TeamStini
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Die Geschichte vom Sitzen und Schauen

Veröffentlicht: 05.06.2023

"Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hin zu schauen." Damit hat Astrid Lindgren wohl den Nagel auf den Kopf getroffen. Dieses wunderschöne Schweden lädt einen ein, gefühlt alle 500 Meter stehen zu bleiben, sich wenn möglich hinzusetzen und einfach nur zu schauen. Meistens muss man sich selber zwingen wieder weiter zu gehen oder zu fahren.

So geschieht es, dass wir uns nach den Schären noch ein Stück weit an der Küste nach Norden bewegen. Über Norrtälje, einer Kleinstadt an der Ostsee, fahren wir nach Kallerö, wo wir es uns 2 Tage in einem Naturreservat (dies war ein ausgewiesener Ort, da man normalerweise in Naturreservaten nicht stehen darf) gemütlich machen, sitzen und schauen eben.

Da das Pfingstwochenende aber auch bei schwedischen Pensionisten sehr beliebt und der Platz wohl nicht unbekannt ist, beschließen wir etwas ins Landesinnere, Richtung Fulufjället Nationalpark, zu fahren. Unser Weg führt uns über Gävle nach Svärdsjö, wo wir einerseits den wunderschönen Ausblick auf den See genießen und andererseits den nicht so schönen Ausgang der deutschen Fußballbundesliga miterleben dürfen. Übernachtet wird dann im malerischen Sunborn, nahe der Stadt Falun. Wir erinnern uns, Falun ist die Stadt aus der das berühmte Schwedenrot kommt. Sunborn ist aber nicht nur auf Grund des Schaffens des schwedischen Malers Carl Larsson malerisch, sondern bietet mit vielen künstlerischen Details an den Häusern bis hin zu den Wegweisern auf. 

Wir fahren durch scheinbar unendliche Wälder auf scheinbar unendlich geraden Straßen ohne Gegenverkehr. Elche sichten wir zwar wieder keine aber dafür neuen Straßenschilder "Achtung Ski-Doo" und, laut Christine werden sie so genannt, Huskyfarmen. Beides, also Schneemobile und Hundeschlitten, scheinen auch ein gängiges Verkehrsmittel zu sein, denn es gibt in den Wäldern ein riesiges Wegenetz mit Schildern und Wegweisern. Wir sind auf mittlerweile fast 800m und gepaart mit dem Breitengrad kann man schon von Winter im Sommer sprechen. Einzig der Schnee fehlt uns noch, diesen sehen wir dann aber von unserem nächsten Platz aus. Nahe dem Nationalpark übernachten wir mit einer atemberaubenden Fernsicht auf die schneebedeckten Berge und bei einer Temperatur von knapp unter 0°C. Dort haben wir, da Christine neuerdings dem Fährtenlesen sehr zugetan ist, am Waldboden Elchspuren und -kot gefunden, der Elch selbst lässt weiter auf sich warten. Am nächsten Morgen brechen wir früh auf, um auf teils schneebedeckten Wegen durch den Fulufjället zu wandern und den Njupeskär Wasserfall zu besichtigen. Auch hier gilt wieder: sitzen, schauen und sich die Haube nochmal über die Ohren ziehen, einfach beeindruckend.

Da es uns aber ehrlich gesagt doch etwas zu kalt ist, beschließen wir wieder in etwas tiefere Lagen zu fahren und landen nahe der Stadt Sveg an einer kleinen, (eventuell) ehemaligen Slipanlage mitten im Wald. Auch hier haben wir unsere seelige Ruhe, sitzen und schauen uns den prächtigen Sonnenuntergang über dem See an.  

Ein Plan tut sich auf. Eigentlich wollen wir eine bekannte Panoramastraße fahren, müssen aber einsehen, dass die ganze Runde auf Grund von Schneemaßen erst ab 6. Juni zu befahren ist, was uns einfach zu lange ist, nicht, dass wir dann vor lauter sitzen und schauen die Zeit übersehen. Deshalb geht es wieder zurück zur Küste, wo wir den nächsten Nationalpark besichtigten, der uns nochmals die Sprache verschlägt.

Der Skuleskogen Nationalpark besticht durch eine Abwechslung aus Mischwald, Bergseen und einem absolut genialen Panorama auf knapp 300m von felsig, kahlen Bergkuppen auf den Bottnischen Meerbusen. Pornografie für den Naturfreak! Für die 14 Km, die wir an diesem wunderbaren Fleck Erde zurücklegen, brauchen wir einen ganzen Tag, denn immer wieder setzen wir uns hin und schauen, sei es auf den warmen Felsen am Gipfel (inklusive 50 km/h Windböen) oder unten am Meer mit den Füßen im Sand. Seelenfrieden überkommt uns. 

Dieser Park begeistert uns so sehr, dass wir am nächsten Tag zu einem anderen Eingang fahren um auch hier eine Runde zu gehen. Da der Wettergott aber wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden ist (aufgegessen wurde immer!) nützen wir den restlichen Tag um uns Richtung Umeå zu begeben, wo wir diverse Einkäufe tätigen können und uns einen Tierarzttermin für den nächsten Tag  ausmachen. Zur Abwechslung suchen wir bei stürmischem Sauwetter keinen Platz in der Natur auf sondern machen es uns direkt vor einem bekannten schwedischen Möbelhaus im Wohnmobil gemütlich.

Der nächste Morgen bringt wieder deutlich entspannteres Wetter und nach dem Tierarztbesuch, welchen wir für die Einreise nach Finnland bzw. Norwegen brauchen, beschließen wir wieder weg vom Meer in das Storforsens Naturreservat zu fahren, wo wir direkt am Fluss Piteälven bei den Storforsen einen malerischen Stellplatz weit abseits jeglicher Zivilisation (jedenfalls fühlt es sich so an) finden. Die Storforsen sind Skandinaviens größte Stromschnellen und bewegen auf einer Länge von 5 km und einer Fallhöhe von 82 Metern bis zu 870 m³ Wasser pro Sekunde ins Tal. Das Rauschen der Stromschnellen lässt uns tief und fest schlafen bevor wir am nächsten Tag in das Besucherzentrum wandern um uns die letzten 600 Meter der Storforsen anzusehen. Dort donnern sie nämlich alleine 50 Meter in die Tiefe. Uns gefällt es hier so gut, dass wir beschließen noch eine Nacht dran zu hängen. 

Wie unsere Mission zum Nordkap weitergeht, warum Christine aus dem Nichts am Beifahrersitz hysterisch herumschreit und was es mit Christians Wunsch nach einem Foto mit einem alten Mann auf sich hat, das erfahrt ihr in unserem nächsten Beitrag.

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