich natürlich, dass ich diesen schönen Fleck Erde heute verlassen werde. Das Motel war wirklich klasse, und ich werde es später noch viel mehr schätzen, was ich jetzt aber natürlich noch nicht weiß.
Ich fahre dieselbe Strecke zurück die ich rein gefahren bin. Sehr viele Alternativen gibt es hier auch nicht. Als ich Nova Scotia verlasse, sehe ich auf der anderen Seite wie die Autos auf ihren Check warten. Die Schlange ist aber nicht lang, also werden Sie die Kontrollen nicht verschärft haben.
Bei Mocton in New Brunswick fahre ich die Bay of Fundy wieder runter und komme kurz vor Erreichen meines Ziels an meinem Motel vorbei. Ich ahne schon schlimmes. Aber dazu später. Hopewell Rock liegt direkt daneben, und ich finde auf einem überdimensionierten Parkplatz reichlich Platz vor und steuere das Interpretive Center an. Dort löhne ich 14 Dollar und darf danach diese ungewöhnliche Küstenformation bei Ebbe bestaunen. Es ist ein Wunderwerk der Natur. Man kann auf dem Ozeanboden herumspazieren, wo in ein paar Stunden 10m höher das Meer steht. Der größte TidenHub der Welt. Ich verbringe 2 Stunden dort unten und beschließe später zurückzukommen, wenn die Flut da ist.
3 der Restaurants die ich hier anfahre sind geschlossen. Darum checke ich schon früh ein und frage wo man was zu essen bekommt. Sophie aus China händigt mir neben dem Zimmer-Schlüssel auch eine Liste aus. alle drei Restaurants befinden sich auf ihr, die ich schon vergeblich angefahren habe. Aber ein Diner 11 km entfernt hab ich noch nicht versucht. Ich schaue mir schon mal mein Zimmer an und sehe ein verschrabbeltes Zimmer ohne Kühlschrank oder Mikrowelle. Zudem mieses Internet. Die Sauberkeit ist okay, aber wenn ich bedenke dass der Schuppen hier teurer ist als das gestern, bedauere ich meine Entscheidung. Zumal sie auf der Vorstellung basierte, dass ich morgen noch einmal zu den Felsen fahren wollte. Da ich das aber später schon erledigt habe, wäre ich besser in Moncton untergekommen, zudem dass auf dem Weg morgen liegt. Naja, musste ja mal passieren.
Das Diner hat tatsächlich auf und es ist ein lustiges Erlebnis. Es ist tatsächlich an einer Tankstelle und neben mir sitzen vier alte männer rum, offensichtlich Stammkunden, und schäkern mit der Bedienung. Die Sprüche sind zu gut. Ich bestelle mein obligatorisches Fish & Chips und es ist außergewöhnlich gut für einen Ort wie diesen. In Utah hatte ich mal eine der besten Pizzen meines Lebens - auch in einer Tankstelle.
Danach geht es hinter einem Schulbus zurück zu den Hopewell Rocks. Schulbusse in Kanada haben hier absolute Vorfahrt. Sobald sie anhalten darf man sie weder überholen und noch nicht mal auf der anderen Seite an ihnen vorbeifahren sobald sie stoppen. Also tuckert man hinter ihnen her und wartet immer schön, bis einer nach dem anderen direkt vor der Haustür rausgelassen wird. Faszinierend.
Als ich um 4 Uhr wieder bei den Hopewell Rocks ankomme ist die Flut schon angekommen. Dort wo vorher noch hunderte Spaziergänger herumliefen, hat der Ozean seinen Platz zurück erobert und rauscht gegen die Felsen. Der Vergleich ist absolut atemberaubend. Ich genieße den Anblick eine ganze Weile von den zahlreichen Aussichtspunkten, da man den Strand natürlich nicht mehr betreten darf.
Zurück im Motel wird der Alptraum dann vollends ersichtlich. Ich habe eine down Unit erwischt, was bedeutet dass man mir auf dem Kopf herumtrampelt. Die Wände sind so verdammt dünn dass man jeden Schritt und jedes Andrehen des Wasserhahns über mir hört. Und für manche ist es scheinbar ein Hobby im Zimmer herum zu laufen. Ich bereue keine Ohrstöpsel dabei zu haben.
Ich beschließe für mich, das Frühstück hier morgen sausen zu lassen und sobald ich wach bin beziehungsweise wenn ich nicht mehr schlafen kann diesen grauenhaften Ort zu verlassen. Da das morgen sowieso ein Reisetag wird und ich ein Appartement gemietet habe, dass ich alleine bewohnen werde, kann ich mich dann ja dort ausruhen. Hier wird mir das nicht so einfach gelingen.